Wie lernt Kirche Partizipation. Группа авторов
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СКАЧАТЬ Lernens „auf Augenhöhe“ ist. Besonders in den Workshops mit dem Team des Pastoralinstitutes Bukal Ng Tipan in Manila wird erfahrbar, wie das, worum es geht, Partizipation, auch in den methodischen und liturgischen Vollzügen verwirklicht wird. Anders gesagt: Die Vision einer partizipativen Kirchenentwicklung lässt sich – auch in Form von Bildung – nicht einfach „top down“ durchsetzen oder „antrainieren“. Im Gegenteil würde sie durch jede ungute Subjekt-Objekt-Konstellation bereits von Beginn an konterkariert und im Keim erstickt. Der Weg zu einer partizipativen Kirchenentwicklung ist vielmehr von Beginn an synodal (von griechisch Σύνοδος, synodos: die Versammlung, gemeinsamer Weg, Σύνοδία, synodia: die Reisekarawane): Menschen können ihn nur gemeinsam als Subjekte entdecken und gehen.19

      Weltkirchliche Entwicklungen können nicht einfach eins zu eins kopiert werden. Es geht darum, sich selbst auf einen Weg des Lernens einzulassen. Auf das Projekt hin formuliert: Aachen ist Aachen und man darf gespannt sein, welche Entdeckungs- und Gründungsprozesse in Sachen partizipativer Kirchenentwicklung möglich werden, wenn Menschen von Anfang an als Subjekte partizipieren, so, wie viele es ja in ihrem alltäglichen Leben als Ausdruck ihrer Freiheit zumeist schon selbstverständlich tun.

      3.3 THEOLOGISCHE LEITLINIE DES PROJEKTS

      Theologische Leitlinie und geistliche Orientierung des Projekts ist das Sakrament der Taufe, das jeder und jedem Einzelnen Würde und Charismen verleiht, sowie neue Formen des Christseins vor Ort begründet. Wann und wo auch immer die fehlenden Ressourcen etwa von Priestern oder hauptamtlich Tätigen in einen Zusammenhang mit der Entwicklung einer partizipativen Kirche gestellt werden, ist Vorsicht geboten. Denn es kann weder nur um die Wiederholung eines „mehr Desselben“ in neuer Besetzung noch um die Bewahrung von kirchlichen Strukturen in größeren Räumen gehen. Das Thema Partizipation ist herauszulösen aus einem verengten Verständnis gemäß einer aufgrund des sogenannten „Priestermangels“ scheinbar notwendig gewordenen Aufgabenteilhabe freiwillig Engagierter. Partizipation muss als Ausgangspunkt und nicht nur als (zu vermittelnder) Gegenstand von pastoralen Prozessen ernstgenommen werden. Die Entwicklung einer partizipativen (Leitungs-)Kultur, in der Getaufte als Subjekte Verantwortung wahrnehmen, ist somit als zentrales Element eines gesamtpastoralen Bewusstseinsprozesses zu begreifen und nicht als Konsequenz von strukturellen Umbrüchen. Andernfalls wären Getaufte nichts anderes als LückenbüßerInnen; zudem käme es zur Instrumentalisierung und binnenkirchlichen Verengung von Partizipation überhaupt, wenn diese nicht in ihrem weiteren Horizont als für die Identität von Menschen und ihr Subjektsein, das heißt als grundsätzlich für ihr Leben bedeutsam anerkannt würde, selbst dann, wenn daraus keine unmittelbare Zuständigkeit oder Teilhabe an einem bestimmten Dienst im engeren, institutionellen Raum von Kirche erwachsen würde.

      4. PARTIZIPATION

      4.1 ZUM BEGRIFF

      Wer von „partizipativer“ Kirchenentwicklung spricht, der muss offenlegen, was unter „Partizipation“ zu verstehen ist. Der Begriff „Partizipation“ leitet sich vom Lateinischen „pars“ (Teil, Anteil) und „capere“ (nehmen) ab. „Partem capere“ bedeutet wörtlich so viel wie „einen Teil (weg-)nehmen“. Dementsprechend ist unter „participare“ vor allem „teilnehmen (lassen), teilen, teilhaben“ zu verstehen.20 Deutlich wird, dass bereits im begrifflichen Ursprung unterschiedliche Partizipationskonzepte und -verständnisse divergieren. Nicht zuletzt deshalb fungiert „Partizipation“ häufig als Container-Begriff, in den verschiedene Bedeutungsinhalte genauso wie unterschiedliche Interessen, Hoffnungen und Erwartungen eingelagert werden. Partizipation wird dann häufig auf diffuse Art und Weise synonym zu anderen Begriffen wie etwa „Mitarbeit“, „Mitwirkung“, „(Mit-)Entscheidung“, „Mitbestimmung“ „Mitsprache“, „Teilnahme“, „Teilhabe“, „Beteiligung“ aber auch zu „Ehrenamt“ und „freiwilligem Engagement“ gebraucht. Entsprechend vielseitig sind auch einzelne (soziale, ökonomische, kulturelle, politische, kirchliche usw.) Partizipationspraktiken. So ist Partizipation etwa im politischen Kontext eng mit der Idee demokratisch strukturierter Gesellschaften verbunden. In diesem Sinne beinhaltet Partizipation „alle Handlungen, die Bürger einzeln oder in Gruppen freiwillig mit dem Ziel vornehmen, Entscheidungen auf den verschiedenen Ebenen des politischen Systems (Gemeinde, Land, Bund, eventuell supranationale Einheiten) zu beeinflussen und/oder selbst zu treffen“21. Dabei sind die Beteiligungsformen im Kontext „politischer Partizipation“ vielfältig und können von der Teilnahme an Wahlen über die Mitgliedschaft in Parteien oder Gewerkschaften bis hin zu Demonstrationen und anderen Bürgerinitiativen reichen. Diese haben sowohl Auswirkungen auf die allgemeine Erwartungshaltung als auch das Bewusstsein bezüglich Partizipation und fördern gemessen daran Grenzen und Möglichkeiten ihrer Realisierung auch anderswo zutage – zum Beispiel im kirchlichen Kontext.

