Jahr der Ratten. L.U. Ulder
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Читать онлайн книгу Jahr der Ratten - L.U. Ulder страница 17

Название: Jahr der Ratten

Автор: L.U. Ulder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783738017168

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СКАЧАТЬ Problem mit dem linken Bein, zog es kaum merklich nach. Durch einen besonders zackig-militärischen Schritt wäre es ihm fast gelungen, es zu verbergen, aber der Mann, der ihn mit seinem Anruf auf den Plan gerufen hatte, war nicht umsonst mehrere Jahre Drill-Sergeant gewesen. Soldaten, die bei der Formalausbildung aus der Reihe tanzten, weil sie den Schritt nicht halten konnten, waren ihm augenblicklich aufgefallen.

      Vorn am Revers klammerte ein Besucherausweis.

      Laut diesem Ausweis war der Name des Mannes Madsen. Aber der Offizier war sich bewusst, dass da auch genauso gut Miller oder Smith hätte stehen können. Der Name war eine Legende, pure Erfindung.

      Keine Erfindung, sondern überaus real war die eisige Kälte, die dieser Typ ausstrahlte. Zusammengepresste, schmale Lippen, hellgraue Augen eines Wolfes, die durchdringend wie Röntgenstrahlen starren konnten.

      Madsen ließ sich die Kopien geben und studierte sie Wort für Wort. Es verging einige Zeit, bis er seinen Kopf wieder hochnahm und sein Gegenüber aufmerksam, eindringlich musterte.

      Der Mann, immerhin ein hochrangiger und hochdekorierter Offizier, fühlte sich sichtlich unwohl. Er tänzelte vor dem Besucher wie ein Schüler bei der mündlichen Prüfung und zerrte nervös an seiner Krawatte.

      „Mich würde eines interessieren. Wieso haben Sie uns angerufen? Was hat sie alarmiert?“

      Die hellen Augen bohrten tief in ihn hinein.

      Der Offizier trat von einem Fuß auf den anderen. Er wirkte völlig verunsichert. Es schien, als wüsste er nicht, wie viel von seinem Wissen er preisgeben dürfe.

      „Ich habe mich seinerzeit mit meiner Einheit in Bosnien und Herzegowina befunden und war an dem Tag im Befehlsleitstand. Ich war dabei, als der Befehl Star... .“

      Eine energische Handbewegung ließ ihn abrupt mitten im Wort abbrechen.

      „Der Name dieses Befehls darf niemals genannt werden, niemals. Es hat ihn nie gegeben.“

      Madsen sprach leise, die Eindringlichkeit seiner Worte unterstrich er mit seinen stechenden Augen.

      Der Offizier nickte.

      Sein Besucher stand auf, er behielt die kopierten Unterlagen in seiner rechten Hand.

      „Und? Haben wir etwas mit den Toten zu tun?“

      Madsen schaute den Offizier eindringlich an, der Mann wich unmerklich zurück.

      „Rufen Sie wieder an, sobald Sie etwas Neues haben.“

      Das war keine Bitte.

      Dann verließ er grußlos den Raum, die Unterlagen ließ er in der Innentasche seines Jacketts verschwinden.

      Der Militär blieb allein zurück, ganz grau im Gesicht. Er sah aus wie jemand, der unbedingt einen schmiedeeisernen Affen streicheln sollte.

      Kapitel 9

      Das Telefon klingelte unaufhörlich. Obwohl sie selbst die Anruferin war, ging ihr das unterdrückte Geräusch in der Hörmuschel auf die Nerven. Wieder und wieder die gleiche monotone Melodie. Jeden Augenblick musste der automatische Impuls erreicht sein, der den Anrufversuch beenden würde. Als sie schon nicht mehr damit gerechnet hatte, gab es ein klickendes Geräusch in der Leitung. Der Hörer wurde abgenommen, endlich.

      „Walther.“

      Die Stimme klang abweisend und gereizt.

      In dem Tonfall hätte sie auch „wer geht mir auf den Geist?“ fragen können.

