Frau Kaiser und der Dämon. Ulla Garden
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Название: Frau Kaiser und der Dämon

Автор: Ulla Garden

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783991078791

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СКАЧАТЬ Mann, versteh doch“, Johannes wirkte leicht gereizt. „Lene hat mir so viele Namen genannt, dass mir der Kopf schwirrte. Ich hab dann einfach zu allem, was mir einigermaßen gefiel, genickt und die anderen Namen hat sie dann wieder gestrichen. Schlussendlich hat sie dann aufgeschrieben, was ihr am besten gefiel.“

      Sie aßen daraufhin wieder schweigend und ohne großen Appetit zu Ende.

      „Ich fahr wieder zur Klinik, Mutti ablösen“, sagte Johannes einige Minuten später, während er sich die Schuhe anzog.

      „Ich fahr dich, dann kann ich Mutti wieder mit zurücknehmen“, bot Max an.

      Johannes nickte und sie machten sich auf den Weg.

      2

      „Guten Tag, Herr von Moeltenhoff. Es ist gut, dass Sie sich bei mir gemeldet haben“, wurde Johannes von der Psychologin Martina Reimers begrüßt. Sie wies auf einen Stuhl, der ihr gegenüberstand „Nehmen Sie doch bitte Platz.“ Nachdem Johannes sich gesetzt hatte, fuhr sie fort: „Ich hatte gestern noch Gelegenheit, mit Ihrer Frau zu sprechen, bevor sie bewusstlos wurde. Wie geht es ihr?“

      „Sie liegt noch immer im Koma“, erwiderte Johannes kurz angebunden.

      „Das tut mir leid, aber sie ist hier in den besten Händen“, versicherte sie ihm. Er nickte nur kurz.

      „Ja also“, begann sie das Gespräch. „Wie gesagt, ich habe mit Ihrer Frau gesprochen und die kann nicht richtig verstehen, was da passiert ist. Bis jetzt scheinen Sie doch eine sehr harmonische Beziehung gehabt zu haben. Wie sehen Sie das denn?“

      Johannes druckste rum und wusste nicht, wo er beginnen sollte. „Also, ähm, ja, ich liebe meine Frau über alles und wir haben in jeder Hinsicht eine wunderbare Beziehung. Ich weiß selber nicht, wie das passieren konnte“, begann er zögerlich. „Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, ich war wütend, weil sie einfach keine Rücksicht auf ihre Schwangerschaft nimmt. Ich bin ins Gästezimmer gegangen, um mich dort hinzulegen, bis sie zur Vernunft gekommen ist. Was dann passiert ist, weiß ich selber nicht so genau. Als ich wieder zur Besinnung kam, lag ich auf ihr, ähm, na ja, also, ich war in ihr und sie hat furchtbar geschrien und mich so entsetzt angeschaut.“

      „Und dann?“ fragte die Ärztin behutsam nach.

      „Dann hab ich mich sofort zurückgezogen. Danach habe ich meine Sportsachen angezogen und bin Laufen gegangen, um den Kopf freizukriegen. Leider habe ich Lenes Anruf nicht angenommen, als sie versucht hat, mich zu erreichen und dann hab ich das Handy einfach ausgemacht“, gab er kleinlaut zu.

      „Sie können sich also nicht an die Vergewaltigung erinnern?“ fragte die Ärztin nochmal nach.

      „Nein, absolut nicht, nie im Leben würde ich ihr etwas antun“, erwiderte er kopfschüttelnd.

      „Hatten Sie schon öfters solche Aussetzer?“

      „Früher, als Junge, ja. Da hab ich wohl andere Kinder fürchterlich vermöbelt, weil sie meinen Bruder gemobbt haben“, erzählte er. „Das ist, wie wenn jemand einen Schalter umlegt. Ich versteh das doch auch nicht.“ Johannes zog die Schultern hoch.

      „Waren Sie deshalb schon mal in Behandlung?“

      „Ja, meine Mutter hat mich damals, als sich die Beschwerden über mich häuften, zu einem Psychologen gebracht und ich habe eine Zeitlang Tabletten bekommen. Ich habe aber keine Ahnung, was das war.“

      „Wurde es dann besser?“

      „Hm, na ja, eine gewisse Zeit schon, bis das mit den Mädchen anfing.“

      „Mit den Mädchen?“

      „Na ja. Also, es ist so, meine Familie hat einen großen Gutshof und die Mädchen aus dem Dorf waren ständig hinter mir und meinem Bruder her. Max hat das gefallen und er hat alle genommen, die das wollten.“ Er stockte, denn er hatte noch nie darüber gesprochen, welche Probleme er als Jugendlicher und auch noch als Student gehabt hatte.

