Sekt(e) oder Selters. Hannes Wildecker
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Название: Sekt(e) oder Selters

Автор: Hannes Wildecker

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Tatort Hunsrück

isbn: 9783742768889

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СКАЧАТЬ waren kaum neugierige Gaffer in der Nähe, doch das würde sich in den nächsten Minuten schlagartig ändern, dessen war ich mir ganz sicher.

      Ich ging vorbei an Kollegen der Schutzpolizei Hermeskeil und nickte ihnen zu. Die meisten von ihnen kannte ich, hatte oft Kontakt zu ihnen und was mir sehr wichtig war, sie unterstützten mich bei jedem Einsatz und ließen sich mit Begeisterung in die Ermittlungen einbinden und konnten dabei auch oftmals eigene Erfolgserlebnisse verzeichnen.

      Ein Kollege in Zivil hob das Absperrband hoch, bückte sich darunter durch und trat auf mich zu. Es war Frank Petry, der Chef der Kriminaldienststelle in Hermeskeil und dennoch nicht zuständig in diesem Fall. Oder vielleicht doch? Es würde sich sicher gleich herausstellen. Wenn es sich um einen Suizid, also einen Selbstmord handelte, dann war Petry schon zuständig und ich könnte wieder abrücken.

      Lag allerdings ein Kapitalverbrechen, ein Mord oder, sagen wir ein Todesfall mit den Merkmalen eines Fremdverschuldens vor, dann war die Mordkommission zuständig und deren Vertreter war an diesem Morgen nun einmal ich. In diesem Fall aber würde ich die Unterstützung von Petry bekommen, die ich gerne in Anspruch nehmen würde, denn die würde ich dann auch bitter nötig haben.

      Als Ermittler war ich momentan allein auf weiter Flur. Leni, meine Kollegin, hatte man offensichtlich nicht informiert, noch nicht. Die Kollegen von der KTU, der Kriminaltechnischen Untersuchung oder der SpuSi, was so viel bedeutet wie Spurensicherung, waren bereits vor Ort. Doch sie würden wieder abziehen, wenn ihre Arbeit getan war. Dann war ich auf mich selbst gestellt und für jede Hilfe dankbar.

      Noch war ich ahnungslos und wusste absolut nicht, was mich erwartete. Man hatte mir nur von einer Leiche berichtet, die man hier gefunden hatte, nicht mehr und nicht weniger.

      „Da bist du ja, Heiner!“, begrüßte mich Petry. „Ich hoffe, du machst dich gut im Deuten von Symbolen?“

      „Von welchen Symbolen? Was meinst du?“

      „Die Tote hat ein Brandmal auf der Stirn. Hat man auch nicht alle Tage, so einen Fall.“

      „Was für ein Fall? Ich glaube, du solltest mir erst einmal alles erzählen, was du weißt. Was ist hier passiert. Und bitte eines nach dem anderen. Wer hat die Leiche gefunden?“, fragte ich Petry.

      „Einer der Inhaber der Disko. Miguel Marx heißt er. War total übernächtigt. Wenn du ihn brauchst, hier ist seine Anschrift. Wie er mir sagte, ist er heute Morgen gegen acht Uhr hierher gefahren. Weil er nicht schlafen konnte, wollte er in der Diskothek noch etwas aufräumen. Er hat die verpackte Leiche gefunden und sofort den Notruf gewählt. Aber was hier passiert ist, kann ich dir nicht sagen. Da musst du die Spurensicherung fragen“, antwortete Petry und fuhr sich durch das lichte Haar, das über der Stirn fast völlig fehlte und an den Seiten von seiner ursprünglichen braunen Farbe bereits ins Graue wechselte.

      Petry war wie ich kurz vor fünfzig und in einem Jahr würden sich die restlichen Haare wohl alle verabschiedet haben.

      „Was ich dir sagen kann ist, dass es sich um eine Frau handelt, die man in einer Decke eingewickelt hier abgelegt hat.“

      „Todesursache?“

      Petry zuckte die Achseln.

      „Auch das musst du die Kollegen von der SpuSi fragen, wenn sie mit ihrer Arbeit fertig sind. Dauert sicher noch etwas.“

      Ich hob das Flatterband mit der Aufschrift „Kriminalpolizei“ an und kletterte darunter durch. Petry folgte mir wortlos. Dann erkannte ich auch schon die beiden Kollegen der Kriminaltechnik, die sich in gebeugter Haltung vor der Leiche befanden und über etwas zu diskutieren schienen.

