Sichelland. Christine Boy
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Название: Sichelland

Автор: Christine Boy

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844242553

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СКАЧАТЬ wenig ruhen konnte. Es war besser, wenn er als der weitaus erfahrenere Steuermann und zudem noch dunkelheiterprobtere Sichelländer in diesen tückischen Stunden die Arbeit übernahm. Außerdem hatte er schnell gemerkt, dass Sara wohl in den letzten Tagen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gekommen war. Anscheinend hatte sie sich nicht ausreichend Schlaf gegönnt, von dem sie ja doch mehr benötigte als die Cycala.

      Inzwischen empfand Yos mehr Respekt vor der Heilerin, als er anfangs für möglich gehalten hatte. Obwohl Sara ausgesprochen bescheiden von ihren Erlebnissen der letzten Wochen und Monate berichtet hatte, war ihm doch nicht entgangen, dass sie durchaus nicht zu unterschätzen war. Er nahm an, dass diejenigen, die engeren Kontakt zu ihr hatten, wie zum Beispiel der hohe Cas Rahor, aber auch der Heiler Menrir oder nicht zuletzt Imra, der neue Shaj der Erde, nicht ohne Grund ihren schnellen Aufstieg in der strengen Hierarchie Vas-Zaracs unterstützten. Immerhin war sie nicht nur die Leibdienerin Lennys', sondern als oberste Heilerin der Burg inzwischen durchaus eine Person hohen Ranges, selbst wenn ihr dies gar nicht klar war. Wäre sie eine Sichelländerin, so hätten viele Cycala auf der Straße das Haupt vor ihr geneigt.

      Nach allem, was er inzwischen herausgefunden hatte, war ihre Abstammung tatsächlich Saras größtes Problem. Sie war mutig, klug, talentiert und überdies sogar eine recht brauchbare Säbelkämpferin, Dies hatte sie ihm natürlich nicht selbst berichtet, aber Gerüchte über ihr Geschick mit der Waffe hatten bereits kurz nach ihrer Ankunft in Semon-Sey die Runde gemacht.

      Yos war nicht dumm. Manchmal hatte er Schwierigkeiten, seine Gedanken in richtige Worte zu fassen, die aber, wenn es ihm doch gelang, nicht besonders weise klangen. Aber er hatte ein Gespür für die Gefühle der Menschen und häufig erwiesen sich seine Vorahnungen als richtig. Schon bevor er Sara kennengelernt hatte, war ihm einiges zu Ohren gekommen, dass ihn zu der Annahme verleitete, dass die Mittelländerin nicht ohne weiteres mit den bisherigen Dienerinnen der Shaj zu vergleichen war. Und dieser Eindruck hatte sich seit gestern noch verstärkt. Es änderte nichts daran, dass er dieser Reise hier kritisch gegenüber stand, ja mehr noch, dass er sie schon fast verfluchte und ihr baldiges und hoffentlich gutes Ende herbeisehnte. Aber er fing an, sich seinem Schicksal zu fügen und sogar ein wenig dankbar dafür zu sein, dass es ihm Sara an die Seite gestellt hatte und nicht irgendein naives Mädchen, dass schon beim Gedanken an die Seefahrt Albträume bekam. Nein, da hätte es ihn schlimmer treffen können.

      Er stand auf, nahm sich eine Decke vom Stapel und hing sie sich über die Schultern. Der Fahrtwind war eisig, hielt ihn aber wach und erinnerte ihn daran, dass der Winter sich dem Ende neigte. Yos hatte schon schlimmere, härtere Winter erlebt als diesen. Die meisten waren im Grunde härter gewesen. Wochenlange Schneestürme und ein zugefrorener Fluss hatten ihn und seinen Onkel nicht nur gesundheitlich an ihre Grenzen gebracht, sondern auch noch dafür gesorgt, dass sie über einen langen Zeitraum so gut wie kein Silber verdient hatten.

      Vielleicht war es in diesem Jahr ein gutes Omen. Überhaupt war es eine ungewöhnliche Zeit. Nicht nur der milde Winter, seine unerwartete Fahrt in den Süden und die Hoffnung auf Heilung für seinen Onkel Rumpamar gaben seinem Leben eine plötzliche Wendung, sondern auch die Ereignisse, die das ganze Land in Atem hielten. Erzählte man sich nicht, ein früherer Cas hätte Cycalas an den Feind verraten? Und dann diese seltsamen Geschichten aus dem Südreich. Der fortwährende Krieg mit Zrundir, der nun zu Ende gebracht werden sollte. Der plötzliche Tod des guten Makk-Uras und die Nachfolge eines zwar sympathischen, jedoch nicht wirklich bekannten Webers auf den Thron des Shajs. Und all die Geschichten um die Herrscherin Lennys. Ganz allmählich brach rings um das alltägliche Leben in scheinbares Chaos aus und jetzt hatte es sogar ihn, Yos, Neffe eines bescheidenen Fährmanns, erreicht. Was wartete noch auf ihn?

