Название: Das Lebenselixier
Автор: Эдвард Бульвер-Литтон
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783946433408
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Ihre Räume waren von einer Behaglichkeit, die ihnen etwas besonderes gab. Sie sahen aus wie Räume aussehen sollten, die daran gewöhnt waren, in freundlicher Art Gäste zu empfangen, angenehm warm, gut beleuchtet, mit Kartentischen und Piano, die so platziert waren, dass sie zu Kartenspiel und Musik förmlich einluden. An den Wänden hingen einige Familienporträts und drei oder vier andere Bilder, von denen gesagt wurde, dass sie einigen Wert besäßen und gut dort hin passten – zwei Watteaus, ein Canaletti und ein Weenix; dazu eine größere Anzahl von Sesseln und Sofas, mit fröhlichem Chintz bezogen – wobei die Anordnung des Mobiliars im allgemeinen eine unbeschreibliche, sorglose Eleganz zeigte. Sie selbst war ausgesucht einfach gekleidet und trug auffallend weniger Juwelen und Schmuck als irgend eine andere verheiratete Dame auf dem Hill. Aber ich habe von denen, die etwas von der Sache verstehen, gehört, dass man sie niemals in der Mode des letzten Jahres gekleidet sah. Sie war stets auf dem neuesten Stand, gerade so viel, um zu zeigen, dass sie sich bewusst war, was zur Zeit Mode war, aber mit einer nüchternen Zurückhaltung, so als ob sie sagen wollte: „Ich gehe mit der Mode, so weit sie mir zusagt; ich erlaube ihr nicht, über mich zu bestimmen.“ Kurz, Mrs. Colonel Poyntz war manchmal rau, manchmal grob, immer maskulin und doch auf eine seltsam feminine Art und Weise maskulin; aber niemals vulgär, da sie nie geziert wirkte. Es war unmöglich zu leugnen, dass sie durch und durch „Gentlewoman“ war und sich einige Dinge ohne Verlust ihrer Würde erlauben konnte, für die andere Damen ihren Ruf einbüßen würden. So war sie sehr geschickt im Parodieren von Leuten, sicherlich die am wenigsten damenhafte Art, Humor zu zeigen. Aber wenn sie parodierte, so geschah das mit einem so ruhigen Ernst oder einem derart königlich guten Humor, dass man nur sagen konnte: „Was für ein unterhaltsames Talent die gute Mrs. Colonel hat!“
Auf dieselbe Weise, in der sie die Rolle einer gebildeten Frau einnahm, behauptete ihr männlicher Gegenpart, der männliche Colonel, seine Stellung unter den Herren; er war zwar scheu, aber nicht kühl, hasste Schwierigkeiten aller Art und begnügte sich in seinem Hause, eben so gar keine Rolle zu spielen. Wenn es das Hauptanliegen der Mrs. Colonel gewesen wäre, es ihrem Gatten möglichst gemütlich zu machen, wäre nichts dazu besser geeignet gewesen, als ihn mit Freunden zu umgeben und diese ihm zu passender Gelegenheit wieder vom Hals zu schaffen. Colonel Poyntz, der männliche Colonel, hatte in seiner Jugend tatsächlich gedient, hatte aber schon vor Jahren, bald nach seiner Heirat, den Abschied genommen. Er war der jüngere Bruder eines der vornehmsten Grundbesitzer des Landes; hatte das Haus, in dem er lebte, zusammen mit einigem wertvollen anderen Grundbesitz in und um L... von einem Onkel geerbt, galt als tüchtiger Landmann und war sehr populär in der Low Town, obwohl er sich niemals in deren innere Angelegenheiten einmischte. Er war peinlich genau gut angezogen, von schlanker, jugendlicher Gestalt und krönte sein Aussehen mit einer dicken jugendlichen Perücke. Er schien niemals etwas anderes als die Zeitungen und das meteorologische Journal zu lesen, was ihm den Ruf des wetterkundigsten Mannes in L... eingebracht hatte. Seine andere intellektuelle Vorliebe war – Whist; worin er es allerdings zu nicht ganz so großem Ruhm gebracht hatte. Vielleicht weil die Feinheiten dieses Spiels eine seltenere Vereinigung mentaler Fähigkeiten erforderten, als die Voraussage eines Steigens oder Fallens des Barometers. Im übrigen war der männliche Oberst, der eine beachtliche Anzahl von Jahren mehr als seine Gattin zählte, trotz seines jugendlichen Aussehens ein bewunderungswürdiger Adjutant des kommandierenden Generals, und sie hätte niemanden finden können, der gehorsamer, ergebener oder mehr voll des Stolzes auf einen so ausgezeichneten Chef gewesen wäre.
