Schnee von gestern ...und vorgestern. Günther Klößinger
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Название: Schnee von gestern ...und vorgestern

Автор: Günther Klößinger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737520829

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СКАЧАТЬ Wie viele wohl kommen würden? Zweihundert? Hundertfünfzig?

      „Warum macht der Chef bloß so ’nen Aufwand wegen diesem Hof?“, fragte er sich abermals. „Warum die Kleine erst leben lassen und dann die ganze Truppe mobilisieren?“ Er schüttelte den Kopf und dann die Flasche. Der Wacholdergeist brannte ihm in der Kehle.

      „Irgendwas ist da faul bei unserem großen Herrn!“ Zuhause war es egal, ob die Worte sich durch seine Gehirnwindungen quälten oder durch die alkoholdunstige Luft. So sehr er sich auch wunderte, warum Plan zwei derart frühzeitig gestartet werden sollte, packte ihn doch auch eine ungeduldige Erregung. Wie lange hatte er auf einen Moment wie diesen warten müssen. In seinen Wacholder-geschwängerten Überlegungen und Berechnungen schaffte er es nicht, eine Zeitperiode exakt zu benennen, und so leerte er die Flasche mit dem Gedanken: „Viel zu lange!“

      Der Brunch war vorbei, der Kriegsrat ineffektiv verlaufen. Penny bohrte genervt mit einem Zahnstocher zwischen ihren Backenzähnen herum. Wenigstens hatte man sich darauf einigen können, die Stelle, die der heimliche Beobachter bevorzugte, im Auge zu behalten. Als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, zuckte Penny zusammen und versuchte verschämt, den Zahnstocher so unauffällig wie möglich verschwinden zu lassen.

      „Es tut mir leid, Penny!“

      Petra Roth blickte überrascht in Jessicas Augen. „Was denn?“, fragte sie nach, obwohl sie genau wusste, worauf das Mädchen anspielte.

      Jessy schob sich neben der Privatdetektivin auf die Holzbank, blickte hinunter zur Erde und trommelte nervös mit ihren Zehenspitzen, die aus etwas zu kleinen Sandalen hervorstanden, auf dem sandigen Boden. „Ich hab mich über deine Arbeit lustig gemacht, und das war nicht gut ...“

      „Schon in Ordnung“, begann Penny, obwohl eigentlich nichts in Ordnung war. So sehr sie Jessicas sonniges Gemüt ansonsten schätzte, dass sie vor versammelter Mannschaft Pennys Profilzeichnungen lächerlich gemacht hatte, war wirklich ein Affront gewesen. Jessy hatte flapsig bemerkt: „Wer ist denn da über dein Pausenbrot gelatscht?“ Und das hatte die ehrgeizige Ermittlerin dem Mädchen sehr übel genommen. Danach war keine ernsthafte Besprechung mehr möglich gewesen. Es schien, als ob die eigentliche Ursache für dieses Happening auf dem Hof für alle völlig aus dem Blickfeld geraten war. Die Aufbruchsstimmung nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ war einem lockeren „Let’s have a party!“ gewichen.

      „Klar soll euch die Aktion hier auch Spaß machen, aber immerhin ...“

      „Ich weiß, ich weiß!“, unterbrach Jessy die sich anbahnende Standpauke. „Soll ich dich jetzt ,Mama‘ nennen? Mir ist schon klar, dass es um Leben und Tod geht, und ich glaube auch, dass dieser Spanner mehr als bloß ein Spanner ist.“

      „Kümmerst du dich darum, dass jemand regelmäßig dieses Gebüsch im Auge behält?“

      „Vielleicht nicht gerade Yasemin, sonst braucht der Kerl demnächst noch ’ne zweite Augenklappe!“, grinste Jessy in Pennys Richtung.

