SKIN MEDICINE - Die letzte Grenze. Tim Curran
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Название: SKIN MEDICINE - Die letzte Grenze

Автор: Tim Curran

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958350298

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СКАЧАТЬ die rechtschaffenen Ehefrauen und Schwestern – wenn es so etwas in einer brodelnden Minenstadt wie Whisper Lake gab – sondern die Huren. In ihrem Leben waren sie ständig berührt und begrapscht worden, und so schien es Hiram keine Sünde zu sein, dasselbe mit ihnen im Tod zu tun. Aber das galt nur für Huren. Für niemanden sonst. Egal was die Leute über ihn flüsterten, er hatte seine Standards, seine Berufsehre.

      Als die zwei Männer mit dem Sarg auftauchten, hatte Hiram gerade die Leiche einer jungen Hure vor ihm liegen. Sie war starr wie ein Zedernbrett und sie hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten. Hiram berührte sie, heftig schwitzend und atmend … in diesem Moment hatten die beiden an die Tür gehämmert. Der eine war eine alte, grauhaarige Wüstenratte, der andere ein junger Kerl mit Sommersprossen auf den Wangen. Aber beide hatten weit aufgerissene, starre Augen, und ihre Hände zitterten. Sie sahen aus, als ob sie ihre eigenen Geister gesehen hätten, die im Dunkeln hinter ihnen her waren.

      Hiram hatte noch nie zwei Männer gesehen, die so … voller Angst waren.

      Sie brachten den Sarg herein, stellten ihn auf einen leeren Tisch und machten, dass sie so schnell wie möglich wieder draußen waren, wobei sie geradezu darum kämpften, wer zuerst durch die Tür war. Aber manche Leute, das war Hiram klar, fühlten sich beklommen in der Gegenwart von Toten. Egal.

      Zu diesem Sarg hatte er ein Telegramm erhalten.

      Er enthielt den Körper von James Lee Cobb. Cobb war so etwas wie ein Auftragskiller gewesen, ein Gesetzloser, bekannt dafür, ein sadistischer, übler Mann zu sein. Die Welt war besser dran ohne ihn. Sein einziger Verwandter war ein Mormone, ein Siedler drüben im nahen Deliverance, eine der Mormonenstädte. Ein Halbbruder namens Eustice Harmony, der sich bereit erklärt hatte, ihn zu vergraben … sofern Cobbs Rothautfreunde die Rechnung übernahmen. Und das hatten sie getan.

      Als Hiram den Sarg betrachtete, sah er, dass viele der Nägel, mit denen er verschlossen worden war, fehlten. Eines der Messingbänder war gebrochen. Grobe Behandlung auf dem Transport. Aber das war etwas, das Cobb verdient hatte.

      Hiram ließ den Sarg stehen.

      Er hatte Dringenderes zu tun, als sich um tote Banditen zu kümmern.

      1-4

      Weit nach Mitternacht begann sich ein Gefühl des Grauens in ihm auszubreiten.

      Er konnte es nicht erklären. Versuchte es nicht.

      Nachdem er mit der bemalten Dame fertig war und sie in einen billigen, von ihrer Zuhälterin bezahlten Sarg aus Zedernholz gepackt hatte, begann er mit den Byrd-Brüdern, Thomas und Heck. Er zog die Tücher zurück und studierte ihre ergrauenden Gesichter. Eine Schande. Beide hatten ein Geschäft geführt – Thomas einen Reitstall und Heck eine Metzgerei. Und nun, so war das eben, waren sie selbst nichts anderes mehr als Fleisch. Es war kein Geheimnis, dass beide mit derselben Frau geschlafen hatten … Hecks Ehefrau … und es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis so eine schamlose Unzucht sie hierher bringen würde.

      Hiram kannte nur wenige Einzelheiten.

      Sie hatten sich betrunken im Cider-House-Saloon geprügelt, Heck hatte seinen Army-Colt gezogen und Thomas angeschossen, und Thomas hatte, bevor der Blutverlust zu groß geworden war, ein Jagdmesser in die Kehle seines Bruders gestoßen. In einer gemeinschaftlichen Pfütze ihres eigenen Blutes waren sie gestorben, ineinander im Kampf verschränkt wie bei einer Umarmung. So hatten sie noch ausgesehen, als man sie hergebracht hatte. Hiram und sein Bruder mussten beide mit anpacken, um die erstarrten Glieder voneinander zu trennen. Hecks Ehefrau Clarissa bezahlte für das Begräbnis. Sie wollte gute Särge für beide, und sie sollten gut darin aussehen, damit sie Seite an Seite fotografiert werden konnten, für die Verwandten daheim in Missouri. Sie konnte sich das leisten – als einzige lebende Angehörige gehörten ihr nun ein Reitstall und eine Metzgerei.

