Название: Die Hochzeitskapelle
Автор: Rachel Hauck
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783865069641
isbn:
Und auf eine Frau zu warten, die niemals nach Hause kam.
Kapitel Sieben
JACK
In der Wohnung war es still und dunkel, als Jack eintrat, der sich nicht darum bemühte, leise zu sein. Aus Gewohnheit und mit einer geübten Handbewegung warf er seine Schlüssel auf den Tisch neben der Wohnungstür. Klappernd landeten sie auf dem alten, abgenutzten Holz.
Taylor hatte das Ding aus einem Sperrmüllhaufen an der Straße gerettet. Sie hatte vorgehabt, ihn „upzucyceln“. Sie sagte, er hätte Charakter, und wenn sie ihn erst bearbeitet hätte, würde der Tisch das Markenzeichen ihrer Wohnung werden.
Dennoch blieb der Tisch ramponiert und abgewetzt. Nicht einmal die Nachmittagssonne konnte das durstige Holz zum Schimmern bringen.
Jack ließ sich in den Clubsessel fallen, der dem offenen Kamin gegenüberstand. Der gedämpfte Lichterschein der Stadt reichte ihm als Beleuchtung.
Er fühlte sich unwohl. Nein, krank. Todkrank. Er streifte die Schuhe ab, lockerte die Krawatte und ließ sie zu Boden fallen. Dann schlüpfte er mit einem Schulterzucken aus der Jacke, knüllte sie zusammen und warf sie gegen den weißen gemauerten Kamin.
War er wirklich so naiv? Wie hatte er das denn nicht kommen sehen können? Er hatte nie auch nur eine Vermutung gehabt. Nie. Wie konnte sie nur?
Er stand auf und tigerte zur Balkontür. Er öffnete sie und trat auf den weiten, gekachelten Anbau hinaus. Die milde Nachtluft hauchte seinen kalten Knochen und seinen steinernen Gefühlen etwas Leben ein.
Betrogen. Er hasste es. Es gab nichts Schlimmeres. Nichts. Und dieser besondere Betrug schnitt ihm tief ins Mark.
Jack schlug mit der flachen Hand auf das glatte, kalte Geländer. Vor dem Hintergrund des Straßenlärms hörte man das leise Geräusch kaum. Irgendwo auf dem Fluss stöhnte das Horn eines Schleppdampfers. Und die Melodie der Lichter, die von der Skyline Manhattans aus Richtung Brooklyn strömte, verursachte lange, geschwungene Wellen auf der Wasseroberfläche.
Er hob die Hand und griff nach der Stadt – nach den Gebäuden, den Lichtern, der Brücke, den wimmelnden Straßen, dem Erfolgsversprechen. Es sollte doch alles so einfach sein. Streck die Hand aus, nimm, was du willst, und halt es fest.
Aber nein, er war doch Jack Forester. Wie konnte er das nur vergessen? Das Leben weigerte sich, ihn ganz einzulassen. Alles, was er wollte, wurde ihm weggerissen. Weg. Gerissen. Mit der Zeit. Keine Übertreibung. Er könnte ein verfluchtes Buch darüber schreiben.
Heute hatte er nicht nur einen Stammkunden von 105 verloren, Hops bedrängte ihn nach wie vor wegen London.
„Was machst du denn hier draußen?“ Taylors Stimme unterbrach ihn, ein weicher Meißel gegen den harten Fels seiner Gedanken.
Er sah hin, als sie durch die Tür auf den Balkon trat. Der Saum ihres Nachthemds streifte kaum ihren Beinansatz. Mann, sah sie gut aus mit ihrem wirren Haar, das ihr unordentlich über die Schultern fiel. Das geisterhafte Licht der Straßenlaternen berührte ihr Gesicht.
