Sichelland. Christine Boy
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Название: Sichelland

Автор: Christine Boy

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844242553

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СКАЧАТЬ aufregend.“ meinte Lennys trocken. „Nebel also. Da wären wir ohne dich sicher ganz überrascht gewesen.“

      Erstaunt drehte sich Rahor zu Lennys um. So viel Humor bewies sie ausgesprochen selten. Gerade in den letzten Stunden war er sicher gewesen, ihre Laune bewege sich stetig einem absoluten Tiefpunkte entgegen. Mit diesem Empfinden war er auch nicht allein, denn sämtliche Cas vermieden überflüssige Wortwechsel und unnötige Verzögerungen, um nicht Ziel eines plötzlich hervorbrechenden Wutanfalls ihrer Herrin zu werden.

      Und nun das.

      „Ich hab Hunger!“ bemerkte Haz-Gor, ebenfalls ermutigt durch Lennys' letzte Bemerkung. „Altes Brot und getrockneter Fisch – ich brauch endlich was Vernünftiges zwischen den Zähnen!“

      „Vielleicht hätten wir Afnan mitnehmen sollen.“ Zom setzte einen träumerischen Gesichtsausdruck auf. „Der hätte uns einen leckeren Sumpfwurmeintopf kochen können.“

      Die Cas lachten.

      „Oder Stechmückensuppe!“

      „Krötenbraten!“

      „Schlangeneier!“

      Mit einem Mal schienen alle wie ausgewechselt und alberten durcheinander. Lennys sah sich den plötzlichen Ausbruch nicht lange an.

      „Genug jetzt! Sobald wir am Waldrand sind, werden Haz-Gor und Zom sich um etwas Essbares kümmern. Das Jagen habt ihr ja wohl nicht verlernt?“ Ohne ein weiteres Wort stieß sie dem Hengst die Fersen in die Flanken. Sie kamen jetzt erheblich schneller voran, seit die Tümpel und Schlammlöcher immer weiter von ihrem Weg zurückwichen. Dennoch mussten sie noch immer mit zahlreichen Tücken kämpfen. Nicht lange, nachdem sie die Anhöhe hinter sich gelassen hatten, entkam Horem beim Untersuchen einiger abgebrochener Schilfhalme nur knapp den Zähnen einer Wasserschlange, die er aufgeschreckt hatte. Und gleich darauf mussten sie einen weiten Bogen um einen See herum schlagen, aus dem stinkende Blasen aufstiegen und an dessen Ufer der Boden wieder viel zu sumpfig wurde, um gefahrlos entlangreiten zu können.

      Doch dann endlich veränderte sich ihre Umgebung immer schneller. Schlamm wandelte sich zu fester Erde, Schilf und Schlingpflanzen machten buschiger Vegetation Platz und statt dem Sirren der Stechmücken und dem nie ganz verebbenden Jaulen, das den Singenden Sümpfen ihren Namen gab, dominierte bald wieder der Gesang von Vögeln.

      „Singende Sümpfe.“ schnaubte Faragyl. „So ein Blödsinn. Stinkende Hölle sollten sie es nennen. Das war ja nicht zum Aushalten!“

      Im Schutze mehrerer alter Kiefern gönnten sie sich jetzt eine Pause. Haz-Gor und Zom erfüllten ihre Pflicht und hatten sich gleich aufgemacht, um den Wald nach Nahrung zu durchstreifen, während sich die anderen um Feuerholz, frisches Wasser und die Versorgung der Pferde kümmerten.

      „Hier ist der Winter wohl wirklich vorbei.“ Rahor zupfte am Zweig einer Birke. „Wird schon grün. Meine Güte, da wäre in Cycalas noch nicht daran zu denken.“

      „Und trotzdem jammern die hier immer.“ Balman bot ihm einen Schluck aus der letzten Sijakflasche an, die er noch im Vorrat gefunden hatte. „Wenn bei denen im Herbst die ersten Blätter fallen, schreien sie schon nach dem Frühling und beschweren sich über die Kälte.“

      „Na, was kann man auch erwarten von... Ach, sieh mal einer an.“ Grinsend wies Rahor auf drei Gestalten, die direkt auf sie zukamen.