      Das Meer wurde unruhiger. Die Wogen schlugen höher, als dass nur der Wind sie verursachen konnte. Zuerst glaubte Yos, er täusche sich, aber der Eindruck verstärkte sich zusehends und ein Blick zur den nahen Klippen verriet ihm schnell den Grund. Sie türmten sich nun immer höher auf, wurden noch schroffer und verliefen nach unten hin bald so zerklüftet, dass er die Barke weiter auf den Ozean hinaus steuern musste, um sich nicht der Gefahr auszusetzen, auf einen Felsen dicht unter der Wasseroberfläche aufzulaufen.

      Er kannte diese Gegend, auch wenn er nicht oft hier gewesen war. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, sie so früh zu erreichen. Das Glück war auf der Seite der Heilerin, denn ursprünglich hatte Yos geglaubt, frühestens zum Sonnenaufgang diese Stelle zu passieren.

      „Sara!“ rief er laut genug, um den Wind und die Wellen zu übertönen. Jetzt wagte er es besser nicht, den Steuerplatz zu verlassen und sie durch ein Rütteln zu wecken.

      „Sara, wach auf!“

      Als hätte sie nur auf den Weckruf gewartet, schnellte die Heilerin hoch.

      „Ist etwas passiert?“ fragte sie verwirrt und sah sich um.

      „Nein, nichts ist passiert. Aber siehst du das da?“ Er deutete in Richtung Land. „Die Silberberge! Cycalas' größter Schatz!“

      „Ehrlich gesagt, ich erkenne nicht viel!“ Auch Sara musste sich anstrengen, gegen die Elemente anzuschreien. „Ich habe nicht deine Augen, es ist einfach zu dunkel!“

      „Macht nichts! Hab dich auch nich' geweckt, damit du sie anguckst! Sondern weil du dich jetzt entscheiden musst!“

      „Entscheiden? Wofür denn?“

      „Wie es weitergehen soll! Weiter an der Küste entlang oder direkt nach Süden? Ich sags dir, aufs offene Meer raus – das is' gefährlich! Weiss nich, ob die Barke das schafft! Aber es spart Zeit! Ich würd's nich machen, aber fragen muss ich dich ja!“

      „Wieviel länger dauert es denn, wenn wir den sicheren Weg nehmen?“

      „Mindestens einen Tag! Wenn's Wetter so bleiben würde, könnte man's vielleicht riskieren. Aber wenn ein Sturm kommt...“

      Ein Tag. Zuviel, um den Vorteil zu ignorieren. Die Entscheidung war schwierig.

      „Wenn's hell is, kann ich vielleicht mehr sagen. Wegen dem Wetter!“ rief Yos jetzt.

      Sara nickte. „Tu, was du für richtig hältst! Ich will so schnell wie möglich in den Süden. Aber vor allem will ich lebend dort ankommen!“

      „Bis Sonnenaufgang bleib' ich in der Nähe der Küste! Is' sicherer! Ich mach' das schon! Kannst noch schlafen, hier würd' ich dich nich' mal fahren lassen, wenn's hell wäre!“

      Doch das Tosen und Heulen und das jetzt viel stärkere Schaukeln des Bootes machten es Sara schwer, wieder zur Ruhe zu kommen. Immer, wenn sie gerade wieder in den Schlaf hinüberglitt, riss eine besonders hohe Welle oder eine starke Böe sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Ihre Erschöpfung siegte erst im Morgengrauen.

      Horem strahlte, als er die Anhöhe wieder herabstieg. Es war die erste größere Erhebung seit vielen Stunden und somit eine Gelegenheit, die Gegend weiter zu überblicken als bisher. Inzwischen war es vollständig hell geworden, der Nebel aber war geblieben.

      „Der Drei-Morgen-Wald!“ rief er seinen Gefährten zu, die ihn gerade einholten. „Man kann ihn bereits sehen! Es ist nicht mehr weit!“

      „Wie weit genau?“ fragte Lennys.

      „Ein paar Stunden. Noch vor dem Mittag sind wir raus aus diesen widerlichen Sümpfen!“

      „Ich kann es kaum erwarten.“ Auch Rahor setzte nun wieder eine freundlichere Miene auf. „Gab es sonst noch etwas Interessantes zu sehen?“

      „Keine Hantua, wenn du das meinst.“

      „Und СКАЧАТЬ