Sekt(e) oder Selters. Hannes Wildecker
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Название: Sekt(e) oder Selters

Автор: Hannes Wildecker

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Tatort Hunsrück

isbn: 9783742768889

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СКАЧАТЬ überlegte fieberhaft in den Bruchteilen von Sekunden, die mir zur Verfügung standen. Was sollte ich antworten auf die eigentlich doch so leichte Frage? Würde ein Mann eine solche Frage stellen, ich würde antworten „Mach, was du willst“ und der Käse wäre gegessen. Aber bei einer Frau ist eine solche Antwort der sichere Scheidungsgrund. Was also sollte ich sagen? Ich kannte Lisa. Was ich ihr auch vorschlagen würde, ich würde den Kürzeren ziehen in dem sich anschließend ergebenden verbalen Gefecht.

      „Es steht dir alles gut“, versuchte ich mich an einer Entscheidung vorbeizuschlängeln. „Du wirst es schon richtig machen.“

      Meine Antwort war ebenso gut oder so schlecht, als hätte ich geschwiegen, was ich auch besser getan hätte, denn nun begann eine Diskussion, die ich mir eigentlich hatte ersparen wollen.

      „Es interessiert dich also nicht, wie ich aussehe? Oder wie soll ich deine Antwort verstehen?“

      „Natürlich interessiert es mich, wie du aussiehst. Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass dir einfach alle Frisuren stehen.“

      Es klang etwas ruhiger, als Lisa weitersprach.

      „Aber es gibt doch Unterschiede. Wenn ich einen Knoten oder einen Pferdeschwanz trage, wirkt mein Gesicht doch bestimmt breiter.“

      „Dann trage dein Haar doch einfach offen.“

      Kaum hatte ich diesen Satz ausgesprochen, hätte ich mir auf die Lippen beißen können.

      „Du blöder Hund“, dachte ich bei mir. „Es hätte so ein schöner Morgen werden können.“

      „So ist das also. Mein Gesicht ist zu breit. Du möchtest, dass ich es mit dem offenen Haar verdecke?“

      Lisa hörte auf, den Tisch weiter zu decken und sah mich geradeheraus an.

      „Nein, Lisa, du gefällst mir so, wie du bist. Du verstehst mich falsch. Mir gefällt einfach alles an dir.“

      „Und das soll ich dir glauben?“

      Lisa begann zu schmollen, was eigentlich ein sehr schlechtes Zeichen war. Schmollen bedeutete, dass sie sich einen Moment selbst bedauerte. Normalerweise wechselte dieses Schmollen in Vorwürfe an mich, verbunden mit einigen Krokodils-Tränen.

      „Ich werde mein Haar offen tragen, dann sieht man nicht, dass mein Gesicht zu breit ist.“

      „Aber Lisa, jetzt dramatisiert du aber meine Worte. Ich wollte doch nur …“

      Mitten in meinen verzweifelten Satz läutete das Telefon.

      Es klang wie eine Erlösung und selten, das muss ich an dieser Stelle gestehen, habe ich so sehnlich auf einen Anruf gewartet, Samstag hin oder her. Mit einem erleichterten Blick aus den Augenwinkeln auf Lisa hob ich den Hörer ab.

      „Ich komme!“, sagte ich, nachdem ich meinem Gegenüber eine Zeitlang zugehört hatte und legte auf.

      „Lisa, ich muss weg, der Dienst ruft“, sagte ich betont ruhig. „Es hat einen Toten gegeben.“

      „Dass man damit immer wartet, bis es Wochenende ist …“

      „… an dem ich Bereitschaft schiebe, ich weiß. Aber stell dir vor, der Tote liegt nicht weit von hier. Der Tatort ist hier in Forstenau …“

      „Du meinst den Fundort. Mir hast du einmal erklärt, dass der Tote ja nicht unbedingt am Fundort ermordet worden sein muss.“

      Hörte ich da eine Spur an Aggressivität in der Bemerkung Lisas? Eine Retourkutsche. Ich sollte bei diesem Thema bleiben!

      „Du hast Recht. Der Fundort muss nicht gleich Tatort sein. Du willst nicht wissen, was passiert ist?“

      Lisa fuhr sich durch ihre Haare und tat, als sei ich nicht anwesend. Sie fasste die Haare mit beiden Händen und schob sie nach hinten zu einer Art Pferdeschwanz, ohne sie jedoch mit einer Klammer oder einem Band zu fixieren, dann ließ sie sie wieder ins Gesicht fallen und wiederholte den Vorgang. Wortlos!

