Название: Die Prätorianer
Автор: Ritchie Pogorzelski
Издательство: Автор
Жанр: История
isbn: 9783943904529
isbn:
„ …, dann liefen sämtliche Berittene, nicht nur jene, die dem ordo equester angehörten, sondern auch der gesamte Rest und das Fußvolk der Garnison um den Scheiterhaufen und warfen all ihre Auszeichnungen, sofern einige dergleichen jemals von ihm für eine Großtat empfangen hatten, darauf. Anschließend ergriffen nach Senatsbeschluss Centurionen Fakeln und steckten das Holzwerk von unten her an.“
(Cassius Dio, Buch 56, 42, 2 – 3)
Der Tod des Augustus bedeutete auch das Ende des Friedens bei den Prätorianern. Durch die Intrigen ihres Präfekten Lucius Aelius Seianus wurde die Garde aus den italischen Kasernen nach Rom selbst verlegt. Im Jahr 23 n. Chr. überzeugte der Präfekt Kaiser Tiberius von der Notwendigkeit eines Lagers für die Prätorianer, das knapp außerhalb Roms errichtet wurde. Der Kaiser verfügte fortan über die gesamte Garde, war aber ebenso ihrer Gnade ausgeliefert. Das Ergebnis wurde im Jahr 31 n. Chr. deutlich, als Tiberius gezwungen war, sich gegen Seianus auf die Stadtwachen der vigiles zu stützen. Obwohl die Prätorianergarde ihre Treue unter Beweis stellte, wurde in diesem Moment ihr politisches Gewicht offenkundig.
Die Garde zog unter Tiberius erstmals 14 n. Chr. ins Feld, als er sich mit Meutereien unter seinen Armeen am Rhein und in Pannonien konfrontiert sah, die sich über ihre Dienstbedingungen beklagten. Die Legionen in Pannonien zerschlug Tiberius jüngerer Bruder Drusus, den zwei Kohorten Prätorianer, ein großer Teil der Prätorianerreiter und die germanische Leibwache (corporis custodes) begleiteten. Auch der Gardepräfekt Aelius Seianus war darunter. Die Rebellion der Rheinlegionen schlug Tiberius Neffe Germanicus nieder, der damals die Legionen und Abteilungen der Garde in einer Invasion Germaniens befehligte. Ein Mitglied der Garde, Cassius Charea, der sich später durch die Ermordung des Kaisers Caligula in der Nachwelt einen Namen machte, tat sich dadurch hervor, dass er sich mit dem Schwert einen Weg durch die ihm entgegenstehende bewaffnete Menge bahnte.
Diese Mitglieder der Elitetruppe galten nicht umsonst als gefürchtete Soldaten. So ist aus den germanischen Feldzügen des Germanicus überliefert, dass bei der Schlacht um den Angrivarierwall zwei Kohorten der Prätorianer die cheruskischen Stellungen im Wald bereits weit vor den regulären Legionen angriffen und die Germanen vernichtend schlugen. Dennoch galten sie nicht als unbesiegbar, wie die erste Schlacht bei Bedriacum zeigte, wo die Prätorianer, die für Otho stritten, den aus Germanien vorstoßenden Truppen des Vitellius unterlagen. Das hatte zur Folge, dass sich Otho nach nur 95 Amtstagen das Leben nahm. Weitere größere Erfolge feierten die Prätorianer im Mesopotamischen Krieg, wo viele gegnerische Soldaten schon vor der Schlacht ihr Heil in der Flucht suchten, als sie erfuhren, dass sie mit der römischen Elitegarde die Waffen kreuzen sollten. Grundsätzlich nahmen die Prätorianer an jedem Krieg teil, bei dem auch der Kaiser persönlich anwesend war.
Die Aufgaben der Prätorianer
Die Hauptaufgabe der Prätorianer war die Bewachung des Kaisers, seiner Familie und des kaiserlichen Palastes. Für die Bewachung des kaiserlichen Palastes wurde täglich eine ganze Kohorte zum Wachdienst abgestellt.
„Nero trat, begleitet von Burrus, heraus und vor die Kohorte, die nach militärischer Sitte die Wache bildete.“
(Tacitus, 12, 69)
„Doch dem stand entgegen, dass man auf die Kohorte Rücksicht nehmen musste, die zu diesem Zeitpunkt Dienst tat; sie sollte nicht noch mehr Haß zu tragen haben, weil sie es auch gewesen war, die damals auf Posten gestanden hatte, als Caius getötet und Nero im Stich gelassen worden war.“
(Sueton, Otho, 6, 1)
Auf dem Palatin wurde die Unterkunft der Prätorianer an der Südseite der Domus Tiberiana, nahe der Casa di Livia, lokalisiert. An den Wänden fanden sich Grafitti, die mit den Soldaten in Verbindung gebracht wurden.
