Название: Das verlorene Seelenheil
Автор: R. S. Volant
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Das Licht von Asconien
isbn: 9783754171219
isbn:
„Hast du sie noch alle? Mach, dass du hier wegkommst!“, fuhr er Amanoue erschrocken an und der zog eine beleidigte Schnute.
„Er sieht misch doch gar nischd! Isch wollte ihn doch nur mal sehen!“, erwiderte er trotzig.
„Ja! Und wenn er dich sieht, macht er dich wahrscheinlich einen Kopf kürzer! Mann, Kleiner, so leid es mir auch tut, der Alte hasst dich inzwischen wie die Pest! Wehe, es wagt einer auch nur deinen Namen zu erwähnen und schon rastet er aus und Wilhelm bekräftigt ihn noch! Also, rein mit dir, aber schnell!“, befahl Brac ohne noch einen Widerspruch zuzulassen. „Ist eh `n Wunder, dass du überhaupt noch bis jetzt hierbleiben konntest und dich noch keiner verraten hat“, raunte er ihm noch zu und Amanoue marschierte mürrisch nach hinten. In der Tat deckten auch die anderen Soldaten, jedenfalls die der ersten und zweiten Abteilung Amanoue bisher und Ulrichs Leuten schien seine Anwesenheit nicht weiter zu kümmern. Sie kannten ihn ja nicht und da sie keiner danach fragte, war er ihnen schlichtweg egal. Außerdem hatte Brac diejenigen von ihnen zur Brust genommen, die Amanoues Schreibdienste in Anspruch genommen hatten und ihnen dringlich geraten, ihre Klappen darüber zu halten, wenn sie hier noch ein schönes Leben zu führen gedachten.
Amanoue schlurfte dennoch lieber in den Schlafraum, sicher war sicher, nicht dass Henry doch noch einer plötzlichen Eingebung folgte und Lust auf ein Bierchen mit seinem besten Freund bekam. Ach, wie sehr er es doch vermisste, die ungezwungenen Abende, die er und die Jungs oft mit Henry verbracht hatten…
Und wie wundervoll er ausgesehen hatte. Genau wie früher, dachte er seufzend. Tatsächlich trug der König mittlerweile wieder einen dichten Vollbart und sein Haar war fast schulterlang geworden, in den letzten Monaten. Amanoue hatte es von Anfang an gemocht, ihm in dieses seidige Haar zu fassen, immer, wenn sie sich geliebt hatten und auch den Bart hatte er irgendwie vermisst, als er Henry zum ersten Male glattrasiert gesehen hatte, damals in Averna…
So lange her, so viel war geschehen, in der Zwischenzeit. Sehr viel Schlechtes aber auch manch Gutes. Und, wie er zugeben musste, sehr viel Schönes! Besonders im letzten Jahr…
Verdammt, warum musste er sich auch ausgerechnet da in ihn verlieben? Warum nicht früher, dann wäre dieser ganze Mist nicht passiert! Auch die Sache in Averna wäre mit Sicherheit ganz anders zwischen ihnen verlaufen, aber nein, sein blödes Herz musste ja Falco nachheulen und alles kaputtmachen! Eigentlich konnte er Henrys Reaktion echt nachvollziehen! Der hatte sich so auf ihn gefreut und was hatte er gemacht? Ihm immer wieder vor den Kopf gestoßen, beleidigt und betrogen!
Und ausgerechnet jetzt, als auch er sich in Henry verliebt hatte, kam alles genau anders herum! Ja, er konnte es nicht verleugnen, er liebte ihn inzwischen wirklich und dafür brachte Henry jetzt ihm nur noch Hass und Abscheu entgegen. Was war das Schicksal doch manchmal für ein mieses Miststück, dachte er seufzend und setzte sich auf sein Bett.
Wenig später betrat auch Benny den Raum und sah unschlüssig zu ihm hin. Doch dann wandte er sich ab und tat so, als würde er etwas suchen. Kurz darauf drehte er sich wieder um und blickte zu Amanoue hinter, der frustriert vor sich hinstarrte. „Tut mir echt leid“, murmelte er plötzlich und kam einige zögerliche Schritte näher.
„Hm?“, machte Amanoue, zu ihm hinsehend. „Warum bist du eigendlisch nischd mitgeritten? Du hast seine Majestät doch sonst immer begleiten dürfen“, fragte er, ohne auf dessen vorangegangenen Ausspruch einzugehen.
