Wie lernt Kirche Partizipation. Группа авторов
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Wie lernt Kirche Partizipation - Группа авторов страница 4

СКАЧАТЬ Engagierten in diesen Leitungsteams einen hohen Erfahrungsschatz, der sich aus der Erprobung einer neuen Form von Leitungsverantwortung speist, und zwar mitsamt der Grenzen, Chancen und Herausforderungen, die sich in der praktischen Umsetzung etwa in Bezug auf unterschiedliche Rollen und Zuständigkeiten ergeben. Das Projekt kann nur dann glaubwürdig sein, wenn es nicht nur Partizipation fördert, sondern selbst partizipativ ist. Daher werden die unterschiedlichen Erfahrungen von freiwillig Engagierten und hauptamtlich Tätigen in Leitungsteam zunächst angehört. Darüber hinaus wird eine empirische Studie durchgeführt, anhand derer speziell die freiwillig Engagagierten der bestehenden Leitungsteams im Bistum Aachen befragt werden und damit erneut zur Sprache kommen. Diese Studie erhält eine eigene ausführliche Darstellung in diesem Band.15

      3. ANLAGE DES PROJEKTS

      Die gegenwärtige Pastoral ist in Teilen der Weltkirche wie auch in deutschsprachigen Bistümern von einer allgemeinen Bewusstwerdung rund um die Taufwürde jeder/s Einzelnen und die Bedeutung des „gemeinsamen Priestertums aller Getauften“ (LG 10) geprägt. Im Rahmen des Projekts sollen Lern- und Erfahrungsräume eröffnet werden, in denen die Partizipation durch freiwillig Engagierte gefördert wird und zwar als Wachstum der Person, als Ausdruck ihrer Freiheit und Entfaltung ihrer individuellen Fähigkeiten. Darin liegt der Fokus. Eine Zielgruppe bilden die neu gewählten GdG-Rats-Vorstände. Eine andere Zielgruppe erwächst aus den beiden im Bistum Aachen praktizierten Leitungsformen, die nach c. 517 § 2 CIC/1983 sowie nach dem Modell „Gemeindeleitung in Gemeinschaft“ an der Leitung der Pfarrei partizipieren. Neben diesen eher „klassischen“ Formen wird die Perspektive auf jene Christinnen und Christen ausgeweitet, die auf der Suche sind und möglicherweise neue Ausdrucksformen des Glaubens und neue Initiativen in der Pastoral gründen wollen. Entscheidend ist, dass es um einen ganzheitlichen Prozess gehen soll, in dem die Gesamtheit der Gemeinschaft der Getauften ihre Verantwortung für die Sendung der Kirche – wann, wo und in welcher Gestalt auch immer – entdeckt. Es geht hingegen nicht darum, überkommene Strukturen einfach zu verlängern oder wiederzubeleben; der Anspruch des Projekts besteht vielmehr darin, das Innovationspotenzial für ein relevantes Christ- und Kirchesein vor Ort zu heben, das bereits in der Grundstruktur des freiwilligen Engagements angelegt ist. Rainer Bucher erklärt:

      „Die Hauptamtlichen verkörpern nie das ganze Volk Gottes, das gilt auf pragmatischer wie auf grundsätzlicher Ebene. Pragmatisch gesehen gilt: Nicht-hauptamtliches Handeln besitzt gegenüber dem hauptamtlichen Handeln spezifische Nachteile (mangelnde Erfahrung, Ausbildung, Zeit), aber auch viele Vorteile: Es ist spontaner, seine Träger und Trägerinnen sind pluraler, sie sind institutionsunabhängiger, weil nicht über Alimentation und Recht steuerbar. Nicht-hauptamtliches Handeln in der Kirche kann also schon von seiner Grundstruktur her ein wichtiges Innovationspotential darstellen, wenn nicht genau dies, Innovationspotential zu sein, von den Hauptamtlichen verhindert wird.“16

      Eine solche Perspektive verlangt hinsichtlich der einst selbstverständlich erlernten Habitus ‘ tiefgehende Veränderungsprozesse – nicht zuletzt in Bezug auf das erlernte Zueinander von Hauptamtlichen und freiwillig Engagierten.

