Frau Kaiser und der Dämon. Ulla Garden
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Название: Frau Kaiser und der Dämon

Автор: Ulla Garden

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783991078791

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СКАЧАТЬ mir aus dem Weg gehst.“ Wieder machte er eine kurze Pause und beobachtete, ob sie irgendeine Reaktion zeigte. Sie sah ihn mit großen Augen an und er redete leise weiter: „Tja, und als deine Freundin uns dann zu deiner Geburtstagsparty eingeladen hatte, da musste Max mich schon mit Gewalt zu dir rüberziehen. Freiwillig wäre ich wirklich nicht gekommen. Aber meinem lieben Bruder hast du auf Anhieb gefallen und ich wollte nicht, dass er was Dummes anstellt, deshalb bin ich dann doch mitgegangen. Und du hast es dir nicht nehmen lassen, mich so richtig vorzuführen, du kleine Hexe, du“, fuhr er fort und streichelte ihre Hand. „So blamiert habe ich mich in meinem ganzen Leben noch nicht wie an diesem Abend. Du hättest dich ja wirklich mal früher zu erkennen geben können“, flüsterte er vorwurfsvoll. „Für Max war das natürlich ein gefundenes Fressen. Zuerst mache ich der Architektin das Leben schwer und dann erkenne ich sie nicht wieder.“ Er lachte leise. „Ich glaube, das hab ich wohl verdient und zugegeben, deine Wohnung ist wirklich viel schöner geworden als meine. Obwohl du mich mit deiner Hartnäckigkeit wohl noch vor dem Schlimmsten bewahrt hast. Ich wollte es halt einfach nur zweckmäßig haben, ohne viel Schnickschnack. Und als ich erfahren habe, dass du noch gar nicht ganz fertig warst mit dem Studium, sondern dass deine Wohnung ein Teil deiner Masterarbeit war, da war ich ziemlich beeindruckt. Du hast echt was drauf, mein Schätz-chen“, lobte er seine Frau. „Nachdem ich nun wusste, wer du warst und mir auch dein Bruder noch so einiges über dich erzählt hatte, wollte ich es nicht zulassen, dass der aufreißerische Max dir zu nahe kommt. Ihr habt fast den ganzen Abend miteinander geflirtet und getanzt. Aber dass du keine Frau für einen One-Night-Stand bist, das hat sogar Max erkannt.“ Er machte eine kurze Pause, küsste sie sanft auf die Lippen und redete weiter: „Und dann hab ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und dich zum Tanzen aufgefordert. Du hast so was von distanziert und kühl zugesagt, dass mir angst und bange wurde und ich fast einen Rückzieher gemacht hätte“, wieder lachte er leise und streichelte sie. „Aber was ist dann passiert, meine liebe Frau Kaiser? Dein Blick sagte mehr als tausend Worte und ich war total überrumpelt von dem, was da in den nächsten Minuten mit uns passiert ist.“ Er schwieg für einen Moment. „Und trotzdem habe ich dich zurückgewiesen“, er schüttelte leicht den Kopf. „Was ich dir gesagt habe, stimmte schon, ich hatte kurz zuvor meine Familie durch einen Unfall verloren und um den Kleinen habe ich wirklich sehr getrauert. Deshalb haben mich wohl meine plötzlichen Gefühle so verunsichert. Aber warum ich es nicht geschafft habe, über meinen Schatten zu springen und mich stattdessen mit Jessica eingelassen habe, verstehe ich bis heute nicht.“ Er zuckte die Schultern. „Ich konnte es kaum ertragen, wie du mit Max geflirtet hast, wenn wir drei uns getroffen haben, aber trotzdem war ich irgendwie gehemmt. Vielleicht hatte ich damals schon Angst, dir weh zu tun? Lene, Schätz-chen, ich weiß echt nicht, was in mich gefahren ist“, er schüttelte betrübt den Kopf. „Ich hoffe wirklich sehr, dass der Therapeut mir helfen kann. So etwas darf nie wieder passieren. Ich möchte dich auf keinen Fall verlieren. Ich liebe dich so sehr.“ Ihm traten Tränen in die Augen und er war erleichtert, als wenige Minuten später seine Mutter kam, um ihn am Bett abzulösen. Er berichtete ihr von Lenis Fortschritten und dass sie beide „getanzt“ hätten und ging, nachdem er sich liebevoll von Leni verabschiedet hatte, zum Ausgang und ließ sich wie jeden Tag von Max nach Hause fahren. Auch dem erzählte er natürlich von Lenis Fortschritten.

      In den letzten Tagen war Max nicht untätig gewesen. Da er sich wieder um seinen Job als Eventmanager kümmern musste und auch seine Mutter nicht ewig in Leipzig bleiben konnte, hatte er Freunde und Verwandte von Johannes und Leni angeschrieben oder angerufen, mit der Bitte, sich doch für ein paar Tage Zeit zu nehmen, um Johannes bei der Betreuung von Leni zu unterstützen und sich um die Wohnung und die beiden Katzen Lilli und Mäxle zu kümmern. Alle fanden sich sofort bereit dazu und anhand der Termine, die ihm genannt wurden, erstellte er einen Einsatzplan für die nächsten Wochen. An den wenigen Tagen, an denen niemand da sein konnte, würden sich die Nachbarn aus dem Erdgeschoß um die beiden Stubentiger kümmern und auch jeweils die Schlüssel übergeben.

