Название: Bettina Fahrenbach Staffel 2 – Liebesroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Bettina Fahrenbach Staffel
isbn: 9783740925130
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Linde rief die Bedienung herbei, und nachdem der Kaffee für Bettina, ein Tee für Linde serviert waren, rührte Linde wild in ihrem Teeglas herum, weil sie auf Zucker nicht verzichtet hatte.
»Linde«, griff Bettina das vorausgegangene Thema wieder auf, »warum hast du niemals mit mir darüber gesprochen? Wir sind doch Freundinnen.«
»Weil mir solche Gedanken niemals gekommen sind. Es ist neu, erst seit kurzer Zeit habe ich manchmal dieses ungute Gefühl, und das mit dem schwarzen Vogel ist mir erst vor ein paar Tagen eingefallen. Vielleicht hängt das ja auch nur mit meiner Schwangerschaft zusammen. Schwangere Frauen sollen ja manchmal wunderlich sein.«
»So wird es sein.« Bettina atmete insgeheim auf. »Ich bin nämlich überzeugt davon, daß wir hier, genau an diesem Platz, noch euren fünfzigsten Hochzeitstag feiern werden.«
»Ja.« Diese Vorstellung gefiel Linde, und ihre niedergedrückte Stimmung war mit einem Schlag vorbei.
Martin stand plötzlich am Tisch. Er war unbemerkt hereingekommen, beugte sich zu Linde herunter, drückte ihr einen zärtlichen Kuß auf die Stirn.
»Wo warst du?« wollte er wissen und verlieh seiner Stimme einen scheinbar drohenden Unterton.
Linde kicherte.
»Um mich das zu fragen, hast du einfach deine Praxis verlassen und läßt deine tierischen Patienten warten?«
»Meine liebe Frau, das ist der Vorteil, wenn man selbst von seinem Arbeitsplatz aus seine Angetraute beobachten kann.« Nach einem weiteren Kuß auf die Stirn wollte er wissen: »Also, wo warst du?«
Bettina stand auf.
»Tja, dann will ich mal gehen.«
»Um Gottes willen, ich will dich nicht vertreiben, Bettina. Ich muß doch sowieso gleich wieder rüber in die Praxis.«
»Nein, laß mal gut sein. Ich muß gehen. Ich bin nur hergekommen, um Linde ein paar Trüffel zu bringen.«
Linde schaute ihre Freundin an, zuckte die Achseln.
Bettina nickte heftig.
Linde wiegte zweifelnd den Kopf.
Bettina nickte erneut.
Martin schaute von der einen zur anderen.
»Sagt mal, ihr zwei, was hat das denn zu bedeuten? Studiert ihr eine Pantomime ein?«
Wie auf Kommando fingen die beiden Frauen herzhaft an zu lachen.
Bettina winkte Martin zu.
»Wir sollten uns alle mal wieder sehen und einen draufmachen.«
Dann wandte sie sich an Linde, beugte sich zu ihr herunter und flüsterte: »Die Dinge geschehen, wenn die Zeit reif ist. Sag’s ihm!«
»He, was soll sie mir sagen?«
Bettina winkte noch einmal.
»Auf Wiedersehen und noch einen wunderschönen Tag«, rief sie und tänzelte hinaus. Am liebsten wäre sie stehengeblieben, um Martins Jubelschrei zu hören. Aber so etwas gehörte sich nicht.
Sie stieg in ihr Auto, um nach Hause zu fahren. Doch dann überlegte sie es sich unterwegs anders.
Sie drehte um und fuhr hinauf zu der kleinen Kapelle.
Später hätte sie nicht zu sagen vermocht, was sie dazu bewogen hatte. Aber auf einmal war es ihr wichtig gewesen, Kerzen anzuzünden – für Linde, für Martin und die beiden ungeborenen Babys.
Bettina setzte sich auf eine der altersdunklen Holzbänke und schaute lange Zeit in das Licht der brennenden Kerzen.
Dann begann sie zu beten.
»Lieber Gott, bitte, laß Linde zwei gesunde Kinder zur Welt bringen und erhalte ihr das Glück mit Martin.«
Als Bettina schließlich nach einer ganzen Weile wieder zu den Kerzen blickte, begann eine von ihnen unruhig zu flackern, um dann unvermittelt zu verlöschen.
Bettina war wie gelähmt.
Es war still und ruhig in der Kapelle. Sie hatte die Tür hinter sich verschlossen, so daß auch kein Windhauch die Kerze hätte löschen können. Und es war auch niemand nach ihr hereingekommen.
Bettina war wie gelähmt, dann begann sie am ganzen Körper zu zittern.
Linde hatte von ihren Ängsten gesprochen. Sie hatte den schwarzen Unglücksvogel von ihrem Hochzeitstag erwähnt, und jetzt war die Kerze ausgegangen.
War das ein böses Omen?
Es kostete Bettina einige Überwindung aufzustehen, zu der erloschenen Kerze zu gehen. Sie wollte sie einfach wieder anzünden.
Als sie davor stand, bemerkte sie, daß diese Kerze fast keinen Docht hatte. Das bißchen Docht, das dagewesen war, war heruntergebrannt und hatte die Kerze zum Verlöschen gebracht.
Es war kein schlechtes Vorzeichen, kein Hinweis auf nahendes Böses.
Nein, es war nur schlampige Arbeit des Kerzenherstellers, mehr nicht.
Unendliche Erleichterung machte sich in Bettina breit, nachdem sie das festgestellt hatte.
Dennoch – einem Impuls folgend holte sie alle Kerzen hervor, die noch da waren und zündete sie an.
Mit Licht konnte man die Dunkelheit vertreiben. Auch wenn das ein Aberglaube war, wollte sie jetzt einfach daran glauben.
Nachdem alle Kerzen brannten, setzte sie sich wieder hin und sah in das helle Licht.
Sie würde wieder Kerzen mitbringen, wie sie und alle Fahrenbacher es taten, wenn sie herkamen. Die kleine Kapelle war kein Kirchenbesitz, sondern einer ihrer Vorfahren hatte sie erbaut. Die Fahrenbachs sorgten seit Generationen für deren Erhalt, aber die Leute aus dem Dorf schmückten sie. Und hier wurde auch geheiratet, und man taufte seine Kinder in dieser anheimelnden Kapelle.
Auch Linde und Martin hatten hier geheiratet, und hier würden sie auch ihre Kinder taufen lassen.
Und sie, Bettina, sollte Patentante werden.
Das mußte sie unbedingt Thomas erzählen. Und Leni, Arno und Toni würden Augen machen.
Aber nein. Auch wenn ihr das Herz überlief, durfte sie es nicht erzählen. Das mußte Linde machen als künftige Mutter, da durfte sie nicht vorgreifen.
Bettina stand auf, blickte noch einmal in die gleichmäßig brennenden Kerzen und dann hinauf zu dem mit Perlmutt verzierten Kreuz.
In Gedanken wiederholte sie das vorhin gesprochene Gebet, dann verließ sie die Kapelle.
Es hatte heftig angefangen zu regnen, und Bettina beeilte sich, schnell in ihr Auto zu kommen, das sie unterhalb der Kapelle auf einer kleinen kiesbestreuten Parkbucht abgestellt hatte.
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