Schnee von gestern ...und vorgestern. Günther Klößinger
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Название: Schnee von gestern ...und vorgestern

Автор: Günther Klößinger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737520829

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СКАЧАТЬ müsste man sagen. Na ja, ab dem nächsten Tag sah er mich allerdings nur noch verstört und peinlich berührt an und ’ne Eins hab ich bei ihm auch nie mehr bekommen ...“

      „Was wohl deutlich macht, welchen Teil des Kunstwerks seine werte Gemahlin in dem Bild gesehen hat!“, sagte Jeannie, nachdem sie ihren Lachanfall beendet hatte. Ein unkontrollierbares Kichern spukte aber immer noch durch ihre und Jessys Stimme. Sanft nahm Janine die Freundin in die Arme. Jessy hatte ihr nicht nur ein Bild geschenkt, sondern auch das Lachen in ihre Wohnung zurückgebracht. Die Schatten der Erinnerung lagen sicherlich auch noch darin, doch schienen sie inzwischen weniger bedrohlich als zuvor.

      „Emanzipation gut“, tönte es da von der Tür her, „aber Frau auch soll umarmen lieben Mann!“

      „Sag mal“, fragte Fox, der große Mühe damit hatte, seine Hemden in ein Fach des kleinen Schrankes zu stapeln, „wie stellst du es nur an, dass dir deine T-Shirts nicht gleich wieder entgegenfliegen?“

      Ilka hatte ihre Kleidungsstücke ordentlich im eigenen Teil des Hotelschranks verstaut und wandte sich Prancock grinsend zu: „Gelernt ist gelernt! Ach, und übrigens“, ihre Stimme nahm einen leicht bedrohlichen Unterton an, „diese T-Shirts“, wie du sie nennst, sind höchst edle Oberteile. Sogar meine absolut noble weiße Bluse hab ich dabei!“

      „So was hatte ich zum letzten Mal bei meiner Konfirmation an!“, grummelte der Kommissar.

      „Soso“, stichelte Ilka weiter, „du hattest an deiner Konfirmation also eine Bluse an!“

      „Ich dachte, Blusen sind out und altmodisch, Kätzchen!“

      „Sind sie auch“, seufzte Ilka, „aber wenn man mit einem Mann deines Alters unterwegs ist ...“ Sie konnte den Satz nicht mehr beenden, denn ein wild zusammengeknäultes Paar Männerstrümpfe traf sie ins Gesicht.

      Sie sah so verdutzt drein, dass Prancock schallend lachen musste. Das wurde allerdings von einem modischen Top gestoppt, das seine Freundin ihm genau auf den Mund warf. Es flogen noch einige Neckereien und Kleidungsstücke hin und her, aber nach einer weiteren Viertelstunde hatten die beiden die Schlacht beendet und ihr gesamtes Gepäck verräumt.

      „Sieh mal einer an“, stellte Fox fest, „hier gibt’s sogar ’nen Safe für deine Wertsachen!“

      „Du kannst ja deinen Flachmann darin einschließen!“

      „Dafür ist das Ding hier nicht sicher genug, glaube ich! Aber für deine Brillanten könnte es reichen.“

      Ilka lächelte und trat an den Hotelsafe. Noch nie hatte sie so ein Behältnis benutzt, einfach deswegen, weil sie keine entsprechenden Wertgegenstände besaß. Ausweispapiere und Brieftasche trug sie lieber bei sich.

      „Wenn da jemand deine Klunker rausklaut, weigert sich jede Versicherung zu zahlen!“, bemerkte Fox.

      Ilka wollte die Sicherheit des Safes nun auch einmal überprüfen. Sie drehte den Schlüssel. Ein ungesundes Ächzen erklang und die Fronttür des kleinen Schließfachs klappte auf – viel zu schnell und leicht, wie Ilka befand. Ein prüfender Blick offenbarte außerdem, dass das Türchen nur noch an einem Scharnier hing und nun schräg hin- und herbaumelte.

      „Was da schon alles drin gelegen haben mag?“, sprach Ilka ihre Gedanken versonnen aus und blickte in das angeblich sichere Aufbewahrungsfach.

      „Kondome, Ledermasken, Peitschen, Pornos ...“, machte Fox einen seiner üblichen Prancock-Witze und erwartete schon Ilkas anklagendes „Männer!“, doch es kam nicht. Verwundert sah er seine Freundin an.

