Das verlorene Seelenheil. R. S. Volant
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Название: Das verlorene Seelenheil

Автор: R. S. Volant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Das Licht von Asconien

isbn: 9783754171219

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      Allerdings schien die Abfuhr Laurin nicht weiter zu kümmern, denn tags darauf nahm er ohne sich etwas anmerken zu lassen, seinen Platz zu Henrys Füßen wieder ein und wirkte so fröhlich ungezwungen wie eh und je. Ganz anders Kai, der sich fortan eiskalt weigerte, Laurins Aufgaben zu übernehmen und so betrat der König am selben Abend ein unaufgeräumtes Gemach. Der Tisch war nicht abgeräumt, neben dem Abendmahl vom Vortag standen noch die Frühstücksreste, das Bett war nicht gemacht und der Nachttopf randvoll. Henry durchschritt seine Gemächer und blieb durchschnaufend stehen. „Kann mir mal einer erklären, warum es hier aussieht, wie in einem Schweinestall?!“, fragte er noch ruhig seine beiden Diener.

      Laurin zuckte unschuldig die Achseln und Kai verzog keine Miene. „Ich erwarte eine Antwort!“, fuhr der König nun in einem wesentlich schärferen Ton die beiden an und Kai hob seine Hände.

      „Eure Majestät, seht Ihr das?“, fragte er und nickte auch gleich. „Genau, ich habe nur zwei Hände und teilen, kann ich mich auch nicht! Meine Aufgabe ist es, Eure Majestät jederzeit zur Seite zu stehen! Ich soll Euch ankleiden, Euch nach unten begleiten, um Euch gegebenenfalls zu bedienen, auch während der Audienzen und beim Mittagsmahl, stehe mir, um es auf gut Deutsch zu sagen, den ganzen Tag die Beine in den Arsch, während Euer Page es sich auf einem Sitzkissen gemütlich macht und, während Eure Majestät ein Mittagsschläfchen hält, habe ich meine wohlverdiente Pause. Eigentlich, denn auch ich muss zumindest ab und zu Nahrung zu mir nehmen! Und, da ich einstweilen die Position Eures davongelaufenen Leibdieners übernommen habe, sehe ich nicht ein, in meiner mir zustehenden Freizeit auch noch die Aufgaben eines zweiten Dieners zu übernehmen, der ja eigentlich dann in der Zwischenzeit Eure Gemächer sauber halten sollte“, brachte er es auf den Punkt.

      Laurin sah ihn dermaßen schockiert an, dass es schon albern wirkte aber Henry fand den Vorwurf keineswegs zum Lachen. Der König war schlichtweg baff. „Ja, und jetzt?“, fragte er vollkommen überfordert.

      „Mit Verlaub, Eure Majestät, ich habe es Euch schon gestern Abend erklärt, ich habe die Nase gestrichen voll! Seit Jahren bin ich in Euren Diensten, habe Euretwegen auf ein Privatleben verzichtet und meine beste Freundschaft zerstört. Oh ja, ich meine Amanoue damit, auch wenn Ihr mir verboten habt, diesen Namen je wieder in Eurer Gegenwart zu erwähnen! Euretwegen, habe ich ihn ausspioniert und verraten und, ich bedauere es zutiefst! Vergebung Majestät, aber diese Scheißstellung, war es schlichtweg nicht wert und noch zu allem Überfluss habt Ihr mir aus Eurer grenzenlosen Dankbarkeit und Güte heraus, auch noch Phineas vor die Nase gesetzt! Ihr habt diesem Verräter den mir zustehenden Posten als Sebastians Nachfolger überlassen und ich habe stillgehalten! Aber jetzt ist meine Geduld am Ende und ich quittiere hiermit meinen Dienst. Sucht Euch fortan einen anderen Deppen und, für den Übergang, habt Ihr ja noch Euren Pagen. Ich wünsche Eurer Majestät alles Gute für die Zukunft“, meinte er mit einer tiefen Verbeugung und Henry stand da wie vom Donner gerührt.

      Der König schluckte tatsächlich erst einmal und holte tief Luft. „Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen?!“, donnerte es aus ihm heraus und Kai nickte.

      „Seht Ihr, das ist es, was ich damit meinte! Diese rotzfreche Göre macht was er will, Benny war zwar gegen den noch ein Waisenknabe, hatte aber auch seine Freiheiten Euch gegenüber und Ihr wart immer voller Nachsicht ihm gegenüber. Aber ich? Was bin ich für Euch? Richtig, nur ein Dienstbote und die sind ersetzbar! Das galt jedoch nie für mich! Ich war gerne in Euren Diensten, aus ehrlicher Liebe zu Euch und habe mein Leben gerne für Euch aufgegeben aber ich möchte nicht irgendwann als alter verbitterter Diener enden, für den man nur noch das Gnadenbrot übrighat. Verzeiht Eure Majestät, aber ich kann nicht länger in Euren Diensten stehen! Vielleicht hätte ich ja auch einfach frecher und dreister Euch gegenüber sein sollen, wer weiß, aber so bin ich nicht“, meinte er bedauernd, drehte sich um und ging.