Sie begleiteten die kaiserliche Familie nicht nur im Alltag, sondern auch auf Reisen, zogen mit dem Kaiser in den Krieg und nahmen daran aktiv teil. Unter Nero fuhren die Prätorianer den Nil hinauf und kamen laut Seneca sogar bis Meroe. Durch die Reisetätigkeit Hadrians quer durch die Provinzen kamen sie fast durchs gesamte Imperium. Zudem übten sie eine Art Polizeidienst aus.
„ … wurde der Auftrag (für Ruhe und Ordnung zu sorgen) an die Brüder Scribonius abgetreten (zwei kaiserliche Legaten Neros). Diesen wurde eine prätorische Kohorte zur Verfügung gestellt. Die Angst vor ihr und einige Hinrichtungen stellten die Eintracht unter der Einwohnerschaft wieder her.“
(Tacitus, 13, 48)
„Als einmal die Volksmasse von Pollentia den Leichenzug für einen Primipilar nicht eher vom Marktplatz hatte sich in Gang setzen lassen, bis sie den Erben durch die Androhung von Gewalt die Veranstaltung eines Gladiatorenspiels abgetrotzt hatte, ließ er eine Kohorte von Rom aus, eine weitere aus dem Königreich des Cottius losmarschieren, ohne mit dem Grund für den Marsch herauszurücken; plötzlich zeigten sie sich in voller Bewaffnung und die Signale zum Angriff ertönten, da ließ er sie in die Stadt einrücken; ein Großteil der Volksmasse und der Gemeinderäte ließ er lebenslänglich ins Gefängnis werfen.“
(Sueton, Tiberius, 37)
„Als aber nun das Volk Agrippina zum ersten Male ohne Begleitung der Prätorianer sah, da hütete sich die Mehrzahl, auch nur zufällig mit ihr zusammenzutreffen, und wenn irgendeiner ihr dennoch unbeabsichtigt begegnete, dann pflegte er hastig und ohne ein Wort zu verlieren, aus dem Wege zu gehen.“
(Sueton, Buch 61, 8, 6)
Auch für die Bekämpfung von Aufständen wurden die Prätorianer eingesetzt. In Tiberius Regierungszeit drohte in Italien ein Sklavenaufstand, der durch den Prätorianertribunen Staius und seiner starken Garde im Keim erstickt wurde. Sie scheinen auch die Gladiatoren in der Umgebung von Rom bewacht zu haben. Im Sommer 64 n. Chr. unternahmen die Gladiatoren der Stadt Praeneste (Palestrina), ca. 38 km südöstlich von Rom gelegen, einen Ausbruchsversuch aus ihrer Kaserne. Während das Volk schon von Spartacus und den alten Sklavenaufständen sprach, wurden die Gladiatoren jedoch durch die dort stationierten Prätorianerabteilungen unter Kontrolle gebracht. Die Soldaten wurden außerdem bei Zeremonien eingesetzt, wie uns Tacitus berichtet. Unter Kaisern wie Caligula verrichteten sie zudem Dienste als Henker, Folterknechte, Steuereintreiber und – allseits gefürchtet – als geheime Staatspolizei.
„Neue unerhörte Steuern ließ er zuerst durch Steuerpächter, dann, weil diese zu hohe Gewinne machten, durch die Centurionen und Tribunen der Prätorianerkohorten eintreiben.“
(Sueton, Caligula, 40)
Kaiser Caracalla ließ die Garde sogar gegen das Volk vorgehen:
„Als er nämlich einmal dem Wettrennen zuschaute, verspottete das Volk einen Wagenlenker, auf den er große Stücke hielt. Dies nahm er als eine persönliche Beleidigung auf, und gab der Leibgarde den Befehl, in das Volk zu fallen, es auseinander zu jagen, und diejenigen, welche auf den Wagenlenker geschimpft hatten, niederzuhauen. Die Soldaten ergriffen begierig diese Gelegenheit zu Vergewaltigung und Raub, und ohne zu untersuchen, wer die vorlauten Schreier gewesen, ergriffen sie schonungslos jeden, der ihnen in die Hände fiel, schleppten sie fort und töteten sie, oder schenkten ihnen erst, nachdem sie ihnen alles, was sie hatten, als Lösegeld abgenommen hatten, das Leben.“
(Herodian, IV, 6)
Allerdings führten die Prätorianer nicht alle ihnen aufgetragenen Aufgaben aus, wie folgendes Zitat beschreibt: