Blauer Himmelsstern. Bianca Wörter
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Название: Blauer Himmelsstern

Автор: Bianca Wörter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847656685

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СКАЧАТЬ hatte.

      „Das ist der Wald, in dem meine Hütte steht. Wir sind gleich dort."

      Ich hatte nicht mehr erwartet, dass es in meinem Leben etwas anderes als diese unendliche weiße Eiswüste, das Schaukeln auf dem Rücken des Pferdes und die Nähe zu Don‘kar geben würde. Da ich rittlings vor Don‘kar auf seinem Pferd saß und wir beide beinahe das Gleichgewicht verloren hatten, weil ich mich so unerwartet schnell umgedreht hatte, drückte mich Don‘kar fester an sich, legte seine Wange an meine, sodass ich wieder nach vorne blicken musste. Seine Wange kratzte mit seinen Bartstoppeln mein Gesicht, ich genoss diese Berührung, sie fühlte sich echt an und ich verlor immer mehr das Gefühl, dass es sich bei meinem Erlebnis um einen Traum handeln sollte. Langsam kam ich zu dem Entschluss, dass es mir egal war. Hauptsache mein Abenteuer war schön. So ritten wir weiter und ich beobachtete, wie der Wald scheinbar näher kam. Ich konnte schon die einzelnen Tannen erkennen - kein Laubbaum konnte in dieser Kälte überleben.

      „Gibt es hier auch einen Sommer?", wollte ich wissen, drehte meinen Kopf vorsichtig zur Seite, damit ich ihm ins Gesicht blicken konnte.

      „Oh ja, und dann wird es sehr warm. Warum weißt du das nicht?"

      „Ich komme nicht von hier. Wo bin ich?", fragte ich, langsam verzweifelt, weil ich nicht wusste, wo ich mich befand.

      Don‘kar überlegte, seinen Blick nach innen gerichtet. Er bezweifelte, dass ich nicht wusste, wo ich mich befand. Das konnte ich seinem Gesicht, seiner Mimik und seinen Augen ablesen, ohne in seinen Gedanken zu spionieren.

      „Du bist auf Randor, das weißt du hoffentlich."

      Randor? Ich war auf der Erde! Ich hatte den Namen „Randor" noch nie gehört! War ich nicht mehr auf der Erde? Nicht mehr in dem blauen Himmelsstern? Ich träumte nicht, ich war wach, tatsächlich wach und in Schwierigkeiten! Ich war verloren! Don‘kar erkannte das Entsetzen in meinen Augen, denn er drückte mich noch fester an sich, strich mir über das Haar, ließ seine Lippen kurz auf meiner Stirn ruhen, um mir ein Mindestmaß an Sicherheit und Geborgenheit zu geben.

      Ich träumte nicht mehr, hatte wahrscheinlich nie geträumt - es mir eingeredet, um den Verstand nicht zu verlieren. Ich wusste es, ich fühlte es! Es ließ mich beinahe verzweifeln. Ich war Don‘kar mehr denn je dankbar, dass er mich aus dieser Eishölle gerettet hatte. Nun musste ich mich wohl oder übel damit abfinden und erneut einen Weg in meine Welt finden. Das war leichter gesagt als getan, denn es war leichter, sich einzureden, dass es ein Traum war, als sich damit abzufinden, dass man wirklich in der Klemme steckte und das tat ich wohl. Mir war noch nichts geschehen, ich sollte erst einmal abwarten, was passierte, dann konnte ich mir noch früh genug den Kopf zerbrechen. Und andererseits - was hielt mich auf der Erde? Wer würde mich vermissen? Was würde ich vermissen? Nichts - niemand - nicht das Geringste.

      Der Wald erstreckte sich scheinbar unendlich wie die Eiswüste und so weiß, wie der Schnee war, so schwarz waren die Tannen, deren Spitzen Schnee trugen und die gesamte Umgebung in ewiges Dämmerlicht tauchten. Am Waldrand beugten sich die Tannen unter der Last des Schnees, neigten sich der Erde entgegen, wölbten sich über uns zu einem schützenden Dach, ließen niemand anderen passieren. Sie lebten in dem Wind, der über ihren Spitzen wehte, begrüßten uns durch leisen Schneeregen, hießen uns willkommen.

      Nach einer Weile zügelte Don‘kar sein Pferd. Ich war in einen leichten Dämmerschlaf gefallen, weil das Dunkel des Waldes meine Augen von dem Weiß der Eiswüste entspannt hatte und wir schweigend und gleichmäßig geritten waren.

      „Warum halten wir an?", murmelte ich schläfrig.

      Don‘kar deutete vor sich. Dort erwartete uns seine Holzhütte. Gut getarnt hinter mächtigen Tannen. Der Anblick war nicht ungewohnt. Seine Unterkunft sah genauso aus wie die Hütten auf der Erde, freilich ein paar Jahre vor meiner Geburt oder wie in abgelegenen Winkeln Skandinaviens. Rauch stieg aus einem kleinen, flachen Schornstein auf, kräuselte sich leicht und stieg in den Himmel hinauf, der von unten nicht zu sehen war, weil die mächtigen Zweige der Tannen den Blick darauf verwehrten.

