Der Henker. Johannes Sachslehner
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Название: Der Henker

Автор: Johannes Sachslehner

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783990401729

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СКАЧАТЬ Georg Wippern zuständig. Er und Höfle wissen um die Bestechlichkeit Göths und versuchen ihn loszuwerden.

      „SCHÖNE ARBEIT“ KRAKAU

      Ja, in Krakau fühlen sich die deutschen Besatzer so richtig wohl, das ist eine Stadt nach ihrem Geschmack: „Auf Schritt und Tritt begegnen uns hier die steinernen Zeugen eines harten, entschlossenen Willens, nimmermüder Tatbereitschaft und unversiegbarer Schöpferkraft, daraus mitten im volksfremden Raume eine deutsche Stadt reiner und edler Prägung entstand“, schreibt Theodor Müller, einer der vielen kulturbeflissenen „Experten“, die sich nun in Krakau herumtreiben, in seiner Landeskunde des Generalgouvernements, verfasst im Auftrag der „Hauptabteilung Wissenschaft und Unterricht“ in der Regierung Hans Franks. Sie alle sind, glaubt man der NS-Propaganda, dem hehren „Ruf des Ostens“ gefolgt, um hier den „neuen deutschen Lebensraum“ aufzubauen; tatsächlich lockt der Reiz des Abenteuers, vor allem die gar nicht so utopische Aussicht, im Reich Hans Franks das schnelle Geld machen zu können. Da gibt es die Firmen und Vermögenswerte der jüdischen Polen, die man sich ganz ungeniert aneignen kann, da gibt es Kunstschätze und Möbel, Teppiche und Porzellan, Diamanten und Bargeld. Und da gibt es etwa die 2,5 Millionen jüdischen Polen, deren Ermordung man nun „zügig“ in Angriff nimmt.

      Ein heftiger Kampf um Zuständigkeiten und Kompetenzen zwischen Himmler und Frank entbrennt, aus dem schließlich der Reichsführer-SS im November 1941 endgültig als Sieger hervorgeht. Was das Schicksal der jüdischen Polen angeht, so haben Himmler und seine Mordgehilfen ab diesem Zeitpunkt das Heft fest in der Hand: Die Entscheidungen über Tod und Leben der Juden fallen nun bei den SS-Dienststellen. An der Spitze der SS-Gewaltherrschaft im Distrikt Krakau steht, zumindest am Papier, General Friedrich Wilhelm Krüger, der Höhere SS- und Polizeiführer Ost (HSSPF Ost), ein ehrgeiziger, 48-jähriger, mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichneter Weltkriegsveteran aus Straßburg, ihm zur Seite als persönlicher Adjutant SS-Hauptsturmführer Emmanuel Graf von Korff, 36 Jahre alt. Krüger residiert wie sein Intimfeind Hans Frank auf dem Wawelschloss, ihm unterstehen alle SS- und Polizeidienststellen im Generalgouvernement: die Befehlshaber der Sicherheitspolizei (SIPO) und des Sicherheitsdienstes (SD) ebenso wie die Chefs der Kriminal- und der Ordnungspolizei; für alle „Aktionen“ gegen die Juden trägt er zwar nominell die Letztverantwortung, tastächlich kümmert sich ein Mann wie der Kärntner SS-Brigadeführer Odilo Globocnik, der in Lublin die Aktion Reinhardt startet, wenig um die Meinung Krügers und zieht es vor, seine Weisungen direkt bei Heinrich Himmler einzuholen. Und auch in Krakau selbst passiert vieles, was nicht unbedingt mit ihm abgestimmt ist. Die Initiative in Sachen „Judenpolitik“ liegt da eher beim SS- und Polizeiführer des Distrikts Krakau, Oberführer Julian Scherner, dessen Hauptquartier sich in der Oleanderstraße befindet. Als Stabsführer Scherners fungiert SS-Sturmbannführer Willi Haase.

      Die ersten Terroraktionen der deutschen Besatzer in Krakau lassen nicht lange auf sich warten: In der Zeit zwischen dem 10. Mai und dem 12. Juli 1940 ordnet Generalgouverneur Hans Frank die „Außerordentliche Befriedungsaktion“ an. Die Sicherheitspolizei inhaftiert 3.500 Angehörige des polnischen Widerstandes, und etwa 3.000 so genannte „Berufsverbrecher“ werden in Gefängnissen ermordet. Frank zitiert den „Führer“, der ihm gesagt hätte, dass die Führerschicht in Polen zu liquidieren und was „nachwachse“ wieder wegzuschaffen sei. Dann meint er weiter über die Maximen seines Handelns: „Wir brauchen diese Elemente nicht erst in die Konzentrationslager des Reichs abzuschleppen, denn dann hätten wir nur Scherereien und einen unnötigen Briefwechsel mit den Familienangehörigen, sondern wir liquidieren die Dinge im Lande. Wir werden es auch in der Form tun, die die einfachste ist.“

      Hans Frank versteht sich als deutscher Kulturmensch, ja, als Speerspitze der Zivilisation, und hält entsprechend Hof: So begrüßt der vielseitig interessierte und durchaus belesene Herr am Wawel zum Beispiel den Physiker Werner Heisenberg, Paul Hörbiger, Lil Dagover, Max Halbe, Elly Ney, Veit Harlan, Heinrich George, Clemens Krauß, diverse Solisten der Mailänder Scala, die Wiener Sängerknaben oder auch seinen Freund, den Komponisten Hans Pfitzner. Zu einer größeren Schärfe des Denkens vermögen ihn all diese Kontakte nicht zu bewegen und so schwadroniert er am Rednerpult weiter drauf los.

