Blauer Himmelsstern. Bianca Wörter
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Название: Blauer Himmelsstern

Автор: Bianca Wörter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847656685

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СКАЧАТЬ uns tauchte ein heller, blauer Lichtkegel auf, der nach innen gewandt immer heller wurde, so hell, dass das Blau in seinem Innersten wie ein grelles Weiß in meine Augen stach. Wir liefen weiter und waren dem Lichtkegel so nahe gekommen, dass ich die Intensität des Leuchtens nicht mehr mit meinen beschränkten Sinnen gemäß der menschlichen Natur erfassen konnte. Eigentlich hätten mir bei dieser Helligkeit die Augen schmerzen müssen, aber ich verspürte noch nicht einmal den Reflex, sie zum Schutz zu schließen.

      „Es ist ein kaltes Licht, das den Augen nicht schadet", erklärte mir Don‘kar.

      Warum musste er meine Gedanken lesen und warum musste ich immer denken?

      „Du wirst es bald erfahren."

      Schon wieder! Ich würde mich wohl daran gewöhnen müssen. Don‘kar funkelte mich lächelnd an.

      Der Lichtkegel war nun so groß, dass ich meinen Kopf heben musste, um seine obere Wölbung gerade noch sehen zu können. Er erinnerte mich an ein Tor zu einer anderen Welt, einer anderen Dimension. Don‘kar nahm mich wieder auf seine Arme, ging auf das kalte Licht zu, wir berührten es mit unseren Körpern, fühlten einen kleinen, elektrisierenden Widerstand und dann war es soweit: In diesem Moment wurde es noch heller, das Licht wirbelte, zerfloss, strömte um uns, schien uns zu heben und mit sich zu reißen - es war unendlicher als das Universum, unglaublicher als Magie. Als das Wirbeln aufhörte, ließ mich Don‘kar herunter. Ich wankte noch unsicher auf meinen Beinen, stand schließlich fest und sicher und blickte mich um: Das war also die Welt in dem blauen Himmelsstern?

      Das, was ich vor mir erkannte, versetzte mich in enttäuschtes Erstaunen. Enttäuschung, weil die Welt in dem Stern nur aus einem weiteren Tunnel bestand, wie der Gang, durch den wir in diese Welt gelangt waren. Erstaunen, weil es hier genauso schön, fantastisch blau und unwirklich wie in dem Tunnel war.

      „Was ist denn das?", fragte ich Don‘kar nicht besonders einfallsreich.

      Don‘kar schloss mich in seine Arme, strich mir über mein Haar: "Wir werden voneinander getrennt werden, aber wir werden uns wieder finden. Lass dich von deinen Gefühlen leiten."

      Ich verstand nicht.

      Er ließ mich los, blickte mich an und lächelte mir zu: "Du wirst bald verstehen. Vertrau mir."

      Etwas anderes blieb mir in dieser Situation gar nicht übrig. Er hatte mich hierher begleitet, obwohl er sagte, dass ich in diese Sternenwelt auch ohne ihn hätte gelangen können. Über das „Wie" ließ er mich im Unklaren. Wo war der Eingang, wo der Ausgang? Wie bin ich bloß in diese Situation geraten, fragte ich mich. Und was mich noch mehr bewegte: Wie kam ich hier wieder heraus?

      Don‘kar stand mir gegenüber und sah sehr ernst aus. Im nächsten Augenblick konnte ich durch ihn hindurchsehen, als ob er eine Geisterscheinung wäre. Nun war ich ganz allein in dem endlos erscheinenden Tunnel. Panik überkam mich! Was hatte er gesagt? Wir werden uns verlieren und dann wieder finden? Also, mit dem Verlieren hatte er schon einmal Recht gehabt. Nur wie ich ihn wieder finden sollte, das war mir mehr als schleierhaft. Der gleißend helle Durchgang war eine Einbahnstraße, denn an der Stelle, wo wir angekommen waren, war die Rückseite des Tors nicht zu sehen. Als ich mich allmählich beruhigte und mein Herz einen langsameren Rhythmus gefunden hatte, ging ich in dem Tunnel weiter in die Richtung, in der wir zuerst gemeinsam gelaufen waren. Der Tunnel begann langsam eine Biegung nach der nächsten aufzuweisen und hinter jeder neuen Biegung vermutete ich etwas Neues oder wenigstens ein Zeichen, wohin ich mich bewegen sollte. Ich hoffte, dort etwas anderes zu sehen als ständig die gleichen blauen, instabilen, wabernden Wände. Dies begann langsam an meinen Nerven zu zerren. Ich fühlte mich allein, verlassen, verraten und hätte am liebsten angefangen zu schimpfen, zu fluchen und am Schluss zu weinen, weil ein Schmerz in meiner Magenspitze mich innerlich zu zerreißen drohte. Ich tat nichts davon, sondern lief einfach weiter. Wäre ich doch nicht mitgegangen! Das konnte doch nach aller Logik der Natur nicht gut gehen! Wie konnte ich einem fremden Mann, der mir schöne Augen und mich neugierig machte, vertrauen? Diese Frage hatte sich mir in seiner Anwesenheit nicht gestellt. Also lief ich weiter und weiter, hing meinen Gedanken nach, überlegte, wie ich hier hergekommen war. Ich hatte vor Neugier gebrannt und mich verbrannt. Meine Gedanken schweiften immer wieder um Don‘kar und unsere gemeinsame Reise in dem Wolken wabernden Tunnel bis hierher und auch darum, wie er verschwunden war. Ich wollte ihn wieder finden, wollte ihn zumindest zur Rede stellen, was er sich denn vorstellte! Mich erst anzuzünden, um mich dann verbrennen zu lassen! Mich erst mitzunehmen an einen Ort, der fremder war als alles, was ich mir in meiner Fantasie je hätte vorstellen können und mich dann allein zu lassen! Moment, ich brannte ja immer noch! Wann würde ich endlich vernünftig werden? Das hier war also doch ein Traum. Ich war selbst daran Schuld, dass ich hier war. Ich träumte. Ich wollte wach werden, doch wie so oft in meinen Träumen konnte ich dies leider nicht beeinflussen - das bittere Ende wartete also noch auf mich! Auch, wenn der Traum ziemlich langweilig wurde, denn ich lief nur weiter durch den Tunnel, Gerade um Gerade, Biegung um Biegung. Wie viele Biegungen ich schon hinter mich gebracht hatte, wusste ich nicht, wie viele Schritte, wusste ich auch nicht. Was ich wusste war, dass ich in diesem Tunnel das Zeitgefühl verloren hatte.