      4.2 PARTIZIPATION AUS SYSTEMTHEORETISCHER PERSPEKTIVE

      In systemtheoretischer Hinsicht wird Partizipation als Inklusion gedacht und der Ausgrenzung – der Exklusion – gegenüber gestellt. Niklas Luhmann bezeichnet Inklusion als „die Chance der sozialen Berücksichtigung von Personen“22, die sich dann vergrößert, wenn diese an den „Funktionssystemen teilnehmen können, je nachdem, in welchem Funktionsbereich und unter welchem Code ihre Kommunikation eingebracht wird“23. Partizipation stellt somit die Voraussetzung für Inklusion dar. Dabei kann Partizipation unterschiedliche Grade annehmen: Die stärkste Form von Partizipation ist die Beteiligung von Personen an Entscheidungen, sodass sie als EntscheidungsträgerInnen in die relevante Umwelt einbezogen werden. In dem Fall, dass Personen ihre Meinung äußern, werden sie in spezifische Subsysteme als TeilnehmerInnen inkludiert. Wenn Personen lediglich informiert, hingegen nicht aktiv beteiligt werden, kann aus systemtheoretischer Sicht von Partizipation kaum die Rede sein.24 Umso wichtiger erscheint, dass der tatsächliche Partizipationsgrad transparent gemacht wird, und zwar indem folgende Fragestellungen einer Klärung zugeführt werden:

      „• Kann und will man den betroffenen Personen/Gruppierungen wirklich Entscheidungskompetenz gewähren – auch wenn die erreichten Entscheidungen letztlich nicht den Vorstellungen des Managements oder der Projektleitung entsprechen?

      • Sind die Betroffenen zahlenmäßig so stark in der Projektgruppe […] vertreten, dass sie Entscheidungen wirklich in ihrem Sinn beeinflussen können, oder bestehen Entscheidungsfindungsstrukturen (z. B. Einstimmigkeit), welche ihren Einfluss garantieren?

      • Ist garantiert, dass die inkludierten Personen wirklich die Personengruppe repräsentieren, die sie formal vertreten? […]

      • Wenn keine Entscheidungspartizipation vorgesehen ist, sondern lediglich Anhörung oder Kooperation – bestehen dann systeminterne Prämissen, wie mit den eingeholten Meinungen und auffälligen Widersprüchen umgegangen wird, und sind diese Prämissen den Angehörten bekannt?“25

      Zentral ist der Hinweis auf die „Differenz von Semantik und Systemstruktur“26, das heißt auf die Unterscheidung zwischen dem, was verkündet wird und dem, was tatsächlich realisiert werden kann. Anders gesagt: Es ist wichtig, offenzulegen, welcher Grad an Partizipation überhaupt möglich oder eben nicht möglich ist anstatt Partizipation dort und dann zu proklamieren, wo und wann sie systemisch und strukturell gar nicht umgesetzt werden kann bzw. soll.

      4.3 PARTIZIPATION AUS THEOLOGISCHER PERSPEKTIVE

      Theologisch hat insbesondere das Zweite Vatikanische Konzil eine neue Epoche der Partizipation in der Kirche eingeleitet.27 In der Dogmatischen Konstitution über die Kirche wird zum Ausdruck gebracht (LG 10-12), dass alle Gläubigen durch Taufe und Firmung in gleicher Weise am dreifachen Amt Christi teilhaben und zwar – das ist entscheidend – in direkter und keineswegs durch das ordinierte Amt abgeleiteter Weise. Papst Johannes Paul II. hat in seinem nachsynodalen apostolischen Schreiben Christifideles laici bekräftigt, dass die „Teilhabe der Laien am dreifachen Amt Christi, des Priesters, Propheten und Königs […] ihre СКАЧАТЬ