Название: Die Prätorianer
Автор: Ritchie Pogorzelski
Издательство: Автор
Жанр: История
isbn: 9783943904529
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„Weißen Gewandes steigt man hinauf zum tarpeischen Felsen. Denn für den festlichen Tag kleidet sich festlich das Volk! Neu ziehen die fasces voraus, neu schimmert der glänzende Purpur, neu ist die Last, die der Stuhl schimmernd zu tragen empfängt.“
(Ovid F.1, 79 ff. – Amtsantritt der Konsuln)
Die Farbe Weiß war also eine besondere Farbe für ein besonderes Gewand und einen bestimmten Anlass. Kaiser Gallienus (um 218 – 268 n. Chr.) hat, um die Soldaten auf seine Seite zu ziehen, das Recht, weißgekleidet zu defilieren auf die Mannschaften ausgeweitet. Diese albata decursio war seit Septimius Severus das Privileg der Centurionen. Somit wird ganz eindeutig darauf hingewiesen, dass eine weiße Bekleidung nicht nur für den gemeinen Soldaten, sondern auch für Centurionen nur zu bestimmten Anlässen getragen werden durfte. Ab wann weiße Kleidung nicht mehr als sakral angesehen wurde, ist nicht bekannt. So darf die Farbe Weiß für den einfachen Soldaten als auch für den Prätorianer bis zum Ende des 3. Jhs. n. Chr. ausgeschlossen werden. Die Darstellung von farbigen Tuniken obliegt also unserer modernen Vorstellung und ist reine Spekulation. Dass es eine spezielle Tracht für Prätorianer gab, zeigt uns eine Stelle bei Herodian (Buch 1, Kapitel 10), wo sich ein gewisser Maternus in der Tracht der Prätorianer unter dieselben mischen will, um Commodus bei einer Prozession zu ermorden.
Die Prätorianer hatten nach heutigen Erkenntnissen fünf verschiedene Uniformen:
das Friedensgewand (Toga) für den Wachdienst, das Festgewand, die Paradeuniform, den „Kleinen Dienstanzug“ und die Feldausrüstung.
Das Friedensgewand
In Rom trug der Prätorianer in der Regel die Toga ohne sichtbare Waffen. Beim Dienst in Rom trugen die Prätorianer in der Regel die Toga, unter der das Schwert nicht sichtbar getragen wurde. Das Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit bzw. innerhalb des Pomeriums war strengstens verboten. Sie zu zeigen galt als gesetzeswidrige Gewaltandrohung und somit als Inbegriff der Verletzung des Sakralrechts.
Tacitus (16, 27) beschreibt hierzu das Senatsgericht gegen Thrasea Paetus im Jahr 66 n. Chr.:
„Am folgenden Morgen besetzten zwei prätorische Kohorten in voller Rüstung den Tempel der Venus Genetrix auf dem Caesarforum. Vor dem Eingang zur Kurie hatte sich eine Menge von Togaträgern gelagert, die aber ihre Schwerter schlecht verbargen, und auf den Marktplätzen und in den Basiliken waren ebenfalls Soldatenabteilungen aufgestellt.“
Tacitus berichtet auch, dass die Prätorianer beim täglichen Wachwechsel nicht in Uniform, sondern als cohors togata durch die Stadt zogen.
Das Festgewand
Zur Veranschaulichung dient uns die Schilderung Herodians (Buch 2, Kapitel 13), als Severus die Garde ausschalten will: „ … erlässt er ein allgemeines Schreiben an das gesamte Prätorianerkorps, worin er ihnen befiehlt, unter Zurücklassung des gesamten Gepäcks und der Waffenrüstung in friedlichem Aufzug aus dem Lager auszurücken, wie es dem Kaiser, wenn er ein Opfer oder einen Festzug hält, vorauszugehen pflegt. Dann sollte es dem Severus den Huldigungseid leisten … Die Soldaten vertrauten dieser Botschaft. Sie ließen ihre Waffen sämtlich zurück und zogen, nur mit ihren Festkleidern angetan und mit Lorbeerzweigen in den Händen, eiligst hinaus …“
Dies bedeutet, dass sie nur mit Tunika und Gürtel bekleidet waren.