      Mit grauen, wässrigen Augen, die an nasses Blech erinnerten, machte sich Hiram an die Arbeit.

      Seine Finger waren flink und fleißig, tasteten sich voran, stachen zu, schnitten und zupften. Er heftete und nähte, gummierte und klebte. Messer blitzten auf und Sägen bissen zu, Wachs sammelte sich in Vertiefungen, und Fäden hielten Geheimnisvolles im Inneren der Leichen an ihrem Platz. Er balsamierte die Brüder mit einer Arsenlösung ein und bedeckte sie mit Tüchern, bis die Särge fertig waren.

      Hiram pumpte Wasser in ein Becken, zog die Gummihandschuhe aus und wusch sich sorgfältig die Hände.

      Der Wind draußen nahm zu, ein Ast kratzte über das Dach. Aus einem Grund, den Hiram nicht nachvollziehen konnte, ließ ihn etwas in Mark und Bein erschauern. Wieder spürte er dieses Gefühl des Grauens. Einige Stunden hatte es nun schon an ihm genagt … aber weshalb? Er ertappte sich dabei, wie er an die zwei Männer dachte, die den Sarg gebracht hatten.

      Weiß wie die Wand waren sie gewesen vor Angst.

      Aber warum? Warum nur? Erschöpfung, vielleicht. Sie waren zwei Tage in der Wildnis unterwegs gewesen vom Toole County nach Whisper Lake. Und es waren kalte, unwirtliche Tage. Solche Entbehrungen und Belastungen konnten merkwürdige Dinge mit Männern anstellen. Hiram säuberte seine Instrumente und entschied sich dagegen, heute Nacht noch an Cobb zu arbeiten. Der Ölheizofen in der Ecke blubberte vor sich hin, und doch war ihm kalt. Schlimmer noch, über seine Haut schienen an- und abschwellende Wellen zu kriechen. Er wollte unbedingt aus der Leichenhalle heraus, und er wusste nicht warum.

      Er hielt inne und ein Schweißtropfen floss den Berg herab, der seine Wange war.

      Da war etwas, irgendetwas.

      Zu hören war nichts, aber … er drehte sich um, starrte den Sarg an. Hiram stand da, beobachtete ihn, während sich sein Hirn mit kryptischen Gedanken füllte. Es war lächerlich … aber er hatte das irritierende Gefühl, beobachtet zu werden, studiert, angestarrt.

      Kinder, die versuchten, einen Blick zu erhaschen?

      Nein, es war zu spät, und die Vorhänge waren zugezogen. Vorsichtig, langsam, ging er zum Fenster, spähte an den Vorhängen vorbei. Die unbefestigte Straße draußen war leer. Er konnte sehen, wie sich die Stadt in die Ferne ausstreckte, dicht gedrängte Dächer, die die Hügel hinaufkletterten und in Senken eintauchten. Er konnte hören, wie der Wind die einsamen leeren Flächen durchstrich. Hörte irgendwo in der Ferne einen Wagen. Stimmengewirr aus der Ecke der Stadt, in der sich die Saloons befanden. Das allgegenwärtige Poltern der Maschinen aus den Minen.

      Aber niemand, der hereinblickte, ihn beobachtete.

      Die Schatten in der Leichenhalle schienen länger zu werden. Sie flossen aus Spalten und Rissen und Ritzen, wanden sich über den Boden wie sich paarende Schlangen. Die Laternen brannten immer noch hell und doch wirkte alles auf sonderbare Weise trübe.

       Augen, die mich beobachten.

      Einbildung?

      Hiram konnte mit Aberglauben nichts anfangen. Damit wollte er nichts zu tun haben. Und dennoch, etwas in ihm war lebendig und elektrisiert und beunruhigt, vielleicht sogar verängstigt. Er ging durch den Raum, zum Sarg hinüber. Sich die Lippen leckend strich er mit der Hand über das grob beschlagene Zedernholz, ertastete Nagellöcher und zersplitterte Astknoten.

       Augen, die mich anstarren.

      Der Körper da drin … James Lee Cobb … Hiram fing an, sich darüber Gedanken zu machen, als etwas Unerklärliches nach ihm zu greifen begann, jedoch so sanft, dass er sich dessen СКАЧАТЬ