Название: Die Hochzeitskapelle
Автор: Rachel Hauck
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783865069641
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„Ich werde dir das jetzt sagen, weil deine Nana mir deswegen in den Ohren gelegen hat. Also … ich liebe dich, du bist mein Sohn … und ich bin stolz auf dich. Das ist mir ernst, jetzt und für immer. Egal, was kommt.“
Jimmy stürzte einen Becher Wasser hinunter und setzte sich ans Ende der Bank. Irre, welche Gedanken einem nach einem Touchdown durch den Kopf gingen. Da hatte die ganze Rennerei anscheinend sein Gehirn ein bisschen zu sehr aufgeschüttelt, sodass die Erinnerungen durchsickerten.
Er trank sein Wasser aus, warf den Pappbecher in den Müll und feuerte die Abwehr an, als Bradley den Quarterback erwischte. Die Wildcats hatten keine Chance. Nicht, wo nur noch fünf Sekunden übrig waren und die Defense der Rockets unter Strom stand.
„Westbrook, hier rüber.“ Clem winkte ihn zu sich und dem Rest der Mannschaft an die Nulllinie herüber.
Auf dem Weg dorthin warf Jimmy noch einen Blick auf die Zuschauerränge und blieb abrupt stehen, als er sie sah. Sie ging gleich auf der anderen Seite des Maschendrahtzauns vorbei. Sie lachte, und ihr Haar glänzte im Licht des Stadions.
Clems Cousine. Das Mädchen von dem Foto. Er hatte sie am Tag ihrer Ankunft gesehen, als sie mit ihrer Schwester ins Haus der Clemsons eingezogen war. Aber Dad hatte ihn zur Arbeit verdonnert, daher hatte Jimmy keine Zeit gehabt, anzuhalten und sie richtig in Heart’s Bend zu begrüßen.
In der Schule erfuhr er ihren Namen. Colette. Der schönste Name, den er je gehört hatte. Und in den letzten drei Wochen war er immer wieder an ihr vorbeigelaufen, in den Fluren, nach dem Essen, auf seinem Weg zum Matheunterricht. Er sagte Hi, aber sie hielt ihren Blick gesenkt und ihre Bücher fest im Arm.
Clem sagte, sie seien so still wie kleine Mäuschen, Peg und Colette, und doppelt so traurig.
„Die Armen, die haben im Krieg alles verloren. Erst ihre Mutter in der Luftschlacht um England. Dann ihren Vater in der Luftschlacht um Berlin. Der wurde abgeschossen.“
Kurz bevor sie die Treppe zur Tribüne hinaufging, drehte sie sich um und sah ihn direkt an. Als wären sie Liebende auf einer Kinoleinwand. Jimmys Herz klopfte lauter und schneller als vorhin, als er zum Touchdown gesprintet war. Sofort überkam ihn der Wunsch, noch einen Touchdown zu machen, extra für sie.
Der letzte Pfiff ertönte, und die Fanfare dröhnte in der kalten Abendluft. Das Spiel war beendet. Die Rockets hatten gewonnen!
Jimmy schnappte sich seinen Helm und rannte in die Kabine. Alle Gedanken an sie schob er beiseite und zwang sich, sich im Sieg seiner Mannschaft zu sonnen. Feiere!, sagte er sich selbst. Hör auf, ein Mädchen anzuschmachten.
Der Coach stand auf einer Bank und lenkte mit einem schrillen Pfiff die Aufmerksamkeit auf sich. Den Ball in seiner ausgestreckten Hand haltend, sagte er: „Game Ball: Jimmy Westbrook. Der beste Lauf, den ich seit langem gesehen habe. Weiter so.“
Die Jungs explodierten, jubelten, ihre Stimmen echoten von den Wänden: „Jimmy … Jimmy … Jimmy.“
Er grinste und wich seinen Freunden und ihren rabiaten Rückenklopfern spielerisch aus. Er hatte den Game Ball verdient! Da würde Dad vielleicht doch noch ein Knopf vom Hemd springen.
Weniger als eine halbe Stunde später war er geduscht und umgezogen. Seine dreckigen Sachen steckten in der Sporttasche. Der letzte Spieler war schon raus aus der Umkleide. Jimmys großer Abend war vorbei. War Geschichte.
Er war der Letzte, der rausging, löschte das Licht und machte sich auf den Heimweg, einer Brise entgegen, in der sich der Duft des Spätsommers mit dem des nahenden Herbstes vermischte. Mondlicht erhellte auch die dunkelsten Schatten.