      „Hallo Gesi, ich störe dich wohl“, kam es folgerichtig, beinahe ein wenig schüchtern.

      „Ach Valli, du bist es. Nein, nein, du störst mich nicht. Ich habe gedacht, es ist wieder jemand von der Dienststelle. Ich hatte das ganze Wochenende Bereitschaftsdienst. Da baut sich bei mir zwangsläufig eine Aversion gegen das Telefon auf. Wie geht es dir, Kleine?“

      Gesine Walther, Erste Kriminalhauptkommissarin, stämmig, Fachkommissariat 3, Betrug und andere Schweinereien, war die Kollegin bei der Hamburger Polizei, zu der Valerie die engsten Kontakte hatte. Die energische Kollegin sah nicht nur so aus, sie war auch die Mutter der Kompanie. Mit der Erfahrung von über dreißig Dienstjahren spürte sie sofort, dass es sich bei dem Anruf ihrer Freundin nicht um reine Höflichkeit handelte und hakte augenblicklich in ihrer burschikosen, direkten Art nach.

      „Los erzähl schon. Wo drückt dich der Schuh?“

      Valerie holte tief Luft und berichtete. Nachdem sie ihr die dürren Fakten erzählt hatte, die ihr selbst nur bekannt waren, herrschte eine Zeit lang Stille am anderen Ende der Leitung.

      „Sag mal, SFOR-Soldaten, das klingt verdammt nach NATO“, um zuckersüß nachzufragen „ Ist deine Freundin Anna-Lena nicht bei der NATO beschäftigt?“

      „Ja, schon, aber... .“

      Valerie kam nicht mehr weiter. Gesi fiel in ein prustendes Gelächter und hatte Mühe, sich wieder in den Griff zu bekommen.

      „Oh je, einen Moment lang habe ich wirklich geglaubt, ich müsste mir Sorgen um dich machen, aber wenn es von Anna kommt ... .“

      Sie ließ den Satz vielsagend offen.

      „Also glaubst du.“ Valeries Entrüstung war nicht gespielt.

      „Was willst du? Diese angebliche Entführungsgeschichte werde ich im Leben nicht vergessen.“

      „Darüber sind schon sämtliche Witze gemacht worden, außerdem ... .“

      „Hör zu, ich habe das zuerst auch nicht ernst genommen. Aber je länger ich mir die Unterlagen angeschaut habe, umso merkwürdiger kommt es mir vor.“

      Valeries Stimme hatte sich eine Nuance verändert. Gesi kannte sie lange genug, um die leichte Enttäuschung zu spüren, die in ihren Worten mitschwang und lenkte ein.

      „Ich sehe das so. Es gibt doch im Prinzip nur zwei Möglichkeiten. Erstens, alles ist eine unglückliche Verkettung von Zufällen und es sind wirklich Unfälle gewesen. Dagegen spricht erst einmal nichts, denn die Ermittlungsergebnisse der Kollegen muss man als gegeben hinnehmen.

      Ober aber zweitens, es ist wirklich eine Mordserie. Dann ist sie so professionell durchgeführt, dass du auf jeden Fall die Finger davon lassen solltest, allein wirst du nicht weit kommen. Wobei ich persönlich eher zu den Zufällen tendiere, wenn ich nur an die Geschichten deiner Freundin Anna denke. Die war doch schon immer auf dem Weltverschwörungstrip. Und außerdem, vielleicht gelingt es jemandem, aus einem Mord einen Unfall vorzutäuschen, aber gleich bei drei Fällen? Das ist starker Tobak.“

      „Kannst du nicht von Hamburg aus ein paar Nachforschungen anstellen? Ich schicke dir die Unterlagen, die ich habe, per Fax rüber. Du hast doch viel mehr Möglichkeiten als ich hier. Außerdem, dein Freund ist doch Journalist? Kannst du ihn nicht mal fragen, ob er etwas über diesen SFOR-Einsatz herausbekommen kann? “

      „Thore?“

      Gesi lachte und warf einen grinsenden Blick über ihre Schulter.

      „Der СКАЧАТЬ