      „Und Sie?“

      „Hm, na ja, ich mochte das nicht. Ich fand diese Mädchen nur doof und lästig.“ Er holte tief Luft. „Ich mag Frauen, aber keine, die sich mir aufdrängen, verstehen Sie, was ich meine?“, ergänzte er.

      Die Ärztin nickte und forderte ihn auf weiterzusprechen.

      „Ja, also, ähm, es ist so, nein, es war so, dass ich mich lange nicht getraut habe, mit einem Mädchen zu schlafen. Und wenn eine dann einfach nicht lockergelassen hat, dann wurde ich wütend und hab sie wohl ziemlich grob genommen.“ Er verstummte, weil er nicht wusste, wie er dieser Frau sein Problem beschreiben sollte.

      „Gut, ich denke, wir beenden unser Gespräch hier“, erlöste ihn die Ärztin. „Ich bin ja eigentlich nur für die Patienten in dieser Klinik zuständig und Sie scheinen ein tieferliegendes Problem zu haben. Ich würde Sie gerne an einen Kollegen überweisen, der Ihnen besser helfen kann als ich. Wenn es für Sie in Ordnung ist, informiere ich den Kollegen und vereinbare einen Termin für Sie“, schlug sie vor.

      Johannes nickte, bedankte und verabschiedete sich.

      Die Ärztin sah ihm besorgt nach.

      Nachdenklich ging Johannes zur Intensivstation zurück. Was ist mit mir nicht in Ordnung?, überlegte er. Ich bin doch mittlerweile erwachsen. Ist es möglich, dass der Dämon, von dem ich mich früher so oft bedroht gefühlt habe, wieder zurückgekommen ist?

      Immer noch in Gedanken versunken saß er am Bett und betrachtete seine Frau. „Liebste Lene, du bist das Beste, was mir je passieren konnte. Wie soll das mit uns weitergehen? Liebst du mich noch, nach dem, was ich dir angetan habe?“, sprach er leise mit ihr. Er begann wieder, ihren Bauch zu streicheln und spürte sofort die Bewegungen der Kinder. „Ich liebe euch und hoffe so sehr, dass wir eine glückliche Familie werden“, fuhr er fort und hoffte, dass seine Stimme Leni irgendwie erreichte.

      Er blieb wieder die ganze Nacht bei ihr am Bett sitzen, bis seine Mutter morgens kam und ihn nach Hause schickte. Als er am späten Nachmittag wieder in die Klinik zurückkehrte, sagte ihm der Arzt, dass sie nochmals ein CT gemacht hätten und keine Blutungen mehr festgestellt werden konnten. Der Druck im Gehirn habe nachgelassen, so dass sie am nächsten Morgen anfangen wollten, die Sedierung runterzufahren, um Leni langsam aufwachen zu lassen. Johannes nickte erleichtert. Der Arzt machten ihn darauf aufmerksam, dass wahrscheinlich mit neurologischen Störungen, wie etwa Sprach- oder Gleichgewichtsstörungen, zu rechnen sei. Man werde aber sofort mit Rehabilitations-Maßnahmen beginnen, um die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten.

      Nachdem der Arzt aus dem Raum gegangen war, überlegte Johannes, was für Beeinträchtigungen er wohl gemeint hatte und wie sich das auf das Leben von Leni auswirken würde. Was heißt „so gering wie möglich“? Wird sie behindert sein?, fragte er sich. Wie sollte sein Leben weitergehen mit zwei Babys und einer behinderten Frau? Er seufzte verzweifelt und schüttelte den Kopf. „Oh Lene, Schätz-chen, bitte, bitte werde wieder gesund. Nicht für mich, aber für die beiden Kiddies. Die brauchen doch ihre Mutter.“

      Er ging nochmals nach draußen, um seine Mutter anzurufen. Er berichtete ihr, dass Leni am nächsten Morgen aufgeweckt werden sollte und dass er deshalb bei ihr blieb. Er würde sich melden, wenn es etwas Neues gäbe. Er wollte keinesfalls, dass Leni beim Aufwachen in das Gesicht seiner Mutter schaute und meinte, so lange würde er schon durchhalten.

      Aber СКАЧАТЬ