So gut er konnte, hielt er sich an seinem Triumph fest, wie er den Ball fest im Arm hielt. Er wollte irgendetwas tun, irgendwohin gehen.
Er war noch nicht bereit dafür, den Abend für beendet zu erklären. Aber Moment um Moment verstrich er einfach. Die anderen Jungs waren jetzt alle zu Hause oder mit ihren Freundinnen unterwegs. Fast alle seiner Freunde hatten Mütter und Väter zu Hause, Geschwister. Um diese Zeit stellten sie sich vermutlich darauf ein, sich gleich mit einer großen Schüssel Popcorn eine Spielshow im Fernsehen anzuschauen.
Jedenfalls war das im Hause Clemson so. Wo Colette wohnte.
Colette … Colette. Er bewegte den Namen in seinem Kopf hin und her und ließ dann Silbe für Silbe über seine Lippen streichen. „Co-lette.“ Ihr Name war so hübsch wie ihr Gesicht.
Vielleicht konnte er noch mit Dad feiern, Popcorn essen, ein bisschen Radio hören. Dad war noch nicht in den Kreis der Fernsehbesitzer eingestiegen. „Der ganze Krach im Haus, wofür soll das gut sein?“
Noch eine Meile bis nach Hause, eine Meile, während der er seinen Touchdown immer wieder erlebte. Jimmy wusste, dieser Moment würde ihm für den Rest seines Lebens bleiben. Und das brachte ihn dazu, mehr zu wollen.
Er durchquerte die Hinterhöfe der Bostics und der Pilpotts, ging über die Straße und sprang schließlich die Stufen hinterm Haus zur Küchentür hinauf. Hinter ihm fiel die Fliegengittertür zu.
„Hey, Daddy, bist du zu Hause?“ Jimmy drapierte seine Lettermanjacke über die Lehne eines Küchenstuhls und legte den Football in die leere Obstschale. Das Haus war dunkel, nur im Wohnzimmer brannte eine einzige Lampe. „Dad? Haben wir Popcorn?“
Jimmy öffnete alle Schränke und durchforschte die Speisekammer. Leer. Wann waren sie eigentlich zuletzt einkaufen gewesen? Mist, er hatte sich irgendwie auf Popcorn eingeschossen.
Er nahm den Football, um ihn seinem Dad zu zeigen, aber als er näher kam, sah er, dass sein alter Herr in seinem Sessel tief und fest eingeschlafen war. Ein Buch lag offen auf seiner Brust.
Jimmy stupste vorsichtig seinen Fuß an. „Du kriegst noch einen steifen Nacken, wenn du so schläfst, Dad.“
„Wa-was?“ Orie Westbrook schreckte mit einem Schnarcher hoch und fuhr sich mit der Hand durch sein dickes Haar. „Hallo, Sohn.“ Jimmy konnte das nicht wirklich beurteilen, aber er fand, sein Dad sah eigentlich ganz stattlich aus, vielleicht konnte man sogar von gutaussehend sprechen, so wie bei John Garfield oder so. Die Frauen in der Stadt schienen ihm alle immer einen zweiten Blick zu schenken, wenn er vorbeiging, und sie sagten seinen Namen immer irgendwie so süßlich. Heeeey, Orie. „Wann bist du denn nach Hause gekommen?“
„Gerade eben. Der Coach hat mir den Game Ball gegeben.“ Jimmy ließ den Ball zwischen den Händen kreiseln und dann aufs Sofa fallen.
Dad senkte die Fußstütze und schüttelte den Schlaf ab. „Gratuliere.“
„Wie wäre es, wenn wir irgendwas machen, Dad? Du weißt schon, feiern und so.“
„Was zum Beispiel?“ Dad ruckte mit dem Kinn zum Ball. „Ich kann eine Vitrine dafür bauen, wenn du willst.“
„Klar, ja, das wäre super.“ Als passe sein Herrlichkeitsmoment in einen Glaskasten. Dads freundliche Geste nahm Jimmys Enthusiasmus die Luft.
„Ich habe noch das alte Holz von den Bäumen, die wir gefällt haben, in der Scheune. Gutes, solides Walnussholz.“ Dad stemmte sich aus seinem Sessel hoch, streckte sich und gähnte. „Ist da СКАЧАТЬ