Haus der Geheimnisse. Rita Hajak
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Название: Haus der Geheimnisse

Автор: Rita Hajak

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738065367

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СКАЧАТЬ haben, diese Reise anzutreten?

      Seine Mutter, die hinter ihn getreten war, schaute ihn fragend an. »Du hast doch was?«, stellte, sie mit mütterlichem Instinkt fest.

      Markus schaute auf die Uhr. »Nun denn, fünf Minuten habe ich noch«, sagte er und legte seine Aktentasche auf die Kommode.

      »Ich weiß nicht mehr weiter. Katja lässt mich nicht in ihr Herz schauen. Sie verschließt sich sofort, wenn ich sie auf ihre Trauer anspreche.«

      »Junge, sei nicht so ungeduldig. Lass ihr Zeit«, antwortete Frau Melzer. »Sei einfach nett zu ihr. Irgendwann wird sie einsehen, dass es Menschen gibt, die sie lieben. Du liebst sie doch, oder?«

      »Ja«, stöhnte Markus, »ich liebe sie. Aber das Schlimme daran ist, ich habe ihr geraten, die Einladung ihres ehemaligen Professors anzunehmen. Sie hat zugesagt. In einigen Tagen fliegt sie nach England.« Auch jetzt fuhr er sich wieder mit den Fingern durch sein Haar.

      »Du solltest den Dingen ihren Lauf lassen«, meinte Frau Melzer. Sie zündete sich eine Zigarette an und sog den Rauch tief in die Lungen. Danach blies sie ihn wieder langsam durch die Nase aus.

      Markus schüttelte unmerklich den Kopf.

      »Katja muss erst ihre Trauer bewältigen«, sprach sie weiter. »Sie ist offensichtlich noch nicht bereit für eine Bindung. Eine Bewährungsprobe kann nicht schaden. Warte dieses Jahr noch ab. In einigen Monaten kann sich viel ändern.« Sie tätschelte seine Wange.

      »Meinst du?« Er schaute sie nachdenklich an.

      »Ich meine das nicht nur, ich weiß das«, entgegnete sie.

      Er nahm seine Mutter in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Wangen. »Dann will ich meiner klugen Mama mal glauben. Jetzt muss ich aber los, sonst verpasse ich meinen Termin.« Er öffnete die Haustür und drehte sich noch einmal zu seiner Mutter herum. »Und du, Mama, solltest nicht so viel rauchen.«

      »Ja, mein Junge«, hörte er sie noch sagen, bevor er die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ.

      Markus überquerte die Straße und ging zu seinem Wagen. Er konnte die Blicke seiner Mutter im Nacken spüren. Vermutlich stand sie wie immer hinter der Gardine und schaute ihm nach. Er startete den Wagen und drehte seinen Kopf automatisch zum Haus. Da sah er sie am Fenster. Sie winkte. Er lächelte und hob grüßend die Hand.

      Er liebte seine Mutter und sie ihn. Das zeigte sie ihm deutlich. Seit seinem zehnten Lebensjahr hatte sie ihn alleine großgezogen. Sein Vater war damals auf und davongegangen. Ihm war das Leben, das sie führten, zu langweilig geworden. Er war ein Abenteurer. Nie wieder hatte er etwas von sich hören lassen. Sie hatte lange Zeit hart arbeiten müssen, um ihnen einen gesicherten Lebensstandard bieten zu können. Markus hatte sehr darunter gelitten, plötzlich ohne Vater zu sein. Seine Mutter hatte sich ihm zuliebe keinen neuen Partner gesucht. Sie wollte jeden Konflikt vermeiden. In einer stillen Stunde hatte sie es ihm anvertraut. Markus hatte gehofft, sie würde doch noch einen neuen Lebensgefährten finden, aber sie wollte nicht. Er war Anfang dreißig. Seine Mutter hatte das Rentenalter erreicht. Was würde sein, wenn er irgendwann das Haus verließe? Würde seine Mutter zurechtkommen? Ihre Rente war klein. Er jedoch verdiente als Anwalt gut. Deshalb steckte er seiner Mutter jeden Monat einige Scheine zu. Sie hatte lange Jahre auf viele Dinge verzichten müssen. Jetzt sollte sie auch mal an sich denken und sich einige Wünsche erfüllen können.

      Drei

      Völlig verkrampft kauerte Katja auf ihrem Sitz und presste angstvoll die Lippen aufeinander. Nach dem Tod ihrer Eltern hatte sie eine gewisse Flugangst. Aber sie hatte eingesehen, dass es die schnellste Verbindung nach London war. Sie wollte stark sein und ihrer Angst die Stirn bieten. Zu ihrer Erleichterung verlief der Flug ruhig. Allmählich löste sich ihre Anspannung. Erst jetzt nahm sie die anderen Passagiere der voll besetzten Maschine wahr. Verstohlen blickte sie zu ihrem Sitznachbarn, der gemütlich zurückgelehnt in einem Buch las.

