Wie lernt Kirche Partizipation. Группа авторов
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СКАЧАТЬ Während wir zwar erfinden können, was wir antworten, können wir hingegen nicht erfinden, worauf wir antworten.85 „Das, worauf wir antworten, ist ein Fremdes und Außer-ordentliches, das sich der jeweiligen Ordnung entzieht“86, so der Phänomenologe Bernhard Waldenfels. Geraten wir demgegenüber – so wäre kritisch zu hinterfragen – nicht auch in pastoralen Zusammenhängen oftmals allzuschnell in den Sog einer Normalisierung, die darin besteht, „die Differenz zwischen dem Was und dem Worauf des Antwortens zum Verschwinden zu bringen und sie durch eine fungierende Ordnung zu ersetzen, in der Andersheit nur als andere Möglichkeit, nicht als fremder Anspruch vorkommt“87? Auch im Hinblick auf innovative Prozesse in der Pastoral kann es unterdessen nur um ein demütiges Planen gehen, „das einplant, was es nicht planen kann, um ein Handeln, das teilhat an dem, was es letztlich nicht haben kann, und das als solches Planen und Handeln offen bleibt auf die Dynamik des Heiligen Geistes und ihre ungeahnten Wirkungen hin“88.

      6. DAS BILDUNGSCURRICULUM

      Die Leitlinien konkretisieren sich in der Konzeption des Bildungscurriculums „Verantwortung teilen“. Die Zielgruppen bestehen aus freiwillig Engagierten und hauptamtlich Tätigen, die in mehr oder weniger klassischen Leitungs- und Gremienstrukturen partizipieren sowie aus jenen Christinnen und Christen, die ohne konkretes „Amt“ auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen glaubwürdigen Christseins sind. Das Curriculum umfasst mehrtägige Kurse für GdG-Rats-Vorstände, für Teams besonderer Leitung, für Tandems aus je einer bzw. einem freiwillig Engagierte/n und hauptberuflich Tätige/n sowie für alle Suchenden. Darüber hinaus werden flexibel kombinierbare Bausteine angeboten, die je nach Bedarf und gewünschten Schwerpunkten frei wählbar und kombinierbar sind. Mit dieser Möglichkeit wird dem großen Bedürfnis von freiwillig und hauptamtlich Tätigen Rechnung getragen, angesichts sehr begrenzter Zeitfenster, sowohl den Zeitraum als auch den Lernort individuell bestimmen zu können. Über das Bildungscurriculum wird im Sinne der Teamförderung eine Art „Kontraktsituation“ geschaffen, wonach freiwillig Engagierte und hauptamtlich Tätige, die in der Praxis gemeinsam im Team Verantwortung für (Leitungs-)Aufgaben wahrnehmen (wie etwa im GdG-Rats-Vorstand) auch (!) als Team am Bildungsprogramm teilnehmen. Im Folgenden werden die Themen des Kursprogramms kurz skizziert. Eine ausführliche Darstellung der Lernziele und der methodischen Umsetzung erfolgt in Kapitel IV in diesem Band.

      6.1 BAUSTEINE

      Wie das Schaubild unten zeigt, setzen sich die Kurse aus den Bausteinen zusammen, die die beiden Module (1) „Team-Identität“ und (2) „Ermöglichungskultur“ (unter dem Stichwort „pastorale Entwicklung (an-)leiten“) umfassen. Das Curriculum eröffnet einen orientierenden Rahmen, in dem einzelne Bausteine in Form eines „Wahlkurses“ je nach Bedarf frei kombinierbar sind. Die Querschnittsperspektive des gesamten Curriculums ist die Spiritualität des Wortes Gottes. Nicht nur in dem, was gelernt wird, sondern auch darin, wie gelernt wird, soll etwas von der Kraft und Freiheit der Frohen Botschaft erfahrbar werden.

      KURS 1: „EINE KIRCHE, DIE AUS SICH HERAUSGEHT“. NEUE FORMEN DES KIRCHESEINS. KURS FÜR SUCHENDE CHRISTINNEN UND CHRISTEN

       (ReferentIn: Martin Pott / Elisa Kröger / Reinhard Feiter)

      Exposure (sich Aussetzen) – teilnehmende Beobachtung – Kultur des Hörens – an den Lebensfragen und -situationen von Menschen partizipieren – innovative Prozesse initiieren – Experimentieren – der Realität etwas zutrauen – Relecture

      KURS 2: WERTSCHÄTZEN – INTEGRIEREN – LEITEN. FORTBILDUNG FÜR VORSTÄNDE VON GDG-RÄTEN

       (ReferentIn: Theo Hipp / Co-LeiterInnen)