      Henry starrte ihm vollkommen fassungslos nach und Laurin schlich sich an ihm vorbei. „Ich räum dann mal ab, ja?“, meinte er vorsichtig, schnappte sich das Frühstückstablett und stahl sich hinaus.

      Mit einem ungläubigen Kopfschütteln ging Henry hinüber ins Schlafzimmer und setzte sich erst einmal aufs Bett. „Das kann doch alles nicht wahr sein“, murmelte er vor sich hin. „Und jetzt?“ Seufzend stand er wieder auf und begann sich selbst zu entkleiden. Er zog sich seinen Morgenmantel an, schlurfte entnervt zurück zur Türe und öffnete sie. „Lasst niemanden mehr durch!“, befahl er den Wachen und die nickten salutierend. Henry knallte die Tür wieder zu, marschierte wieder ins Schlafgemach und blickte säuerlich in den vollen Nachttopf, da er sich vor dem zu Bett gehen nochmals erleichtern wollte. „So eine verdammte Scheiße!“, schimpfte er und hätte das Ding am liebsten davongeschossen. Kurzerhand hob er die Schüssel hoch und war schon versucht den Inhalt einfach aus dem Fenster zu kippen, doch dann besann er sich doch noch. Auch, weil er sich schlichtweg ein wenig schämte. Wie würde das denn wieder aussehen, wenn ihn dabei jemand beobachten sollte. Der König entleert seinen eigenen Nachttopf aus dem Fenster, nein, soweit war er dann doch noch nicht gesunken! Sollte er…

      Im geheimen Gemach befand sich ein eigener Abort…

      Aber dafür müsste er hinübergehen…

      Seit Monaten hatte er es nicht mehr betreten, warum eigentlich nicht? Es war doch leer…

      Henry schnaufte tief durch und öffnete vorsichtig die verborgene Tür. Keine Fackel brannte und so nahm er den Nachttopf in die eine und eine brennende Kerze in die andere Hand. Mit einem seltsam mulmigen Gefühl in der Magengegend machte er sich auf den Weg, den Weg, den er oftmals voller Vorfreude und manchmal auch wütend beschritten hatte, hinüber zu, ihm.

      Seufzend verscheuchte er die Gedanken daran und zog den Riegel der schweren Eichenholztüre zurück. Ein leichter Veilchenduft schlug ihm entgegen, als er das geheime Gemach betrat und sofort schlug ihm das Herz bis zum Hals. Dieser Duft, sein unverkennbarer Duft, wie sehr er ihn vermisst hatte, auch wenn es immer bedeutet hatte, dass es ihm nicht gut ging…

      Es war stockdunkel in dem kalten Raum und so zündete er erst einmal zwei weitere der dicken Kerzen an. Erneut holte er tief Luft, um sich selbst zu beruhigen und marschierte entschlossen ins Nebenzimmer. Nachdem er den Nachttopf entleert hatte, erleichterte er sich noch und drehte sich wieder um. Nichts wie raus hier, schoss es ihm durch den Kopf und so beeilte er sich so schnell wie möglich das Gemach wieder zu verlassen. Er pustete die erste Kerze aus, damit flackerte auch die zweite heftig und irgendetwas Funkelndes fiel ihm dadurch ins Auge. Es kam vom Bett her und Henry hielt augenblicklich den Atem an, als er das goldene Etwas erkannte, in dem sich das flackernde Licht widerspiegelte. Oh nein…

      Henry ging wie automatisch darauf zu und erstarrte. Das Bett war ungemacht, die Decken zerwühlt und halb zurückgeschlagen, ein Kissen zeigte noch die Mulde, die ein Kopf hinterlassen hatte und alles wirkte so, als wäre es geradeerst verlassen worden. Ob es vielleicht sogar noch nach ihm roch?

      Der Armreif lag auf der anderen Seite, seiner eigenen Seite, auf seinem unberührten Kopfkissen und so beugte er sich hinüber. Dabei musste er sich mit einem Knie aufstützen und ganz plötzlich entkam ihm ein leiser Schluchzer. Er berührte das kühle Metall, griff danach und presste den Armreif gegen seine stechende Brust. Der Schmerz war so groß, dass es ihm fast die Luft nahm und er ließ sich fallen. Laut schluchzend verbarg er sein Gesicht in Amanoues nach Veilchen duftendem Kissen und wiegte sich verzweifelt weinend hin und her. Irgendwann kamen keine Tränen mehr, er zog die Decken über sich und kauerte sich wie ein Embryo zusammen.

      ***

      Irgendetwas kitzelte ihn an der Wange, als würde eine weiche Haarsträhne darüberstreichen und er öffnete die Augen. „Kätzchen?“, krächzte Henry heiser und fuhr hoch. Doch da war niemand, er starrte verwirrt umher und erkannte im selben Augenblick, dass es wieder nur ein Traum gewesen war. Ein Traum, den er so oft schon СКАЧАТЬ