      

      Arbeiten „für das Wohl und die Größe des Reiches“: die Nazis in Krakau

      In seiner Ansprache auf der Weihnachtsfeier des I. Wachbataillons Krakau am 19. Dezember 1940 resümiert Frank: „Ich habe freilich in einem Jahr weder sämtliche Läuse noch sämtliche Juden beseitigen können. Aber im Laufe der Zeit und besonders wenn Ihr mir dabei helft, wird sich das schon erreichen lassen.“

      Das Krakauer Ghetto

      Ein erster Schritt zur angestrebten „Beseitigung“ der Juden ist die Einrichtung eines Ghettos am rechten Weichselufer im Stadtteil Podgórze. Auf dem etwa 20 Hektar großen Gelände um den Zgody-Platz, das 15 Straßen zwischen Weichsel, Rynek Podgórski und der Bahnlinie Kraków – Płaszów einschließt, stehen 320 Häuser mit 3.167 Zimmern – darin sollen bis zum 20. März 1941 16.000 Juden Platz finden; die vorgegebene unmenschliche Norm sieht dabei folgendermaßen aus: zwei Quadratmeter eines Zimmers für eine Person oder drei Personen für ein Fenster. In einer Zwei- oder Dreizimmerwohnung müssen daher mehrere Familien eine neue Heimstatt finden. Die Situation verschärft sich noch nach dem 15. September 1941, als etwa 4.000 Juden aus den Orten in der Umgebung Krakaus ebenfalls ins Ghetto übersiedeln müssen – insgesamt leben nun 20.000 Menschen zusammengepfercht auf engstem Raum.

      Schritt für Schritt ziehen die Nazi-Bürokraten die tödliche Schlinge enger: Ab dem 15. Oktober 1941 steht auf das Verlassen des Ghettos ohne entsprechende Erlaubnis die Todesstrafe; ab 1. Dezember 1941 werden Lebensmittel rationiert: Vorgesehen sind 100 Gramm Brot täglich sowie 200 Gramm Fett und Zucker monatlich. Als Antwort darauf beginnt der Schmuggel von koscherem Fleisch und anderen Nahrungsmitteln. Wer genug Geld hat, kann noch immer alles kaufen; für viele beginnt jedoch nun das Hungern.

      Am 11. Dezember 1941 veranstalten SS und Sicherheitspolizei eine erste Treibjagd auf Menschen, die keine gültige Aufenthaltserlaubnis für das Ghetto besitzen; wer gefasst wird, wird in den Wäldern um Kielce erschossen.

      Am 27. Dezember 1941 kommt unter Androhung der Todesstrafe der Befehl zur Ablieferung von Pelzen, Schi und Schischuhen – an die 8.000 Pelze werden eingesammelt; während der Suchaktionen in den Wohnungen erschießen Polizei und SS zahlreiche Menschen.

      Die Strategen des Massenmordes denken inzwischen in unfassbaren Dimensionen: Am 13. Oktober 1941 trifft Globocnik mit Heinrich Himmler zusammen, der ihm die Genehmigung zum Bau des Vernichtungslagers in Bełżec erteilt. Am 17. Oktober 1941 ist bei SSPF Odilo Globocnik in Lublin eine Besprechung angesetzt. Angereist aus Krakau sind Generalgouverneur Hans Frank, der im Slang der SS inzwischen auch höhnisch König Hans oder Stanislaus der Verspätete genannt wird, und der Stellvertreter des Staatssekretärs Dr. Ernst Boepple, anwesend sind weiters der Gouverneur des Distrikts Lublin Ernst Zörner und dessen Amtschef Wilhelm Engler. Einer der Punkte, die besprochen werden, betrifft die „Judenfrage“. Nach angeregter Diskussion einigen sich die Herren auf folgende Vorgangsweise: „Die Juden sollen – bis auf unentbehrliche Handwerker und dergl. – aus Lublin evakuiert werden. Zunächst werden 1.000 Juden über den Bug überstellt werden. Den Vollzug übernimmt der SS- und Polizeiführer. Die Auswahl der zu evakuierenden Juden erfolgt durch den Stadthauptmann.“

      Damit ist eine wichtige Weichenstellung in Richtung systematischer Ermordung der Juden gefallen, Frank und Globocnik, die es beide nicht erwarten können, СКАЧАТЬ