„Weil ich nicht mitdurfte?“, schnappte Benny zickig zurück. „Seine Majestät sieht mich doch gar nicht mehr an! Seit Monaten, behandelt er mich und uns alle, nur noch wie Luft! Und, seit dieser Giftzwerg da ist, hat er nur noch Augen für den!“, regte er sich noch weiter auf.
„Ach“, meinte Amanoue nur.
„Was, ach?! Regst du dich nicht darüber auf? Und übrigens, ich habe dir vorhin etwas gesagt! Nämlich, dass es mir leidtut!“, warf Benny ihm vor.
Amanoue seufzte erneut. „Warum solllte isch misch aufregen? Und worüber? Isch hoffe, dass Henry wieder glücklisch werden kann, mit wem auch immer“, erwiderte er betrübt. „Und was die andere Sache betrifft, entschuldige, wahrscheinlisch habe isch es nischd gehört und isch verstehe es ehrlisch gesagt auch nischd. Was, tut dir leid?“
„Na alles! Dass ich immer so zickig zu dir war und auch, naja, dass du jetzt fortmusst“, gestand er leise.
Amanoues Augenbrauen wanderten verdutzt nach oben, was seine Augen noch größer erscheinen ließ. „Aha, na dann, danke, für die Auskunft. Allerdings weiß ich das ohnehin schon“, meinte er und stand schwerfällig auf. Er begann seine Sachen zusammenzulegen und Benny schlurfte zu ihm hin.
„Was machst du?“, fragte er, als er sah wie Amanoue anscheinend tatsächlich seine wenigen Habseligkeiten zusammenpackte. Zu unterst lag der Umhang und darauf legte er gerade die warmen Wintersachen, da er in den letzten Tagen eh nur das dünne Unterhemd und eine leichtere Leinenhose getragen hatte.
„Ich packe wohl lieber schonmal alles susammen. Viel ist es ja nischd und wer weiß, vielleischd muss isch morgen schon gehen? Jedsd, da es `enry wieder besser geht und er die Schloss wieder verlässt? Isch möschte ihm lieber nischd begegnen, vor allem nischd um seinetwegen. Er hat genug Schmers durch misch erfahren müssen“, antwortete Amanoue und Benny fiel ihm plötzlich um den Hals.
„Es tut mir sooo leid! Ehrlich! Ich war oft so ungerecht zu dir, das habe ich inzwischen begriffen! Ich war so eine dumme Nuss“, heulte er los und Amanoue erstarrte regelrecht, vor Überraschung. „Wie kannst du nur so gelassen bleiben und so guuut!“
„Äh, naja, hilft ja nischds und es war doch meine Schuld, dass er misch rausgeworfen `at“, stammelte Amanoue, noch immer verblüfft. „Ist ja schon gut“, meinte er und schob Benny zurück.
Sein ehemaliger Erzrivale hatte tatsächlich Tränen in den Augen und zog schniefend die Nase hoch. „Ich werde dich vermissen, du Nervensäge“, sagte er leise und Amanoue nickte leicht.
„Mir tut es auch leid, dass ich manchmal so gemein su dir war“, meinte auch er jetzt und hob betreten die Schultern.
Benny zog nochmals ungeniert die Nase hoch. „Und wo willst du hin?“
Amanoue zuckte die Achseln. „Weiß nischd, vielleischd suche isch mir erstmal eine Bleibe in der Stadt.“
„Hast du denn Geld?“, fragte Benny erstaunt.
Amanoue zog einen Geldbeutel unter der Matratze hervor und schüttete ihn aus. „Das ist alles.“
„Ist ja nicht grad viel“, meinte Benny skeptisch und verteilte die Münzen mit den Fingern. „Mit den paar Kröten kommst du aber nicht weit, das langt dir gerademal für ein schäbiges Hinterhofzimmer und auch nicht gerade für länger.“
„Isch weiß, aber was bleibt mir anderes übrig? Isch möschte Brac und eusch nischd unnötig in Misskredit bringen! Wer weiß, wie `enry reagiert, wenn er erfährt, dass ihr misch hier versteckt haltet“, antwortete Amanoue durchschnaufend. „Isch werde schon irgendwie sureschdkommen, habe isch doch immer getan“, sagte er beinahe tröstend, als er Bennys traurige Miene sah.
Und genau das tat er dann auch. Schon am gleichen Nachmittag machte er sich auf den Weg und suchte sich in einem der ärmeren Viertel der Stadt ein billiges Zimmer.
***
Henry hatte sich doch erkältet. Noch während des Ausritts СКАЧАТЬ