Schnee von gestern ...und vorgestern. Günther Klößinger
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Название: Schnee von gestern ...und vorgestern

Автор: Günther Klößinger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737520829

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СКАЧАТЬ du alles weißt, vielleicht auch du weißt, wer Spanner im Gebüsch?!“

      Penny pfiff anerkennend durch die Zähne und fragte: „Bist du sicher, dass du kein Detektiv bist, Mehmet?“

      „Ich 007 aus Ankara!“, witzelte Mehmet und schob mit gespieltem Stolz seine Brust vor.

      „Wir sollten trotzdem überlegen, was wir tun!“, schlug Jasmin ungeduldig vor, als plötzlich ein markerschütternder Schrei das Gemurmel der Helfer vor dem Haus durchbrach. Augenblicklich wurden Jasmin und Penny bleich. Mehmet wirkte nur noch wie ein bereits verschluckter Scherzkeks.

      „Was war das?“, stammelte Penny.

      „Ein neuer Anschlag? Penny, Mehmet, wir müssen …“ Weiter kam Jasmin nicht. Die erst provisorisch befestigte Haustür schwang auf, die Scharniere und Schrauben beschlossen, ihr Bestes zu geben und nicht erneut herauszuspringen. Eine schlanke, große Gestalt stand im Türrahmen, ein triumphierendes Lächeln im Gesicht. In ihrer Hand hielt sie einen kleinen, kantigen Gegenstand, den sie den dreien entgegenstreckte.

      Jasmins Gesicht entspannte sich etwas. „Mensch, Yasemin, war das ein Schock! Hast du so geschrien?“

      „Nee“, gab das große Mädchen Kaugummi kauend zurück, „das war der Spanner!“

      „Aber woher … wusstest du von dem Kerl?“, stammelte Penny.

      „Erstens habe ich Augen im Kopf“, Yasemin unterstrich ihre Rede mit einer selbstbewussten Kopfbewegung, „und außerdem gibt mir Mehmet manchmal praktische Tipps!“

      „Und was ist jetzt mit dem Typen?“, fragte Jasmin ihre kurdische Namensvetterin.

      Yasemin hielt grinsend den Gegenstand hoch. Es handelte sich um einen kleinen Handspiegel.

      „Damit“, sagte sie, „habe ich ihm ein paar Sonnenstrahlen direkt in die Linse umgeleitet. War anscheinend volles Bingo!“

      „Hat jemand ihn gesehen?“, erwachte Pennys professionelles Interesse.

      „Klar, ich! Aber nur flüchtig. Konnte nur erkennen, dass es ein Mann ist. Rannte ziemlich schnell von uns weg und achtete bestimmt nicht auf verwischte Spuren. Zum Verfolgen war er aber schon zu weit entfernt … und außerdem: Du bist hier die Detektivin, oder?“

      „Stimmt!“, erwiderte Penny lächelnd. „Und was bist du?“

      „Der Spannerschreck!“, gab Yasemin grinsend zurück und produzierte eine überdimensionale Kaugummiblase.

      Fox schwieg und konzentrierte sich auf den Café au Lait, der vor ihm stand. Verstohlen warf er einen Blick zu Ilka hinüber. Sie saß ihm gegenüber und bemühte sich, nicht allzu gereizt zu wirken. Kaum zu fassen, aber das „Joli Bois“ war ebenso ausgebucht wie alle Pensionen, bei denen sie zuvor ihr Glück versucht hatten.

      „Wenn sogar hier, am Abgrund zum Arsch der Welt, nichts zu wollen ist“, hatte Prancock mit wachsender Resignation genuschelt, „dann sollten wir wohl besser die Brücken der Umgebung abklappern.“

      Wenigstens einen Kaffee wollten sie sich in der Lounge – ein etwas protziger Name für das Esszimmer des kleinen Etablissements – gönnen, um sich für die weitere Suche zu stärken. Zu Fox’ Verwunderung hatte Ilka nichts dagegen gehabt, obwohl der Nachmittag unbarmherzig voranschritt und weit und breit kein Quartier in Aussicht war. Ilka hatte das „Pardon!“ des Mannes an der Rezeption bereits aus dessen Mienenspiel lesen können, bevor er es ausgesprochen hatte. Fox’ Frust weckte in ihm die Lust, seinen Kaffee mit Cognac zu veredeln. Verstohlen blickte er sich um. Niemand nahm Notiz von ihm. Mit geübter Hand griff er in die Tasche des Trench, den er über die Stuhllehne gehängt hatte, schnappte sich den Flachmann, öffnete ihn mit einer einzigen Handbewegung und wollte einen Schuss Weinbrand in seine Tasse kippen, als er stutzte: Das Fläschchen war leer. Eine Tatsache, die nicht gerade ein Gefühl der Freude in ihm weckte.