      „Ist was?“ Da bemerkte er Ilkas faszinierten Blick, der auf dem Safe ruhte. Nun wurde der Polizist in ihm neugierig: „He, Kätzchen, was gibt’s denn?“

      Ilka griff in das Schließfach und zog etwas heraus. Verständnislos sah Fox den Briefumschlag an. „Hat da jemand seine Rechnung liegen lassen?“, fragte er, mehr an sich selbst gerichtet.

      Ilka hielt ihm das Kuvert hin. Nun stockte auch ihm der Atem. Eine krakelige Handschrift, die große Eile verriet, war auf dem Papier erkennbar: „For Mr. P.“

      Englisch? Hier, in Frankreich? Gut, es stieg bestimmt auch der ein oder andere von Prancocks Landsleuten in dieser Pension ab. Dennoch: ein merkwürdiger Zufall. Und dann noch der Adressat: „Mr. P.“!

      Fox kratzte sich am Kinn. Konnte das wirklich Zufall sein? Es musste einer sein, denn niemand wusste, dass er und Ilka in diesem verschlafenen Nest waren. Auch, dass es in der „Pension du Joli Bois“ noch ein warmes Plätzchen für sie beide gegeben hatte, war schon mehr Zufall gewesen, als ein rational denkender Kriminalbeamter normalerweise verkraftete. Gut, er konnte also nicht gemeint sein, schließlich gab es genügend Namen, die mit „P“ begannen: Prentice, Pearson, Prince ...

      „Seltsam, was?“, drang Ilkas Stimme in den Dunst seiner Gedanken.

      „Allerdings!“, sagte er, zuckte mit den Achseln und starrte weiterhin auf den Brief.

      „Soll ich ihn öffnen“, fragte Ilka unsicher, „oder geben wir ihn lieber an der Rezeption ab?“

      Wieder Schweigen.

      Prancock begann laut zu denken: „Wenn der Brief absichtlich im Safe hinterlegt worden ist, wer kann dann der Empfänger sein?“

      „Der Zimmerservice?“, versuchte sich Ilka an einer Deutung.

      „Unwahrscheinlich“, brummte Fox, „ich glaube, im Safe machen die höchstens alle hundert Jahre mal sauber!“

      „Vielleicht liegt der Umschlag ja schon so lange da drin!“ Ilka seufzte ratlos und setzte sich auf die Bettkante. Noch immer hielt sie den Brief fest, als handele es sich um eine Schatulle, in der sich höchst wertvoller Schmuck befand. „Wenn er für einen Gast gedacht war oder ist, müsste der Schreiber genau wissen, wer nach ihm hier übernachtet ...“

      „... und dann genau dieses Zimmer bekommt? Klingt nicht gerade plausibel, großer Meisterdetektiv!“

      „Ich hab’s!“ Fox’ Augen funkelten und Ilka wusste genau, was das bedeutete: Der Scherzkeks in ihrem Freund war wieder erwacht: „Wir sitzen im Zentrum der Weltverschwörung – und das ,Joli Bois‘ ist total darin verwickelt ...“

      „... und übersieht lediglich ein wichtiges Dokument in diesem Safe. Noch dazu in einem Zimmer, wo harmlose Urlauber einziehen. Die sind allerdings rein zufällig ein Kriminalkommissar und eine Reporterin! Aus welchem Film mit Sandra Nullbock hast du denn die Story?“

      „Es war Julia Robbers!“, gab Fox den Ball zurück.

      Ilka verlor langsam die Lust am Witzeln und beendete das Spielchen kurzerhand mit dem Ausspruch: „Außerdem war’s die Nachtigall und nicht die Lerche! Mensch, Fox, ich hab keine Lust mehr, ewig herumzuspekulieren!“

      „Was willst du dann machen?“, fragte er. Sein Mienenspiel ähnelte dabei dem eines Pudels, der in die Schafschur geraten war.

      „Ich mache den Umschlag auf!“, sagte Ilka fest entschlossen.

      Fox spürte zu seiner Verwunderung, wie Skrupel in ihm aufstiegen. Doch noch bevor er „Aber ...“ sagen konnte, hatte seine Freundin mit einem Fingernagel das Kuvert aufgeschlitzt und dann einen kleinen Zettel herausgezogen. Die zerfranste Oberkante СКАЧАТЬ