Der schwarze Atem Gottes. Michael Siefener
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Название: Der schwarze Atem Gottes

Автор: Michael Siefener

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783864020551

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СКАЧАТЬ zusammen. Zuerst glaubte er, der Mönch sei ebenfalls aufgewacht, doch dann erkannte er, dass er im Schlaf sprach.

      »Apokalypse!«, rief der Pater plötzlich, und dann: »Geh weg, Satan, du wirst mich nicht holen! In meinem Kloster werde ich in Sicherheit sein. Soll doch die Welt um mich herum untergehen!« Die Stimme des Paters wurde immer aufgeregter. »Nein! Nein!«, rief er plötzlich. Martin bekam eine Gänsehaut. Der Pater schrie, winselte, röchelte. Martin hielt es nicht mehr aus. Er sprang auf und rannte aus dem Zimmer.

      Als er auf dem Gang stand, war wieder alles still; kein Laut drang mehr aus der Kammer, in der Hilarius seinen eingebildeten Kampf ausfocht. Doch dafür hörte Martin andere Geräusche. Von unten quoll noch immer gedämpft das Gemurmel und Rufen der Gäste im Schankraum herauf, und hinten, am Ende des Ganges, hörte er leises, keckes Kichern. Suitbertus und dieses Mädchen! Bevor Martin bemerkte, was er tat, schlich er bereits um die Biegung des Flures und auf das Zimmer zu, in dem sich sein Mitbruder vergnügte. Der matte, gelbe Schimmer eines Kienspans drang durch die Ritzen der Tür und das Schlüsselloch auf den Flur hinaus. Martin pirschte sich an die Tür, ging in die Hocke und spähte durch das Schlüsselloch.

      Suitbertus und das wirklich wunderschöne Mädchen standen in der Mitte des Zimmers, in dem sich zwei Betten rechts und links an den Wänden befanden. Suitbertus half dem Mädchen gerade, ihr Hemd auszuziehen. Was darunter hervorkam, raubte dem armen Martin beinahe den Atem. Er sah die prallen, großen Brüste, deren Zitzen frech in die Luft stachen. Suitbertus umfasste diese Liebeshügel und drückte heiße Küsse auf die Brustwarzen. Das Mädchen wand sich wolllüstig unter seinen Liebkosungen. Dann riss er sich von ihr los und zog ihr den Rock herunter. Wie eine Prinzessin stieg sie aus dem am Boden liegenden Kleidungsstück und griff dann unter Suitbertus’ Kutte. Sie schien zu reiben. Suitbertus stöhnte hemmungslos. Er riss sich die Kutte vom Leib und warf sie achtlos zu Boden. Martin sah, dass er eine starke Erektion hatte. Schamhaft stellte er fest, dass sie aber nicht so groß war wie seine eigene, die er bisweilen mit gewaltigem Entsetzen auf der Latrine oder nach dem Schlaf bemerken musste. War es nicht der ehrwürdige Kirchenvater Origines gewesen, der sich das Gemächt abgeschnitten hatte, damit er ohne Störungen Gott dienen konnte? Ein weiser Mann!

      Jetzt ließ das Mädchen den Mönch los, kletterte in das Bett und kniete sich auf alle viere wie eine läufige Hündin. Voller Schrecken sah Martin, wie sie mit dem Hinterteil wackelte. Suitbertus stieß ein brünstiges Grunzen aus, das sich gar nicht so sehr von den Lauten unterschied, die Martin vorhin von Pater Hilarius hatte vernehmen müssen, sprang ebenfalls in das knirschende Bett, kniete sich hinter das Mädchen und stach mit seiner Lanze zu. Das Mädchen kreischte auf – nicht vor Schmerz. Nun begann der Tanz.

      Suitbertus rammelte wie ein Besessener, was dem Mädchen ausnehmend zu gefallen schien. Sie war wie im Fieber. Er beugte sich über sie, griff nach ihren herabbaumelnden, zitternden Brüsten und knetete sie. Das schien ihr noch besser zu gefallen. Martin sah, wie sich auf Suitbertus’ Rücken Schweißperlen bildeten. Und dann geschah es.

      Es ging so schnell, dass Martin zunächst nicht begriff, was überhaupt passierte. Er sah nur, dass das Bett plötzlich noch viel heftiger schaukelte. Und auch das andere Bett schwankte. Suitbertus hielt in seiner Bewegung inne, und das Mädchen wirkte, als sei es erfroren oder zu einer Statue geworden.

      Dann stürzten schwarze Schemen unter den Betten hervor und warfen sich auf Suitbertus. Der Mönch bäumte sich auf und schrie vor Überraschung und Schmerz. Martin wollte ihm zu Hilfe eilen, aber er traute sich nicht.

      Es waren zwei der Männer aus dem Schankraum. Sie stachen mit Dolchen auf Suitbertus ein, dessen Rücken sich in Windeseile rötete. Das Mädchen schrie vor Entsetzen auf und raufte sich die Haare. Sie versuchte, in ihrer erregenden Nacktheit auf die beiden Männer loszugehen, doch einer von ihnen schleuderte sie fort. Dann vollendeten sie ihr blutiges Werk.

