Название: Bettina Fahrenbach Staffel 2 – Liebesroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Bettina Fahrenbach Staffel
isbn: 9783740925130
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Einem der Männer, offensichtlich der Leiter dieser Kommission, schien es unangenehm zu sein, diesen Auftrag hier zu erfüllen.
»Frau Fahrenbach, wir tun wirklich nur unsere Pflicht«, wiederholte er, dann gab er den Männern Anweisungen, was sie zu tun hatten.
Bettina setzte sich in ihrem Esszimmer auf einen Stuhl und sah hilflos zu, wie die Männer anfingen, Schränke und Schubladen aufzumachen und alles zu inspizieren.
Leni kam hereingerannt. Sie war vollkommen aufgelöst.
»Bitte, Bettina, kannst du mir sagen, was das hier alles zu bedeuten hat?«
»Kann ich dir, Leni, wir haben die Steuerfahndung im Haus.«
Leni wankte zu einem Stuhl, ließ sich darauf herunterplumpsen und sah Bettina aus weit aufgerissenen Augen an, als habe diese soeben Suaheli gesprochen.
»Bitte … was?«
»Die Steuerfahndung«, wiederholte Bettina.
Es dauerte eine Weile, bis Leni das verkraftet hatte.
»Aber doch nicht bei uns«, begann sie schließlich zu jammern, als sie diese Ungeheuerlichkeit begriffen hatte. »Aber doch nicht bei uns … wie kommen diese Menschen darauf, so etwas zu vermuten – bei den Fahrenbachs. Bettina, dein Vater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das wüsste … Steuerfahndung … so lass dir das doch nicht gefallen. Unternimm etwas …«
Leni war vollkommen außer sich, und Bettina bekam schon Angst um sie.
»Herr Fischer wird gleich hier sein«, beruhigte sie Leni, »und es wird sich alles aufklären. Wir werden erfahren, wer uns diesen üblen Streich gespielt hat.«
»Aber wir leben in einem Rechtsstaat, Bettina. Da kann es doch nicht möglich sein, dass ein unbescholtener Bürger denunziert wird und dass dann eine Horde Männer ausschwirrt, um diskriminierende Untersuchungen anzustellen. So etwas muss doch vorher überprüft werden auf den Wahrheitsgehalt. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder jeden anzeigen könnte, nur weil dem einen etwas an dem anderen nicht passt.«
Leni drohte zu kollabieren.
Sie war puterrot im Gesicht, feine Schweißperlen standen auf ihrer Stirn.
»Bitte, Leni, beruhige dich. Herr Fischer wird gleich hier sein.«
Wie auf Kommando stand dieser im Türrahmen. Er musste von Steinfeld nach Fahrenbach geflogen sein.
»Wer ist hier der Diensthabende?« wollte er nach der Begrüßung wissen.
»Ich glaube, der ist mit Leuten zur Destille gegangen«, gab Bettina Auskunft.
»Schön, dann werde ich mich auch dorthin begeben. Bitte, bleiben Sie ganz ruhig, und Sie, meine liebe Frau Dunkel«, natürlich kannte er Leni schon aus Zeiten, als Bettinas Vater noch lebte, »regen sich bitte nicht so auf. Das ist die Sache nicht wert, denn was hier passiert, ist geradezu eine Posse, über die man lachen könnte, wenn sie nicht mit diesen Unannehmlichkeiten verbunden wäre.«
Er nickte den beiden Frauen aufmunternd zu, ehe er eilends Bettinas Haus verließ.
»Gott sei Dank ist Herr Fischer jetzt hier«, atmete Leni auf, »der kennt sich aus, und der weiß, was er will, das hat dein Vater schon immer gesagt … Ach, Bettina, wer hasst dich so, dass er dir so übel mitspielt? Du tust doch niemandem etwas.«
Bettina zuckte die Achseln.
»Leni, ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber ich hoffe nur, dass Herr Fischer das herausfinden wird.«
Sie war jetzt auch beruhigter. Herr Fischer war ein integerer Mann, überall anerkannt. Er saß in Fachausschüssen, Prüfungskommissionen, arbeitete als Gutachter.
In seinem Büro wurde die komplette Buchhaltung gemacht – die für die Destille, die für die Vermietungen im Gesindehaus und Bettinas private Steuererklärungen.
Es geschah alles so, wie es schon zu Lebzeiten ihres Vaters gemacht worden war, immer ohne Beanstandungen.
Da konnte bei ihr jetzt auch nichts falsch gemacht worden sein. Sie hatte korrekt alle Unterlagen abgegeben, und die waren, dessen war Bettina sich sicher, auch korrekt bearbeitet worden, und das war sehr beruhigend.
»Leni, möchtest du etwas trinken?«
Leni nickte.
»Ja, am liebsten einen Kaffee, den brauche ich jetzt zur Beruhigung meiner Nerven.«
Bettina blickte zu dem Beamten hinüber, der gerade wieder einige Unterlagen in eine Schublade legte.
»Entschuldigung, darf ich in die Küche gehen und einen Kaffee kochen?«
Unschlüssig schaute der Mann sie an.
»Aber ja«, sagte er schließlich, »doch wenn …«
Bettina ahnte, was er befürchtete.
»Frau Dunkel wird mich begleiten … sie könnte ja sonst belastendes Material beiseite schaffen. Und Sie kommen am besten auch mit und behalten mich im Auge. Möchten Sie vielleicht auch einen Kaffee trinken?«
Er schüttelte den Kopf.
»Nein, danke.«
»Ach so, ja, entschuldigen Sie bitte. Das könnte man ja als Beamtenbestechung auslegen.«
Er war noch sehr jung, und ihm war es peinlich.
»Es ist mein Job, und ich muss meine Arbeit machen«, sagte er.
»Ein grauenvoller, belastender Job«, entgegnete Bettina. »Man muss wohl dafür geboren sein, in die Intimsphäre von Menschen einzudringen.«
Sie stand auf.
»Komm, Leni, gehen wir in die Küche. Und Sie, junger Mann, begleiten uns bitte. Sie können ja in der Küche Ihre Durchsuchung fortsetzen.«
*
Es gab Dinge im Leben, die wollte man einfach nur vergessen, ausstreichen, als habe es sie nie gegeben.
Und dazu gehörte zweifelsfrei für Bettina der Besuch der Steuerfahnder.
Obschon sie sich von vornherein keiner Schuld bewusst gewesen war, würde sie niemals mehr das ungute Gefühl vergessen, das sie beschlichen hatte, als sie erfahren hatte, wer die geschäftigen Männer gewesen waren.
Es war für sie gut ausgegangen, ihre Unschuld war zweifelsfrei bewiesen.
Aber für sie blieb das schale Gefühl zurück, dass es Menschen in ihrem Leben gab, die sie so sehr hassten, dass sie vor solchen Anzeigen nicht zurückschreckten.
Wer war es gewesen?
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