      Identität und Rolle im GdG-Rats-Vorstand – Rolle als GdG-Rats-Vorstand im Zusammenspiel unterschiedlicher Akteure der GdG – Kommunikationstechniken – pastorale Entwicklungen (an-)leiten – aktiv zuhören – Erfahrungsaustausch (an-)leiten – Talente und Erfahrungen zu Gehör bringen – Zielvereinbarungen treffen

      KURS 3: „ABENTEUER VORSTANDSARBEIT“ – FORTBILDUNG ZUR ZUKUNFTSORIENTIERTEN LEITUNG DER GEMEINSCHAFT DER GEMEINDEN

       (ReferentIn: Walter Lennartz / Rita Pongratz)

      Identität und Rolle als Leitungsperson, Leitungsteam und pastorales Gesamtsystem – Teamkultur – Selbstorganisation – wertschätzende Kommunikation „auf Augenhöhe“ – Feedback-Kultur – Kulturwandel von der „Pastoral der Aufgabenerfüllung“ hin zu einer „gabenorientierte Pastoral“ – Kommunikations- und Leitungsstile im Kontext einer Ermöglichungspastoral – Konfliktmanagement

      KURS 4: FACILITATOR-BASISAUSBILDUNG. DIE KUNST, ENTWICKLUNGSPROZESSE ZU ERLEICHTERN. KURS FÜR „TANDEMS“ AUS JE EINER/M FREIWILLIG ENGAGIERTEN UND HAUPTBERUFLICH TÄTIGEN

       (Referentinnen: Roswitha Vesper /Amelie Vesper)

      Facilitating (Prozesse erleichtern) – meine Rolle als Facilitator – Appreciative Inquiry (Wertschätzende Erkundung) – Story Telling – Check In – World Café – innovative Prozesse initiieren und begleiten – Leitung und Rolle im Sinne von Facilitating

      KURS 5: WAHRNEHMEN – INSPIRIEREN – LEITEN. FORTBILDUNG FÜR TEAMS „BESONDERER LEITUNG“

       (ReferentIn: Theo Hipp / Co-LeiterInnen)

      Selbstorganisation – „Nein-Sagen“ lernen – Teambuilding – Kommunikation – Erfahrungsaustausch anleiten – Leitungsstil – Kommunikation der LeitungsteamFunktion gegenüber anderen verantwortlichen Akteuren und Gremien – pastorale Prozesse (an-)leiten

      7. ERKENNTNISSE AUS DEM PROJEKTVERLAUF

      Das Bildungscurriculum fungiert als offene Lernplattform in der Perspektive einer partizipativen Kirchenentwicklung. Die Lernprozesse aller Kurse werden jedes Jahr evaluiert. Nach zwei Perioden (2014/2015 und 2015/2016) lassen sich folgende Erkenntnisse festhalten:

      (1) (Weiter-)Bildung fungiert als Baustein einer Kultur der Wertschätzung. Freiwillig Engagierte besitzen ein großes Bedürfnis, sich theologisch weiterzubilden. Die Eröffnung von Lernräumen in Form von kostenlosen Kursen, die Kultur des Feedbacks, sowie auch die Ausstellung eines Zertifikats werden als besondere Anerkennung des freiwilligen Engagements erfahren.

      (2) Durch das gemeinsame Lernen von hauptberuflich Tätigen und freiwillig Engagierten formiert sich eine neue Art von Teamkultur, in der bisher selbstverständlich eingenommene Haltungen bewusst gemacht und partizipationsförderliche Haltungen auf Augenhöhe erlernt werden.

      (3) Zum Teil erweist sich die erfolgreiche Gewinnung von Pfarrern und hauptamtlich Tätigen für das Teamlernen im Rahmen eines mehrtägigen Kurses als sehr schwierig. Als Ursache dafür wird vor allem angegeben, dass die zeitlichen Ressourcen knapp seien. Zudem pflegen einige Hauptamtliche auch Vorbehalte gegenüber gemeinsamen Lernformen, nicht zuletzt aufgrund ihrer anderen Profession. Gerade sie, die Hauptamtlichen, sind es allerdings, die im Kontext innovativer und partizipativer Kirchenentwicklung eine entscheidende Rolle spielen.

      (4) Der Prozess des Lernens ist nach dem Kurs nicht einfach beendet. Im Gegenteil. Viele TeilnehmerInnen äußern nach ersten Kurserfahrungen den Wunsch, dass die initiierten Entwicklungsprozesse weiter begleitet werden. Entscheidend wird daher die Vernetzung mit anderen Unterstützungssystemen im Bistum sein, die eine kontinuierliche Begleitung und bedarfsorientiertes Coaching ermöglichen.

      (5) Exposures ermöglichen das Lernen СКАЧАТЬ