      Jetzt drang auch aus dem vorderen Teil des Hauses ein Höllenlärm. Martin sprang auf die Beine und rannte zurück zu seinem Zimmer. Von der Stiege her sah er einen rötlichen Schimmer. Unten kreischten Menschen. Flammen leckten über die Stufen und in den Gang hinein.

      Hilarius! Was war mit dem Pater? Martin warf sich in das enge Zimmer. Die flackernden Flammen, die sich mit rasender Geschwindigkeit auf dem Flur ausbreiteten, leuchteten den Raum gespenstisch aus.

      Pater Hilarius war verschwunden. Der Lederbeutel mit seinen Habseligkeiten lag noch neben seinem Bett, doch von ihm selbst war keine Spur mehr zu sehen.

      Wenn Martin doch nur bei ihm geblieben wäre, statt sich von seinen schmutzigen Gelüsten überwältigen zu lassen! Es war allein seine Schuld! Er hatte versagt. Er musste Hilarius retten. Aber wie? Die Flammen fraßen sich bereits in das Zimmer hinein. Eine Hitze wie in der Hölle schlug Martin entgegen. Er konnte nicht mehr fliehen. Atemlos irrte sein Blick durch das Zimmer. Er saß in der Falle.

      Das Fenster! Aber es war ja zugenagelt! Als wäre das alles genau geplant gewesen! Er sprang auf das Bett unter der Fensteröffnung und drückte gegen die Holzplatte. Sie gab nicht nach. Die Flammen knisterten und fauchten und versengten ihm mit ihrem Atem das Haar. Wie ein Wahnsinniger warf er sich gegen die Platte.

      Jetzt löste sie sich rechts unten. Mit neuer Hoffnung rammte er mit der Schulter noch einmal gegen das Holz. Es splitterte, aber es hing noch immer zu fest im Rahmen. Die Hitze wurde unerträglich. Er konnte nicht einmal mehr auf dem schwankenden Bett Anlauf nehmen; die Flammen waren schon zu dicht hinter ihm. Er warf einen kurzen Blick zurück und sah, dass sie bereits an dem hölzernen Bettgestell nagten. Martin hämmerte mit den Fäusten gegen die Platte. Seine Knöchel drohten zu zerspringen. Da gab sie endgültig nach und knirschte aus dem Rahmen. Der Weg in die Nacht war frei.

      Die plötzliche Öffnung in der Wand fachte die Flammen noch mehr an. Eine feurige Zunge leckte gierig nach Martin. Ohne zu zögern, stürzte er sich aus dem Fenster. Zu spät erinnerte er sich daran, dass es im ersten Stock lag.

      5. Kapitel

      Zäh zerriss die Schwärze. Martin rieb sich den schmerzenden Kopf und schlug die Augen auf. In geringer Entfernung vor ihm brannte das Gasthaus lichterloh. Er bemerkte, dass er am Boden lag, und es dauerte einen Augenblick, bis er sich daran erinnerte, wie er dieser Flammenhölle durch einen beherzten Sprung aus dem Fenster im ersten Stock entkommen war. Offenbar hatte er sich noch ein kleines Stück vorangeschleppt, bevor er zusammengebrochen und ohnmächtig geworden war. Allzu lange konnte seine Bewusstlosigkeit jedoch nicht gedauert haben, denn das Feuer wütete noch genauso schrecklich wie bei seiner Flucht.

      Jetzt stürzte die Rückwand mit einem seltsam menschlich klingenden Stöhnen ein; Funken stoben in den schwarzen Nachthimmel wie aufsteigende Sterne, wie die Seelen derer, die in diesem Brand umgekommen waren. Sicherlich forderte das grauenvolle Toben der Flammen viele Opfer. Opfer …

      Wie ein Sturzbach ergoss sich die Erinnerung in ihn. Gerade hatte er versucht, sich zu erheben, und hatte dabei jeden Knochen in seinem geschundenen Leib gespürt; jetzt warf ihn die Macht der Erinnerung zurück auf den kalten, trockenen Erdboden. Pater Hilarius befand sich in der Gewalt einer Räuberbande, die ihn verschleppt hatte – nur so war sein Verschwinden zu erklären. Suitbertus war während seines schändlichen Treibens von den Banditen ermordet worden, und Martin hatte es nur seiner eigenen Keuschheit zu verdanken, dass er noch lebte. Er erinnerte sich an das wunderschöne Mädchen, das seinen Konfrater verführt hatte. War es wirklich möglich, dass sie mit dem Gesindel gemeinsame Sache gemacht hatte? Sie hatte versucht, Suitbertus zu verteidigen, aber sie war nicht allzu überrascht vom Auftauchen der Mordbuben gewesen. Ob sie sich aus der Flammenhölle hatte retten können? Hilarius …

      Er musste dem heiligmäßigen Pater helfen! Er musste ihn aus den Klauen der Banditen befreien! Aber wie? Martin versuchte erneut, aufzustehen. Grelle Schmerzen schossen wie Feuerpfeile durch seinen dünnen СКАЧАТЬ