Jahr der Ratten. L.U. Ulder
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Читать онлайн книгу Jahr der Ratten - L.U. Ulder страница 15

Название: Jahr der Ratten

Автор: L.U. Ulder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738017168

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СКАЧАТЬ an.

      „Drei junge Männer mit einem gemeinsamen Background sterben innerhalb kürzester Zeit. Überleg doch mal.“

      „Aber es hat doch Todesermittlungen gegeben. Du hast gesagt, bei allen steht Unfalltod oder Freitod in der Akte. Zu diesem Ergebnis muss doch irgendjemand gekommen sein.“

      „Na und. Ich möchte nicht wissen, wie viele alte Leutchen Jahr für Jahr als Unfalltote begraben werden und in Wahrheit hat jemand nachgeholfen, dass die Erboma auf der Treppe abgeschmiert ist. Du hast selber mal gesagt, dass es eine Grauzone gibt und dass viele unnatürliche Tode nicht entdeckt werden.“

      „Ja, mag sein. Aber wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind, ist die Luft raus. Wenn Gift im Spiel ist, kann man im Nachhinein, wenn sich neue Erkenntnisse ergeben haben, noch feingewebliche Untersuchungen durchführen, die einen Nachweis erbringen könnten. Aber wenn eine objektive Tatortaufnahme nichts erbracht hat, keinen Hinweis auf ein Fremdverschulden, dann wird nachträglich auch nichts anderes herauskommen. Außerdem sind die Vorfälle alle im Ausland geschehen, da habe ich eh keine Chance.“

      Anna verzog das Gesicht zu einer Grimasse und äffte ihre Freundin nach.

      „Du bist jetzt bei Europol, natürlich kannst du nachforschen. Du musst nach Verbindungen zwischen den einzelnen Unfällen suchen. Ich bin sicher, du findest etwas, wenn du nur suchst.“

      Valerie verdrehte die Augen.

      „Warum ich? Sag doch auf Deiner Dienststelle Bescheid, die sollen sich darum kümmern.“

      Jetzt verdrehte Anna die Augen.

      „Bist Du schwer von Begriff, Mensch? Die haben doch schon damals alles vertuscht. Was glaubst Du, was die mit mir machen, wenn sie mitbekommen, was ich alles weiß?“

      „Du weißt ja nichts, das ist das Problem. Du spekulierst nur.“

      Am nächsten Morgen, gemeinsames Frühstück.

      Der Rotwein hatte unangenehme Spuren hinterlassen. In Valeries Kopf rumorte ein pochender Schmerz, während der von der Säure überreizte Magen brannte.

      Anna dagegen saß wie ein Stehaufmännchen am Tisch, nur mit Slip und T-Shirt bekleidet. Sie hatte eine geradezu penetrant gute Laune und langte bei den frisch aufgebackenen Croissants kräftig hin. Von ihren verschwörerischen Befürchtungen am Vorabend war nichts mehr zu spüren.

      Ein kurzes Klingeln störte die andächtige Stille gemeinsamen Schweigens. Nur ein einziges Klingeln. Wie ein Anruf, bei dem der Anrufer es sich anders überlegt und gleich wieder auflegt. Beide schauten sich an, Valerie überrascht mit krauser Stirn, über Annas Gesicht zog ein spitzbübisches Grinsen. Das Geräusch war aus Richtung der Handtasche gekommen, die im Flur lag.

      „Was war das?“

      „Mein Handy“, antwortete Anna mit vollem Mund. „Ich habe eine SMS bekommen.“

      Sie sprang auf, in zwei, drei Sätzen war sie an der Tasche. Dass sie das Gerät in der Hand hielt, konnte Valerie nur an den Piepstönen der Tastatur ausmachen. Ihrer Freundin zeigte Anna nur ihre Rückansicht. Interessiert betrachtete die eine beginnende Cellulitis, die sich, vom Slip verdeckt, den Oberschenkel hinunter arbeitete.

      „Du musst unbedingt etwas tun“, befand Valerie und meinte damit das Problem mit dem Bindegewebe.

      „Ja, ich muss los“, antwortete Anna.

