Schuld ohne Reue. Günther Drutschmann
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Название: Schuld ohne Reue

Автор: Günther Drutschmann

Издательство: Автор

Жанр: Короткие любовные романы

Серия:

isbn: 9783954889181

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »Ich sage euch das nur einmal«, meinte Michael. »Danach bekommt ihr, was ihr verdient.«

      Die Buben hatten das schon frühzeitig verstanden nur Minchen tanzte immer wieder aus der Reihe. Sie war mit ihren vier Jahren ein aufgewecktes Mädchen, das eine sehr gute Auffassungsgabe besaß, allerdings auch ein recht ungezügeltes Temperament. Das hatte sie von Michael geerbt, der schnell aufbrausen, sich aber auch wieder genauso schnell beruhigen konnte.

      Minchen hatte sich von dem Schreck erholt und trocknete ihre Tränen. Sie sah den Vater böse an.

      »Du bist böse«, meinte sie trotzig.

      Die Buben erstarrten, Michael ebenso. Anna erwiderte schnell.

      »Minchen lass das, sei still und halte den Mund.«

      Michael stand schweigend auf, ging zu Minchen und zerrte sie von ihrem Stuhle. Er schleifte sie auf seinen Platz, legte sie über sein Knie und begann, auf sie einzuschlagen. Anna stand stumm daneben, es hatte jetzt keinen Sinn, dazwischen zu fahren. Sie missbilligte auch Minchens Verhalten auf das Entschiedenste, aber mit dieser Prügelei war sie nicht einverstanden.

      Michael schlug hart zu und Minchen heulte ab und zu auf, dann weinte sie ziemlich heftig. Blut floss aus ihrer Nase.

      Anna sah das und sagte jetzt resolut zu Michael. »Nun ist es genug, sie blutet aus der Nase, willst du sie umbringen?«

      »Sie muss lernen, gehorsam zu sein, alle Kinder müssen das.«

      Er versetzte ihr noch einige Hiebe und ließ von ihr ab. Anna nahm sie bei der Hand und führte sie ins Kinderzimmer. Sie wischte ihr das Blut ab, zog ihr das Nachthemd an und legte sie in ihr Bett. Sie weinte leise und sah trotzig auf die andere Seite des Raumes, als Anna ihr einen Gute-Nacht-Kuss geben wollte.

      Was soll man mit diesem Kind anfangen, dachte Anna, sie ist ein Trotzkopf und hat den harten Schädel ihres Vaters. Wolfi ist zwar ein kleiner Schreihals, aber wie Peter gut zu lenken. Peter ist der ruhigste und ausgeglichenste der kleinen Schar. Ob sie das im naheliegenden Kindergarten bei den Schwestern im Böhmerklösterchen lernt. Mit Sicherheit nicht, die Schwestern sind lieb und achten auf Disziplin.

      Anna war keine zärtliche Mutter und achtete wie Michael bei der Erziehung auf Gehorsam und Disziplin. Wer nicht gehorchte, konnte schon einmal auch von ihr eins hinter die Löffel bekommen. Aber die harte Prügelei von Michael gefiel ihr nicht. Anna hatte noch zwei Schwestern und zuhause war es auch streng zugegangen, aber geschlagen hatte der Vater sehr selten. Michael schlug bei der kleinsten Gelegenheit zu, sehr wahrscheinlich war es bei ihnen zuhause in dem kleinen Nest auch so zugegangen.

      Die Bauern haben kein Feingefühl, sinnierte sie. Die schlagen direkt mit der Mistgabel zu.

      Anna mochte das bäuerliche Leben nicht, sie fühlte sich als Städterin und war sehr stolz darauf. Ihr Vater war königlicher Postillion[4] gewesen, stolz und sehr selbstbewusst. Die Mutter stand vor der Heirat in Dienst als Hausmädchen bei einer gräflichen Familie. In ihrem Elternhaus wurde sehr auf Formen geachtet, man sprach hochdeutsch und das verlangte Anna auch von ihren Kindern. In diesem Punkt sah sie sich einig mit Michael, der ebenfalls ein einwandfreies Hochdeutsch sprach.

      Michael war ein guter Kerl, aber in punkto Kindererziehung unerbittlich. Dieses Thema sorgte für die ersten größeren Spannungen in der jungen Familie. Er verlange von seiner Frau und den Kindern absoluten Gehorsam. Die Kinder konnte er durchprügeln, Anna jedoch nicht. Sie war resolut, selbstbewusst und wusste sich ausgezeichnet zu wehren. Sie versuchte, ihren Michael auf etwas sanftere Bahnen zu lenken. Mit recht magerem Erfolg.