      Sie schloss die Augen und döste vor sich hin. In der vergangenen Nacht hatte sie vor Aufregung kaum geschlafen. Sie musste an Markus denken. Er liebte sie. Aber liebte sie ihn auch? Darüber hatte sie sich bisher keine Gedanken gemacht, sah in ihm nicht mehr als einen engen Freund. Sie kannte ihn seit zehn Jahren, seit sie mit ihren Eltern in das Haus neben ihm gezogen war. Sie sind zusammen ins Kino oder in die Disco gegangen. Auch bei den Schulaufgaben war er ihr oft behilflich gewesen. Mit der Zeit hatte sich eine wunderbare Freundschaft entwickelt. Als sie vor drei Jahren von ihrem Freund verlassen wurde, war er es, der sie getröstet hatte. Aber musste sie ihn deshalb lieben? Allerdings fiel ihr der Abschied heute Morgen auch nicht gerade leicht. Markus hatte es sich nicht nehmen lassen, sie zum Flughafen zu begleiten. Sie seufzte und musterte den Mann an ihrer Seite.

      Er schien ihren Blick gespürt zu haben. »Kann ich Ihnen helfen?« Seine Stimme klang warmherzig.

      Katja schämte sich, als ihr bewusst wurde, dass sie ihn eine ganze Weile angestarrt haben musste. Eine leichte Röte flog über ihr Gesicht. »Entschuldigen Sie, ich war in Gedanken. Es ist alles in Ordnung.« Sie hatte keine Lust, sich mit ihm zu unterhalten. Dennoch wirkte dieser Mann beruhigend auf sie. Wie alt mochte er sein? Um die Dreißig, wie Markus, dachte sie flüchtig.

      Der junge Mann lächelte belustigt. Er schien ihr kein Wort zu glauben. Sicher hätte er gerne mit ihr geplaudert. Aber worüber? Über ihre Trauer? Über Markus? Er war ein Fremder für sie.

      Entschieden wandte sie ihr Gesicht zur Seite und schaute aus dem kleinen Fenster auf die dichte Wolkendecke. Sie wollte ihre Ruhe haben und schloss die Augen. Sie erwachte erst, als die bevorstehende Landung des Flugzeugs angekündigt wurde. Unmittelbar danach ebbte das Geräusch der Turbinen etwas ab, und sie spürte am Druck in ihren Ohren, dass die Maschine an Höhe verlor.

      Katja atmete erleichtert auf, als das Flugzeug sicher gelandet war. Der junge Mann nickte ihr zum Abschied freundlich zu. Sie nickte lächelnd zurück.

      Die weiterreisenden Passagiere fuhren mit der Express-Bahn in kurzer Zeit direkt in den Bahnhof von Paddington ein. Der Zug nach Cornwall stand abfahrbereit am Bahnsteig.

      Katja hatte einen Fensterplatz gefunden und schaute nachdenklich hinaus. Links und rechts neben den Gleisen erhoben sich blühende Büsche und Hecken, die wenig Blick auf die Umgebung freigaben. Ein schöner, weiter Ausblick auf die Landschaft bot sich ihr bei der Überfahrt einer hohen, aus hellem Stein gemauerten Brücke. Unter ihr sah sie saftige, grüne Wiesen und bunte Blumen.

      Sie fragte sich, was sie bei Tom Graham wohl erwarten würde. Über sein Privatleben wusste sie wenig. Er war Witwer und hatte einen Sohn in ihrem Alter. Mehr wollte er anscheinend nicht preisgeben. Während ihrer Studienzeit an der Hamburger Universität hatte sich zwischen ihnen beiden ein warmherziges Verhältnis entwickelt. Mr. Graham hielt dort als Gastprofessor viele Jahre Vorlesungen in Kunstgeschichte, einem ihrer Lieblingsfächer. Kurz vor seinem sechzigsten Geburtstag trat er in den Ruhestand und kehrte nach England zurück. Ob sie sich richtig entschieden hatte, dorthin zu reisen? In ein fremdes Land, wo sie außer ihm niemand kannte?

      Sie verwarf ihre negativen Gedanken und beschloss, sich auf den bevorstehenden Besuch zu konzentrieren. Neugierig war sie schon. Es wäre ihr nur lieber gewesen, sie hätte mehr über die Familie gewusst.

      Ein Bahnangestellter schob den Getränkewagen durch den Gang. Katja genehmigte sich eine Tasse Kaffee.

      Nach einer langen Fahrt trudelte der Zug in das Provinzstädtchen in Cornwall ein. Hastig nahm sie ihre Koffer an sich, stieg aus und verließ das Gebäude. Draußen hatte sie СКАЧАТЬ