Mütter. Anja Bagus
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mütter - Anja Bagus страница 8

Название: Mütter

Автор: Anja Bagus

Издательство: Автор

Жанр:

Серия:

isbn: 9783944180786

isbn:

СКАЧАТЬ Haare aus dem erhitzten Gesicht und lachte unsicher. „Es war nur ein wenig scharf. Können wir jetzt bitte mit dem Hauptgang weitermachen?“

      Mama Wu und Mei deuteten eine Verneigung mit dem Kopf an. „Natürlich. Kommt sofort“, versprach Mama Wu. Beide Frauen zogen sich tuschelnd in die Küche zurück.

      Miriam schüttelte mit einem peinlich berührten Lachen den Kopf. „Wo waren wir gerade?“ Sie zog ihr schwarzes Top etwas ab, um ein wenig Luft an ihren Körper zu lassen. Meine Güte, das Zeug war aber auch scharf gewesen. Am ganzen Körper brachen ihr jetzt Schweißperlen aus. Zum Hauptgang gab es bestimmt viel Reis, mit dem konnte sie den Brand hoffentlich etwas löschen.

      „Beim Reparieren von Oldtimern”, entgegnete Oliver.

      Puh, endlich wusste Miriam um welches mysteriöse Hobby es ging. „Ich habe noch nie einen Schraubenschlüssel geschwungen“, bekannte sie, „aber ich hätte Lust, es mal zu probieren.“

      „Ich freu mich drauf.“ Oliver hob ein winziges Glas zum Toast. Miriam hatte gar nicht mitbekommen, dass der Sake serviert worden war. Sie toastete Oliver zu und ließ den süßen Wein über ihre Zunge rinnen. Feuer raste ihren Rachen hinunter und ein ungeheurer Niesreiz überkam sie. Bevor sie die Hand vor die Nase schlagen konnte, hatte er sich mit einem trompetenden „Ha-a-atschi“ Bahn gebrochen.

      Peinlich berührt schlug Miriam sich die Hand vors Gesicht. Ihre Nase tat richtig weg. Sie tastete auf dem Tisch nach ihrer Serviette, als ein Aufschrei von Oliver ihren Blick hochfahren ließ. Sein Bart stand in hellen Flammen! Oliver sprang auf und sein Stuhl fiel krachend um. Er schrie weiter, während er sich die Hände ins Gesicht schlug, um die Flammen zu löschen.

      Miriam sprang an seine Seite, um ihm zu helfen. Sie drückte die Serviette auf die Flammen, während sie vernehmlich die Nase hochzog. Mist, sie musste schon wieder niesen. Da sie mit beiden Händen die Serviette hielt, drehte sie nur den Kopf zur Seite und nieste. Ein dünner Feuerstrahl schoss aus ihrer Nase und setzte Olivers Polohemd in Brand.

      Er entriss ihr die angekokelte Serviette und schlug auf seine Brust ein, während er mit Panik im Blick vor ihr zurückwich.

      „Es tut mir Leid“, wollte Miriam eigentlich rufen, aber was aus ihr herauskam, war ein raues „Grrrrraaaaoooooooooooaaar“.

      Mama Wu und eine Gruppe Chinesinnen kamen mit Decken und Tüchern angelaufen, um den Brand zu löschen. Bald lag Oliver am Boden und die Flammen waren erstickt.

      Entsetzt räusperte Miriam sich, trotzdem brachten ihre Stimmbänder weiterhin keine Worte, sondern nur ein lautes Grollen hervor. Oliver starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Wo sein Bärtchen geprangt hatte, bildete sich eine dicke Brandblase.

      Miriam streckte die Hand nach ihm aus. Die langen Ärmel ihres T-Shirts klebten schweißnass an ihren Armen.

      Starke Hände packten Miriam von hinten. Sie trat aus und wehrte sich, aber sie wurde von einer Gruppe Frauen aus dem Raum geschleift. Es ging eine Treppe hinab, noch eine, diesmal mit schiefen Steinstufen, die in der Mitte ausgetreten waren. Dann ließen die Frauen sie so abrupt los, dass Miriam vornüber fiel. Sie konnte sich gerade noch mit den Händen abfangen. Als sie taumelnd wieder auf die Beine kam, war sie allein im Keller.

      „Hallo?“, rief Miriam. „Ich glaube, es hackt. Das gibt so was von einer miesen Bewertung auf Tripadvisor.“

      Sie stand in einem Kellergewölbe, dessen Decke bestimmt fünf Meter hoch war. Die Lampe an der Decke erhellte gerade noch die Treppe, der Rest des riesigen Raumes verlor sich in Dunkelheit. Ihre Schulterknochen juckten wie verrückt. Irgendwie beruhigte das Jucken Miriam. Kein Wunder, dass sie sich so komisch fühlte — sie war wahrscheinlich allergisch auf etwas im Essen gewesen.