      Don‘kar setzte mich sanft auf dem Boden ab, ich musste mich kurz an seinem Pferd festhalten, weil plötzlich tausend schwarz-weiße Punkte vor meinem Blickfeld tanzten, zuerst am Rand, dann immer weiter zu Mitte vordringend. Ich war noch schwach, obwohl ich mich fast wieder wohl fühlte. Nach einer kleinen Weile, als das Rauschen meines Blutes in den Ohren nachließ, stand ich mit zitternden Knien selbstständig da und blickte zu Don‘kar auf.

      „Geh hinein und leg dich ein wenig hin. Ruh dich aus. Ich komm gleich nach und mach uns dann etwas zu essen", versprach er mir.

      Er erkannte, dass ich sehr müde war und ich fühlte mich auch so - müde und erschöpft. Meine Augenlider wogen viel mehr als sonst und ich war froh, dass ich mich hinlegen konnte, obwohl das Schaukeln auf dem Pferd entspannend gewesen war. Aber dies konnte mir den Wunsch nach einem Bett mit fester Unterlage nicht nehmen. Ich wankte langsam auf die Hütte zu. An der Tür angekommen, drehte ich mich nach Don‘kar um. Er saß majestätisch auf seinem Pferd, das in der Dunkelheit des Waldes noch schwärzer erschien als in dem weißen, hellen Schnee. Don‘kars Gesicht lag in tiefe Schatten gehüllt und ich war mir nicht sicher, ob auch er müde war oder ob es an der ewigen Dämmerung lag, die dieser Wald in sich barg.

      Don‘kar nickte mir zu: "Geh ruhig, ich versorg noch meinen Schwarzen, dann komm ich nach."

      Seinen Schwarzen? Ob er sein Pferd so rief? Es passte gut zu seiner Farbe, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass Don‘kar so einfallslos war. Ich hielt mich kurz an dem Griff der Holztür fest, atmete tief durch und stieß die Tür energischer auf, als ich wollte.

      Das erste was mir auffiel war, dass es drinnen nicht wärmer war, als ich es in dem Vulkanfell empfunden hatte. Ich schloss die Tür hinter mir und fand mich allein inmitten tausend bizarrer Schatten, die die Glut verbreitete, die seit dem letzten Auflegen der Holzscheiten in der Steinkuhle des Kamins noch vor sich hin glimmte. Ich erblickte das große Bett, das mit unzähligen Fellen bestückt war. Plötzlich überfiel mich ein Schwindelgefühl, dem ich mich nicht mehr entziehen konnte und in dieser Situation auch nicht wollte. Ich gab mich dem Gefühl ganz hin, legte das Fell, in das ich gehüllt war, vorsichtig auf den Boden, ließ mich auf das Bett fallen, das erwartungsgemäß weich war, begrub mich unter tausenden Fellen, drehte mich auf die Seite, atmete tief durch und spürte die Erleichterung, die sich in meinem Körper breit machte. Ich fühlte, wie die Anspannung aus mir wich, begrüßte die Müdigkeit, die mich in tiefe Bewusstlosigkeit stoßen wollte. Ein erschreckender Gedanke, der mich wie elektrisiert in die Höhe fahren ließ, beendete die Entspannung. War ich sicher hier? War hier keine Gefahr? Würde mich Don‘kar beschützen? Konnte er es, im Angesicht einer Gefahr um Leib und Seele? Ich blickte mich hektisch um: Es war nichts Auffälliges zu erkennen, ich war allein. Klopfenden Herzens sank ich in die Felle zurück, die Anspannung der letzten Erlebnisse forderte ihren Tribut, da sie noch tief in meinen Knochen steckte. Das Klopfen meines Herzens ließ langsam nach, mein Atem wurde regelmäßiger und ich versank endlich, tief in den Fellen eingekuschelt, in einen bewusstlosen Schlaf.

      3. Engel

      Als ich wieder aufwachte, stellte ich fest, dass ich tief und traumlos geschlafen hatte. Mich irritierte, dass ich zuerst nicht wusste, wo ich mich befand. Orientierungslos blickte ich mich um und als ich die Hütte erkannte, fielen mir alle Zusammenhänge sofort wieder ein. Nein, ich dachte nicht, dass ich alles nur geträumt hatte, es war mir mittlerweile bewusst, dass alles viel ernster und echter als in einem Traum war. Am Tisch, den ich vor meinem tiefen Schlaf wahrgenommen hatte, saß Don‘kar und betrachtete etwas intensiv. Das Bild kam mir bekannt vor, doch ich konnte mich nicht erinnern, wo ich es schon einmal gesehen hatte. Ich verhielt mich zunächst ruhig und musterte verstohlen СКАЧАТЬ