Название: Haus der Geheimnisse
Автор: Rita Hajak
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783738065367
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»Das werde ich, Tom, vielen Dank.«
»Wir sehen uns beim Tee. Mein Sohn Jack wird sicher auch anwesend sein.« Er hob noch einmal grüßend die Hand und verließ das Zimmer.«
Vielleicht möchten Sie sich etwas hinlegen«, schlug Mrs. Lindslay vor. »Sie sind schon seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen.«
Katja erhob sich. »Dagegen lässt sich nichts einwenden. Ein Stündchen Ruhe wird mir guttun. Danach inspiziere ich die Bücher in der Bibliothek etwas genauer.«
Die Hausdame brachte Katja zu ihrem Zimmer.
»Danke, Mrs. Lindslay, das nächste Mal finde ich mich alleine zurecht.«
»Bitte nennen Sie mich Mary«, bat die Hausdame.
»Gerne, dann sagen Sie Katja zu mir.«
Mary hob die Augenbrauen leicht in die Höhe und meinte: »Das steht mir nicht zu, Miss Berghoff. Sie sind Gast hier im Haus und ich eine Angestellte. Der Professor liebt solche Vertraulichkeiten nicht.« Sie verließ, mit einem kurzen Gruß, den Raum und schloss hinter sich die Tür.
Katja atmete tief durch. Wie spießig, dann bleibe ich auch bei der bisherigen Anrede, nahm sie sich vor. Sie trat an das kleine Fenster und schaute in den Garten. Er wirkte verwildert. Zwischen Rosen, Fuchsien und Gladiolen wucherte das Unkraut. Es schoss bereits über die ersten Herbstastern hinaus. Katja wandte sich ab und begann ihre Koffer auszupacken.
Nachdem sie ihre Kleidung ordentlich in den Schrank geräumt hatte, ließ sie sich auf das bequeme Bett fallen. Die Reise war doch anstrengend gewesen. Sie streckte sich aus und deckte sich mit dem einen Ende der Decke zu. Allmählich entspannten sich ihre Glieder. Gähnend gab sie sich ihrer Müdigkeit hin und schlief tatsächlich ein.
Katja schreckte aus dem Schlaf hoch. Sie glaubte, durch leises Gemurmel geweckt worden zu sein. Lauschend hob sie den Kopf, aber es war nichts zu hören. Wahrscheinlich hatte sie sich geirrt. Sie schielte auf ihre Armbanduhr. Eine Stunde war vergangen. Rasch stand sie auf, streifte sich einen Pulli über, kämmte sich und zog die Lippen nach.
Sie verließ ihr Zimmer. An der Tür gegenüber steckte ein Schlüssel im Schloss, der ihr zuvor nicht aufgefallen war. Es konnte gut möglich gewesen sein, dass sie von dort heraus die Stimmen gehört hatte. Sie ging den Korridor entlang zur Treppe.
Die Tür am anderen Ende des Ganges war breiter als die übrigen und lag in einer Nische. Die kleinen, schwach leuchtenden Lämpchen an der Wand tauchten den Flur in ein geheimnisvolles Licht.
In der Bibliothek warf sie einen Blick aus dem Fenster. Auch von hier aus konnte man in den Garten sehen. Die Rosenstöcke standen majestätisch und stolz, angestrahlt von der blassen Nachmittagssonne. Schmerzlich dachte sie an den eigenen Garten, den ihre Mutter hingebungsvoll gepflegt hatte.
Katja wandte sich ab, sonst hätte sie wieder angefangen zu weinen. Sie setzte sich vor das knisternde Kaminfeuer und betrachtete eine Weile das Porträt an der Wand. Die Frau trug ein hellblaues Kleid. Um ihre Schultern lag ein weißes Seidentuch, das am Ausschnitt von einer goldenen Brosche gehalten wurde, die wie ein Schmetterling aussah. Die Mitte des Schmuckstücks zierte ein purpurroter Stein. Ein Rubin vermutete sie. Er war von vielen, Steinchen umrandet. Sie blickte fasziniert auf die schöne Frau. Warum hatte der Professor so kurz angebunden reagiert, als er von ihr sprach? Gab es vielleicht einen geheimen Grund dafür? Katjas Neugier war geweckt.