      „Was ist passiert?“, fragte sie dann beiläufig und ich kam mir vor wie ein kleiner dummer Junge. Wenn ich ihr jetzt alles erzählte, konnte es sein, dass sie kaum hinhörte und dann würde sie erneut fragen: Was hast du gesagt? Nein, darauf wollte ich mich nicht einlassen. Nicht heute, nicht jetzt.

      „Lisa, ich muss los. In der Nähe der Diskothek liegt ein Toter. Ich bin also in deiner Nähe.“

      Im Hinausgehen hörte ich noch ein schwaches „Pah“, dann fiel die Tür hinter mir zu.

      Ich war erleichtert. Bis heute Abend würde Lisa den Vorfall vergessen haben. „Welchen Vorfall?“, fragte ich mich. Das war doch kein Vorfall, das war eine Falle, in die sie mich gelockt hatte. Eine verbale Falle, gestellt mit den Motiven weiblicher Eitelkeit. Verstehe einer die Frauen.

      Es war mir noch nie passiert, dass ich vergaß, Terry, unseren Hund, am Morgen zu begrüßen. Heute war eben alles anders gelaufen. Terry fristete sein Dasein in der ehemaligen Waschküche, einige Stufen unterhalb der Küche und verlieh anlässlich unserer Stimmen seiner Verwunderung Ausdruck darüber, dass man ihn nicht zu dieser Diskussion hinzugezogen hatte.

      ***

      Der Anruf kam vom Kriminal-Dauerdienst beim Polizeipräsidium in Trier. Ein Kollege, ich muss gestehen, seinen Namen hatte ich nicht verstanden, einer von diesen Jungspunden war in der Leitung, einer von denen, die frisch von der Polizeischule kamen und sich die ersten Sporen verdienen mussten. Wie jeder Neuling beim Kriminal-Dauerdienst.

      „Hallo, Herr Spürmann, hier hat soeben ein Herr Marx aus Forstenau - ihrem Heimatort, wie man mir sagte - angerufen. In der Nähe der Diskothek – ich gehe davon aus, Sie werden die Örtlichkeit kennen - wurde eine Leiche gefunden. Die Kollegen der Schutzpolizei Hermeskeil sind schon dort und sichern den Tatort. Hauptkommissar Peters von der Spurensicherung ist mit seinen Leuten ebenfalls bereits unterwegs.“

      Eine umfassende Information des jungen Kollegen, das musste ich zugeben. So bedankte ich mich artig und machte mich auf zum Tatort, oder wie Lisa mich selbst zitierte, zum Fundort der Leiche.

      Dass Heinz Peters die Spurensicherung übernahm beruhigte mich ungemein. Auf ihn war Verlass, in jeder Hinsicht, nicht nur in dienstlicher. Er war mir mit den Jahren, in denen wir zusammenarbeiteten, zum Freund geworden.

      Es waren nur wenige Hundert Meter zur Diskothek „Inferno“ und ich fragte mich zum wiederholten Male, wie man einer solchen Einrichtung einen solchen Namen geben konnte. Wahrscheinlich ging es heiß her in ihrem Inneren oder viele Teufelchen brachten die Junggesellen oder die, die es gerne wieder gewesen wären, auf höllische Temperaturen. Vielleicht hatte ja einer der Gäste diese Temperaturen nicht verkraftet und sein Herz war dahingeschmolzen, sozusagen. Na ja, ich würde es gleich erfahren.

      Von weitem sah ich schon die rotierenden Blaulichter der Fahrzeuge der Hermeskeiler Kollegen und fast zeitgleich mit mir traf ein Krankenwagen des DRK Zerf ein, auch mit Blaulicht und ich war erleichtert, dass man wenigstens das Martinshorn ausgeschaltet ließ.

      Ich steuerte mein treues Gefährt - ich fuhr immer noch meinen alten Opel Astra Kombi, Baujahr 1991, der mir irgendwie ans Herz gewachsen war - auf den Parkplatz der Disko und marschierte, den Notizblock in der Hand, zu der Gruppe Menschen auf einer frisch gemähten Wiese, etwas abseits der Diskothek.

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