Sekt(e) oder Selters. Hannes Wildecker
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Название: Sekt(e) oder Selters

Автор: Hannes Wildecker

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Tatort Hunsrück

isbn: 9783742768889

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СКАЧАТЬ wird!“, lenkte mit einem Schlag vielsagende Blicke eines Teils der Thekensteher, die genüsslich an ihren Glimmstängeln saugten, auf ihn.

      „Er kann Ihnen genau sagen, was Sie wissen wollen!“

      Lauheim zeigte auf Hildebrandt und schien selbst mit einem Mal kein Interesse mehr an der Weitergabe von Informationen zu haben.

      „Ich habe dagegen gestimmt, damit Sie `s wissen!“, brummte Hildebrandt, während er sich auf einen freien Stuhl niederließ, der ebenfalls nicht derjenige war, der seit Monaten für ihn vorgesehen war. Angesichts der Neuigkeit, die offensichtlich das ganze Dorf bewegte, schien die Sitzordnung am Stammtisch im Hochwaldstübchen ihre Wichtigkeit verloren zu haben.

      Der Gemeindechef streifte im Sitzen sein Jackett aus und hängte es hinter sich über der Stuhllehne auf. Hildebrandt wirkte abgemagert, als er hemdsärmelig da saß, sein ohnehin schmales Gesicht offenbarte ein paar Sorgenfalten. Seine Frau Margarethe saß immer noch im Gefängnis, denn sie war es, die dem Zuhälter Rietmaier einen tödlichen Stoß mit einem seiner eigenen Schwerter versetzt hatte. Man hatte ihr mildernde Umstände zugesprochen, denn auch sie war von ihrem Opfer misshandelt und vergewaltigt worden.

      Hildebrandt krempelte seine Hemdsärmel bis zu den Ellbogen hoch und schaute zu Lissy hinüber, die ihm zunickte und kurz darauf ein Bier servierte.

      „Also, kann mir endlich einer genauestens sagen, worum es geht! Stimmen die Gerüchte oder ist es nur heiße Luft? Und wenn es stimmt, verdammt noch mal, dann möchte ich wissen, wie so etwas passieren konnte!“, ereiferte sich Schaeflein, um sich gleich darauf mit Blick zur Zimmerdecke zu bekreuzigen.

      „Entschuldigung, ist aber doch wahr! Da kommt eine Gefahr auf uns zu, der vielleicht einige meiner Schäflein nicht widerstehen können“, flüsterte er, so leise, dass keiner seiner Stammtischbrüder es hören konnte. „Wenn du uns jetzt nicht hilfst, dann werden wir beide eine schwere Zeit vor uns haben!“

      2. Kapitel

      Es war ein langer Tag gewesen heute. Für mich und für Leni. Wir waren den ganzen Tag auf den Beinen und hatten unser Büro erst am Abend wiedergesehen, als wir uns entschlossen, den Dienst für heute zu beenden und die weiteren Ermittlungen auf den kommenden Tag zu verschieben.

      Es war kein Mord, kein Totschlag, kein Gewaltverbrechen, das uns den ganzen Tag über in Anspruch genommen hatte. Nein, es waren Taten, von denen man glaubte, dass sie mit Beginn des deutschen Wirtschaftswunders ausgestorben seien. Es handelte sich schlicht und ergreifend um einfache Wildereien im Hunsrück, genauer gesagt im Schwarzwälder Hochwald, im südwestlichen Teil des Hunsrücks, dem Grenzbereich des nördlichen Saarlands zu Rheinland-Pfalz.

      Ein Jagdpächter mit Heimatwohnsitz in der Schweiz hatte hier einen großen Jagdbezirk gepachtet und auf einem seiner Pirschgänge Wildaufbrüche gefunden, worüber er sehr erbost war und woraufhin er sich vornahm, den Frevler selbst zu stellen. Doch als er in den folgenden Tagen weitere drei Aufbrüche jungen Rehwilds vorfand, schaltete er die Polizei ein und Leni und ich wurden mit der Angelegenheit beauftragt.

      Es muss eben nicht immer Mord sein und wenn es in dieser Hinsicht ruhig blieb, hatte auch uns der Alltag mit seinen „normalen“ Straftaten wieder. Auch wenn wir nicht unbedingt zuständig für diese Art von Freveln waren, wenn es erforderlich wurde, unterstützten wir die schwach besetzten Ressorts, denn Polizisten waren wir nun mal alle.

      Die Ermittlungen hatten uns jedoch kaum weitergebracht. Diverse Reifen- und Schleifspuren, die noch ausgewertet werden mussten, hatten wir gesichert, aber einen Verdacht in eine bestimmte Richtung gab es nicht. Der oder die Täter konnten aus dem Saarland, genauso gut aber auch aus Rheinland-Pfalz kommen. Der Schwarzwälder Hochwald bot auf Grund der Nähe der Landesgrenze die Möglichkeit für beide Bundesländer.

