Menschen im Krieg – Gone to Soldiers. Marge Piercy
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Название: Menschen im Krieg – Gone to Soldiers

Автор: Marge Piercy

Издательство: Автор

Жанр: Книги о войне

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isbn: 9783867548724

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СКАЧАТЬ nein, er wollte Brachvogel sehen, und er wollte sogar seinen Vater sehen.

      Die Temperatur pendelte um achtunddreißig Grad; Schweiß durchweichte seine Uniform. Er musste den größten Teil der Fahrt nach Boston stehen, aber im Bus nach Bentham bekam er endlich einen Sitzplatz. OSS war lockerer als die übrige Armee, und er hatte schon früher aufbrechen können, mit einem Vorsprung auf sein Wochenende.

      Er hatte nach Hause telegrafiert. Der Professor und Bernice warteten beide am Busbahnhof. Er fühlte sich schmuddelig und halb gekocht, aber Bernice reichte ihm seine Badehose und warf sein Zeug auf die Ladefläche des geliehenen Kastenwagens. »Was ist mit dem Austin?«

      »Der ist auf Kriegsdauer aufgeblockt. Bernice hat diese absurde idée fixe, dass du sofort im Teich baden möchtest«, sagte der Professor.

      »Das ist das Einzige, was mich wiederbeleben kann. Wessen Wagen ist das?«

      Bernice, die am Steuer saß, antwortete. Sie war braungebrannt und grinste. »Er gehört einem Freund vom Flugplatz. Du ahnst gar nicht, wie vorteilhaft es für ihn ist, uns das Ding mit Benzin und allem zu borgen. Dafür werde ich die Tragfläche seines Flugzeugs reparieren, an der die Bespannung beschädigt ist.«

      »Bernice fliegt an drei Tagen in der Woche für die Regierung«, sagte der Professor so griesgrämig, wie er nur konnte. Sie schuckelten dahin, auf der Sitzbank der Fahrerkabine zusammengezwängt.

      Bernice hatte ihm alles über ihre Flüge geschrieben. »Ich kriege meine Verkehrspilotenlizenz, Jeff, ja, wirklich. Aber ich habe nicht genug Flugstunden für WAF, Women in the Air Force. Sie nehmen nur die besten Pilotinnen, Frauen mit Hunderten von Stunden mehr als ich. Aber diesen Herbst kriege ich meine Verkehrspilotenlizenz.«

      Als er auf dem Rücken im Round Pond lag und die Schreie der Kinder wie eine Schar bunter Sittiche im seichten Wasser hörte, strömten die Erinnerungen auf ihn ein. Er war an diesen Teich gewöhnt, und dieses Bad war eines einer endlosen Reihe, bildete mit Hunderten anderer über die Jahre hin eine Kontinuität. Er war der siebenjährige Jeff und planschte mit Mutter und Schwester. Er war der dreizehnjährige Jeff und tauchte vom Pier und schnitt sich an einer zerbrochenen Flasche die Hand klaffend auf. Er war der sechzehnjährige Jeff und lag mit Zach und zwei Mädchen vom Smith College auf einem Floß und trank seine ersten Martinis, von Zach gemixt. Er war der einundzwanzigjährige Jeff und bumste am vierten Juli, dem Nationalfeiertag, Harriet Hacker unterm Viertelmond, während über dem Wasser das Feuerwerk verpuffte. Er war der fünfundzwanzigjährige Jeff und erholte sich zu Hause von einem Tripper und einer Prügelei.

      Werde ich sterben?, fragte er und antwortete sich dann: Aber ja. Jeder stirbt. Er versuchte sich seinen Tod vorzustellen, und ihm wollte nur ein Gefühl einfallen, in tiefes Wasser zu sinken, einzuschlafen und dabei wach zu bleiben.

      Er dachte wieder kurz daran, mit einer Frau zu schlafen, und hatte schon begonnen, eine Liste möglicher Kandidatinnen in der Stadt durchzugehen, da drehte er sich um und kraulte zielstrebig auf das Floß zu, auf dem Bernice sich sonnte. Der Professor saß am Ufer an einem Campingtisch und las. Die Gesellschaft von Brachvogel war es, die er brauchte, aber hier konnte er nicht richtig mit ihr reden. Er wusste noch, wie Stimmen über das Wasser trugen, und erinnerte sich, wie er aus dem Wasser kam und die kleine Rothaarige draußen auf dem Floß zu Zach sagen hörte, sie habe Angst, sie sei schwanger.

      »Lass uns nach Hause gehen«, sagte er. »Ich habe Hunger. Du musst mich aufpäppeln.« Er wollte sich mit ihr in die Küche zurückziehen, damit er ihr davon erzählen konnte, wie er in Alabama fast gestorben war, wie ihn hirnlose Trägheit verschluckt hatte. Wie demoralisierend es gewesen war, seine Energie, seine Vision, sich selbst zu verlieren. Wie er erst mit dem Malen aufgehört hatte, dann mit dem Zeichnen und zuletzt sogar damit, wie ein Maler zu denken. Wem sonst durfte er gestehen, dass er drauf und dran gewesen war, alles zu verlieren, was er in sich wertschätzte, dass er sich schließlich als ein zerbrechliches Gefüge über einem Sumpf belangloser Triebe und äußerst belangloser Bedürfnisse und Ärgernisse gesehen hatte?

