Название: Das verlorene Seelenheil
Автор: R. S. Volant
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Das Licht von Asconien
isbn: 9783754171219
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„Liebst du ihn denn nischd mehr?“
„Natürlich liebe ich ihn noch! Er ist die Liebe meines Lebens! Aber ich werde mir deshalb das auch nicht länger antun! Wenn er sich für seine Majestät entscheiden sollte, dann werde ich ohne ihn gehen!“, antwortete Marius mit verschränkten Armen.
„Das tut mir escht leid“, murmelte Amanoue betroffen und Marius schnaubte wie ein Stier.
„Mir auch!“, zischte er und stand auf. „Ich geh jetzt wieder rüber, wir haben einige stark erkältete Bedienstete drüben, um die ich mich kümmern muss! Also bis morgen, ja? Ich bringe dir dann das Schreibzeugs mit“, meinte er versöhnlicher und Amanoue nickte ihm dankbar zu.
Und somit eröffnete Amanoue zwei Tage später sein eigenes kleines Schreibbüro, das er sich kurzerhand in einer Ecke des Schlafraumes einrichtete. In der Tat konnten die meisten der gewöhnlichen Gardisten weder lesen noch schreiben und wenn doch, so konnten sie gerademal ihre Namen zu Papier bringen und damit hatte Amanoue erst einmal alle Hände voll zu tun. Jetzt, da auch die Botenreiter wieder ausgeschickt werden konnten, wollte beinahe jeder eine Nachricht nach Hause senden und Amanoue erschrak beinahe über die lange Schlange, die sich vor seinem improvisierten Schreibtisch gebildet hatte.
„Ach du liebe Seit!“, entfuhr es ihm und er blickte an den wartenden entlang.
„Da hast du dir ja was Schönes aufgehalst“, meinte Finn grinsend und Amanoue entkam ein kleiner Seufzer.
Selbstverständlich kamen die Jungs zuerst dran und so begann Finn ihm den ersten Brief zu diktieren. Der nächste, Matto, beugte sich tief zu ihm hin und flüsterte geradezu die Worte, die Amanoue für ihn aufschreiben sollte und bald kniff der die Augen konzentriert zusammen. „Was?“, fragte er, weil er den letzten Satz nicht verstanden hatte. „Kannst du bitte lauter spreschen?“
„Nein“, raunte Matto leise zurück, „das geht denen schließlich nichts an!“
„Ach so! Ja, ähm…“, stotterte Amanoue, als Brac mit lauten Schritten herantrat.
„Was zum Geier, is`n hier los? Habt ihr sie noch alle? Das ist unser Schlafraum und ihr trampelt alle mit euren dreckigen Stiefeln hier rein, wie `ne Horde Rindviecher! Wer soll`n das wieder saubermachen?! Raus hier, aber schnell“, donnerte er die dicht gedrängten Soldaten an. „So geht das nicht!“, fuhr er den verdutzten Amanoue an, „hier is ja mehr los, als drüben in der Halle!“
Amanoue zog den Kopf ein und hob unschuldig die Schultern. „Tschuldige, mit so viel Andrang `abe isch escht nischd gereschnet und isch werde nachher alles wieder pudsen.“
„Da brauchst du ja noch die halbe Nacht! Nee, mein Freund, bei aller Liebe und Verständnis, du musst das anderes koordinieren!“, lehnte Brac dennoch rigoros ab.
„Ja, ein bisschen mehr Privatsphäre wäre echt nicht schlecht, muss ja nicht jeder zuhören, was man dir sagt“, mischte sich Matto wieder dazwischen.
Brac sah ihn an, als hätte der sie nicht mehr alle und zeigte zum Ausgang. „Raus hier! Wer nicht hier reingehört!“, brüllte er mit seiner Bärenstimme und die Soldaten zogen murrend Leine. „Kleiner, das geht echt nicht, tut mir leid! Also entweder du lässt die nur einzeln hier rein und ohne Stiefel, was wir an Gestank aber dann bald nicht mehr ertragen würden, oder du suchst dir ein anderes Büro! Benny hat sich bei mir beschwert, weil er sich `ne Stunde aufs Ohr hauen wollte, was ich dieses Mal auch wirklich verstehen kann, da er Nachtwache hat und weißt du, was er mir sagte? Dass die ihn nicht vorbeigelassen haben und er sich gefälligst hintenanstellen sollte, wenn er da rein wolle! In seinen eigenen Schlafraum! Manou, das geht so nicht, in diesem Fall muss ich auf seiner Seite stehen“, sagte er bestimmt.
