Tödlicher Nordwestwind. Lene Levi
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Tödlicher Nordwestwind - Lene Levi страница 10

Название: Tödlicher Nordwestwind

Автор: Lene Levi

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738071719

isbn:

СКАЧАТЬ Hinweise auf Gewalteinwirkung. Als da wären: eine Bruchstelle des Schädelknochens am Hinterkopf und eine deutliche Abschürfung an der linken Hüftseite. Außerdem geringe Abschürfungen auf Brust und Rücken. Als Todesursache kommt das jedoch alles nicht in Betracht. Dazu später mehr.“

      „Könnten diese Verletzungen vielleicht auch bei der Bergung der Leiche verursacht worden sein?“

      „Gute Frage! Bergungsverletzungen kann ich natürlich nicht ausschließen, bis auf zwei kleine Flecken auf seinem Gesicht, die erst lange Zeit nach seinem Todeszeitpunkt entstanden sind. Tierfraß ist zwar nachzuweisen, habe ich bereits auch lokalisiert und protokolliert. Da dieser jedoch in Bezug der Todesursache keine Relevanz hat, können wir das gleich vergessen.“

      Lin ging einige Schritte auf und ab, bevor sie weitersprach. „Dann wären noch Treibverletzungen in Betracht zu ziehen. Die Abschürfungen auf Brust und Rücken könnten hierfür ein mögliches Indiz sein. Sie könnten jedoch dem Mann genauso gut auch bei einer vorausgehenden Kampfhandlung zugefügt worden sein. Schiffsschraubenverletzungen kann ich übrigens vollkommen ausschließen, da wäre von dem Körper nur noch Hackfleisch übrig. Aber alle diese Verletzungsarten haben unmöglich etwas mit der Bruchstelle seines Schädelknochens am Hinterkopf zu tun. Der Mann wurde mit hundertprozentiger Sicherheit mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen, ist daran aber nicht gestorben.“

      Robert hielt sich nun doch ein Taschentuch vor den Mund, da sein Teint langsam begann, die Farbe einer durchsichtigen Wachskerze anzunehmen. Leise und widerstrebend sagte er: „Ich hatte gehofft, er ist ein Unfallopfer und die Sache wäre dann für mich schnell erledigt gewesen. – Entschuldige bitte.“

      Robert räusperte sich und wandte sich dabei etwas ab.

      „Ich habe da einen guten Cognac in meinem Büro. Vergiss für einen Moment, dass du im Dienst bist.“

      „Nein, vielen Dank, Lin. Das ist sehr freundlich von dir.“

      „Das wär´s fürs Erste.“ Lin deckte die Leiche mit einem grünen Tuch ab und schob sie in das Kühlfach zurück.

      Anschließend zogen beide ihre Schutzkleidung aus, streiften sich die Latexhandschuhe von den Händen und warfen die Sachen in einen Behälter. Im Büro schenkte Lin einen kräftigen Schluck Cognac in ein Pernodglas und hielt es Robert unter die Nase.

      „Hier, riech mal.“

      Er konzentrierte sich, kämpfte gegen diese eisige, kriechende Panik an, die ihn schon minutenlang im Griff hatte. In seinem Kopf war nichts als Leere. Dann nahm er ihr das Glas mit dem Cognac aus der Hand und fing sich allmählich wieder.

      „Wie geht es übrigens deiner Mutter, Robert?“

      „Danke. Es geht ihr den Umständen entsprechend, wie man so schön sagt. Aber es ist immer mal wieder mit einem plötzlichen Anfall zu rechnen.“ Jetzt roch er an dem Cognac. „Oh, er hat wirklich ein verführerisches Bukett.“

      „Ich habe da noch etwas für deine Mutter. Ein ausgezeichnetes Mittel gegen Migräne.“

      Lin zog aus einer der Schreibtischschubladen eine dekorlose Aluminiumdose hervor und übergab sie Robert.

      „Was ist das?“ Er drehte den Behälter leicht hin und her und vernahm aus dem Inneren ein leises Rascheln. „Ich fürchte, ein Mittel gegen Migräne könnte ich jetzt selbst ganz gut vertragen.“

      Ihr Lächeln traf ihn erneut. „Dann probiere einfach den Cognac.“

      „Also gut. Als Bulle ist man ja sowieso immer im Dienst. Also wäre es ein Frevel, wenn man sich so was nicht auch mal gönnen würde.“

      Er betrachte sie und überlegte, wie so oft in den vergangenen Wochen, ob er es sich nur einbildete, dass sie ihn manchmal aus den Augenwinkeln heimlich beobachtete.

