Sichelland. Christine Boy
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Название: Sichelland

Автор: Christine Boy

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844242553

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СКАЧАТЬ so.“

      „Hast du ihn gekannt?“

      „Nee. Also nich' mehr als sie. War halt unser Shaj. Also der der Nacht. Aber eigentlich haben alle nur auf ihn gehört. Auch die anderen beiden. Is' bei ihr ja auch so. Sie hat das letzte Wort. Von wegen drei Herrscher. Kann mir keiner erzählen. Einer von denen is immer der Stärkste.“

      „Und Saton war stark?“

      „Na klar. Weißte doch. Oder nich'? Man redet ja nich' viel von ihm, weil sie das nich' will. Aber du bist doch nich' erst seit gestern hier, ne?“

      „Und ihre Mutter? Cureda?“

      Yos fuhr zusammen.

      „Mensch, sprich den Namen bloß nich' aus, wenn wir an Land sind.“

      „Warum nicht?“

      „Nee, das macht man nich'. Will sie auch nich'. Noch weniger als bei ihrem Vater.“

      „Mochte sie ihre Mutter nicht? Sie hat sie doch gar nicht gekannt, soweit ich weiß.“

      Yos schüttelte den Kopf. „Mensch, Mädel, das is viel schwieriger. Kann man nich' so einfach sagen.“

      „Dann erklär's mir.“

      „Ich weiß doch selber nichts. Also nich' viel. Nur, dass man besser so tut, als wsie gar nich existiert.“

      „Aber du musst doch wissen, warum. Es stimmt, ich bin nicht erst seit gestern hier. Aber du bist hier geboren! Es gibt doch sicher Geschichten, Gerüchte... Du hast selbst gesagt, dass du viel hörst.“

      „Jaaa...“ Yos schwankte zwischen Ärger und Belustigung. „Na meinetwegen, aber es sind nur Gerüchte. Wehe, du drehst mir da irgendwann 'nen Strick draus.“

      „Versprochen.“

      „Also... die Cureda... ich sag dir, die war was. Also als Frau. Haben alle gesagt, dass die was Besonderes is'. Also war ja vor meiner Zeit, aber sogar mein Onkel hat das gesagt. Sah wohl gut aus. Hat auch mein Onkel gesagt. So wie die Shaj jetzt. Aber sie war schon anders. Nich' so …Also, sie war halt... so, dass man sie mochte. Alle mochten sie. Ich mein', die Shaj mögen auch alle, aber anders. Die Cureda, die war nie böse oder so. Die hatte Geduld und war nett und so. Immer. Freundlich und sowas. Aber halt 'ne Priesterin. Haben viele nich' verstanden. Der Saton, der hat sie aus'm Norden geholt. Klar, 'ne Batí, ging ja gar nich' anders. Aber trotzdem. Der Shaj der Nacht und ne Priesterin. Dachten doch alle, der nimmt nur 'ne Kriegerin, sonst nichts. Aber nee, Cureda isses geworden. Aber dann is' sie ja gestorben bei der Geburt. Weiß nich', ich glaub', das hat dann doch alle umgehauen. Gab aber einige, die sagten, das wär sowas wie 'n Fluch. Und dass die zwei nie hätten zusammenkommen dürfen. Und viele denken halt, die Shaj jetzt denkt das auch. Dass ihr Vater nie 'ne Priesterin hätte nehmen dürfen.“

      „Aber sie ist ihre Mutter!“

      „Sie hätt' wohl lieber 'ne Kämpferin als Mutter. Is' ja kein Geheimnis. Und manchmal glaub' ich, geht’s ihr nich' so gut. Also der Shaj. Weiß nich', warum. Vielleicht doch krank, weiß nich'. In den alten Schriften steht halt so Zeug, was alles passieren kann, wenn man den Dämon ärgert.“

      Das verschlug Sara fast die Sprache.

