Haus der Geheimnisse. Rita Hajak
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Название: Haus der Geheimnisse

Автор: Rita Hajak

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738065367

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СКАЧАТЬ Entfernung vernahm sie das Motorengeräusch eines Bootes, vermutlich ein Fischkutter. Es roch nach Fisch und Tang, was auf den nahe gelegenen Hafen schließen ließ. Eine Schar Möwen kreiste über dem Wasser, als erhofften sie, einige Leckerbissen zu ergattern. Katja blickte sich nach dem Wagen um, der sie nach Lands End bringen sollte. Sie sah einen älteren Mann in dunkler Bekleidung auf sie zueilen. Sie vermutete, dass er im gleichen Alter war wie der Professor.

      Mit einer steifen Verbeugung stellte er sich als John Taylor vor. »Sie sind Miss Berghoff?«

      Sie nickte freundlich und reichte ihm die Hand, die er ziemlich rasch wieder losließ. Etwas an ihm störte sie. War es der feindselige Blick? Vielleicht lag es auch an ihr. Seit dem Unglück war sie kaum mit Menschen zusammengekommen und reagierte wohl etwas überempfindlich. An der Sprache konnte es nicht liegen, die beherrschte sie perfekt. Während Mr. Taylor ihr Gepäck verstaute, ließ sie sich in die weichen Polster des Wagens sinken.

      Es war bereits Mittag. Allmählich löste sich der Nebel auf. Sie fuhren durch einige Dörfer, die freundlich wirkten. Die Häuser aus dunklem Gestein waren aneinandergereiht, wie an einer Kette. In den Vorgärten blühten farbenfroh die letzten Sommerblumen.

      Die Straße wurde schmaler.

      »Wir sind gleich da«, sagte ihr Chauffeur, der während der Fahrt geschwiegen hatte. Jetzt öffnete er das Schiebedach des Wagens. Katja konnte das Meer riechen. Ein Schwarm Seevögel flog mit durchdringendem Geschrei über sie hinweg. Sie warf ihnen einen verträumten Blick hinterher.

      Endlich waren sie in Lands End angekommen. Taylor bog auf ein großes mit Koniferen umrandetes Wiesengrundstück ein, auf dem viele Sträucher blühten und mehrere Obstbäume standen. Er lenkte den Wagen über einen Kiesweg vor den Hauseingang. Rosenstöcke säumten die Einfahrt. Die Sonne zeigte sich blass und hatte ihren höchsten Stand erreicht. Katja war beeindruckt. Ebenso von der zauberhaften Villa mit dem Türmchen und dem mit Schiefer gedeckten Dach. Durch die vielen, kleinen Winkel und Ecken des Hauses sah es aus wie ein verwunschenes Märchenschloss.

      Sie war bereits ausgestiegen, als sich die Haustür öffnete und eine große, schlanke Frau heraustrat, die vermutlich den Zenit ihres Lebens schon überschritten hatte. Sie sah hübsch und gepflegt aus. Ihr schwarzes Haar war zu einer schicken Hochfrisur aufgesteckt.

      Sie kam Katja entgegen und reichte ihr die Hand. »Schön, dass Sie da sind, Miss Berghoff«, sagte sie höflich. »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise.« Ihrer Stimme war nicht zu entnehmen, ob sie sich über den Besuch freute.

      »Vielen Dank«, erwiderte Katja, »auf jeden Fall war es eine lange Reise.«

      Die Frau schenkte ihr ein kurzes Lächeln und stellte sich vor:

      »Mein Name ist Mary Lindslay, ich kümmere mich um alle Angelegenheiten, die das Haus betreffen.« Mit einer einladenden Handbewegung bat sie den Gast herein.

      Als Katja über die Türschwelle trat, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Der breite Flur mit der riesigen Säule neben dem Eingang wirkte düster. Sie zögerte einen Moment. Ein hoher, golden umrahmter Spiegel an der Wand sowie der Garderobenschrank und die Truhe aus dunklem Holz, erinnerten sie an einen Gruselfilm. Lediglich der runde, hell gemusterte Teppich auf dem dunklen Marmor wirkte auflockernd.

      Mrs. Lindslay riss sie aus ihren Gedanken. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer, damit Sie sich frisch machen können. Mr. Graham hat mit dem Lunch auf Sie gewartet.« Sie führte Katja über die breiten Marmorstufen in die erste Etage. Am Ende der Treppe teilte sich der Korridor. Die Hausdame ging nach links und öffnete die letzte Tür. »Dieser Raum dürfte Ihnen gefallen«, sagte sie und ließ Katja eintreten. Mrs. Lindslay schaute sich um, als wollte sie sich noch einmal vergewissern, dass auch alles in Ordnung war. »Verschnaufen Sie einen Moment. Wenn Sie bereit sind, drücken Sie auf die Klingel, ich begleite Sie dann in das Speisezimmer.« Während sie das sagte, deutete sie mit dem Finger auf einen runden Knopf, der seitlich am Tisch befestigt war. Danach nickte sie der jungen Frau zu und verließ den Raum.