      „Es ist ein zwölf Jahre alter Courvoisier, der hier schon so manchen nützlichen Dienst geleistet hat. Das kannst du mir glauben.“

      „Und was soll das hier sein?“ Robert studierte die Aluminiumdose etwas genauer. Sie ähnelte einer alten Verpackung, in der früher Filme für Fotokameras verkauft wurden, bevor die digitale Revolution all diese Gegenstände überflüssig werden ließ.

      „Darin befinden sich Kekse. Sag deiner Mutter, sie soll jeden Abend, bevor sie zu Bett geht, einen halben Keks zu sich nehmen und dazu ein Glas Tee trinken. Das wird ihr ganz bestimmt helfen.“

      „Ich meinte, was ist da drin in diesen Keksen, Lin?“

      „Ach, ein uraltes asiatisches Heilmittel. Du kennst doch mein Interesse an TCM.“

      „Traditionelle chinesische Medizin ist, glaube ich, wohl die einzige Medizin, die bisher an der alten Dame noch nicht ausprobiert wurde.“

      Robert nahm nun einen Schuck aus dem Glas und fühlte sich schlagartig besser.

      „Einen halben Keks auf eine Tasse Tee, auf gar keinen Fall eine höhere Dosis“, ermahnte ihn Lin. Er betrachtete Lin nachdenklich.

      „Du hast mir immer noch nicht verraten, woran unser Mann gestorben ist. Gab es möglicherweise eine toxikologische Beeinflussung? BTM? Alkohol?“

      „Gift, Drogen, Alkohol, alles Fehlanzeigen! Oedema aquosum. Allerdings atypisches Ertrinken. Beim Ertrinken im Salzwasser, das ja ein hypertones Medium im Vergleich zum Blut darstellt, ist die typische Reaktion auf die Aspiration dieser hypertonen Flüssigkeit ein Wassereinstrom aus dem Blut in den Alveolarkapillaren in die Alveolen, was zu einem Lungenödem, in diesem Zusammenhang als Oedema aquosum bezeichnet, führt.“

      „Leider verstehe ich nicht viel von dem ganzen Fachchinesisch. Und was bedeutet das genau?“

      „Entschuldige. Der Mann war clean, als er ins Meerwasser fiel. Daher kann auch ein klassischer Fall von Leichendumping ausgeschlossen werden. Es fanden sich an seinem Körper keinerlei Anzeichen eines Todeskampfes mit Abwehrverhalten. Der Mann war also bereits bewusstlos, bevor er ertrank.“

      „Mit anderen Worten, dann wäre das ein Mordopfer oder es könnte sich zumindest um vorsätzlichen Totschlag handeln.“

      Robert machte diese Feststellung mit ruhiger Stimme.

      „Die Frage, ob er vorsätzlich ins Meerwasser geworfen oder unabsichtlich da hineingestolpert ist, kann die Rechtsmedizin leider nicht eindeutig beantworten. Das müsst ihr schon selbst herausfinden. Es gibt immer wieder auch typische Unfälle auf Segelbooten, die durch erschwerte Wetterbedingungen oder durch Kentern verursacht werden. Aber auch durch scharfe Manöver, Navigationsfehler, Unaufmerksamkeit, Nachlässigkeit bei der Einhaltung von Sicherungsvorschriften. Unser Mann trug ja nicht mal eine Schwimmweste. Daher kann ich nur feststellen: Die Schlagverletzung auf seinem Hinterkopf könnte möglicherweise auch durch einen unerwartet herumschlagenden Großbaum zugefügt worden sein. Ich bin schon oft gesegelt und kenne daher dieses Problem aus eigener Erfahrung.“

      Er verzog das Gesicht, nickte aber.

      „Die Sache nimmt nun doch eine etwas kompliziertere Form an, als ich es mir zunächst erhofft habe. Eigentlich hatte ich mich nur auf einen kurzen Besuch bei dir eingestellt.“

      „Du hast das Schlimmste bereits überstanden, Robert. Die Leiche bleibt bis auf Weiteres im Kühlraum. Sie kann noch nicht freigegeben werden. Ich habe daher alles Wichtige für dich fotodokumentiert. Rätselhaft СКАЧАТЬ