Название: Menschen im Krieg – Gone to Soldiers
Автор: Marge Piercy
Издательство: Автор
Жанр: Книги о войне
isbn: 9783867548724
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Dieser Verein müsste dir geistig und gesellschaftlich ein bisschen mehr liegen. Bring die Ausbildung hinter dich. Traue niemandem und halte deinen Mund fest geschlossen, außer um Getränke zu dir zu nehmen. Geh davon aus, dass du nicht die Freiheit hast, Blödsinn anzustellen, bis du mit der Ausbildung fertig bist, ab welchem Zeitpunkt du es wie wir Übrigen ungestraft und unablässig tun kannst.
Z
Das große Z stand nicht für Zorro. Also Zach steckte hinter der plötzlichen Anfrage von Hauptmann Cunningham und seiner Versetzung. Jeff fragte sich, in was Zach ihn diesmal hineingezogen hatte; aber aus was Zach ihn herausgezogen hatte, stand ihm deutlich vor Augen, und er segnete seinen Freund, wo immer er gerade sein mochte.
Dieser neue Einsatz, auch wenn er mindestens so geheimnisumwittert war wie frühere Jungensspiele, schien die erste vernünftige Entscheidung, die die Armee über ihn gefällt hatte. Jeder in seiner Gruppe beherrschte zumindest eine europäische Sprache. Er sprach ausgezeichnet Französisch und konnte sich auf Spanisch, Italienisch, Deutsch und Griechisch verständigen. Seine OSS-Ausbilder waren sich offenbar im Unklaren, ob sie ihn zum Spion schulten oder zum Guerillakämpfer, doch beide Tätigkeiten schienen ihm angetan, sein Gehirn in Gang und seinen Körper wach zu halten. In Alabama hatte er im Sterben gelegen.
Das Rückfallfieber verschwand in der gesünderen Luft von Washington. Sie hatten tagsüber Unterricht und nachts Übungen, stolperten durch die Wälder, um sich an Wachposten anzuschleichen, die auf sie warteten, sie versuchten, ein Nebengebäude zu erobern, das eine feindliche Befehlsstelle darstellte, oder mit Übungssprengladungen einen Schuppen in die Luft zu jagen, der ein Munitionslager darstellte. Sie überfielen aus dem Hinterhalt Fahrzeuge, die auf der nahe gelegenen Straße hin- und herfuhren, und hetzten einander durch die Wälder und über den Golfplatz, auf dem das Gras inzwischen kniehoch wuchs. Sie übten Minenlegen an den Wänden des Schwimmbeckens.
Es war nicht unbedingt eine interessante Landschaft, die mit weißen Schindeln verkleidete Offiziersmesse, die Garagen und die in aller Eile errichteten Nissenhütten, die neuer Nutzung zugeführten Nebengebäude, aber er ertappte sich dabei, wie er die Eichen vor der Veranda skizzierte, das Glitzern des Sonnenlichts auf den langen Lanzen des Magnolienlaubs. Niemand hier nannte ihn eine Schwuchtel, wenn er zeichnete.
Von den Männern seiner Gruppe zog er zwei den anderen vor. Carey war ein in kleinen Zeitschriften veröffentlichter Dichter gewesen, Aaron Graveur. Beide sprachen fließend Französisch, und der Graveur Aaron konnte Holländisch, denn er war Holländer gewesen, ein jüdischer Emigrant, für den Verwandte in den Vereinigten Staaten gebürgt hatten, nachdem ihm die Flucht nach Schweden gelungen war. Ein Jahr lang hatte er nun in Sicherheit gelebt. Er war eins fünfundsechzig groß, kräftig gebaut, mit karottenroten Haaren, die Jeff an seine Krankenschwester Betty Jo erinnerten, und katzenartigen Topasaugen. Er war ein auffällig aussehender Bursche, aber hielt nichts von Palaver. Selbst bei den Übungen im Töten war er effizient, aber phlegmatisch.
Carey redete genug für alle drei. Er hatte an einer Mädchenschule Englisch unterrichtet, im nördlichen Teil des Staates New York, was für ihn dem Nordpol gleichkam. Er stammte aus dem Shenandoahtal in Virginia, obwohl seine Mutter, so erzählte er ihnen bei jeder Gelegenheit, eine Culter aus Roanoke war. Er war mit seiner zweiten Kusine dritten Grades verlobt gewesen und häufig mit ihr ausgeritten, doch sie hatte ihm den Laufpass gegeben und einen Marineflieger vorgezogen. Er war ganz entzückt, wieder in der Zivilisation zu sein, die in Maryland begann und hinter North Carolina aufhörte, mit Ausnahme von Savannah, das er kultiviert fand, und vielleicht noch Charleston, obwohl er dort entsetzliche Verwandte hatte, ausgesprochen kläffige Leute, wie Hunde.