      „Wieso?“

      „Ich muss schnell nach Hause.“

      Anna wackelte vielsagend mit dem Kopf. Ihre Knopfaugen leuchteten fröhlich. Sie trug den gleichen verschmitzten Gesichtsausdruck, der am Abend zuvor über ihr Gesicht geblitzt war, als sie von dem autoerotischen Unfall sprach.

      Valerie zog die Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf. Die Haare fielen ihr dabei ins Gesicht.

      „Sag nicht, die SMS war von ihm.“

      Sie sprach immer nur von ihm, wollte seinen Namen im Grunde gar nicht wissen. Schließlich war der Mann verheiratet, hatte zwei Kinder und traf sich regelmäßig unter der Woche mit Anna in ihrer Wohnung. An den Wochenenden hatte er normalerweise nie Zeit, die waren seiner Familie vorbehalten.

      „Doch, es war Pierre. Er will heute Mittag vorbeikommen.“

      „Und du rennst gleich los, oder wie?“

      „Natürlich, wenn sich schon die Gelegenheit bietet. Ich hab dir doch gesagt, dass Surfen allein nicht ausreicht für mich.“

      „Valli, sei nicht sauer“, meinte Anna kurz darauf, ihre Taschen in der Hand.

      „Bin ich doch auch nicht, ich .... .“

      „Ich schicke dir morgen früh die Unterlagen per Mail. Über die Todesfälle. Überprüf sie, bitte“, fiel ihr Anna eindringlich ins Wort und hauchte ihr zum Abschied einen Kuss auf die Wange.

      Valerie stemmte die Hände in die Hüfte.

      „Hast du schon mal daran gedacht, dass er dich nur ausnutzt?“

      „Vielleicht ist es ja genau andersherum“, entgegnete Anna trotzig ihrer verblüfften Freundin und war auch schon verschwunden.

      Valerie schob die Gardine zur Seite und beobachtete, wie Anna nach einer Weile unten auf dem Parkplatz ihre Taschen schwungvoll auf die Rückbank schleuderte und in den Wagen sprang. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, sich anzuschnallen. Zügig fuhr das Auto an, bog aus dem Parkplatz in die kleine Seitenstraße ein. Valerie konnte noch sehen, dass Anna beim Abbiegen in die nächste Straße das Stoppschild nicht beachtete.

      Mit einer Tasse Kaffee in der Hand machte sie es sich im Ohrensessel bequem, nahm die Fernbedienung vom Tisch und schaltete damit die Stereoanlage ein.

      Leise, verhaltene Musik schlich sich aus den Lautsprechern in den Raum und breitete sich aus, zuerst ein verhaltenes Saxofon, eine zarte Stimme setzte ein. Sades Jezebel trug nicht dazu bei, Valeries' melancholische Stimmung aufzulösen.

      Kapitel 7

      Der Montagmorgen passte zu Valeries Stimmung, er war trist, grau und regenverhangen. Schon beim Verlassen des Appartementhauses musste sie ihre dünne Collegemappe als Schutz über dem Kopf halten, weil sie den Regenschirm oben in der Wohnung vergessen hatte. Auf dem kurzen Weg zwischen Parkplatz und Bürogebäude erwischte sie der Regen aus vollen Kübeln.

      Valerie betrat das kleine, unpersönliche Büro und hängte die nass gewordene Jacke an den Kleiderständer. Sie blickte sich seufzend um. Der triste Raum war ihr vorübergehend zur Verfügung gestellt worden. Das Gefühl, sich hier niemals wohlfühlen zu können, ließ ihre Laune nicht besser werden. Ein typischer Behördenraum, grau in grau zweckmäßig eingerichtet. Zwei in der Fensterbank vor sich hin vegetierende Kakteen, von einem der Vorgänger schnöde ihrem Schicksal überlassen, schafften es nicht, eine persönlichere Atmosphäre herzustellen.

      Die Oberkommissarin setzte sich hinter den Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Während das Betriebssystem hoch lief, schweifte ihr Blick aus dem Fenster, aber zu sehen waren nur die Baumwipfel des benachbarten Parks, der Rest der Umgebung verschwand СКАЧАТЬ