Jahr der Ratten. L.U. Ulder
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Читать онлайн книгу Jahr der Ratten - L.U. Ulder страница 19

Название: Jahr der Ratten

Автор: L.U. Ulder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738017168

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СКАЧАТЬ vielleicht.

      Und gar nicht spaßig, wie er besser zu dieser flapsigen Bemerkung gepasst hätte und wie er es in einer anderen Situation mit einem anderen Kollegen auch gewesen wäre.

      Manchmal musste man ganz früh zubeißen, um sich Luft zu verschaffen. Und es funktionierte, der Mann zog zurück, er wurde vorsichtiger, handzahmer.

      Zum Glück für Valerie, der nicht der Sinn nach einer derartigen Auseinandersetzung stand. Dafür war sie nicht in der richtigen Position und viel zu angespannt..

      Er zuckte genervt mit den Schultern.

      „Was wollen Sie wissen? Für uns war es eine routinemäßige Todesfallermittlung ohne den geringsten Hinweis auf ein Fremdverschulden. Die Nachbarn haben die Polizei verständigt.“

      Sein Deutsch hatte einen ausgeprägten Akzent, er machte keinerlei Anstalten, die Ermittlungsakte zu Hilfe zu nehmen.

      „Warum? Haben die etwas gehört oder gesehen?“

      „Nein. Nur gerochen. Es hat etwas, sagen wir, unfein gerochen, das ganze Blut auf dem Fußboden. Man kann sogar sagen, dass es ziemlich gestunken hat.“

      „Was haben Sie denn nun genau festgestellt?“

      Der Kerl ließ sich wirklich jede Einzelheit aus der Nase ziehen. Er verdrehte genervt die Augen, schob seinen Stuhl vom Schreibtisch zurück und beugte sich nach unten.

      „Am einfachsten ist es, Sie schauen sich einfach die Tatortbilder an, die sprechen für sich.“

      Mit dem Kopf nach unten klang seine Stimme gepresst.

      Als er wieder nach oben kam, war sein Gesicht von dem kurzen Moment knallrot angelaufen. Er sah aus, als hätte er sich gerade sportlich betätigt und sich dabei ungeheuer angestrengt.

      „Ich habe nur noch unsere Duplikate. Die Originale sind bei dem Untersuchungsbericht.“

      In der Hand hielt er einen grauen Aktenordner, den er hinterhältig grinsend vor sich auf den Tisch legte, aufklappte und ganz langsam, als würde er jeden Augenblick genießen, zu Valerie herüber schob.

      Sie spürte seinen Blick auf ihrem Gesicht. Er belauerte sie, als sie sich über den Ordner beugte und schien nur auf eine Reaktion von ihr zu warten, um sich in allen seinen Vorurteilen bestätigt zu sehen.

      Valerie war wild entschlossen, so cool wie möglich zu bleiben.

      Aber sie ahnte bereits, dass es ihr schwerfallen würde, äußerlich teilnahmslos zu bleiben, unglaublich schwer. Schon damals, beim Kriminaldauerdienst, waren Todesermittlungen die Fälle gewesen, die sie die meiste Überwindung gekostet hatten.

      Sie atmete unmerklich tief durch und wappnete sich innerlich.

      Sie wusste, was auf sie zukam, es waren nur Bilder. Tote Bilder eines toten Körpers, kein Geruch, zum Glück kein Geruch.

      Autoerotisch, ausgerechnet. Und dazu ein schmieriger Kollege, der ihr gegenübersaß, jede noch so kleine Regung von ihr registrieren würde und sich an ihrem Entsetzen aufgeilen wollte.

      Valerie verfügte nicht annähernd über genügend Fantasie für das, was auf sie zu kam. Das Grauen, das diese Bilder transportierten, überstieg ihre Vorstellungskraft um ein Vielfaches.

      Ein schlanker, drahtiger Mann hing in einer Vorrichtung. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein Ritualmord, eine Kreuzigung. Als ihn das Leben verließ, verblasste die Haut zu Wachs. Der Kopf ruhte auf der Brust, vom Gesicht war auf dem ersten Bild nicht viel zu erkennen. Der linke Arm war ausgestreckt und mit Riemen an etwas festgeschnallt, das aus der vorhandenen Perspektive nicht zu erkennen war. Der rechte Arm war nur von der Schulter bis zum Ellenbogen angeschnallt. Der Unterarm baumelte nach unten. Eine bizarre Haltung, als mache er eine bedauernde Geste. Am rechten Handgelenk hing ein kleines schwarzes Gerät, wie ein Schaltkasten, aus dem ein Kabel herauskam.