Die Paradeuniform
Der heutige Begriff Paradeuniform ist ein wenig irritierend, da die römischen Soldaten bei den Paraden und Triumphmärschen in der Stadt Rom keine Rüstung tragen durften. Im Schmuck ihrer Waffen traten die Soldaten allerdings bei ihrem Soldempfang an, wo sie nicht nur ihre militärischen Auszeichnungen trugen, sondern auch ihre besten Kleider und Rüstungen (Abb. 6, 9). Diese Ausrüstung ist uns durch das „Prätorianer-Relief“ im Louvre (Abb. 32) bestens bekannt. Die Soldaten tragen einen Helm mit Federbusch, ein großes, gewölbtes Ovalscutum, Tunika, gladius, Brustpanzer, calceus equestes und ein cingulum militare. Im Hintergrund sind die Spitzen der pila zu erkennen.
Abb. 6: Prätorianer beim jährlichen Aufmarsch in Rom (Natale di Roma) (siehe auch www.cohors-praetoria.eu).
Der „kleine Dienstanzug“ (Abb. 7)
Dieser Dienstanzug ist uns sowohl von dem berühmten Cancelleria-Relief als auch vom Marmorsockel aus Puteoli bekannt. Er besteht aus der Tunika, der paenula oder dem sagum, dem cingulum mit pugio, dem gladius, dem großen gewölbten Ovalscutum und dem pilum mit zusätzlichem Gewicht. Das sagum als Mantel für die Garde bezeugt uns Cassius Dio 78, 13, 5 für die Zeit des Marcus Aurelius sowie die Abbildungen auf der Traianssäule. Im Gegensatz zur „Paradeuniform“ werden hier kein Helm oder Körperpanzer getragen. (Abb. 7)
Abb. 7: Prätorianer der Gruppe Cohors I. Praetoria im „kleinen Dienstanzug“.
Die Kampfausrüstung (Abb. 8)
Diese Ausrüstung, der procinctus, ist auf den großen Reliefplatten des Konstantinbogens, der Traians- und Marc Aurel-Säule dargestellt. Der Ausdruck „esse in procinctu“ bedeutet, „im Kampfanzug gekleidet“ zu sein. Die Prätorianer trugen dazu einen Helm, der sehr archaisch erscheint und u. a. durch einen Skorpion oder einen Donnerkeil mit Blitzen auf den Wangenklappen und großen Federn gekennzeichnet ist. Die Reliefplatten des Konstantinbogens bestehen aus vier großen Ausschnitten, die aus traianischer Zeit stammen und ursprünglich zusammengehörten. Wahrscheinlich waren sie Teil des Traiansforums. Sie werden als der große traianische Fries bezeichnet. Auf diesen Reliefs werden die Reiter der Prätorianer im Schuppenpanzer und im Kettenhemd dargestellt. Auch die Helme der berittenen Garde sind durch den Skorpion auf den Wangenklappen gekennzeichnet. Auf dem Helm ist eine Helmzier aus Federn und einem kreisrundem Gebilde befestigt. Der normale Prätorianer wird auf dem Traianischen Fries mit der lorica segmentata, Rechteckscutum und caligae abgebildet. Die Cornicen und Tubicen tragen Schuppenpanzer. Die Ausrüstung entspricht also genau der der Legionäre. Wenn schon der gemeine Soldat seine Ausrüstung aufwertete, indem er sie u. a. mit Silber ausschmückte, so kann man davon ausgehen, dass die Prätorianer, aufgrund ihres höheren Soldes, dem in Nichts nachstanden.
Abb. СКАЧАТЬ