Jeff dachte, wahrscheinlich war Carey das, was Zach ihn schwul zu nennen gelehrt hatte, aber von ihm wollte Carey nur brüderliche Zuwendung. Jeff hatte gelegentlich Sex mit Männern gehabt, angefangen beim gegenseitigen Masturbieren mit dreizehn in einem Heuschober. Nur ein einziges Mal hatte er mit einem Mann den Liebesakt vollzogen, und das war mit Zach. Er fand im Geschlechtsverkehr mit einem Mann keine sinnliche Befriedigung, und er hatte den Verdacht, dass Zach ihn keineswegs überwältigend attraktiv fand. Zach mochte sie roh und rau. Er meinte, dass Zach ihn verführt hatte, um so seine Vorlieben darzutun und um eine Art droit de seigneur auszuüben. Jeff liebte Zach auf eigene Art, und dieser kurze Anfall sexueller Bindung im Alter von zwanzig war Teil seiner Erziehung gewesen. Von Zeit zu Zeit, in einer seiner Landstreicherphasen, hatte er Geschlechtsverkehr mit einem Mann als Mittel, für eine Mitfahrt oder ein Nachtquartier zu bezahlen. Mit Männern geschlafen zu haben war Teil seiner Bildung, ein Code, den er gelernt hatte und der Dingen einen Sinn gab, die sonst an ihm vorbeigegangen wären.
So hatte er nun fast ohne sein Zutun zwei Freunde. Viele der Männer, die mit ihm in der Ausbildung waren, sah er als Mitglieder künftiger Altherrenriegen: Sie gehörten der gleichen Verbindung an. Dieser ehemalige Country Club bot eine andere Atmosphäre als die Brutalität und das Plattwalzen auf den niedrigsten gemeinsamen Nenner seiner ersten Militärerfahrungen oder das kleinliche und rücksichtslos wetteifernde Durchschlängeln in den Offizierslehrgängen. Hier dagegen war Grips nicht etwas, was einem unbedingt ausgeprügelt werden musste. Vielleicht war dies hier die Truppe der schwarzen Schafe, dachte er oft, und dann fielen ihm die durchreisenden Wirtschaftsjuristen auf und die jüngeren Söhne von Bankiers.
Er lernte, Waffen zu benutzen, die nicht zur Grundausbildung gehörten, lernte, lautlos zu töten, mit einem Messer, mit den Fingern und sogar mit einer zusammengefalteten Zeitung, die als Behelfsdolch in den Bauch oder direkt unter dem Kinn in den Hals gestoßen wurde. Er lernte, Funkgeräte zu bedienen, mit Codes umzugehen, Karten zu lesen, zu beobachten. Wo waren die Arsenale? Die Depots für Waffen und Munition und Öl? Die Treibstofflager? Welche Eisenbahnlinien waren in Betrieb und was wurde wann darauf transportiert? Die Flugabwehrstellungen? Jeff war ein schlechter Funker, seine Funksprüche langsam und voller Fehler. Er hasste den Morsecode.
Er tat sich jedoch in einem Test hervor, bei dem ihnen auf einer Leinwand zwanzig Sekunden lang Personenfotos gezeigt wurden, unter deren Gesicht Name, Alter, Beruf und Adresse eingeblendet waren. Dann wurden ihnen die Fotos noch einmal dreißig Sekunden lang ohne den Text und in willkürlicher Reihenfolge gezeigt, und sie mussten alles aufschreiben, was sie sich von dieser Person noch ins Gedächtnis rufen konnten. Jeff brachte die Gesichter nicht durcheinander. »Ihr schaut hin, aber ihr seht nichts!«, schimpfte der Ausbilder, aber zu Jeff sagte er das nicht.
Er begann, mit Aquarellfarben zu malen, eine Zwischenstation. Er malte an den Ufern des Potomac. Er wanderte durch die Landschaft Virginias und merkte, wie er wieder in Ölfarben zu denken begann, den Farbtönen, der Struktur.
Allmählich bekam Jeff einen Eindruck von der OSS-Struktur. OSS hatte als völlig andere Dienststelle begonnen, als COI – Coordinator of the Office of Information, Koordinator des Informationsdienstes –, aber weil Robert Sherwood und Wild Bill Donovan nicht miteinander ausgekommen waren, gab es jetzt ein Office of War Information, ein Amt für Kriegsinformation, zuständig für Propaganda, und den Dienst, dessen langer Arm ihn aus dem Sumpf gezogen hatte, OSS.
OSS hatte eine Abteilung SI – Secret Intelligence –, den Geheimdienst, der Spione führte. Jeffs Abteilung war Special Operations – Sonderoperationen –, und er ging davon aus, dass er bald genug herausfinden würde, was genau die tat und mit wem und wo. R & A war die Abteilung für Recherche und Analyse und voller Akademiker. MO – Moraloperationen – erzeugte sogenannte schwarze Propaganda, die die Kampfmoral des Feindes unterminieren sollte. X-2 war die Spionageabwehr. Eine weitere Abteilung arbeitete an Geheimwaffen, unsichtbaren Tinten, Agentenschnickschnack.
Seine zwei Ausbildungsmonate vergingen rasch. Dann erhielt er achtundvierzig Stunden Urlaub, bevor er sich nach England einzuschiffen hatte. In New York musste er umsteigen, und als er von der Pennsylvania Station zur Grand Central hastete, überlegte СКАЧАТЬ