      Dieses Kabel führte aus dem Bild hinaus, ins Nirgendwo. Erst beim Umblättern sah Valerie ein technisches Gerät von der Größe eines Schuhkartons, auf einem kleinen Schränkchen, das vor dem Mann stand, mit einer Art Klemme befestigt.

      Sie hatte nicht viel Ahnung von technischen Dingen, für sie sah das Gerät aus wie ein Elektromotor. Das nächste Bild, eine Detailaufnahme, zeigte einen Plastikriemen, einen innen gezahnten Plastikriemen, der kräftig genug war, in jeder Position seine ovale Form beizubehalten. Er saß auf dem Motor, das andere Ende ragte ins Freie, wurde von einem Gewicht seltsam verdreht.

      Etwas Dunkles, Fleischiges hing an diesem Riemen, unregelmäßig, unwirklich.

      Auch das nächste Bild, deutlich vergrößert, wollte noch keinen Aufschluss bieten, zu absurd war der Gedanke, der Valerie durch den Kopf schoss.

      Dann, nach dem Umblättern eine Großaufnahme des Unterkörpers, gab es keinen Zweifel mehr.

      Sie hielt die Luft an und starrte ungläubig auf das Bild. Sie fühlte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg und versuchte, dagegen anzukämpfen.

      Der Mann besaß keinen Penis mehr.

      An der Stelle, an der sich das männliche Geschlechtsteil befunden hatte, war nur noch ein unregelmäßiges, gezackt ausgefranstes Loch. Sehnen und Gewebeteile hingen heraus. Das dunkle Loch bildete einen unheimlichen Kontrast zum gläsern wirkenden restlichen Körper.

      Nur die Hoden hingen noch, mit geronnenem, schwarz angelaufenem Blut verschmiert, an ihrer Position. Überflüssig gewordene Keimdrüsen.

      Der Mann schien vollständig ausgeblutet zu sein, eine riesige Blutlache schimmerte dunkel auf dem Boden.

      Valerie spürte wieder den Blick des niederländischen Ermittlers auf sich ruhen, sie schaute hoch und schob die Akte zurück. Es reichte ihr, der Mann war tot genug.

      „Das ist ja grauenhaft“, sagte sie mehr zu sich. Ihr Magen fing an, zu rebellieren.

      „Ja, ziemlich üble Geschichte“, pflichtete ihr er bei und schaute sehr zufrieden dabei aus.

      „Und das hat er sich wirklich selbst angetan? Er war doch gefesselt.“

      „Das sieht erst mal unwahrscheinlich aus, ich weiß. Aber wir haben das durchgespielt, es geht, wenn man etwas beweglich ist. Er hat sich die Beine gefesselt, danach diesen Kunststoffriemen an seinem Penis befestigt und mit dem Motor verbunden. Dann ist er mit den Armen in die Schlaufen geschlüpft, die an der Metallstange angeschraubt waren. Sie waren gerade so weit eingestellt, dass er hindurchrutschen konnte. Hier,“ er stand auf, kam um den Tisch herum und zeigte mit der Spitze seines Stiftes auf die Stelle eines Bildes. „Hier läuft die Kette des Flaschenzuges, an der er hängt. Daneben ist die Endloskette, sie läuft über das Rad, das den Flaschenzug antreibt. Er kam gerade soweit an sie heran, um sie zu bedienen. Er zog daran und der Haken begann, ihn nach oben zu ziehen. Bis er schließlich so weit in der Fesselung hing, dass ihn sein eigenes Gewicht in den Schlaufen festhielt. Um sich zu befreien, hätte er sich erst wieder nach unten herablassen müssen. Kommen Sie soweit mit?“

      Valerie schloss für einen winzigen Moment die Augen, stellte sich das bizarre Szenario vor. Dann nickte sie.

      „Und als die Illusion der Hilflosigkeit perfekt war, ging es weiter mit diesem kleinen Teil.“

      Er blätterte СКАЧАТЬ