      Und das Feuer, das sie geniest hatte? Miriam schüttelte den Kopf. „Kann ja gar nicht sein.“ Sie würde nach Oliver sehen, ihn fragen, was wirklich passiert war und dann würden sie das Date um eine Woche verschieben, wenn Miriam sich nicht mehr so seltsam fühlte.

      Als sie zur Treppe zurückstapfte, wurde der Juckreiz so stark, dass sie sich erst einmal am Treppengeländer schubbern musste.

      „Dir sprießen Flügel“, sagte Mama Wus Stimme hinter ihr. „Lass es geschehen und wehr‘ dich nicht dagegen, dann geht es schneller vorbei.“

      Miriam schnaubte verächtlich. „Ich habe keine bekifften Flügel und gehe jetzt nach Hause.“ Es interessierte sie nicht besonders, wie die alte Chinesin es geschafft hatte, aus dem Nichts zu erscheinen. Und sahen ihre Hände nicht länger aus, hier unten im Dämmerlicht? Fast so, als ob die zierliche alte Dame lange elfenbeinfarbene Klauen hätte …

      „Ach was, alles nur Einbildung“, redete Miriam sich in Gedanken gut zu. Sie sprang auf die Kellertreppe. Der Griff, der sich von hinten um ihren Arm schloss und sie zurückhielt, war nicht gerade der einer zerbrechlichen alten Dame. Schraubzwinge traf es eher.

      „Sie haben ja wohl einen Sprung in der Schüssel“, knurrte Miriam. „Ich gehe jetzt.“ Sie machte noch einen Versuch, aus Mama Wus Griff auszubrechen. Diesmal ließ die alte Chinesin sie los. Als Miriams Fuß die dritte Stufe betrat, riss der T-Shirt-Stoff auf ihrem Rücken. Mit einem lauten Knacken von Knochen entfalteten sich zwei riesige Flügel hinter ihr. Sie waren so groß, dass Miriam sie sehen konnte, wenn sie den Kopf zur Seite neigte. Die Spannbreite ihrer Flügel war enorm und die roten und grünen Schuppen sahen toll aus — sie schimmerten, als seien sie nass.

      „Äh.“ Miriam starrte die Flügel an. Ihre Flügel? Mehr nebenbei fiel ihr auf, dass auch ihre Hände und Arme jetzt mit denselben schillernden Schuppen bedeckt waren. Im Essen waren Halluzinogene gewesen, anders war das überhaupt nicht zu erklären. Wenigstens juckten ihre Schultern nicht mehr.

      „Also gut, ich gebe zu, dass ihr hier richtig guten Stoff habt“, stieß sie hervor. „Aber ich bin nicht interessiert.“ Sie hechtete die Treppe hoch. Die Flügel folgten ihrer Bewegung und gaben jedem ihrer Schritte einen angenehmen Auftrieb. Es fühlte sich in etwa so an, wie schwerelos im Wasser herumzuspringen.

      Sie prallte gegen Mama Wu, die plötzlich über ihr auf der Treppe stand und den Weg blockierte. Wie war die so schnell hierhergekommen?

      „Was habt ihr mir gegeben?“, knurrte Miriam sie an.

      „Die Drachenrolle war nicht für dich bestimmt“, sagte Mama Wu und klang dabei ganz entspannt. Berauschte Kindergärtnerinnen, die sich für Drachen hielten und glaubten, ihre Blind Dates in Brand gesetzt zu haben, waren für Mama Wu offenbar Alltag. „Mei hat sie leider an den falschen Tisch geliefert.“

      „Du wolltest jemand anderem die Drogen unterjubeln?“

      Mama Wu lächelte amüsiert. „Ich würde niemals Drogen in meiner Küche dulden. Diese besondere Drachenrolle, einmal im Monat gegessen, verhindert, dass sich die Drachen gegen ihren Willen verwandeln.“

      Miriam lachte und versuchte, sich an Mama Wu vorbeizuschieben. „Klar.“

      Mama Wu war zwei Köpfe kleiner als Miriam und zart gebaut, aber sie stellte sich dennoch als ein unüberwindliches Hindernis heraus. Spielend wehrte sie Miriam ab und ließ sie nicht durch. „Wenn ein normaler Mensch sie isst, bewirken sie das Gegenteil. Für Minuten wird er zum Drachen. Aber das äußert sich meist nur in ein bisschen Rauch, vielleicht ein paar kleinen Feuerstößen.“

      „Ein paar kleinen Feuerstößen …“, wiederholte Miriam matt Mama Wus Worte. Sie zeigte auf СКАЧАТЬ