Haus der Geheimnisse. Rita Hajak
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Название: Haus der Geheimnisse

Автор: Rita Hajak

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738065367

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СКАЧАТЬ dass sie Ihrer Mutter am Telefon von ihrem bestandenen Diplom erzählt hatte. Katja wusste, dass ihre Eltern sehr stolz auf sie gewesen waren. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, die sie tapfer versuchte hinunterzuschlucken. Was sollte sie tun? Was hätten ihre Eltern zu dieser Einladung gesagt? Sie hatte sich immer auf ihren Rat verlassen – aber nun? Auch sie mochten den Professor gerne. Ihr Vater hatte einige Male naturwissenschaftliche Vorträge an der Uni gehalten. Dabei hatten sich die beiden Männer kennengelernt. Es hatte sich zwischen ihnen eine lockere Freundschaft entwickelt.

      Nachdenklich warf sie einen Blick auf die Küchenuhr. Ich werde Markus anrufen, er wird sicher noch zu Hause sein.

      Kaum hatte es im Nebenhaus geläutet, nahm er den Hörer ab. Sie wusste, dass in der Anzeige seines Telefons ihr Name stand.

      »Guten Morgen, Katja«, meldete er sich überrascht, »du bist aber früh dran heute.«

      »Markus, bitte komme einen Moment herüber, ich brauche deinen Rat.« Ohne eine Antwort abzuwarten, legte sie den Hörer auf. Es war nicht ihre Art, ihn wegen unwichtiger Dinge anzurufen. Markus musste wissen, dass es sich um etwas Ernstes handeln würde. Nur mit ihm konnte sie darüber reden. Sicherlich hatte sie ihn beim Frühstück gestört. Katja stellte sich vor, wie er sich das letzte Stück Brötchen in den Mund stopfte, bevor er aus dem Haus eilte. Wahrscheinlich würde er auch auf eine Jacke verzichten. Draußen war es seit Tagen mild, trotz der langen Regenperiode.

      Es dauerte keine zwei Minuten, da klingelte es an ihrer Tür. Sie war aufgeregt, als sie öffnete. Dennoch bemerkte sie sofort, dass sie richtig vermutet hatte. Er stand hemdsärmelig vor ihr und schluckte eben den letzten Bissen hinunter, was ihr ein kleines Lächeln entlockte.

      »Hallo, was ist los, du klangst so merkwürdig?« Markus schaute sie fragend an und streichelte ihr über das Haar. Solche Vertraulichkeiten waren Katja peinlich. Sie bat ihn herein und reichte ihm leicht errötend das Blatt Papier. Sie setzte sich auf den Stuhl und deutete mit einer Handbewegung an, er möge sich ebenfalls setzen.

      Neugierig forschte sie in seinem Gesicht, konnte jedoch an seiner Miene nicht erkennen, was er dachte. Nachdem er den Brief gelesen hatte, schaute er sie nachdenklich an. »Würdest du denn gerne reisen?« Er reichte ihr den Brief zurück.

      »Ich weiß es nicht. In England ist alles fremd für mich und so gut kenne ich den Professor nun auch wieder nicht«, gab sie zu bedenken. Mit einer hastigen Bewegung strich sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr.

      »Ich halte es für eine wunderbare Idee«, meinte er vorsichtig und nahm behutsam ihre Hände in die seinen.

      »Meinst du nicht, es täte dir gut, mal unter nette Leute zu kommen? Eine andere Umgebung kann Wunder wirken. Ich möchte dich endlich wieder lachen sehen.« Seine Worte klangen ernst.

      Katja blickte ihn zweifelnd an und zog rasch ihre Hände zurück.

      »Ich verlasse das Haus nur ungern.«

      »Du kannst jederzeit zurückkommen. War Professor Graham nicht ein gern gesehener Gast in eurem Haus? Ich dachte, ihr seid euch sympathisch?«

      »Das stimmt schon«, antwortete Katja zögernd, »aber ich war noch nie so weit weg von Daheim.« Nervös strich sie die mit Blümchen bedruckte Decke auf dem Küchentisch glatt.

      »Du brauchst nur anzurufen, und ich hole dich wieder ab, wenn es dir dort nicht gefällt.« Es sollte nach einem Scherz klingen.

      Katja ging nicht darauf ein. Sie lächelte unschlüssig. Langsam faltete sie den Brief zusammen und steckte ihn in den Umschlag zurück.