      „Sei froh, dass es leer ist!“, sagte Ilka.

      Fox sah hoch und blickte seiner Freundin ins Gesicht: Sie hatte die Ellenbogen auf den Tisch gestützt und hielt mit zarten, leicht gespreizten Fingern ihre Tasse in Höhe des Kinns, schlürfte etwas heraus und blies dann ein Sahneklümpchen von einer Seite der Tasse zur anderen. Versonnen blickte sie in ihren Kaffee, dann zu Fox. Ihr Lächeln vertrieb jeglichen Appetit auf Cognac, aber dennoch: Fox fühlte sich ertappt.

      „Wieso?“, brummte er. „Auf unsere erfolgreiche Quartiersuche könnten wir ja wohl anstoßen, oder?“

      „Schon“, meinte Ilka, „aber nicht damit!“

      Verdutzt beäugte Fox das Fläschchen genauer. Der Werbeschriftzug von „Caramelle No. 5“ prangte mit unnachahmlicher Eleganz auf dem Glas. Ilka konnte sich nur mit Mühe zurückhalten. Um den Lachanfall zu unterdrücken, trank sie einen weiteren Schluck Kaffee.

      „Dein Parfum?“ Fox war verwirrt. „Aber wie …?“

      „Na, Herr Kommissar, eines Tages klaut man Ihnen noch die Kanone aus dem Schulterhalfter!“, stellte Ilka triumphierend fest.

      „Wann hast du die Flaschen denn vertauscht?“, wollte Prancock wissen.

      „Rate doch mal!“

      Trotz seiner Verwirrung verschlang Fox Ilka fast mit den Augen: Wenn sie dieses spitzbübische Lächeln zu ihm herüberschickte und der Schalk aus ihren Augen sprühte, fand er sie mehr als nur unwiderstehlich. Die Aura, die nachmittägliche Sonnenstrahlen, durch Fensterglas gebündelt, in Ilkas Haar zauberten, verlieh ihr die Ausstrahlung einer pfiffigen Jeanne d’Arc, die gerade den Engländern eins auswischt.

      „Sag schon!“, wurde Fox etwas ungeduldig, trommelte mit den Fingern der linken Hand leise auf der Tischplatte, während er mit der rechten Ilkas Arm streichelte. Diese stellte ihre Tasse ab, lehnte sich zurück und ergriff Fox’ Hand.

      „Beim Küssen“, flüsterte sie ihm zu, indem sie sich wieder nach vorn beugte, „bevor wir hier rein sind!“

      Fox musste nun ebenfalls über das ganze Gesicht grinsen. „Nun“, sagte er, „die meisten Taschendiebe küssen mich nicht unbedingt. Also keine Gefahr für meine Knarre. Soll ich schon mal zahlen?“

      „Gute Idee!“, meinte Ilka und trank ihren Kaffee aus.

      Fox griff in seine Gesäßtasche und wollte den Geldbeutel zücken, fand ihn aber nicht. Fragend blickte er zu Ilka, die ihm sein Portemonnaie entgegenhielt und ihm verführerisch zuhauchte: „Ich liebe solche langen Küsse!“

      Beide mussten so laut herausprusten, dass ihr Gelächter die übrigen Gäste in der sogenannten Lounge aufblicken ließ. Mit Tränen in den Augen winkte Fox dem Kellner. Statt diesem trat der Herr, der ihnen noch aus der Rezeption bekannt war, an ihren Tisch.

      „Pardon“, sagte Fox, „wir wollten die Ruhe des Raums nicht stören!“

      „Oh, kein Problem!“, erwiderte der Mann. „Aber ich habe eine gute Nachricht für Sie: Ein Gast musste überraschend abreisen – Sie könnten sein Zimmer haben!“

      Verblüfft sahen Ilka und Fox den Portier an.

      „Sie müssten nur eine Stunde warten, bis der Zimmerservice den Raum so weit fertig hat. Sie verstehen?“

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