Haus der Geheimnisse. Rita Hajak
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Название: Haus der Geheimnisse

Автор: Rita Hajak

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738065367

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СКАЧАТЬ schüttelte Katja den Kopf. »Lassen Sie mich jetzt alleine.« Sie schniefte ins Taschentuch. Isabels mitleidige Blicke entgingen ihr nicht.

      Auch Dr. Landau wusste nicht, was er sagen sollte und murmelte ein paar Worte des Bedauerns. »Es wäre nicht gut alleine zubleiben«, meinte er beunruhigt.

      Es klingelte an der Haustür. Professor Landau ging durch den Flur und öffnete.

      »Guten Morgen, ich wollte zu Katja Berghoff«, sagte Markus Melzer.

      »Wer sind Sie?«, wollte Landau wissen.

      »Lassen Sie ihn herein!«, rief Katja ungehalten. »Er ist ein Freund und Nachbar.« Sie flüchtete in seine Arme, als er ihr entgegenkam. »Oh Markus, ich kann es nicht ertragen, es tut so weh.«

      »Was ist passiert?« Er war völlig ahnungslos. Als Markus erfuhr, was geschehen war, musste er sich zusammen nehmen, um nicht die Fassung zu verlieren.

      Isabel und Dr. Landau verabschiedeten sich und versicherten, dass sie sich um die notwendigen Formalitäten kümmern werden.

      Katja hatte nicht mehr zugehört. Ihre Gedanken überschlugen sich. »Was soll ich jetzt machen?«, jammerte sie hilflos. »Ich werde nie mehr glücklich sein. Ohne meine Eltern kann ich mir das nicht vorstellen. Sie waren alles, was ich hatte. Warum mussten ausgerechnet meine Eltern zu diesem Kongress fliegen? Bisher hatte sich der Chef persönlich darum gekümmert. Und nun dieses Unglück. Ich kann es nicht fassen. Sie waren doch noch so jung.«

      »Ich werde dir helfen. Du bist nicht alleine«, sagte Markus. »Du hast mich. Ich kann dir nachfühlen, wie du leidest. Es ist unfassbar, dass das passieren musste. Das Leben kann so grausam sein.«

      Für Katja war das kein Trost. Die Tränen flossen in Strömen über ihre Wangen.

      Markus hielt sie schweigend im Arm und streichelte ihr tröstend über den Rücken.

      Katja begriff, dass hier jedes weitere Wort überflüssig gewesen wäre. Allmählich beruhigte sie sich und bat ihn, zu gehen. »Ich möchte mich hinlegen.«

      »Ich werde später wiederkommen«, versprach er und bat um einen Schlüssel. Gerne verließ er Katja nicht. Sie wirkte so apathisch.

      »Danke! Und … Markus? Außer dir will ich niemand sehen.«

      Nachdem der junge Mann gegangen war, weinte sie laut auf und rannte verzweifelt in ihr Schlafzimmer. In ihrem Bett rollte sie sich zusammen wie ein Igel und zog die Decke über den Kopf.

      In den folgenden Tagen funktionierte Katja wie eine Marionette. Sie hielt sich mühsam aufrecht. Dass sie mit Markus zur Identifizierung ihrer Eltern nach Chicago fliegen musste, nahm sie wie durch einen Nebelschleier wahr. Der Hausarzt verordnete ihr ein beruhigendes Medikament, sonst hätte sie die Reise sicherlich nicht durchgestanden. Markus war Rechtsanwalt und konnte in ihrem Namen alles Nötige erledigen.

      Nachdem ihre Eltern überführt und beerdigt waren, fiel die Starre von ihr ab. Sie brach zusammen. Nun brauchte sie nicht mehr tapfer zu sein, konnte sich endlich ihrem Schmerz hingeben. Gleichgültig nahm sie es hin, dass Markus den Hausarzt herbeirief. Gerne hätte dieser sie für einige Zeit in die Obhut von Verwandten geschickt. Doch Katja behauptete, es gäbe niemand. Der Arzt verabreichte ihr weiterhin ein leichtes Beruhigungsmittel, damit sie schlafen konnte. Das war ihr recht, denn sie wollte nur noch Ruhe haben. Markus war der einzige, den sie in ihrer Nähe ertragen konnte. Wie wäre sie ohne seine Hilfe fertig geworden? Katja war ihm dankbar.