      In diesem Sinne beschreibt das größere Ziel des Projekts einen Kulturwandel des Kircheseins. Dazu braucht es – über das dreijährige Projekt hinaus – vor allem Zeit. Aus diesem Grund definiert sich das zeitnahe Projektziel zunächst und zuerst nur dadurch, in Bezug auf die Frage nach Partizipation durch freiwillig Engagierte eine Plattform des Lernens für den Erfahrungs- und Wissensaustausch im Bistum Aachen zu schaffen. Um im Ansatz nicht der Versuchung einer Top- down-Logik zu erliegen, wird immer wieder der ehrliche Dialog mit möglichst vielen freiwillig Engagierten und hauptamtlich Tätigen in den Gemeinschaften der Gemeinden, Gremien, Leitungsteams und kirchlichen Einrichtungen gesucht: Welche „Zeichen der Zeit“ (GS 4) zeigen sich uns? Welche Sehnsucht tragen wir in uns? Wo erleben wir die „kreative Konfrontation von Evangelium und heutiger Existenz“17 – und wo gerade nicht (mehr)? Worin liegen die sozialen, kulturellen und politischen Herausforderungen, denen wir uns als Christinnen und Christen zu stellen haben? Welche Chancen liegen im Teamsein? Wie verstehen und ergreifen wir Partizipation – und wie nicht? Um immer wieder ins Hören zu kommen und Erfahrungen auszutauschen, wird eine Begleitgruppe aus freiwillig Engagierten und hauptamtlich Tätigen des Bistums Aachens gegründet. Daneben werden in Kooperation mit dem Diözesanrat der Katholiken zwei kirchliche „Events“ im größeren Format mit Workshops zu unterschiedlichen Themen (wie etwa Berufung und Charisma, Partizipation, Gründung von Neuem u. v. m.) organisiert, zu denen alle Frauen und Männer des Bistums Aachen, die sich in GdG- Räten und ihren Vorständen, sowie in Pfarrei- und Gemeinderäten engagieren, eingeladen waren. Durch die Art und Weise der Durchführung, das heißt zum Beispiel die Auswahl der Orte, die Einladung von externen Impulsgebern, die kreative Gestaltung von Workshops, die musikalische Begleitung der gesamten Veranstaltung usw. sollte erleichtert werden, neue Perspektiven einzunehmen. In einem weiteren Arbeitsansatz des Projekts dienten unterschiedliche Instrumente der empirischen Sozialforschung dazu, möglichst viele Stimmen zu Gehör zu bringen und eine Kultur des Feedbacks einzuüben. Darüber hinaus setzt sich die wissenschaftliche Mitarbeiterin selbst immer wieder verschiedenen Orten im Bistum Aachen aus, um hinzuhören und dadurch andere zu Wort kommen zu lassen. Denn entscheidend ist, dass so viele Menschen wie möglich von Projektbeginn an (!) am Prozess einer sogenannten „partizipativen Kirchenentwicklung“ teilhaben, damit sie nicht zu bloßen Objekten, sondern im Gegenteil von Anfang an als partizipierende Subjekte und als wichtige ImpulsgeberInnen ernstgenommen werden.

      3.1 VORGEHENSWEISE

      Das 2013 gegründete ZAP versteht sich als Schnittstelle zwischen Praktischer Theologie und den Entscheidungssituationen der Pastoralplanung in den Bistümern. Die Praktische Theologin verlässt gewissermaßen ihren Schreibtisch und begibt sich in die unmittelbare Praxis hinein, sodass die Forschung in einem permanenten Wechselspiel zwischen Theorie und Praxis stattfindet. In diesem Sinne strukturiert folgender methodischer Dreischritt den Projektablauf: Am Anfang steht das „Z“ wie „Zuhören“. Die Praxis wird als Lernort verstanden. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin setzt sich verschiedenen Orten im Bistum Aachen aus und hört hin: Welche Fragen stellen sich? Welche Herausforderungen zeigen sich in der Stadt oder auf dem Land? Welche Grundhaltungen und Handlungsschwerpunkte prägen die Pastoral der GdG? Was gelingt wo, wie und warum (nicht)? Die aus dem Praxisfeld gewonnenen Fragen und Erkenntnisse werden dann mit den Feldern theologischer, pädagogischer und sozialwissenschaftlicher Diskurse korreliert: Das „A“ steht für „Austauschen“. Das Thema wird aus dem Praxisfeld gewonnen und daraufhin reflektiert. Im Spannungsfeld dieser zwei Pole sollen schließlich Instrumente des Wissenstransfers „produziert“ werden, wofür das „P“ steht.18 Im Bistum Aachen lautet der Projektauftrag, ein Bildungscurriculum zur Unterstützung für freiwillig Engagierte (und hauptamtlich Tätige) zu entwerfen, die in unterschiedlicher Weise gemeinsam Verantwortung wahrnehmen.

      Im Rahmen des Projekts „Verantwortung teilen“ kann nach drei Jahren unterdessen retrospektiv gesagt werden: Die Kraft eines Projekts liegt vor allem im vorbehaltlosen (Hin-)Hören, das heißt in einer empfänglichen, absichtslosen und irritationssensiblen Grundhaltung des Lernens einerseits und in der Praxis von „Exposures“, wie auch empirischer Forschungen, durch die möglichst viele Stimmen zu Wort kommen können, andererseits. Hören ist unterdessen „mehr“ als ein methodisches Instrument. So gesehen hat das Hören nicht nur am Anfang zu stehen, sondern das gesamte Projekt als ständige Herausforderung der kritischen „Relecture“ zu durchzuziehen. Nicht nur, dass sich im Hören so etwas wie ein entscheidender Einsatzpunkt für das Prinzip der Synodalität verbirgt, sondern auch, dass es das „P“ – den anfänglichen Projektauftrag – in gewisser Weise übersteigt, wird noch aufzuzeigen sein.

      3.2 INSPIRATIONSQUELLE UND KORREKTIV: WELTKIRCHLICHE ERFAHRUNGEN

      Die persönlichen Exposure-Erfahrungen – etwa auf den Philippinen, in der österreichischen Diözese Linz oder in Chicago – werden zu Inspirationsquellen und insbesondere zu einem kritischen Korrektiv für die Entwicklungen im Projekt „Verantwortung teilen“. In der Begegnung mit unterschiedlichen Entwicklungen, СКАЧАТЬ