Frau Kaiser und der Dämon. Ulla Garden
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Frau Kaiser und der Dämon - Ulla Garden страница 5

Название: Frau Kaiser und der Dämon

Автор: Ulla Garden

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783991078791

isbn:

СКАЧАТЬ ein EEG und stellte fest, dass Gehirnströme vorhanden waren. Dann entfernte man vorsichtig den Beatmungsschlauch und alle waren erleichtert darüber, dass Leni selbständig atmete. Aber sie reagierte auf nichts, sie lag im Wachkoma. Die Ärzte versuchten, Johannes zu beruhigen und meinten, dass das nach einem künstlichen Koma nichts Ungewöhnliches sei. Auf die Frage, wie lange der Zustand anhalten würde, konnte ihm aber niemand eine Antwort geben, man sprach von Stunden, Tagen oder länger. Als sich Lenis Zustand am nächsten Morgen nicht gebessert hatte, legte man ihr eine Magensonde, um sie künstlich zu ernähren. Im Laufe des Tages öffnete sie die Augen, blickte aber nur ins Leere, sie reagierte weder auf Ansprache noch auf Personen. Sie wurde von der Intensivstation auf ein normales Zimmer verlegt und man riet Johannes, so viel wie möglich mit ihr zu reden oder ihr Musik vorzuspielen. Außerdem gestatte man ihm, sich auf das zweite Bett, das im Zimmer stand, zu legen, falls er müde sei. Er rief Max an und bat ihn, etwas Musik für Leni zusammenzustellen, was dieser liebend gern tat. Ein paar Stunden später kam er und war schockiert, als er Leni so teilnahmslos in ihrem Bett liegen sah. Er legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter und sagte leise: „Arme Leni, das hat sie wirklich nicht verdient.“

      „Wird sie wieder gesund?“, wollte er dann wissen.

      Johannes zuckte die Schultern: „Darauf kann mir keiner eine Antwort geben. Aber wie ich zwischen den Zeilen rausgehört habe, wird sie wohl, selbst wenn sie wieder aufwacht, behindert sein.“

      „Verdammte Scheiße“, entfuhr es Max. „Die süße Leni behindert, das möchte ich mir lieber gar nicht vorstellen“, sinnierte er weiter. „Und wenn es wirklich so kommt, dann zieht ihr am besten zu uns auf den Hof“, schlug er vor.

      Johannes nickte und legte den Zeigefinger auf den Mund. „Pst, wir wissen nicht, was sie mitkriegt“, forderte er seinen Bruder auf, leise zu sprechen.

      „Wie ich gehört habe, hast du deinen Job geschmissen?“, wollte Max, jetzt leiser sprechend, wissen.

      Johannes nickte. „Diesen Job anzunehmen war ein echter Griff ins Klo. Die wollten einen Rechtsberater, halten sich aber an nichts, was ich ihnen rate. In dieser Firma stehe ich ständig mit einem Bein im Bau. Das kann ich doch meiner jungen Familie nicht antun.“

      „Und jetzt? Wie soll es weitergehen? Hast du schon was in Aussicht?“

      „Nein, bis jetzt nicht. Ich bin noch bis Ende Oktober bezahlt. Ich versuche, wieder in einer Kanzlei unterzukommen. Aber im Moment ist Lene wichtiger.“

      „Ja schon, aber überleg nicht zu lange. Denn so wie es aussieht, wird sie vielleicht nie mehr arbeiten können. Und eure schöne, große Wohnung ist sicher nicht gerade billig“, gab Max zu bedenken.

      „Ja, das stimmt, die Miete ist ziemlich gesalzen“, gab Johannes zu. „Ich habe zwar für das nächste Semester einen Vertrag als Gastdozent an der Uni, aber leider nur eine Vorlesung pro Monat. Und in den letzten Wochen habe ich auch einige Artikel für Fachzeitschriften verfasst, das bringt auch ein paar Euro ein. Aber ohne vernünftigen Job, und vor allem ohne den Verdienst von Lene, würde das Geld natürlich hinten und vorne nicht reichen“, bestätigte er. „Es sind ja noch zwei Monate, da wird sich schon was finden“, versuchte er, optimistisch zu klingen.

      In den nächsten Tagen änderte sich am Zustand von Leni nichts. Sie wurde zwar intensiv betreut und von einer Physiotherapeutin und einem Ergotherapeuten behandelt, aber ohne erkennbaren Erfolg. Was Johannes besonders mitnahm, war die Tatsache, dass sie gewindelt werden musste wie ein Baby.

      Er hatte von zu Hause das Öl mitgebracht, das Sarah Leni gegen das Auftreten von Schwangerschaftsstreifen empfohlen hatte. Liebevoll ölte er täglich, so wie er es in den vergangenen Monaten immer getan hatte, ihren Bauch, ihre Brüste und ihre Oberschenkel und, soweit es möglich war, ihren Po damit ein und hoffte, dass sie es spürte.