Ein Geräusch schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Sie erhob sich, ging zur Tür, öffnete sie und schaute hinaus. Mr. Taylor schlurfte über den Flur mit einer Kiste Brennholz unter dem Arm.
»Oh, Sie, schon eingelebt?«, fragte er gleichgültig und verschwand, ohne eine Antwort abzuwarten, hinter einer Tür, die vermutlich zum Keller führte.
Ein merkwürdiger Mensch. Warum benahm er sich so unhöflich? Katja schüttelte den Kopf. Sie verspürte Lust die Gegend zu erforschen, solange es noch hell war. Bevor sie das Haus verließ, suchte sie nach Mrs. Lindslay, um Bescheid zu sagen.
Diese saß in der Küche. Es sah so aus, als kontrollierte sie irgendwelche Bücher. Mary nahm ihre Brille ab und hob den Kopf.
»Viel Vergnügen«, wünschte sie.
Katja hatte die Tür bereits zugezogen.
Sie marschierte den schmalen Fußweg bergab, der neben dem Fahrweg entlang führte. Er war übersät mit Steinen. Sie musste aufpassen, dass sie nicht stolperte. An den Seiten wucherten dichte Büsche mit herrlichen Blüten, auf denen bunte Schmetterlinge hin und her flatterten.
Kurze Zeit später hatte sie die ersten Häuser des nahegelegenen Fischerdörfchens erreicht. Die Bewohner hasteten an ihr vorüber, ohne sie zu beachten. Sie wanderte weiter durch enge Gassen, bis sie über einen kleinen Pfad zum Meer gelangte. In der winzigen Bucht setzte sie sich in den Sand. Beeindruckt schaute sie dem Schauspiel der aufbrausenden Wellen zu, die unaufhaltsam gegen die Felsen schlugen. Einige Möwen drehten mit lautem Gekreisch ihre Runden und lenkten Katjas Blick hinauf zu den sanft dahinziehenden Wolken. Tief sog sie die Luft ein. Sie liebte das Meer, den salzigen Geschmack auf der Haut. An den Wochenenden war sie oft mit ihren Eltern an die Ostsee gefahren. Aber das Rad der Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Ihr wurde schmerzlich bewusst, wie endgültig der Tod war. Für sie ging das Leben weiter. Wenn das nur nicht so schwer wäre, ohne die Menschen, die man liebt. Sie seufzte.
Eine Weile träumte sie in den Himmel und begab sich dann, mit nachdenklicher Miene, auf den Weg zurück.
Wind war aufgekommen, die Luft kühlte rasch ab. Die Wolkendecke war dichter geworden. Im Nu war auch das letzte Stück blauer Himmel verschwunden. Sie würde rechtzeitig zum Tee zurück sein.
»Nun, wie gefällt es Ihnen hier?«, fragte Tom. »Mary hat mir von Ihrem Spaziergang erzählt«.
»Ich bin überwältigt von dem, was ich bisher sehen konnte«, schwärmte sie.
»Da stimme ich Ihnen vollends zu. Von Mai bis September ist es hier besonders reizvoll. Die vielen Sträucher und Wiesenblumen bieten ein buntes Erlebnis für die Sinne«, erklärte er. »Noch zwei Wochen und der Herbst wird die Oberhand gewonnen haben. Das geht hier rasch.«
Katja und Tom blickten zur Tür. Ein junger, blendend aussehender Mann mit dunkelbraunen, kurz geschnittenen Haaren betrat den Raum. Sofort war eine Spannung zu spüren, die ihr fast den Atem raubte. Er war groß gewachsen und hatte einen durchtrainierten Körper.
»Gut, dass du kommst«, sagte der Professor. »Darf ich dir
Katja vorstellen?«
»Ich bitte darum«, meinte dieser leichthin, »meine Ungeduld ist kaum zu bremsen.«
Tom lachte und schüttelte den Kopf. »Du bist unverbesserlich. Das ist Jack, mein Sohn. Er hat Architektur studiert und vor einigen Wochen sein Diplom erfolgreich absolviert. Er arbeitet mit einigen Kollegen gemeinsam in einem kleinen Büro. Demnächst wird er sein eigenes Architekturbüro eröffnen«, sagte Tom mit väterlichem Stolz.
»Nun hat Ihnen mein Vater fast alles über mich erzählt«,
sagte Jack und lachte. »Ich СКАЧАТЬ