      Endlich hatte Katja Zeit, sich ausgiebig umzusehen. Die Einrichtung gefiel ihr gut. Der Raum war freundlich und hell. Durch die hübschen, goldenen Verzierungen wirkten die Möbelstücke edel. Die Bezüge der Sessel hatten den gleichen rosa Farbton, wie die Gardinen. Verlockend erschien ihr das Bett mit der kuscheligen Decke. Sie spürte eine leichte Müdigkeit aufkommen und gähnte. Am liebsten hätte sie sich hingelegt. Das wäre jedoch sehr unhöflich gewesen. Stattdessen wusch sie sich im angrenzenden Bad Gesicht und Hände, bürstete ihre goldbraunen Haare kräftig durch und band sie zu einem Pferdeschwanz.

      Als sie zum Gehen bereit war, drückte sie auf den Klingelknopf. Mrs. Lindslay stand Sekunden später an ihrer Tür. »Ich hoffe, es ist alles in Ihrem Sinne?«, fragte sie und ging voraus.

      »Danke, Mrs. Lindslay, es ist ein hübsches, gemütliches Zimmer.« Sie schaute flüchtig auf ihre Armbanduhr. Schon kurz nach zwei. Sie empfand es als nett, dass der Professor mit dem Essen auf sie gewartet hatte.

      Als Katja eintrat, erhob er sich und kam ihr mit ausgestreckten Armen entgegen. Die Hausdame zog sich diskret zurück.

      Mr. Graham begrüßte Katja herzlich wie eine Tochter und drückte sie liebevoll an sich. »Beinahe hatte ich befürchtet, Sie würden absagen.« Prüfend schaute er sie an. »Sie sind schmal geworden. Ich werde darauf achten müssen, dass Sie hier ordentlich essen«, meinte er scherzhaft. »Auf jeden Fall freue ich mich, dass Sie hier sind.«

      »Vielen Dank, für die Einladung, auch ich freue mich sehr, Sie wiederzusehen.« Nervös zupfte sie an ihrem Blusenkragen.

      »Ich bitte Sie, Katja, es ist mir eine Ehre.«

      Ihr wurde es warm ums Herz. Sie musterte ihn unauffällig. Sein volles Haar war in den letzten Monaten fast weiß geworden. Er sah für sein Alter immer noch gut aus. Groß und schlank mit wachen blauen Augen.

      »Ich musste mich überwinden, von zu Hause wegzugehen«, sagte sie ehrlich.

      »Dann freue ich mich umso mehr, dass Sie diese Reise gewagt haben«, entgegnete er charmant. »Bitte nehmen Sie Platz, meine Liebe, wir können gleich mit dem Essen beginnen.«

      Während sie sich setzten, ließ sie ihren Blick durch das Zimmer schweifen. Die schweren Samtvorhänge vor dem Fenster schimmerten in einem warmen, rostbraunen Ton. In der Mitte des Raumes stand auf einem rot gemusterten Teppich ein ovaler Esstisch aus edlem, dunklem Holz. Auf weißen Platzdeckchen stand Geschirr für zwei Personen. Die Stühle waren mit weinrotem Stoff bezogen. Auf der Anrichte befand sich ein silberner Kerzenleuchter mit drei weißen Kerzen. Das Zimmer strahlte Gemütlichkeit aus.

      Ein Mädchen mit weißer Schürze und Häubchen stellte eine Platte mit Fleisch, verschiedenen Gemüsesorten, und kleinen Kartoffeln auf den Tisch.

      Katja verspürte ein nagendes Hungergefühl, als der verführerische Duft des Truthahnbratens, wie sie gleich erkannte, in ihre Nase stieg.

      »Das ist Sarah, sie hilft Mrs. Lindslay im Haushalt«, sagte der Professor und wandte sich an die Bedienstete. »Das ist Miss Berghoff. Sie wird eine Weile unser Gast sein.«

      Das Mädchen knickste artig, riskierte einen scheuen Blick, und wünschte einen angenehmen Aufenthalt.

      »Vielen Dank, Sarah«, erwiderte Katja freundlich.

      Während des Essens führten sie eine lockere Unterhaltung. Sie sprachen über ihre Reise, das Wetter und über das lecker zubereitete Mahl. »Es hat ausgezeichnet geschmeckt«, lobte Katja. Professor Graham nickte erfreut. СКАЧАТЬ