Amanoue atmete frustriert durch und nickte. „Du hast reschd, das habe isch nischd bedacht und bitte Benny“, sagte er kleinlaut zu dem, „es tut mir leid. Natürlisch kannst du disch hinlegen, wann immer du es möschtest. Isch werde sofort meine Sachen susammenpacken.“
„Ach ja? Und der ganze Dreck? Und schau dir mal die Betten an! Die haben sich einfach draufgesetzt und alles beiseitegeschoben!“, meckerte der ihn mit vor der Brust verschränkten Armen an.
Amanoue schluckte betroffen und biss sich auf die Unterlippe. „Oje!“
„Ja, oje! Oh Mann, du bist und bleibst `ne Nervensäge“, beschimpfte Benny ihn noch wütend und marschierte zickig wieder vor zu seinem völlig zerwühlten Bett. „So `ne Scheiße, Mann“, zeterte er, während er es einigermaßen wieder zurecht machte und Amanoue bekam einen hochroten Kopf.
„Isch hole schonmal die Pudsseug“, nuschelte er verlegen und schmuggelte sich an Brac vorbei.
Tags darauf eröffnete er sein Büro in der Rüstkammer und vergab zu allererst feste Termine an die Soldaten.
***
Die Audienz war in vollem Gange und wie gewöhnlich auch mal wieder recht lautstark. Zwei Händler stritten sich gerade, während sie sich gegenseitig des Betruges bezichtigten. Henry war bereits völlig genervt von ihrem Gezeter, als sich Laurin plötzlich mitten durch die aufgeregte Menge schob. „Eure Majestät!“, rief er mit seiner noch etwas kindlichen Stimme und tänzelte aufgeregt heran. Ohne auf die beiden Streithähne zu achten, hüpfte er die Stufen hinauf und hielt dem König seine zu einem Ball übereinander gelegten Hände hin. „Seht doch nur!“
Henry hob überrascht die Augenbrauen und starrte darauf. Laurin nahm die obere Hand weg und präsentierte einen Zitronenfalter auf seiner unteren Handfläche. Unwillkürlich war es still geworden und aller Augen richteten sich auf den Jungen. Der hübsche Schmetterling hob und senkte die gelben Flügel, was ein leises, schabendes Geräusch verursachte und auf den Lippen des Königs breitete sich ein zaghaftes Lächeln aus. „Ist der nicht hübsch?“, fragte Laurin und sah ihn so zauberhaft unbedarft an, dass sich Henrys erkaltetes Herz augenblicklich ein klein wenig wärmer anfühlte.
„Ja, sehr“, sagte er und Laurin strahlte heller als die Sonne.
„Und er bringt Glück!“, rief Laurin überzeugt aus. Der Schmetterling hob flatternd ab und flog über ihre Köpfe davon. „Huch“, machte der Junge fast ein wenig erschrocken und blickte ihm wehmütig nach. „Jetzt ist er fort!“, meinte er achselzuckend und Richard räusperte sich vernehmlich.
„Merkst du nicht, dass du die Audienz störst?“, fragte er vorwurfsvoll und deutete auf die raunenden Leute.
„Oh!“, entkam es Laurin nur und er lächelte den König an. „Tut mir leid!“
„Das macht nichts, die gingen mir eh auf die Nerven“, meinte Henry leise zu ihm hin und der Junge kicherte in seine vorgehaltene Hand. „Du gehst trotzdem besser nach hinten, hm? Stell dich neben Kai“, sagte der König ungewöhnlich milde und Laurin grinste breit.
„Ich weiß was Besseres!“, sagte er mit erhobenem Zeigefinger und marschierte hinüber zu einer der an den Wänden stehenden Sitzbänken. Kurzerhand nahm er sich ein Kissen, natürlich das dickste und größte und trabte damit zurück. Wieder genau vor Henrys Thron, schräg neben dessen Füßen, legte er es auf den Boden und setzte sich, den König einschmeichelnd anlächelnd, darauf.
„Äh, aber, das geht doch nicht“, stammelte Richard fassungslos und sah auffordernd zu Henry, der allerdings nur lässig die Achseln СКАЧАТЬ