      Leni war anschließend mit ihrer neuen Kawa in ihre Wohnung gefahren, nicht ohne mich noch einmal daran zu erinnern, mich in Forstenau nach einer Wohnung für sie umzusehen. Sie war nach wie vor fest entschlossen, sich auf dem Lande niederzulassen, was sicherlich auch damit zu tun hatte, dass wir bei der Bildung einer Mordkommission stets als Team zusammenarbeiteten. Als Team unter einem neuen Chef. Das hatte seinen Grund.

      Kriminaldirektor Willibald Wittenstein hatte die Brocken hingeworfen, denn seine Gesundheit, nein, anders gesagt, seine Krankheit, das Asthma, das schon chronisch geworden war, hatte ihm keine andere Wahl gelassen. Und der Neue? Kriminalrat Peter Krauss? Na ja. Gewöhnungsbedürftig, glaube ich, war die richtige Bezeichnung. Wenig Praxis und das Bestreben, seine Bildung in jeder freien Minute zu erweitern. Genauer gesagt war es so, dass er ein Fremdwort-Fetischist war und bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihm unbekannte Fremdworte aus Zeitungen und Illustrierten notierte, um sie dann mithilfe eines Fremdwort-Lexikons zu entschlüsseln und auswendig zu lernen.

      Diese Leidenschaft hatte sich schnell herumgesprochen und so war es kaum verwunderlich, dass man ihn schon nach kurzer Zeit aufs Glatteis führte.

      Zwei Kollegen, die für ihren Schalk bekannt waren, begannen beim Herannahen ihres Chefs eine Diskussion, die damit endete, dass einer der beiden sagte: „Nein, nein, mein Lieber, das finde ich doch sehr homophiktisch!“

      Damit beendeten sie ihre Diskussion und wandten sich wieder ihrer Arbeit zu. Krauss aber suchte sofort sein Büro auf und die beiden Kollegen, die durch den Türspalt mit ansahen, wie Krauss in seinem Lexikon blätterte, konnten ihr Lachen kaum zurückhalten.

      Als ich vom Polizeipräsidium in Trier wegfuhr war es kurz nach zwanzig Uhr. Ich nahm mir vor, mir im Hochwaldstübchen in Forstenau noch ein Bier zum Abschluss zu genehmigen und den Abend mit hoffentlich anwesenden Stammtischbrüdern ausklingen zu lassen. Ich brauchte das heute nach den anstrengenden Exkursionen im Wald, der Suche nach dem für diesen Fachbereich zuständigen Förster, der nicht greifbar war, weil er als Ausbilder für Schweißhundeführer irgendwo in Deutschland im Einsatz war. Wenn es um diese Art von Hunden ging, wartete Förster Hans Reinhard mit großem Wissen auf. Das konnte man dann auch in entsprechender Literatur nachlesen, denn Reinhard bewies als Autor von einschlägigen Fachbüchern ausdrücklich seine Kompetenz.

      Die Fensterscheiben des Hochwaldstübchens waren so stark beschlagen, dass es von außen keine Hoffnung auf eine Sicht nach innen gab. Entsprechend musste der Betrieb im Lokal sein. Ich war gespannt, wen ich von meinen Stammtischbrüdern antreffen würde und öffnete die Tür, um sogleich von einer Wolke aus Tabaksmog, Alkoholduft und Fritten-Fett empfangen zu werden.

      Die Bude war krachend voll, das hatte ich lange nicht mehr erlebt. Und sogar der Stammtisch war komplett, bis auf Siggi, den ich in der Küche vermutete. Hatte ich etwas verpasst? Geschah hier etwas, das ich hätte wissen müssen?

      „Dann sind Sie aber der einzige Ahnungslose hier im Ort“, legte Glasheber los, als ich die bescheidene Frage nach einem eventuellen besonderen Ereignis stellte.

      „Und ob etwas los ist hier in Forstenau, kann man doch so sagen, oder nicht, Herr Pastor?“, warf er mir die für mich unverständliche Bemerkung mit einem Blick auf Schaeflein zu.

      „Kommen Sie! Setzen Sie sich zu uns! Da müssen wir doch etwas unternehmen!“

      Ich verstand überhaupt nichts.

      „Das kommt davon, wenn man dienstlich den ganzen Tag auf den Beinen ist und nach Dienstschluss sofort nach Hause fährt, um die Beziehung nicht zu gefährden“, dachte ich und setzte mich auf den freien Platz neben den Pastor.

      „Also, für diejenigen, die es noch nicht wissen, sage ich es jetzt noch einmal, in aller Ruhe zum Mitschreiben und hoffe, dass keine falschen Behauptungen СКАЧАТЬ