Sichelland. Christine Boy
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Читать онлайн книгу Sichelland - Christine Boy страница 33

Название: Sichelland

Автор: Christine Boy

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844242553

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СКАЧАТЬ gab früher ab und zu mal so Mädchen, die dachten, sie wären was Besonderes und so. Die ham gedacht,… na, is' ja auch egal. Aber du bist n bisschen anders. Hast mehr Biss als die. Die sind reihenweise rausgeflogen bei ihr. Ham sich danach die Augen aus'm Kopf geheult. Aber in den Süden wär' keine von denen gegangen, neee.“

      „Diese anderen...“ meinte Sara zögernd. „Kennst du sie? Ich meine,…“

      „Nee, kenn ich nich. Also eine war da mal, da schien's 'n bisschen ernster zu sein. Irgendwie 'ne Schwester von 'nem Cas oder so, ne? Aber ging auch vorbei. Die hat dann keiner mehr gesehen, is' wohl weggegangen. Nee, die Shaj, die lässt keine an sich ran. Nich' so, wie sie es gern hätten. Weißte, vielleicht kannste froh sein, dass du nur 'ne Dienerin von ihr bist. Vielleicht biste nur deshalb noch da. Da sind ständig Mädchen in der Burg und nach einer Nacht kommen se zurück und denken, sie wären jetz' 'ne riesen Nummer. Aber von denen will se dann nichts mehr wissen. Is' scheinbar nich' gut. Wenn man ihr zu nah kommt, is' man danach weit weg.“

      Unwillkürlich dachte Sara an die Nacht in Balmans Haus. Danach hatte sich wirklich vieles geändert. Und sie waren einander nah gekommen. Sehr nah. Vielleicht wirklich zu nah. Nicht aus ihrer Sicht, das hatte sie sich längst eingestehen müssen. Aber aus Lennys' Sicht – da war sie sich inzwischen sicher.

      „Ich glaube, du bist ein guter Schauspieler, Yos.“ sagte sie dann freundlich.

      „'N Schauspieler? Willste mich beleidigen?“

      „Gar nicht. Im Gegenteil. Ich glaube, dass du sehr viel klüger bist, als du zeigst. Ich habe dich wohl unterschätzt. Zuerst dachte ich, du wärst ein Wichtigtuer. Bis ich gemerkt habe, wie viel dir an deinem Onkel liegt. Dann dachte ich, du wärst ein Feigling. Bis mir klar wurde, dass du nur vorsichtig bist. Das ist etwas anderes. Und ich dachte auch, dass du dich nur für dich interessierst und gar nicht versuchst, andere zu verstehen. Aber jetzt höre ich, wie du dir Gedanken gemacht hast. Wahrscheinlich hast du auch recht damit. Und all das hat auch sehr viel mit Klugheit zu tun.“

      „Willst mich auf'n Arm nehmen, ne?“ Aber er konnte nicht verbergen, wie sehr ihn Saras Worte freuten. „Willst mich aber nich' 'rumkriegen, oder?“

      Nun war es an Sara, lauthals zu lachen.

      „Nein, wirklich nicht, Yos. Keine Sorge, du musst dich nicht gegen eine aufsässige Fremdländerin wehren. Ich sage nur ehrlich, was ich denke. Das würde ich auch tun, wenn es unangenehm wäre.“

      „Na dann.“ Er schien erleichtert. „Wär' wohl auch nich' so gut gewesen. Weißte, in der Burg, da schaut man schon, wer sich mit wem einlässt. Und falls du jemals wieder da hin kommst, … Na, die wären nich' begeistert, wenn du da 'nen Fährmann an der Angel hättest, ne?“ Sein Grinsen kehrte zurück. „Vor allem der eine da, der fänd' das nich' lustig.“

      „Wen meinst du?“

      „Na den Rahor, den Obersten Cas. Ich glaub, das war sogar seine Schwester damals, die da was mit der Shaj hatte. Aber dich, dich mag der schon, kannste mir sagen, was du willst.“

      „Wir sind Freunde, mehr nicht.“

      „Nee, aber deswegen kann er doch trotzdem mehr wollen, ne? Auch wenn nich' mehr is'. Nee, musste nich' antworten. Geht mich ja nichts an. Hauptsache, wir beide wollen nich'. Und jetzt musste nochmal ans Steuer, ich hab Hunger.“

      Erleichtert, dass dieses etwas peinliche Gespräch beendet war, nahm Sara Yos' Platz ein. Der Wind blies ihr von hinten die Haare ins Gesicht. Sie mochte dieses Gefühl, der Natur völlig ausgesetzt zu sein. Den Wind um sich herum, das stürmische Meer unter sich, in einer Barke, die allein von beidem angetrieben wurde. Es gab ihr das Gefühl, dass diese Kräfte sie zu ihrem Ziel brachten. Sie halfen ihr und stellten sich ihr nicht entgegen. Abergläubisches Denken. Aber es machte Hoffnung.