      „Yos, du willst doch nicht sagen, Lennys gibt die Schuld für mögliche... Probleme, die sie hat, ihrer Mutter? Weil die eine Priesterin war und ein Kind von einem Krieger bekam?“

      „Naaa, ich weiß nich', vielleicht ja doch. Is ja nich' so, dass das verboten wäre. Auch bei den Batí nich'. Aber es war halt einer der Herrscher, das is' was anderes.“

      „Also tut mir leid, aber das ist vollkommen absurd. Lennys mag ja vieles sein. Aber abergläubisch ist sie sicher nicht!“

      „Keine Ahnung. Du wolltest ja die Gerüchte wissen. Hab dir gleich gesagt, dass es nur Gerede ist.“ Er schluckte den letzten Happen hinunter. „So, lässte mich jetz' wieder?“

      Seit Stunden hatten sie kein Wort gesprochen. Längst war die Nacht hereingebrochen und mit ihr war schier undurchdringlicher Nebel aufgestiegen, der alles verbarg, was mehr als nur ein paar Schritte entfernt war. Immer wieder mussten sie im letzten Moment die Richtung ändern, bevor der Boden allzu sumpfig und gefährlich wurde. Ein Pfad war kaum mehr zu erkennen.

      Das Heulen des Windes war stärker geworden. Laute, die weder Mensch noch Tier gehörten, aber dennoch wie die eines lebenden Wesens klangen, jagten den Cas Schauer über den Rücken, auch wenn sie keine Angst davor empfanden. Dennoch war es selbst nach so langer Zeit unmöglich, sich daran zu gewöhnen.

      Keiner wusste, wie weit die Waldgrenze noch genau entfernt war. Zwar gab es Karten, doch die wenigen markanten Punkte in dieser Gegend wie ein größerer See, ein besonders hoher Hügel oder eine halb verfallene Brücke, von der längst niemand mehr wusste, wer sie aus welchem Grund errichtet hatte, lagen weit von ihrem Weg entfernt und wären bei diesen Sichtverhältnissen ohnehin kaum auszumachen gewesen. Horem glaubte, dass sie gegen Morgen ein Gebiet erreichen konnten, das festeren Boden und somit eine höhere Reitgeschwindigkeit zuließ, so dass sie, sofern es keine besonderen Vorkommnisse gab, am Mittag endlich die letzten Ausläufer der Singenden Sümpfe hinter sich lassen konnten. Aber dies war nur eine vage Schätzung. Tatsächlich fühlte auch er, der beste Kundschafter und Fährtenleser der Gruppe, sich ein wenig verloren und sehnte sich sogar ins Felsland zurück, gegen das er nicht minder gewettert hatte.

      Nach mehreren weiteren ereignislosen Stunden sorgten zwei verirrte Hantua dann aber doch noch dafür, dass die Sichelländer den Trübsinn, den die Sümpfe verbreiteten, für kurze Zeit vergaßen. Wieder war es Horem, der zuerst auf die Feinde stieß. Ihre Spuren hatte er nicht gefunden, doch Zrundirs Soldaten machten viel unmissverständlicher auf sich aufmerksam.

      „So dumm können die doch nicht wirklich sein.“ Der ausschauhaltende Cas, der der Gruppe ein Stück vorausritt, zog hart an den Zügeln, so dass sein Pferd abrupt zum Stehen kam. Er verengte seine scharfen Augen zu Schlitzen und durchbohrte mit seinen Blicken förmlich den Nebel bis zu einer Stelle, von der ein schwaches Glimmen zu ihm durchbrach.

      Rahor und Lennys schlossen als erste zu Horem auf. Ohne zu fragen, folgten sie seinem Blick.

      „Ein Sonnenstein?“ Auch Rahor verbarg seinen Spott nicht. „Die scheinen tatsächlich um den Tod zu betteln.“

      „Viele sind es sicher nicht, sogar unter den Hantua gibt es genügend, die wissen, dass die Verwendung eines Sonnensteins uns förmlich anzieht.“ Horem konnte es immer noch kaum glauben.

      „Möglicherweise eine Falle.“ Rahor schien skeptisch. „Wer weiß, vielleicht ist genau dort ein Sumpfloch und wenn wir...“

      „Nein.“ Lennys stieg ab und landete lautlos auf dem weichen Boden, wobei sie darauf achtete, das verletzte Knie nicht unnötig zu belasten. Sie griff nach ihrer Sichel. „Kein Sumpfloch. Es sind tatsächlich Hantua und sie sind nur zu zweit.“ Sie deutete auf eine Stelle im Schlamm, die nur wenige Schritte entfernt war. Mit viel Mühe konnte man darin halb überschwemmte Fußspuren erkennen, die beim bloßen Vorbeireiten verborgen geblieben wären. „Außerdem fehlt es den Hantua an Verstand, eine solche Art von Plan auszuhecken. Sie hätten ja auch keine Ahnung, wie viele von uns sie damit anlocken würden.“

      Rahor sah über die Schulter zurück.

      „Die anderen sind auch gleich da.“

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