Jahr der Ratten. L.U. Ulder
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Читать онлайн книгу Jahr der Ratten - L.U. Ulder страница 20

Название: Jahr der Ratten

Автор: L.U. Ulder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738017168

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СКАЧАТЬ konnte, um wieder ganz von vorn anfangen zu müssen, hat er das Kabel an sein Handgelenk gebunden. Er hat an alles gedacht. Und dann wollte er sich einen schönen Abend machen, der aber nach hinten losgegangen ist.“

      Godelief lachte wieder breit und sah Valeries verständnislosen Blick.

      „Den Motor konnte er mit der kleinen Fernbedienung vorwärts und rückwärts laufen lassen.“

      Immer noch runzelte Valerie die Stirn, ihre Miene drückte Ratlosigkeit aus.

      Der niederländische Kollege deutete ihren fragenden Gesichtsausdruck falsch. Er krümmte seine Hand, als würde er eine Stange umfassen und bewegte die Hand hoch und runter.

      Dazu griente er süffisant, wartete auf eine Reaktion von ihr.

      „Vor zurück, vor zurück, vor zurück, vor zurück.“

      Endlich kehrte sie in die Realität zurück.

      „Ja, ich hab’s begriffen. Und dann?“

      „Dann ist es ihm aus dem Ruder gelaufen. Er hat die Kontrolle verloren. Vielleicht, weil es so schön war.“

      „Und das haben Sie wirklich alles nachgespielt? Auch die Sache mit dem …?“

      Sie beendete den Satz nicht. Ohne eine Miene zu verziehen, zielte die Spitze ihres Zeigefingers mit dem langen, gepflegten Fingernagel provozierend auf Godeliefs Genitalbereich unterhalb seines wabbeligen Bauches.

      Er lächelte unsicher, ihr Zeigefinger so unmittelbar vor seinen Kronjuwelen schien ihn aus dem Konzept zu bringen.

      „Alles mussten wir nicht nachspielen“, beeilte er sich zu sagen. „Es war ausreichend, seine Bewegungsmöglichkeiten auszuloten.“

      Mit gerunzelter Stirn fuhr der niederländische Kollege fort.

      „Vielleicht hat er in der Ekstase die Richtung verwechselt. Anstatt zurückzufahren hat der Motor alles weiter in die Länge gezogen. Dieser Kunststoff war sehr scharfkantig und schnitt tief in das Fleisch hinein.“

      Er sah Valerie ins Gesicht, die ihn wie entrückt anstarrte.

      „Da war er ab, der …“

      Godelief suchte nach dem passenden Wort.

      „Schwanz“, vollendete Valerie trocken. „Unglaublich.“

      „Genau. Weil er erigiert war, ist schlagartig eine große Menge Blut ausgetreten. Er hat Panik bekommen und wie wild an seiner Fesselung gezerrt und gerissen. Sehen Sie“, er beugte sich vor und zeigte auf eines der nächsten Fotos. „Das linke Handgelenk ist von der Schlaufe bis auf das rohe Fleisch aufgescheuert worden. Der Blutverlust dürfte ziemlich schnell gewesen sein, er wurde schwächer und schwächer. Irgendwann ist er ohnmächtig geworden und ist dann weiter ausgeblutet, wie ein Schlachtvieh.“

      „Was ich nicht verstehe, ist das Klebeband um den Mund. Das ist ungewöhnlich, meinen Sie nicht auch? Wer verklebt sich damit seine Haut und die Haare? Er hat sich doch nach Ihrer Theorie selbst in diese Lage gebracht, warum sollte er dann laut schreien? Und dafür ist die Knebelung ausschließlich da, laute Geräusche zu verhindern.“

      Der Niederländer fixierte sie finster. Es war offensichtlich, dass er ihre Fragen nur dahin gehend verstand, dass sie fortwährend seine Ermittlungen infrage stellte.

      „Es war sein Fetisch. Er stand auf Fesselungen und Knebelungen. Je perfekter die Inszenierung, umso größer war der Lustgewinn. Wir haben in der ganzen Wohnung verstreut entsprechende Magazine gefunden.“

      Valerie atmete tief durch. Sie vermied, weiter auf die Bilder zu sehen. Die Übelkeit in ihrem Magen machte sich immer vehementer bemerkbar. Um dagegen anzukämpfen, versuchte sie, sich in Piet Lijsens Gedankenwelt hinein zu versetzen.

      „Dass er das alleine angestellt hat“, überlegte sie laut. „Das ist doch ein enormer technischer Aufwand gewesen.“ Sie schüttelte den Kopf. Die grauenvollen Tatortbilder hatten ihre anfängliche, vage Skepsis nicht beseitigen können.

      „Gibt es nicht irgendeine Auffälligkeit, etwas Unnormales?“

      „War das nicht schon unnormal genug?“

      „War er alkoholisiert?“

      „Ja, sehr stark.“

      „Und wie viel Promille hatte er im Blut?“

      „Das wissen wir nicht.“

      „Wie, das wissen wir nicht? Wieso wissen Sie das nicht? Haben Sie keine Blutprobe entnommen?“

      „Nein, natürlich nicht.“

      Valerie musste sehr verständnislos geschaut haben.

      „Kosten. Unnötige Kosten. Wenn eindeutig ein Selbstverschulden vorliegt, sparen wir uns die Blutentnahme. Wozu soll sie gut sein? Ob er nüchtern gestorben ist oder betrunken, macht keinen Unterschied mehr, jedenfalls nicht für die Ermittlungen. Bestenfalls die Unfallversicherung hätte etwas davon. Das ist übliche Praxis, bei Ihnen in Deutschland übrigens auch.“

      „Ja, bei Verkehrsunfällen vielleicht, aber in so einem Fall ... .“

      „Es war doch so etwas wie ein Verkehrsunfall, nur ohne Fahrzeug.“

      Da war es wieder, dieses penetrante, schmierige Grinsen des Niederländers.

      „Aber dass er betrunken war, wissen Sie trotzdem.“

      „Ja natürlich, sehr stark. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Zeugen, die ihn an dem Abend noch gesehen haben, aus der Kneipe zum Beispiel, in der er getrunken hat.“

      Immerhin, Zeugen wurden befragt.

      „Und in diesem Zustand war er in der Lage, sich in diese Position zu bringen und diese komplizierte Apparatur zu installieren? Ist das nicht merkwürdig?“

      „Er hat sich jeden Abend vollgesoffen, manchmal bis zum Abwinken. Das hat uns der Wirt seiner Stammkneipe bestätigt. Jemand, der Alkohol gewohnt ist, ist bis zu einem gewissen Grad in der Lage, kontrolliert zu handeln.“

      Godelief machte eine kleine Pause, bewegte dann seine Arme wie zur Entschuldigung nach oben.

      „Es gibt keinerlei Hinweise auf eine fremde Person in der Wohnung, einen Mörder. Darauf wollen Sie doch hinaus. Er wohnte im ersten Stock, keine Einbruchsspuren, nichts, rein gar nichts.“

      „Und wenn es jemand war, den er ins Haus gelassen hat?“

      „Ein Nachbar ist mit seiner weiblichen Begleitung gleichzeitig mit ihm nach Hause gekommen, es war nach Mitternacht und er war allein.“

      „Allein und betrunken“, sprach Valerie grüblerisch vor sich hin.

      „Weitere Untersuchungen haben Sie nicht angestellt? Ich meine, ob er vielleicht noch etwas anderes im Blut hatte zum Beispiel.“

      Der Niederländer schnaufte und verdrehte die Augen.

      „Ich wiederhole mich ungern, es gab keinen Grund dafür. СКАЧАТЬ