      In der Klinik war man zwar nicht sehr erfreut, dass so viele verschiedene Menschen zu Besuch kamen und Johannes wurde ermahnt, auf die Einhaltung der Hygieneregeln zu achten und vor allem darauf, dass die Besucher Leni möglichst nicht zu nahe kommen sollten. Denn eine Infektion wäre eine Katastrophe für sie gewesen.

      Als Erstes kamen Lenis Mutter und Bruder für eine Woche und lösten Max und Susanne ab. Stéphanie Kaiser war entsetzt, als sie ihre Tochter in diesem Zustand sah. „Mon Dieu, ma puce“, weinte sie und, wie befürchtet, brachte sie ziemlich viel Unruhe in das Krankenzimmer. Dafür tat es Johannes aber gut, mit Tobias zu reden und ihm seine Zukunftsängste anzuvertrauen. Die beiden hatten sich von Anfang an gut verstanden und führten lange Gespräche miteinander.

      Ganz allmählich verbesserte sich der Zustand von Leni und nachdem der Ergotherapeut mit ihr das Schlucken geübt hatte, wurde die Magensonde entfernt und sie konnte gefüttert werden.

      Johannes war dankbar für jeden kleinen Fortschritt, den man sah, machte sich aber große Sorgen um die Zukunft und um die Kinder. Wie sollte er eine behinderte Frau und zwei Babys versorgen? Mit dem Vorschlag von Max, dass sie ins Münsterland auf den Gutshof ziehen sollten, machte er sich immer mehr vertraut, denn dort könnten ihn seine Mutter und seine Schwester unterstützen. Aber vor allem fragte er sich, ob die Kinder das alles problemlos überstanden hatten. Er hatte große Angst davor, dass die Kinder auch behindert sein könnten. Auf seine Fragen hin konnte keiner der Ärzte ihm sagen, was auf ihn zukommen würde. Vorsorglich wurde nochmals eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt und so wie es aussah, waren die Ungeborenen gesund. Es wurde überlegt, Leni nach Hause zu entlassen, aber wegen der fortgeschrittenen Schwangerschaft sah man vorerst davon ab, denn für eine Geburt wäre es doch noch einige Wochen zu früh gewesen. Solange sie in der Klinik weilte, konnte man ihr sofort einen Wehenhemmer geben, falls verfrühte Wehen einsetzen sollten.

      Die Wochen vergingen und allmählich erkannte Leni ihre Besucher, Pfleger und Ärzte. Sie wurde jedes Mal sehr unruhig, wenn Johannes für ein paar Stunden nicht an ihrem Bett war. Er hatte mittlerweile eine Therapie begonnen und um den Kopf etwas freizubekommen, ging er hin und wieder zum Laufen oder ins Fitnessstudio. Zudem musste er sich auch endlich um einen neuen Job kümmern und noch dazu machte sich bei ihm das Schlafmanko bemerkbar, so dass er einfach nicht mehr Tag und Nacht bei ihr sein konnte. Dank des ausgeklügelten Plans von Max war fast immer jemand bei Leni, so dass sie selten alleine war. Die jeweiligen Besucher redeten viel mit ihr oder lasen ihr vor. Sie selber war aber immer noch nicht in der Lage, richtig zu sprechen, obwohl die Logopädin bereits angefangen hatte, mit ihr zu üben.

      3

      Für Lenis Geburtstag Anfang Oktober hatte Max sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Er war am Abend zuvor angereist, kam gleich morgens in die Klinik und stellte den Fernseher an. Er hatte mit Hilfe von Lenis Bruder Tobias ein Video zusammengestellt, in dem alle Freunde und Verwandte Leni zum Geburtstag gratulierten. Die beiden Brüder setzten sich zu Leni aufs Bett, wobei Johannes den Arm um sie gelegt hatte, und sie warteten gespannt auf ihre Reaktion. Zunächst schien sie nicht zu verstehen, was da vor sich ging, dann liefen ihr plötzlich Tränen über das Gesicht und sie versuchte, etwas zu sagen. Johannes nahm sie ihn den Arm, küsste sie sanft und gratulierte ihr zum Geburtstag und auch Max ließ es sich nicht nehmen, sie zu drücken und ihr zu gratulieren. Sie zeigte auf sich, schaute die beiden ungläubig an und versuchte „Geburtstag“ zu sagen.

      „Ja, Frau Kaiser, mein liebes Schätz-chen, heute ist dein Geburtstag“, bestätigte Johannes und nahm sie erneut in den Arm.

      Leni gab den beiden zu verstehen, dass sie das Video nochmals sehen wollte und Max tat ihr den Gefallen natürlich gerne. Sie versuchte, die Personen, die jeweils auf dem Bildschirm erschienen, zu erkennen und zu benennen. Aber ihre Sprachfähigkeit war immer noch sehr eingeschränkt.

      Max war so begeistert von diesem erneuten Fortschritt, dass er ein Foto von Leni machte. Leider hatte er nicht viel Zeit und musste sich bald wieder verabschieden. Aber er schickte das Foto an alle Freunde und Verwandte von Leni und schrieb dazu: Dornröschen ist aufgewacht СКАЧАТЬ