      „Aber eins musst du versprechen, Jessy: keine Übergriffe! Lasst den Typen ruhig im Glauben, er sei unentdeckt geblieben!“

      „Denkst du wirklich, der ist so blöd nach Yasemins Spiegelaktion?“

      „Wahrscheinlich schon – immerhin ist er eindeutig wieder zu seinem alten Versteck zurückgekehrt.“

      „Gut, ich kümmer’ mich drum. Hast du vielleicht so ’ne Digitalkamera? Das wär’ doch praktisch.“

      Petra zog wortlos ein kleines Gerät hervor, reichte es Jessy und sagte: „Muss wohl Telepathie gewesen sein!“

      „Das ist auch nur ’ne Art von Datenübertragung im New-Age-Modus!“

      Beide lachten und der letzte Anflug von Groll gegen Jessy war ins Nirwana entschwunden. Sie saßen noch eine Weile schweigend beisammen. Jessica spielte mit der Kamera herum, während Penny sich umsah. Sie beobachtete das bunte, beinahe ausgelassene Treiben auf dem Hof und fühlte sich fast in eine Hippie-Kommune der sechziger Jahre zurückversetzt: Hier erzählte Mehmet Anekdoten aus seinem Leben, dort stimmte Jasmin ihre Gitarre, einige spät aufgestandene Männer mopsten die Reste vom Grill und an einer anderen Ecke saß Nick und rauchte gedankenverloren eine Zigarette.

      „Genau das macht mir Sorgen!“, rückte Jessica unverblümt heraus.

      „Bitte was?“, stammelte Penny so verdattert, als hätte man sie aus dem Tiefschlaf anlässlich eines Rosamunde-Pilcher-Films gerissen.

      „Na das!“, gab Jessy als einzige Erklärung ab. Sie deutete mit ihrem Kopf in zwei entgegengesetzte Richtungen.

      „Schon mal so ’nen großen Abstand zwischen Zauberer Nick und seiner Prinzessin gesehen?“

      Jetzt fiel es Penny auch auf: Der Junge hockte mit nicht gerade fröhlichem Gesicht abseits jeglicher Aktivitäten herum, während eine gut gelaunte Jasmin inmitten einer Schar von jungen Leuten saß und ein Lied anstimmte.

      „Machst du dir mehr Sorgen um ihn oder um sie?“, fragte Penny.

      Jessy schüttelte den Kopf. „Nur um die Band“, meinte sie, „Zoff zwischen der Sängerin und dem Bassisten, das hat schon die Karriere mancher Kultstars zerstört!“

      „Das mit dem Internet-Café war ’ne klasse Idee, Kätzchen“, gab Prancock zu. Versonnen kickte er ein Steinchen vor sich her durch die Gassen von Colmar, „nur dieser Online-Cappuccino macht mir Sodbrennen!“

      „Bist du sicher, dass dafür nicht der Grappa danach verantwortlich ist?“, neckte Ilka ihren Freund.

      „Quatsch“, gab dieser zurück, „damit wollte ich bloß die überschüssige Magensäure wegätzen!“

      Statt einer Erwiderung wandte sich Ilka Fox nur lächelnd zu. Noch immer drohten die sportgestählten Knie des Kommissars zu Butter zu werden, wenn er in jenes dunkle Augenpaar sah. In Verbindung mit dem schelmischen Ausdruck, der Ilkas Mundwinkel umspielte wie ein Libero den Stürmer der gegnerischen Elf, konnten diese Augen ihn buchstäblich lahmlegen. Jetzt noch ein richtiges Wort und Prancocks Herz war, auch ganz ohne Elfmeterschießen, hoffnungslos verloren.

      „Ich liebe dich, mein kleiner Celentano!“

      Hoppla, fast ein Tor, aber der Vergleich mit Adriano ließ Prancock doch noch einmal nach dem Ball greifen. „Celentano? Könntest du mich nicht wenigstens mit Mel Gibson vergleichen?“

      „Trinkt der auch Grappa?“, versuchte sich Ilka als Unschuld vom Lande.

      „Bestimmt!“, versicherte Fox.

      „Na gut“, spielte sie die Komödie weiter, „auf Mickey Rourke lasse ich mich heraufhandeln!“

      „Schon wieder ’n Typ mit so ’nem angeschmuddelten Image!“, protestierte Fox.

      „Na, bei der Wahl zum ,Mr. Dreitagebart‘ wärt ihr scharfe Konkurrenten!“, stichelte Ilka weiter.

      „Dieser Milchbubi braucht für die paar Stoppeln bestimmt ’ne Woche – wenn nicht sogar zwei!“

      Ilka gluckste, unterdrückte den Lachanfall aber noch einmal, trat einen Schritt vor Prancock. Sie blieb stehen und hinderte ihn so am Weiterschlendern. Wieder traf ihn der für die Beinmuskulatur so fatale Blick.

      „Wer СКАЧАТЬ