      Er war von Hause aus zu patriarchalisch eingestellt, das konnte man aus dem Bauernschädel nicht mehr herausbekommen, so verstädtert er auch sonst inzwischen war.

      Sie überließ Mine ihrem Schmerz und Trotz und ging in die Küche zurück. Dort herrschte eisiges Schweigen. Die Buben senkten die Köpfe und aßen schweigend. Auch Michael sagte kein Wort.

      Anna nahm die beiden Kinder an der Hand und führte sie ins Kinderzimmer. Sie ermahnte sie, nur recht brav zu sein und keinen weiteren Lärm mehr zu machen. Die Buben wuschen sich, zogen mit Annas Hilfe ihr Nachtzeug an und verschwanden ohne Murren ins Bett. Minchen war inzwischen eingeschlafen, ihre geschlagenen Wangen glühten.

      Anna schaute noch einmal nach dem kleinen Franz und kehrte in die Küche zurück.

      Michael hatte es sich auf dem kleinen Küchensofa bequem gemacht und rauchte eine Zigarre. Er sah in die Zeitung, las aber nicht. Er wusste, dass Anna mit dem Geschehenen nicht einverstanden war.

      Diese begann abzuwaschen. Er hörte das Geräusch von klappernder, im Wasser versinkender, blubbernder Tellern und Schüsseln.

      »Nun Anna«, sagte er plötzlich, »was war heute Abend wieder hier los. Keine Disziplin, mein Vater hätte solch ein Verhalten bei uns Kindern nicht geduldet. Was Minchen da sagte ist Meuterei. Wo kommen wir da hin, wenn wir solch ein Verhalten durchgehen lassen.«

      »Du hast ja Recht«, sagte Anna, »aber musst du das Kind derart durchprügeln. Glaubst du, damit ihren Trotz zu brechen?«

      »Mein Vater«, begann Michael wieder, wurde aber von Anna sofort unterbrochen. »Dein Vater war ein Bauer und drosch mit dem Dreschflegel auf euch Kinder. Ihr habt zu sechsen oder achten um den Tisch gesessen und aus einer Schüssel gegessen, während die Hühner unter dem Tisch herumliefen. Hier und heute ist das anders. Wir sind in der Stadt und da herrschen andere Regeln. Wir wohnen in einem gutbürgerlichen Haus. Was denken Silberseins unten von uns, wenn sie die Kinder schreien hören.«

      »Die schlagen auch ihre Kinder«, entgegnete Michael trotzig.

      »Das tun sie nicht«, erwiderte Anna. »Erst kürzlich sprach ich mit Frau Silberstein über das Thema. Ihr Mann schlägt die Kinder nicht und ist gegen Prügel in der Kindererziehung.«

      »Das können sich bessere Leute leisten, einen gewissen Liberalismus«, sagte Michael trotzig.

      »Wir sind auch keine Muschkoten oder Bauerntrottel. Du bist königlich preußischer Beamtenanwärter, steht kurz vor dem Aufstieg in eine gesicherte Beamtenkarriere. Außerdem bist du kein gefühlloser Mensch, aber ihr Männer mit eurer Ehre. Ich will nicht, das unsere Kinder zu hirnlosen Untertanen des Kaisers erzogen werden.«

      »Hast du das auch von dieser Silberstein. Wir sind eine christliche Familie und ich behandele meine Kinder in der christlichen Tradition meiner Familie. Diese Juden können sich ein Außenseitertum leisten, wir nicht.«

      »Was hat das Judentum mit der Erziehung zu tun?«, fragte Anna, »Sie sind gute Deutsche wie wir auch. Er ist Rechtsanwalt und Oberleutnant der Reserve. Worin unterscheidet sich seine Bürgerlichkeit von der Unseren?«

      »Eben das es Juden sind, die sich immer abgegrenzt haben. Ihnen fehlen unsere christlichen Werte und daher können sie sich manches leisten, was wir nicht können. Außerdem sind sie steinreich.«

      Michael zog erregt an seiner Zigarre.

      »Eine Frau hat zu gehorchen und keine eigene Meinung zu haben. Dein Platz ist in der Küche, der Kirche und bei den Kindern. Diese hast du im christlichen Geist zu erziehen nach den Prinzipien, die in Preußen Gültigkeit haben und nicht in Jerusalem. Unser Staat ist aufgebaut auf Befehl und Gehorsam, wie beim Militär. Wir alle haben zu gehorchen, und der Gehorsam beginnt in der kleinsten Zelle der Gesellschaft, in der Familie. СКАЧАТЬ