      Wenn er mit dem Malen aufhörte, verlor er seine Vergangenheit, die dann nicht mehr die Wanderschaft eines verkannten und zurzeit nicht gefragten Malers war, sondern einfach das leere Umherirren eines Tippelbruders. Wenn er mit dem Malen aufhörte, verlor er seine Zukunft, denn wer wollte sich schon ein Leben aus Gelegenheitsarbeiten in elenden Nestern vorstellen? Er hatte nie geglaubt, dass er je mit dem Malen aufhören könnte, doch er hatte es getan. Das machte ihm Angst.

      Er überlegte, ob er seine französische Staffelei mit aufs Schiff nehmen sollte. OSS war großzügig beim Schiffsgepäck der Offiziere. Wahrscheinlich zu sperrig. Er wollte lieber die teureren Farben mitnehmen. Wenn er mit ihr redete und ihr klarer Kopf sein Leben umfing, wahrhaft sah, dann gelang ihm sicher, es zu verstehen. Und anzunehmen. Und weiterzuleben. Dann fühlte er sich zweifellos wieder als ein Kind des Schicksals, der günstigen Fügung, und das Glück, das ihn aus dem Morast der Trägheit und dem Sumpf der Verzweiflung gezogen hatte, das Glück, das im Augenblick den Namen Zach trug, würde irgendwann andere Gestalt annehmen und ihn voranwinken.

      Jacqueline 3

      Ein schmerzförmiger Stern

      31 mai 1942

      Sie haben uns befohlen, von nun an ständig einen gelben Stern zu tragen. Wir müssen unsere kostbaren Textilcoupons für die Sterne hergeben, als wollten wir so etwas haben oder wären bereit, Kälte zu erdulden und in Lumpen zu gehen, um uns solch einen Stern leisten zu können. JUIF steht darauf in großen, schwarzen, hässlichen Buchstaben, für den Fall, dass jemand zu begriffsstutzig ist, um den Sinn dieser Spitze zu erfassen – dieser sechsfachen, sechszackigen Spitze. Der Gelbton ist besonders grell – und ich trage nie Gelb. Alle von uns, die älter als sechs Jahre sind, müssen ihn auf der Straße und überall tragen.

      Ich habe vermieden, mehr als unbedingt nötig nach draußen zu gehen, aber heute bin ich fest entschlossen, mein sogenanntes normales Leben wiederaufzunehmen. Wir sind von den Lehrveranstaltungen der Sorbonne ausgeschlossen, also ist es aus mit meinem Studium. Ein Brief kam. Die Regierung Frankreichs hat im Interesse rassischer Reinheit und so weiter. Ich schreibe das am Frühstückstisch vor einem großen Becher mit Gebräu aus irgendeinem Unkraut, an das wir ein bisschen Magermilch getan haben. Es schmeckt wie die Grassuppe, die die Zwillinge in den Sommerferien immer für ihre Puppen gemacht haben. Gleichgültig, wie mich die Leute auf der Straße anstarren, ich werde tun, was ich tun muss und was ich für richtig halte.

      Am gleichen Tag: Ich fühlte mich entsetzlich auffällig, als trüge ich ein Schild: LEPRA, und so verhalten sich auch die Leute. Ich habe noch nie das Gefühl gehabt, dass so viele Menschen von mir wegschauen, so tun, als sähen sie mich nicht. Das ist nicht das Schlimmste. Das Schlimmste waren die, die auf mich losgingen und mich entweder beschimpften oder bedrohten oder in einem Falle – ein widerlicher Kerl von einem Mann – vom Bürgersteig stießen. Wenn der Lastwagen, der entgegenkam, nicht ausgewichen wäre, er hätte mich überfahren, denn ich stürzte direkt vor die Räder.

      5 juin 1942

      Zeiten wie diese lehren einen die Freunde schätzen. Gerade wenn ich mir Vorwürfe machen will, dass ich mich mit meinen zazou-Freunden herumtreibe, nur weil ich mich nicht ins Ghetto verbannen lassen will und sie als Einzige tolerant genug sind, sich mit einer Jüdin abzugeben, dann tun sie etwas, das mir zeigt, wie echt die Freundschaft zumindest von Céleste und Henri ist. Sie erschienen gestern im Café Le Jazz Hot und trugen große sechszackige gelbe Sterne mit GOJ darauf. Dann wurden sie auf dem Heimweg von einer Rotte dieser faschistischen PPF-Jugend überfallen. Sie haben Céleste die Kleider zerrissen, sie auf die Straße geworfen, getreten und ihr zwei Rippen gebrochen. Henri haben sie mitgeschleppt und kahlgeschoren und zusammengeschlagen, dass er nur noch ein Haufen blauer Flecke ist.

      Sie СКАЧАТЬ