      Die Zeit, die nun folgte, war die schlimmste in ihrem bisherigen Leben. Es war ihr bewusst, dass sie Markus viel abverlangte. Er sorgte für sie, brachte ihr Essen, das seine Mutter für sie mit zubereitete. Neben seinem Beruf kümmerte er sich rührend um ihre Belange. Wenn es die Wetterlage zuließ, verbrachte Katja den ganzen Tag am Grab ihrer Eltern. Manchmal vergaß sie die Zeit, und Markus musste sie vom Friedhof nach Hause holen.

      Sie war froh, ihre Anstellung als Referendarin in diesem Jahr nicht antreten zu müssen. Obwohl Markus meinte, eine Beschäftigung hätte sie von ihrem Schmerz abgelenkt. Aber konnte er wirklich ahnen, was in ihr vorging?

      Allmählich begann sie, Schritt für Schritt, ihre alltäglichen Dinge wieder selbst zu verrichten.

      Zwei

      Für August war es viel zu nass. Tagelang hatte es geregnet. Heute brachen die Wolken auseinander. Ein leichter Dunst hing in der Luft. Katja stand eine Weile am Küchenfenster und blickte nachdenklich hinaus. Sie musste den Garten in Ordnung bringen. Überall wucherte das Unkraut. Ihre Mutter hatte sich viel Mühe mit der Pflege des Gartens gegeben. Katja war lustlos, musste sich zu allem zwingen. Wie soll das weitergehen, fragte sie sich?

      Der Postbote kam auf das Haus zu und riss sie aus ihren Gedanken. Er hatte etwas in den Briefkasten geworfen. Sie winkte ihm kurz zu, als er zum Fenster schaute.

      Katja stellte die Tasse Kaffee, die sie in der Hand hielt, auf den Tisch. Verwundert zog sie den seidenen, rosafarbenen Morgenmantel fester um ihre zierliche Taille und huschte hinaus an das Gartentor. Postsendungen waren in der letzten Zeit selten geworden.

      Erstaunt schaute sie auf den Umschlag, der ihr beim Öffnen des Briefkastens vor die Füße gefallen war. Neugierig hob sie ihn auf. Es war ein Brief aus England, von Tom Graham, ihrem ehemaligen Studienprofessor in Kunstgeschichte. Seit der Beerdigung ihrer Eltern hatte sie von ihm nichts mehr gehört. Er war kurze Zeit danach in den Ruhestand getreten und in seine Heimat zurückgekehrt. Ihr Herz klopfte aufgeregt.

      Katja brannte darauf, den Brief zu lesen. Sie musste sich beherrschen, ihn nicht gleich aufzureißen. Geschwind lief sie ins Haus zurück. In der Küche setzte sie sich auf den Stuhl. Mit unruhigen Händen und äußerst gespannt, aus welchem Grund der Professor ihr geschrieben hatte, öffnete sie das Kuvert. Sie faltete das weiße Blatt auseinander und begann zu lesen:

       Liebe Katja,

       Sie werden sicherlich überrascht sein, wenn Sie diesen Brief in den Händen halten. Aber ich habe Sie in so lieber Erinnerung und kann mir denken, dass die Trauer um Ihre Eltern noch sehr groß ist. Etwas Abwechslung würde Ihnen bestimmt guttun.

       Ich lade Sie deshalb herzlich ein, für einige Zeit Gast in meinem Haus in Cornwall zu sein. Wenn Sie Lust dazu haben, können Sie mir bei der Katalogisierung meiner Bücher behilflich sein. Ich habe Ihr Interesse an guter Literatur stets wohlwollend beobachtet. Sie haben mir bei unserem Abschied erzählt, dass Sie Ihre vorübergehende Tätigkeit in einer Antiquariats-Bibliothek im November beginnen werden. Bis dahin wäre noch genügend Zeit. Ich würde mich sehr über Ihr Kommen freuen und erwarte bald Ihre Zusage. Ein Flugticket sende ich Ihnen dann umgehend zu.

       Mit den besten Grüßen

       Ihr Tom Graham

      Katja schüttelte staunend den Kopf. Mit einer Einladung nach Cornwall hatte sie nicht gerechnet. Nachdem sie den Brief zum zweiten Mal gelesen hatte, ließ sie ihn sinken. Sie musste dem Professor zustimmen. Eine Veränderung würde ihr nicht schaden. Die Einsamkeit, in die sie geflüchtet war, begann sie zu erdrücken. Wie schön, dass er an sie gedacht hatte.

      Mechanisch setzte sie die Tasse an den Mund und trank einen Schluck. Angewidert verzog sie das Gesicht. Der Kaffee war inzwischen kalt geworden; sie goss den Rest in die Spüle.

      Eine Weile starrte sie auf das kleine СКАЧАТЬ