      Als ich wieder eine Biegung entlang lief, wurde mir schwindelig, die Luft wurde von einem Moment zum nächsten dünner, die Wände bewegten sich auf mich zu, der Boden vibrierte, das Blau veränderte sich, wurde heller und heller und schimmerte in einem grellen Weiß - mir wurde schwarz vor Augen. Ich sank in die Knie, holte tief Luft, versuchte das schwindelige Gefühl aus meinem Kopf zu vertreiben, stützte mich mit meinen Händen auf dem Boden ab, der mir wellenartig entgegen kam, nahm das helle Summen in meinen Ohren wahr, das, wie ich zuletzt erkannte, schon die ganze Zeit um mich herum angeschwollen war, hörte das Blut in meinem Kopf rauschen, kämpfte um meine Besinnung und verlor.

      2. Ankunft

      Als ich aufwachte, zitterte ich vor Kälte. Verwundert blickte ich mich um, weil ich mich nicht erinnern konnte, wie ich in diese Umgebung gelangt war. Dann schauderte ich vor Entsetzen, als ich erkannte, wo ich mich befand. Wieso lag ich hier im Schnee? Ich erinnerte mich: Gerade erst war ich in diesem blauen Tunnel, der kein Ende nehmen wollte... Verwirrt strich ich mir das nasse Haar aus dem Gesicht.

      Schnee. Überall Schnee!

      Ich lag mittendrin, leicht bekleidet, mit dem Kleid, das ich vor der Reise in den blauen Himmelsstern getragen hatte und das nun genauso nass war wie mein Haar. Hatte ich etwa gedacht, dass es nicht schlimmer werden konnte oder war ich nun von dem Traum, in dem ich gefangen war, erwacht? War dies hier die bittere Realität oder nur ein weiterer Traum? Träumte ich noch? Eine Reihe von Albträumen, die kein Ende nahmen, die mich nicht aufwachen ließen?

      Schnee. Und logischerweise kalt. Sehr kalt! Es war Sommer gewesen und plötzlich befand ich mich in meterhohem Schnee? Nur Weiß, kilometerweit um mich herum und ich war der einzige Kontrast mit meinem braunen Haar und dem schwarzen Kleid. Wo bin ich hier, wie kam ich hierher, wie komme ich wieder nach Hause? Alles Fragen, auf die ich keine Antwort wusste. Verzweifelt und frierend zog ich meine Knie an meinen Oberkörper heran, umschlang meine Beine mit den Armen, um mich wenigstens ein bisschen zu wärmen. Sollte ich hier warten, bis ich nach Hause oder in den blauen Tunnel kam, genauso, wie ich hierher kam, wo immer dieses „Hier" auch war oder sollte ich warten, bis ich aus diesem Traum aufwachte? Was, wenn dies doch kein Traum sondern brutale Realität war? Tatenlosigkeit würde mich somit unweigerlich zum Tod führen! Sollte ich in eine Richtung laufen, in der Hoffnung auf Schutz, selbst auf die Gefahr hin, die falsche Richtung zu wählen und tiefer in diese Schneewüste hineinzuirren? Der Erfrierungstod wäre mir sicher! Doch erfrieren würde ich auch, wenn ich tatenlos an dieser Stelle sitzen bleiben würde.

      Die unerbittliche Kälte ließ mich keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich sehnte mich nach wohliger Wärme СКАЧАТЬ