      Der ältere von ihnen war Heinz Peters. Als er auf uns aufmerksam wurde, drehte er sich in meine Richtung. Auch der junge Kollege neben ihm drehte sich kurz um, nickte mir mit einem freundlichen „Hallo“ zu und widmete sich wieder seiner Arbeit.

      Hallo. Das ist heute der Gruß der jungen Leute. Oder hey, aber Sprüche wie Guten Tag, den haben sie kaum noch drauf.

      „Wieso bin ich eigentlich der Erste, der hier am Tatort auftaucht, obwohl du gerade mal einen Steinwurf weit entfernt deine Wohnung hast?“, begann Peters zu spötteln, wurde aber sogleich wieder ernst und stand auf, wobei er sich mit der linken Hand den Rücken hielt.

      „Es wird immer schlimmer mit dem Kreuz. Ischias. Ein eingeklemmter Nerv“, stöhnte er. „Kommt neuerdings immer häufiger vor.“

      „Ja, das Alter.“ Ich nickte und lachte kurz auf. „Vorzeitige Rente, die einzige wahre Lösung für das Übel.“

      „Die einzige Lösung? Heiner, du weißt, wie alt ich bin, wie alt wir beide sind. Wenn wir heute Feierabend machen, mit dem Segen aller Doktoren, wird uns das ganz schön auf den Geldbeutel schlagen. Die Zeiten, wo du an eine vorzeitige Pensionierung aus Krankheitsgründen ohne Abzüge denken konntest sind vorbei. Also: Durchhalten heißt die Parole.“

      Wo er Recht hatte, hatte er Recht. In diesem Jahr noch würden wir beide die Schallgrenze der Fünfziger-Mauer durchbrechen. Fünfzig Jahre, die Zeit verging wie im Flug. Ich überlegte, ob ich jünger sein wollte, wenn sich die Möglichkeit dazu böte. Eine Frage, die ich mir schon des Öfteren gestellt hatte. Und immer wieder kam ich zu demselben Ergebnis. Nein! So wie es ist, so ist es richtig. Und außerdem: Warum sollte man die Vergangenheit mit ihren Höhen und Tiefen noch einmal durchleben wollen? Nein, musste nicht sein.

      „Was gibt`s?“, wechselte ich das Thema. „Wer ist die Leiche? Was ist passiert. Mord?“

      „Viele Fragen auf einmal. Identität negativ. Hat keine Papiere bei sich, nicht einmal einen Geldbeutel. Komm her, sieh dir das an!“

      Peters trat zur Seite und ich sah vor uns auf der Erde einen leblosen weiblichen Körper in Rückenlage, gebettet auf einer grauen Wolldecke. Sie war noch sehr jung, diese Frau, vermutlich noch nicht einmal dreißig Jahre alt. Ihre Gesichtszüge waren im Tod noch sehr ansehnlich, sie musste einmal eine sehr schöne Frau gewesen sein. Das lange dunkelblonde Haar hatte sich neben ihrem Kopf ausgebreitet, so als hätte man die Tote bewusst so gebettet.

      Peters schien meine Gedanken erraten zu haben. „Die Frau war in die Decke eingewickelt, eingerollt sozusagen. Wir beide“, er sah zu seinem Kollegen hinüber, „Kollege Franzen und ich, haben sie daraus befreit.“

      „Befreit? Naja, wie man`s nimmt.“

      Peters überhörte meine Bemerkung.

      „Dieser Ort hier ist nicht der Tatort. Die Leiche wurde hierher gebracht, vermutlich mit einem Fahrzeug, und dann hier abgelegt. Verletzungen konnte ich keine feststellen. Aber ich habe da einen grauenvollen Verdacht. Wir sollten warten, bis der Arzt die Tote genauer untersucht hat.“

      „Wurde sie … vergewaltigt?“

      „Sieht nicht danach aus.“

      Peters drehte den Kopf der Frau mit dem Gesicht in meine Richtung und ich erschrak.

      „Was ist das?“

      „Es sieht aus wie ein Brandmal. Es ist ein Brandmal“, erwiderte Peters. Ein Kreuz, eingebrannt auf der Stirn der Toten. Ist doch pervers sowas, oder?“

      „Was will der Täter damit ausdrücken. Er muss sich doch etwas dabei gedacht haben.“

      „Vermutlich ist er nur krank im Kopf.“

      „Oder СКАЧАТЬ