      „Na, wie geht es unserem Dornröschen heute?“, fragte der junge Pfleger, der das Krankenzimmer betrat. Johannes zuckte die Schultern und murmelte: „Unverändert.“ Als der junge Mann anfangen wollte, Leni zu waschen und die Windeln zu wechseln, bat Johannes ihn, das zu unterlassen.

      „Aber warum denn? Das ist doch mein Job“, meinte der Pfleger verblüfft.

      „Weil ich meine Frau kenne und ich weiß, dass es ihr furchtbar unangenehm wäre, wenn Sie das machen. Sie ist nun mal sehr schamhaft. Haben Sie denn kein weibliches Personal?“, fragte er. „Selbst in diesem Zustand sollte man ihr doch ihre Intimsphäre bewahren. Holen Sie bitte eine Kollegin“, forderte er dann mit Bestimmtheit in der Stimme.

      Der Pfleger ging schulterzuckend aus dem Zimmer und Johannes hatte das Gefühl, dass Leni ihm hinterhergeschaut hatte. Auch wenn der junge Pfleger nicht mehr zur Körperpflege von Leni eingesetzt wurde, sollte ihr der Name Dornröschen erhalten bleiben.

      Einige Zeit später kam dann tatsächlich eine Pflegerin und versorgte Leni. Johannes machte sie auf seine Beobachtung aufmerksam und sie bat ihn, doch mal ein paar Schritte zur Tür zu machen, wobei sie feststellte, dass Leni tatsächlich versuchte, ihm mit den Augen zu folgen.

      „Das ist gut, es scheint, dass sie in die nächste Phase gekommen ist. Ich werde gleich die Ärzte informieren“, meinte sie aufmunternd zu Johannes. Der schaute zwar noch etwas ungläubig, freute sich aber doch über diesen minimalen Fortschritt.

      Als später die Physiotherapeutin kam, stellte sie Leni unter Mithilfe von Johannes auf die Füße.

      „Halten Sie sie gut fest“, ermahnte die Therapeutin ihn.

      „Hallo, Frau Kaiser“, flüsterte Johannes seiner Lene ins Ohr, „hör mal die Musik, du hast doch so ein gutes Rhythmusgefühl.“ „Komm, wir tanzen jetzt“, flüsterte er weiter und wiegte sie ganz sachte im Rhythmus der Musik.

      „Ja, das ist sehr gut, machen Sie weiter“, ermunterte ihn die Therapeutin. „Ich glaube, sie versucht, die Arme zu heben“. Sie legte Lenis Arme um Johannes, der so gerührt war, dass ihm Tränen in die Augen traten.

      Nach einigen Minuten legten sie Leni wieder ins Bett, der das aber gar nicht zu gefallen schien. Sie bewegte unkoordiniert ihre Arme und drehte den Kopf hin und her. Johannes beugte sich zu ihr. „Na, mein Schätz-chen, hat dir das gefallen?“, sagte er leise und lächelte sie an. Sie sah ihn groß an und er hauchte ihr einen Kuss auf den Mund. „Das machen wir jetzt öfters“, versprach er ihr und streichelte sanft ihre Wange. Als die Therapeutin gegangen war, setzte er sich wieder an das Bett seiner Frau und hing seinen Gedanken nach. Da die Ärzte ihm gesagt hatten, dass er so viel wie möglich mit ihr reden sollte, sprach er, entgegen seiner Gewohnheit, seine Gedanken leise aus:

      „Weißt du noch, wie wir uns kennengelernt haben? Damals auf der Baustelle, als ich euch das Leben so schwer gemacht habe? Ich fand das so süß, wie du mich trotzig angeschaut hast mit deinen schönen grünen Augen und mir gesagt hast, dass ich als Kunde zwar der König, du aber die Kaiserin bist“, begann er seinen Monolog. „Du hast keinen Zweifel daran gelassen, dass ich von nichts eine Ahnung habe und du hattest verdammt Recht damit“, fuhr er mit einem kleinen Lächeln fort. „Die Visitenkarte, die du mir damals gegeben hast, habe ich immer noch.“ Er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr: „Und ich Idiot habe nicht erkannt, dass das junge Mädchen, das in meine Nachbarwohnung eingezogen war, dieselbe Person ist. Du hast mir aber auch keine Gelegenheit gegeben, dir in die Augen zu schauen, dann hätte ich es sicher gemerkt. Diese strahlenden grünen Augen und die süßen Sommersprossen über den Wangen sind ganz bestimmt einmalig.“ Er schaute ihr ins Gesicht und streichelte sanft ihre Wange. „Du weißt ja, ich mag chic gekleidete Frauen“, fuhr er dann mit seinem Monolog fort. „Junge Mädchen und dazu noch im Schlabberlook, in dem ich dich auf dem Balkon oder im Treppenhaus öfters mal gehen habe, СКАЧАТЬ