      Markus sprang vom Stuhl auf und ging in der Küche auf und ab. Dann blieb er vor ihr stehen. »Katja, du musst wieder unter Menschen. Nichts von dem, was geschehen ist, kannst du rückgängig machen.«

      »Willst du mich etwa loswerden?« Sie schaute ihn erschrocken an.

      »Auf keinen Fall«, entrüstete er sich. »Wenn du nicht willst, dann bleibe hier. Ich bin immer für dich da. Es ist deine Entscheidung.« Mit den Fingern fuhr er durch seine blond gewellten Haare. Eine Geste, die Katja schon oft aufgefallen war. Besonders dann, wenn er sich unsicher fühlte.

      Sie schwieg. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander und sie konnte erkennen, wie Markus mit sich rang. Sie hatte den Eindruck, als wollte er ihr etwas sagen, ohne den Mut dazu zu finden.

      Katja erhob sich ebenfalls. Sie stand direkt vor ihm. Plötzlich spürte sie seine Hände, wie sie ihr Gesicht umschlossen, und fühlte seine Lippen auf ihren Mund.

      »Eines solltest du wissen, bevor du fortgehst.« Seine Stimme klang weich und zärtlich, als er ihr gestand: »Ich liebe dich!«

      Sie blickte ihn verwirrt an, fühlte sich überrumpelt. Ihre

      Stirn kräuselte sich in Falten. Sie trat einen Schritt zurück.

      »Markus, ich mag dich wirklich, aber das kommt jetzt sehr überraschend. Ich konnte nicht ahnen, dass du solche Gefühle für mich empfindest. Lass mir bitte Zeit zum Nachdenken.«

      »Ich gebe dir alle Zeit, die du brauchst«, antwortete er tapfer und steckte seine Hände in die Hosentaschen.

      Katja spürte, dass er enttäuscht war, aber sie konnte es nicht ändern.

      »Vielleicht hilft dir diese Trennung, über deine Gefühle klar zu werden«, meinte er.

      Sie nickte. Eine Weile überlegte sie. Ihr Blick wanderte zum Fenster hinaus. Ihr Elternhaus stand am Ende einer Reihenhaussiedlung, mit weitem Blick über die angrenzenden Wiesen und Felder. Die letzten Tautropfen der Nacht glitzerten in den Sonnenstrahlen, denen es gelungen war, den Dunst zu durchdringen. In der Ferne sah sie einen Mähdrescher hin und her fahren. Das goldene Korn war reif. Die Ernte hatte begonnen. Früher hatte sie diesen Ausblick genossen. Jetzt schaute sie traurig darüber hinweg. Es musste sich etwas ändern. Ihr Leben konnte so nicht weitergehen. Das war ihr inzwischen klar geworden.

      Entschlossen richtete sie sich auf. Ihre Schultern spannten sich, ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie hatte sich entschieden.

      »Ja«, sagte sie, »etwas Abstand wird mir guttun. Ich werde fliegen.« Markus würde sich damit zufriedengeben müssen. Es blieb ihm ohnehin nichts anderes übrig. Sie musste ihre Angelegenheiten wieder selbst in die Hand nehmen.

      Er versprach, sich um das Haus und das Grab ihrer Eltern, während ihrer Abwesenheit, zu kümmern.

      Sie umarmte ihn flüchtig und sagte: »Danke Markus, ich

      wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.«

      Am nächsten Morgen schickte sie Professor Graham eine

      kurze Nachricht mit ihrer Zusage und den Ankunftsdaten. Sie war überzeugt, dass sie sich richtig entschieden hatte. Der Professor rief sie daraufhin an. Es tat ihr wohl, seine vertraute Stimme zu hören. »Ich freue mich sehr, dass Sie kommen«, sagte er und versicherte ihr, dass ein Angestellter des Hauses sie mit dem Wagen am Bahnhof abholen würde. Das Ticket habe er bereits abgeschickt.

      Die nächsten Tage verbrachte sie in einem Zustand von Trauer, Hoffnung und Angst. Für die Reise hatte Katja alles Nötige in Windeseile erledigt.

      Markus schlüpfte in sein Jackett, nahm die Aktentasche unter den Arm und war er im Begriff, das Haus zu verlassen. СКАЧАТЬ