Schnee von gestern ...und vorgestern. Günther Klößinger
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Название: Schnee von gestern ...und vorgestern

Автор: Günther Klößinger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737520829

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СКАЧАТЬ an und flüsterte: „Ich weiß doch, dass mein kleiner Kommissar ohne Kaffee nicht recherchieren kann!“

      „Danke, Kätzchen!“ Tatsächlich stahl sich ein Lächeln in Prancocks Züge und setzte sich fest wie eine Klette im Wollpullover.

      Schmunzelnd wandte sich Ilka wieder dem Monitor zu und atmete innerlich auf: Der Tag war gerettet. Sie kannte ja Fox’ romantische Ader. Er ermittelte am liebsten in Sherlock-Holmes-Manier. Heimlich bei Nacht in verdächtige Räume eindringen, sich im Morgennebel auf die Lauer legen und so weiter – das war seine Welt. Lediglich bei Verhaftungen bevorzugte er dann doch den „Dirty Harry“-Stil. Sie hatte allerdings keine Möglichkeit gesehen, mit einer von Fox’ Lieblingsmethoden Infos über Walter Finkenwald zu bekommen, weshalb sie die Internet-Recherche vorgeschlagen hatte.

      „Soll ich dich jetzt mit ,Steffens‘ anreden?“, hatte Fox bissig auf diesen Vorschlag reagiert, sich aber mit der Aussicht auf einen Kaffee doch breitschlagen lassen.

      „Gib doch mal ,Finkenwald‘ ein!“, instruierte er seine Freundin und löffelte dabei Milchschaum von seinem Cappuccino.

      „Wenn du unbedingt Tausende von Eintragungen bei Botanik und Zoologie durchackern möchtest, bitte ...“, stöhnte Ilka auf und tat Prancock den Gefallen. Sie gab den Namen ,Finkenwald‘ ohne weitere Merkmale in die Suchmaschine ein.

      „Na also“, sagte sie einen Augenblick später, „hier haben wir 7.328 Einträge: ,Der Spatz im Finkenwald – Heitere Memoiren eines Jägergesellen, erschienen im Waid- und Wanderverlag‘, dann ,Lasst uns suchen die Finken im Wald! – volkstümlicher Schlager von Hartmut Roßberg‘, dann ... und hier ,Schmutzfinken im Pressewald – kritischer Bericht über Machenschaften der Regenbogenpresse von Günther Falstaff‘ und ...“

      „Stopp, stopp, du hast ja gewonnen!“, unterbrach Fox die Rezitation. „Wie wär’s denn mit ,Walter Finkenwald‘?“

      „Gute Idee ... oder gar mit ,Walter Finkenwald‘ plus ,London‘?“

      „Wollte ich gerade vorschlagen!“, log Fox in seine halb leere Kaffeetasse hinein.

      Ein leises Schlürfen erklang. Ilkas Finger wirbelten geradezu über die Tastatur. Prancock stellte seine nun leere Tasse ab und überlegte, ob er sich an Ilkas noch jungfräulichem Cappuccino vergreifen sollte – dieser lief schließlich Gefahr, kalt zu werden.

      „Das willst du nicht wirklich!“, zischte sie ihm scherzhaft zu.

      „Was denn?“, fragte Fox und bemühte sich, die Regieanweisungen zu rekapitulieren, die ihm einst sein Religionslehrer für die Darstellung eines Engels im Weihnachtsspiel gegeben hatte.

      „Ich habe genau gesehen, wohin du geblickt hast – und dein Gesichtsausdruck war eindeutig!“

      Mit einer resoluten Handbewegung griff Ilka nach der Tasse, zog sie näher an sich heran und löffelte etwas von der bereits leicht eingefallenen Schaumkrone.

      Fox erkannte eine Mixtur aus Verwunderung und Freude im Mienenspiel seiner Freundin. „Na, was gefunden?“, fragte er.

      „Hm, mal sehen! Immer noch 23 Einträge!“

      Sie ließ ihre Blicke über den Bildschirm wandern. Um seine Ungeduld zu zügeln, nippte Prancock erneut an seiner Tasse. Dabei musste er feststellen, dass diese bereits leer war.