Wenn ich Mrs. Colonel Poyntz als Königin des Hills bezeichne, muss ich darum bitten, mich nicht falsch zu verstehen. Sie war keine konstitutionelle Fürstin, sondern herrschte als absolutistischer Monarch. Alle ihre Erklärungen hatten die Macht von Gesetzen.
Solcher Einfluss hätte nicht ohne ein beachtliches Talent, sich ihn anzueignen und festzuhalten, errungen werden können. Trotz ihrer ungezwungenen, lebhaften, herrischen Offenheit wusste sie mit unbeschreiblichem Takt Unterschiede zu machen. Selbst wenn sie sich bürgerlich und grob benahm, dann nie auf eine Weise, welche die Öffentlichkeit gegen sie eingenommen hätte. Ihre Kenntnis der Gesellschaft im Allgemeinen musste natürlich beschränkt sein, so wie das bei allen weiblichen Souveränen der Fall sein muss; aber sie schien die Gabe eines intuitiven Wissens über die menschliche Natur zu besitzen, die sie dazu verwendete, Herrschaft über sie zu erringen. Ich zweifle nicht daran, dass sie, wäre sie plötzlich als Wildfremde in die Welt von London versetzt worden, sich bald ihren Weg zu den auserlesensten Kreisen gebahnt hätte und dort, einmal angelangt, ihre Stellung selbst gegen eine Herzogin behauptet hätte.
Ich habe berichtet, sie täuschte niemals etwas vor; das mag einer der Gründe ihrer Regentschaft über einen Personenkreis gewesen sein, in dem beinahe jede andere Frau versuchte, eher als ein Jemand erscheinen zu wollen, als wirklich jemand zu sein.
Wenn Mrs. Colonel Poyntz auch nicht künstlich war, so war sie kunstreich – oder vielleicht sollte ich eher sagen artistisch. In allem, was sie sagte und tat, war Haltung, Führung und Plan. Sie konnte ein äußerst hilfreicher Freund oder ein gefährlicher Feind sein; obwohl ich persönlich glaube, dass sie selten die Grenzen zu extremer Vorliebe oder abgrundtiefem Hass überschritt. Alles war Politik – der Politik eines großen Parteiführers vergleichbar, der entschlossen ist, diejenigen mit besonderen Ehrungen zu würdigen, die es aus Gründen der Staatsräson zu begünstigen empfiehlt und die, die es aus denselben Gründen zu erniedrigen gilt, zu demütigen und zu zerstören.
Seit meinem Streit mit Dr. Lloyd hatte mich diese Lady mit ihrer freundlichsten Seite beehrt und nichts konnte geschickter sein, als die Art und Weise, in der sie, in dem sie mich anderen als orakelhafte Autorität vorstellte, danach strebte, das Orakel selbst ihrem Willen zu unterwerfen.
Sie pflegte in einer bestimmten mütterlichen Art mit mir zu sprechen, so als ob sie das aufs tiefste empfundene Interesse an meinem Wohlergehen, Glück und Ansehen habe. Gleichzeitig wusste sie in jedem Kompliment, in jedem scheinbaren Beweis des Respekts die überlegene Würde einer Autorität zu behaupten, die aus der Verantwortung ihrer Stellung die Pflicht ableitet, aufstrebenden Verdienst zu ermutigen; ein Umstand, der bewirkte, dass ich, trotz allen Stolzes, der mich glauben machte, ich brauche keine helfende Hand um vorwärts zu kommen oder meinen Weg in der Welt zu machen, mich des Gedankens nicht erwehren konnte, Mrs. Colonel Poyntz habe auf irgendeine mysteriöse Weise mein Patronat übernommen.
Wir mögen ungefähr fünf Minuten so Seite an Seite dagesessen haben - in einer Stille, als befänden wir uns in der Höhle des Trophonius – als Mrs. Poyntz plötzlich, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen, sagte:
„Ich denke über Sie nach, Dr. Fenwick. Und Sie – Sie denken an eine andere Frau. Undankbarer Mann!“
„Was für eine ungerechte Anschuldigung! Gerade mein Schweigen sollte als Beweis dafür dienen, wie intensiv meine Gedanken auf Sie und Ihr zauberhaftes Gewebe gerichtet waren, welches unter Ihrer Hand aus Maschen entsteht, die den Blick verwirren und die Aufmerksamkeit fesseln.“
Mrs. Poyntz sah einen Moment zu mir auf – ein einziger Blick aus großen haselnussbraunen Augen – und sagte:
„Haben Sie wirklich über mich nachgedacht? Sagen Sie die Wahrheit.“
„Ganz ehrlich – ja.“
„Das ist eigenartig. Wer kann es sein?“
„Wer es sein kann? Was meinen Sie damit?“
„Wenn Sie über mich nachgedacht haben, dann geschah das in Verbindung mit einer anderen Person – einer anderen Person meines Geschlechts. Es ist ganz sicher nicht die arme liebe Miss Brabazon. Aber wer dann?“
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