Название: Schuld ohne Reue
Автор: Günther Drutschmann
Издательство: Автор
Жанр: Короткие любовные романы
isbn: 9783954889181
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Anna hielt einen Augenblick innen, dann meinte sie.
»Ich kenne meinen Platz und habe auch nichts dagegen. Ich kümmere mich gerne um die Kinder, die Küche und gehe gerne in die Kirche. Dein Vater hat deine Mutter noch durchgeprügelt, wenn sie nicht gehorchte. Aber das, lieber Michael, ist bei uns vorbei. Deine Mutter hatte keine eigene Meinung, ich habe sie schon und ich vertrete sie auch. Da lasse ich mir von dir nicht den Mund verbieten. Und solltest du mich einmal schlagen, verlasse ich sofort mit den Kindern die Wohnung.«
Michael merkte, dass Anna nun wirklich böse war. Auch wenn er ein harter Bauernschädel war, er liebte seine Frau und wollte sie nicht verlieren. Außerdem hatte er sich nach Trotzen Art schon wieder beruhigt.
»Reg dich nicht auf«, Anna, meinte er begütigend, »natürlich werde ich dich nie schlagen. Wo denkst du hin.«
»Das will ich auch hoffen«, entgegnete sie nun etwas milder gestimmt. Michael stand auf und gab ihr einen Kuss. »Lassen wir es erst einmal dabei bewenden. Ich springe schnell zum Alex herüber und hole mir einen Krug Viez (Apfelwein) und wir machen uns einen gemütlichen Abend.«
Anna nickte.
Als Michael nach kurzer Zeit von der winzig kleinen Kneipe ihrem Haus gegenüber zurückkehrte, saß sie schon im Wohnzimmer, einem mittelgroßen Raum. Als Tempel der Bürgerlichkeit war hier alle Anstrengung in der Einrichtung konzentriert worden. Ein längliches niederes Buffet stand an einer Wand, ein Esstisch mit den entsprechenden Stühlen, ein schönbezogenes Sofa mit einem kleinen Tisch davor und zwei Sesseln mit einer Stehlampe. Das Haus war seit einiger Zeit mit elektrischem Strom ausgestattet. Eine Nähmaschine stand am Fenster, das mit sehr schönen Gardinen ausgestattet war. Am Boden ein hübscher Teppich. Alles sehr sauber und mit viel Geschmack eingerichtet. An einer Wand hing ein Bild des Kaisers in großer Uniform mit Helm, daneben ein Bild, das einen schönen Sonnenblumenstrauß darstellte. An der anderen Wandseite tickte eine schöne Wanduhr. Auf dem Wohnzimmertisch lag eine schöne Decke und in der Mitte ein schöner Blumenstrauß.
Michael stellte den kleinen Krug auf den Beitisch und schenkte sich ein Glas Viez ein. Dann setzte er sich auf das Sofa direkt unter seinem obersten Kriegsherrn und zündete sich eine Zigarre an. Genüsslich zog er daran und trank einen Schluck Viez dazu. Die Nähmaschine ratterte. Anna nähte alles für die ganze Familie, sie kleidete alle sehr gut ein. Sie nähte auch für andere Leute, Silbersteins unten zum Beispiel und alle lobten ihre ausgezeichnete Arbeit.
Sie ist eine gute Frau, dachte Michael, wenn auch etwas aufmüpfig. Aber da werde ich sie nicht mehr ändern können. Trotzdem bin ich sehr zufrieden, eine bessere hätte ich nicht bekommen können.
Er ist ein guter Mann, trotz seines Temperaments und Dickkopfs, dachte Anna, meines ist auch nicht ohne. Und schlagen würde er mich nie, das weiß ich. Da ist er anders wie sein Vater. Einen besseren Mann als ihn hätte ich nicht bekommen können. Er sorgt für die Familie und treibt sich nicht in Kneipen herum, wie das bei vielen der Fall ist. Außerdem ist er ehrgeizig, er wird es noch zu etwas bringen.
Michael nahm den Paulinus, das Bistumsblatt der Diözese und begann, darin zu lesen. Die Nähmaschine ratterte fröhlich, der Zigarrenrauch stieg an die Decke und die Atmosphäre wurde friedlich und entspannt. Ein schönes Bild zum Ausklang des Tages.
Am nächsten Morgen musste Michael früh zum Dienst. Anna wartete mit den Kindern, bis Michael fertig war und in seiner schmucken Postuniform von dannen zog. Danach machte sie die Kinder fertig und unter Führung von Peter wanderten sie in den nahegelegenen Kindergarten. Solche Aufgaben konnte man dem fünfjährigen Jungen mit ruhigem Gewissen anvertrauen. Mine hatte sich wieder beruhigt und folgte willig ihrem Bruder. Anna ermahnte sie nochmals, recht brav zu sein. »Ob es viel helfen wird?«, sagte Anna.