      Haz-Gor und Zom wussten wohl nicht so ganz, was sie von ihrem Jagdglück halten sollten. Zwischen sich führten sie einen reichlich zornigen Mittelländer, der trotz der Fesseln, die seine Handgelenke umschlossen, alles daran setzte, dieser Gefangennahme zu entfliehen. Zoms harter Griff und Haz-Gors scharfe Worte beeindruckten ihn nur wenig.

      Der Mann war etwa in Sham-Yus Alter, jedoch viel kleiner und schwächlicher als der junge Cas. Er trug abgewetzte Kleidung und wirkte alles in allem wie jemand, der sein Heim gegen die Wildnis eingetauscht hatte.

      „Lasst mich los, ihr sichelländischen Bastarde!“ fluchte er. „Was fällt euch ein? Haut ab, dahin, wo ihr hergekommen seid.“

      Rahor lachte und auch die anderen Cas waren inzwischen aufmerksam geworden.

      „Also ehrlich, Haz, da hättest du besser einen Hirsch gejagt. An dem da ist doch nichts dran, davon werden wir nicht satt!“

      Mit einem Mal wurde der Gefangenen bleich.

      „Ist jetzt nicht euer Ernst, oder? Wollt mich nur einschüchtern!“

      Haz-Gor hätte nur allzu gern etwas darauf erwidert, doch gerade in diesem Moment kam Lennys von der Quelle zurück, die sich nicht weit entfernt befand.

      Ohne großes Interesse musterte sie den Mittelländer. „Warum bringst du so etwas hierher?“ fragte sie Haz-Gor.

      „So etwas?“ Sofort keifte der Mann wieder los. „Was glaubst, wen du vor dir hast, elende...“

      Das Wort blieb ihm förmlich im Halse stecken als Zom ihn hart am Kragen packte. „Was glaubst du, wenn du vor dir hast, du Ungeziefer?“

      „Das reicht.“ Lennys Blick wechselte zwischen Haz-Gor und Zom. „Was soll das also?“

      „Er hat uns gesehen, als wir einem Reh auf der Spur waren. Hat sofort losgewettert, dass er das irgendwelchen Wachen melden will. Ist natürlich Unsinn, das nächste Dorf ist viel zu weit entfernt. Aber laufen lassen wollten wir ihn dann doch nicht.“

      „Meine Güte, warum habt ihr ihm nicht einfach die Kehle durchgeschnitten? Was soll ich mit ihm?“

      Inzwischen gab der Gefangene keinen Laut mehr von sich. Allmählich wurde ihm der Ernst seiner Lage klar.

      „Wir dachten, du wolltest ihn vielleicht vorher noch befragen.“

      „Nein. Wozu auch? So einer kann uns nichts sagen, was von Belang wäre. Schafft ihn weg.“

      Sie würdigte den verwilderten Mann keines Blickes mehr. Dieser aber begriff nun, dass sein Leben dem Ende zuging und versuchte verzweifelt, das Unausweichliche doch noch abzuwenden.

      „Ich weiß vieles! Was willst du hören? Etwas über Log? Oder über Goriol? Oder über... über... Ich weiß, du willst wissen, wo sich diese Zrundir-Monster verstecken! Ich sage dir alles!“

      Ohne sich umzudrehen fragte Lennys:

      „Wann wird Log sein Heer aus Manatara abziehen und ins Mittelland schicken?“

      Der Gefangene war verwirrt.

      „Das... woher soll ich das wissen?“

      „Es ist das einzige, was mich interessiert.“ In diesem Satz lag soviel kalte Endgültigkeit, dass der Mittelländer nicht mehr fähig war, etwas darauf zu erwidern.

      Das Reh, das Haz-Gor und Zom letztendlich doch noch erlegen konnten, war für die Cas eine willkommene Abwechslung gegenüber der kargen Proviantreste, an die sie sich bis jetzt hatten halten müssen. Auch die Tatsache, dass die Leiche des mittelländischen Gefangenen noch fast in Sichtweite von ihnen im Unterholz lag, schien ihren Appetit eher noch zu steigern. Zom hatte nicht lange gezögert und nach Lennys letzten Worten zu dem Mann sofort seinen Dolch gezückt. Er hatte kein Interesse daran gehabt, ihn lange zu СКАЧАТЬ