      „Das meiste sind Buchveröffentlichungen und Aufsätze!“, stellte Ilka fest.

      „Zu welchen Themen?“, fragte Fox nach.

      „Hier zum Beispiel: ,Memories of a deserter‘, erschienen bei ,Ice Bear Books‘ im Jahre 1965!“

      „Kriegserinnerungen eines Deserteurs? Glaube nicht, dass das was mit genau diesem Finkenwald zu tun hat.“

      „Dazu müssten wir wissen, in welchem Alter unsere mysteriöse Person ist. Es scheint hier nämlich um zwei verschiedene Finkenwalds zu gehen.“

      „Und beide heißen Walter?“ Fox war sichtlich verblüfft. London war eine Millionenstadt, und der Name „Walter Finkenwald“ dürfte in England nicht gerade weit verbreitet sein. Und dann sollte es gleich zwei Männer geben, die zum einen genau so hießen und zum anderen auch noch beide in Londoner Verlagen publizierten? Das roch für Fox doch etwas zu sehr nach Zufall.

      „Walter J. Finkenwald beschäftigt sich anscheinend vor allem mit dem Zweiten Weltkrieg“, fasste Ilka ihre gewonnenen Erkenntnisse zusammen, „während Walter ohne ,J.‘ sich größtenteils mit Nuklearenergie zu befassen scheint.“

      „Ist er Physiker oder so was?“

      „Klingt eher nach einem Ethiker oder Politologen ... Hier: ,Nuclear Energy – A Threat to Civilisation?‘ aus dem Jahr 1995.“

      „Streiche mal das ,London‘, vielleicht hat er ja noch an anderen Orten was veröffentlicht – und gib ,Atom‘ und ,Nuclear‘ als weitere Verknüpfungen ein!“

      Ilka starrte ihrem Freund irritiert in die funkelnden Augen: „Meine Güte – du hast es kapiert!“, brachte sie hervor.

      „Klar!“, grinste Fox breit. „Wie wär’s da mit ,Kuss‘ in Verbindung mit ,Umarmung‘ und ,Streicheln‘?“

      „Später!“, murmelte Ilka nur. Sie hatte sich bereits wieder ihrem Computer zugewandt und tippte hektisch die Suchbegriffe ein. Einige Sekunden später huschte so etwas wie ein pantomimisches „Aha“ über ihr Gesicht.

      „Kaum zu fassen!“, sagte sie, mehr zu sich selbst.

      „Was ist denn nun?“, wollte Prancock wissen.

      „Ich glaube, das ist unser Mann!“

      Ohne ihre Augen vom Monitor abzuwenden, nahm Ilka ihre Tasse.

      „Jetzt mach’s nicht so spannend!“, wollte Fox wieder den Wolf spielen. Sein vorgeblich bedrohliches Knurren fiel jedoch harmloser aus als geplant.

      „’ne Menge Artikel und Bücher über Kernenergie und atomare Rüstungsprogramme!“

      „Na und?“

      „In englischer, deutscher ... und französischer Sprache!“

      Das Knirschen der Diskette im Laufwerk erinnerte ihn unweigerlich an jenes Schaben, das die Zähne seines Chefs mit nervtötender Regelmäßigkeit auf dem Kugelschreiber erzeugten. Diese Assoziation ließ augenblicklich die Zornesader auf seiner Stirn schwellen.

      „Chef! Pah!“ Mit einem Ausdruck tiefster Verachtung spie er das Wort aus und wiederholte sein „Pah!“ so lange, bis es sich von alleine zu repetieren schien. Kleine Tropfen von Sputum sammelten sich auf seinem Keyboard. Die Amalgamsymphonie in der Floppy-Version war beendet. Ein leises, surrendes Tönen folgte. Kurzzeitig verdunkelte sich die Mattscheibe, dann erschien, inmitten eines rot leuchtenden Emblems, umrahmt von schwarz-weißen Runen, der Schriftzug „Plan zwei“.

      Er klickte „Ok“ an und öffnete das Unterverzeichnis „Adressen“.

      „Na klar“, nuschelte der Mann unverhohlen aggressiv, „ich darf sie alle zusammentrommeln, aber befehligen wird ER sie – wer auch sonst.“

      Er СКАЧАТЬ