Anschließend kümmerte sie sich um den kleinen Franz, danach räumte sie die Wohnung auf. Es klingelte und Annas jüngere Schwester trat ein. Anna hatte noch zwei Schwestern und bei der Namensgebung wendeten die Eltern ein einfaches Prinzip an: die Älteste hieß Maria, die Mittlere unsere Anna, und die Jüngste Anna-Maria. So mussten sich die Eltern nicht viele Namen merken.
Anna-Maria war noch unverheiratet und unterstützte ihre Schwester etwas im Haushalt. Anna nahm den Korb und machte sich auf ihre Einkaufstour. Alle Geschäfte, die sie täglich aufsuchte, lagen im Viertel und nicht weit von der Wohnung entfernt. Zudem lag die Metzelstraße ganz nahe am Stadtzentrum.
Zuerst zum Bäcker Becker am Kirchenplatz, der sehr gutes Brot und Brötchen buk. Sie überquerte den Justizplatz, auf der rechten Seite lag das Verlagsgebäude der Trierischen Zeitung, ihm gegenüber das Justizgebäude. Das Schwarzbrot des Bäckers war stadtbekannt und er hütete das Rezept wie sein Augapfel. Anna schwatze etwas mit der Bäckersfrau und zog weiter. Sie hasste den Klatsch und bei all ihrer Freundlichkeit hielt sie immer auf eine gewisse Distanz.
In dem kleinen Michgeschäft Elis in der Johannisstraße kaufte sie etwas Käse, danach ging es weiter zum Metzger Werland in der Nagelstraße. Dieser machte die besten Fleisch- und Wurstwaren der ganzen Stadt. In dem kleiner Laden war immer sehr viel Betrieb, viele Menschen kauften dort ob der guten Ware ein. Anna erstand etwas Wurst für das Abendbrot.
Sie musste genau rechnen. Michaels kleines Postgehalt reichte gerade so, ihr Zuverdienst sicherte der Familie ein ausreichendes Auskommen, bei dem auch noch etwas übrig blieb fürs Sparen und einige kleine Extras. Michael aß seit einiger Zeit in der Postkantine zu Mittag, so dass sie nicht mehr zweimal am Tage warm kochen musste. Das Abendessen gestern stellte eine Ausnahme dar. Anna war sehr erfinderisch im Ersinnen einfacher, aber doch sehr schmackhafter Gerichte. Sie war eine exzellente Köchin, das hatte sie von ihrer Mutter gelernt, die darin große Meisterschaft besaß. Wer zum Sparen gezwungen ist, muss erfinderisch sein. Fleisch kam nur am Sonntag auf den Tisch, unter der Woche gab es fleischlose Gerichte, Eintöpfe, Kartoffelschnittchen mit einer schönen Bohnensuppe, Himmel und Erde mit Apfelmus, Waffeln mit einer Suppe, Mehlklösse mit Apfelmuss, Fisch mit Kartoffeln und Gemüse. Samstags den obligatorischen Eintopf.
Das Gemüse bezogen sie saisonweise aus Michaels kleinem Garten, den er seit einiger Zeit gepachtet hatte. Es war sein Hobby und er liebte es sehr. Anna ließ ihm sein Spielzeug, besser als in Kneipen herumhängen. Der Garten hatte den Nachteil, dass man entweder überhaupt nichts oder alles auf einmal bekam, je nach Jahreszeit.
Den Schluss ihrer Einkaufsrunde bildete stets der kleine Lebensmittelladen Efferts, der am Anfang der Metzelstraße in einem Eckhaus und nur einige Minuten von Annas Wohnung entfernt lag. Mit Frau Efferts schwatzte sie noch dies und das, kaufte das Notwendigsten für den Tag und kehrte gegen elf Uhr in die Wohnung zurück. Anna-Maria hatte schon mit den Vorbereitungen für das Mittagessen begonnen. Anna trug die Vorräte in die Speisekammer und nahm ihrer Schwester den Kochlöffel ab. Diese kümmerte sich jetzt um den kleinen Franz, wickelte ihn neu und schäkerte etwas mit ihm herum.
Anna-Maria war ein hübsches Mädchen, Anfang zwanzig mit einem lieben Gesicht und guter Figur. Eine gute Köchin war sie nicht, aber sehr kinderlieb und kam mit Annas Sprösslingen bestens aus. Sie war Anna eine große Hilfe, sie entlastete sie im Haushalt, so dass sie genügend Zeit für die Schneiderei besaß.
Gegen zwölf Uhr kehrten die Kinder aus dem Kindergarten nach Hause zurück. Das Essen wurde aufgetragen. Vor dem Essen jedoch betete Anna mit ihnen, sie sprachen zusammen ein Tischgebet. Anna war sehr fromm, in ihrer Jugend gehörte sie mit ihrer älteren Schwester der Marianischen Kongregation an. Früh lehrte sie die Kinder das Beten. Morgens und abends betete sie mit ihnen. Sie ging regelmäßig mit Michael zur Sonntagsmesse, mitunter in der Woche alleine in die Abendmesse oder eine Andacht. Im Mai gestaltete sie im Wohnzimmer ein schönes Altärchen, auf das sie auch eine Statue des heiligen СКАЧАТЬ