      „Glaubst du, dass man mich suchen wird?“ fragte sie, als Yos gerade in einen Brotkanten biss.

      „Dich? Wieso? Also haste doch was angestellt?“

      „Nein. Ich bin freiwillig gegangen. Es gab... so etwas ähnliches wie einen Streit. Mehr nicht.“

      „Aha. Na, warum sollten sie dich dann suchen? Und wer überhaupt? Sind doch alle weg.“

      „Nicht alle. Der Shaj der Erde ist ja auch noch da.“

      „Ach, kennste den auch näher?“

      „Ein wenig schon. Wir... sind so etwas wie Freunde,... glaube ich. Zumindest sagt er das.“

      Yos riss die Augen auf.

      „Du bist mit dem befreundet? Was bist'n du für eine? Erst die Shaj der Nacht und jetzt noch der der Erde? Glaub' dir langsam kein Wort mehr, sowas geht ja gar nich'. Ich mein', der Kämmerer kommt glaub ich mit beiden aus. Und die Cas vielleicht auch. Und die Dunen. Aber das is ja keine Freundschaft. Der Mondor oder so vielleicht. Aber du.. du hast ja nich' mal sowas wie 'n Rang. Wie kommst'n du an den Imra?“

      „Ich habe ihn in Fangmor kennengelernt. Als er noch dort lebte. Wir waren ein paar Tage in seinem Haus zu Gast.“

      „Is' nich' wahr. Da hab ich ja wohl doch nich' nur 'ne einfache Dienerin an Bord, ne? Muss ich wohl auch noch auf dich aufpassen?“

      „Ich kann schon selbst auf mich aufpassen. Also was ist jetzt, glaubst du, Imra könnte mich suchen?“

      „Woher soll ich das wissen? Sagst mir ja nich', warum. Ich kenn den auch nich' so. Scheint 'n guter Herrscher zu werden. Aber mehr weiß ich nich. Aber wenn ihr Freunde seid, dann musst du das doch besser wissen.“

      „Aber ich kenne euer Land nicht gut genug. Es weiß ja keiner, dass ich nicht mehr dort bin. Würden sie denn eine Mittelländerin so ohne Beobachtung durch die Gegend ziehen lassen?“

      Yos schien unschlüssig.

      „Weiß nich'. Die Krieger würden wohl 'n Auge auf dich haben wollen, wenn se da wären. Aber die meisten sind ja im Süden. Nee, also wenn du echt nichts angestellt hast, glaub ich nich', dass sie dich suchen. Haben jetzt gar keine Zeit für sowas. Und die Shaj is' auch nich' da. Die würd's vielleicht machen.“

      „Lennys? Nein, ich glaube nicht. Sie weiß ja, warum ich gegangen bin.“

      „Jaa, schon. Aber nich' deshalb.“

      „Sondern?“

      „Mensch, frag mich doch nich' sowas. Kann ich nich' erklären. Ich mein', sie würd' sich jetzt nich' groß Sorgen machen oder so, das is' nich' ihre Art. Aber vielleicht... ach, ich kanns halt nich' sagen, is' halt nur 'n Gefühl. Is ja auch egal, ne? Is' ja nich' da. Außerdem spielt's keine Rolle, weil es ja umgekehrt is'. Du suchst ja sie.“

      Sara überlegte eine Weile.

      „Glaubst du,...“ fing sie dann langsam an. „ ...dass sie einfach so... sterben kann?“

      Der Fährer verschluckte sich an einem Stück Brot.

      „Wie meinst'n das jetzt?“ hustete er und lief rot an, als ihm die Luft ausging.

      „Ich meine, sie ist doch irgendwie... anders. Keiner kann sich das vorstellen, dass sie einfach im Kampf unterliegt oder so etwas.“

      „Nee, glaub ich auch nich'.“ СКАЧАТЬ