„Es ist spät. Du solltest schlafen.“
„Es ist nicht spät.“ Sie kam an seine Seite, stützte die Arme auf dem Geländer ab und hielt das Gesicht in die Nachtluft. „Es ist früh. Ein Uhr morgens. Wo warst du denn?“
„Arbeiten.“
An jenem Nachmittag, als er auf dem Weg zurück zu seiner Agentur auf der Straße in sie hineingerannt war, war er besorgt und abwesend gewesen, nachdem er mit einem Kunden gestritten hatte. Die Kälte und die wechselhaften Januarwinde stachelten seine Irritation nur weiter an.
„Hey, pass doch auf.“ Er versuchte, dem menschlichen Hindernis auszuweichen, das da um die Ecke der 67. bog, aber sie bewegte sich in dieselbe Richtung.
„Entschuldigung, ich habe nicht aufgepasst … Jack? Jack Gillingham?“
Als er in ihre königsblauen Augen sah, ließ seine Anspannung etwas nach. „Taylor Branson?“ Er umarmte sie, und als ihr Lachen sein Ohr küsste, verstummte das Grollen in seiner Brust. „Was machst du hier in New York City? Und es ist Forester. Gillingham war der Name meiner Pflegeeltern.“ Er trat zurück und ließ sie los, obwohl er das eigentlich gar nicht wollte, weil die Kälte sofort die Stelle an seiner Brust beanspruchte, wo er gerade noch ihre Wärme gespürt hatte.
„Ich wohne jetzt hier.“ Sie klopfte auf ihre Fototasche. „Ich bin im Juni von L.A. hierhergezogen.“
„Warum? Ist dir der Sonnenschein auf die Nerven gegangen?“
Wieder lachte sie, und sein Werbegehirn sagte ihm, er könnte Milliardär werden, wenn er nur den Klang ihres Lachens in Flaschen abfüllen könnte. „Ich habe einen Tapetenwechsel gebraucht. Ein Freund hat eine Reihe Aufträge klargemacht, und da habe ich mir das Auto gepackt und bin einmal durch das ganze Land gefahren.“
„Wie steht es im alten Heart’s Bend? Warst du mal da?“
„Zu Weihnachten. Und ja, ist schon okay da. Meiner Granny geht es nicht so gut, aber es war …“ Sie zuckte mit den Schultern. Ein Hauch Traurigkeit lag in ihrer Stimme. „Du? Warst du in letzter Zeit mal da?“
„Nein, meine Arbeit hält mich auf Trab. Ich bin Seniorberater bei 105.“ Der Schnee fiel dichter, und er entdeckte einen bläulichen Schimmer auf ihren Lippen.
„105? Sehr schick. Für die würde ich auch gerne einmal arbeiten. Aber wie ich höre, ist Hops Williams nicht gerade einfach.“
„Das stimmt schon, aber wenn man ein paar Tricks kennt …“ Er zwinkerte und freute sich über das Lächeln, das sie ihm zur Antwort schenkte. „Sag mal, ich erfriere gleich. Kann ich dich auf eine Tasse Kaffee einladen? Oder Tee oder so?“
„Na ja …“ Sie schaute himmelwärts, betrachtete prüfend die Schneewolken. „Mein Auftrag wurde gerade abgesagt. Aber was genau meinst du eigentlich mit ‚oder so‘?“
Sie hatte ihn. Genau da und dort. „Mittagessen?“
„Perfekt. Ich bin verhungere.“
Aus dem Mittagessen wurden ein Schaufensterbummel, eine Pause in einem Café, dann ein Abendessen. Danach ein Treffen auf einen Kaffee am Morgen. Wieder ein Abendessen. Genauer gesagt, jeden Abend ein Abendessen, bis zu ihrer spontanen Hochzeit.
„Jack?“ Taylors Berührung holte ihn aus seiner Erinnerung. „Du warst arbeiten?“
„Ja, tut mir leid, ich wollte eigentlich anrufen. Wie war dein Tag?“ Hatte sie nicht einen Fototermin oder etwas in der Art gehabt? СКАЧАТЬ