Название: Der Henker
Автор: Johannes Sachslehner
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783990401729
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Frank, der schon von der Besiedlung des Generalgouvernements durch deutsche Siedler träumt, scheint seine fiebrige Ungeduld in Sachen „Judenfrage“ kaum bezähmen zu können. Zwei Monate später, am 16. Dezember 1941, schließt er eine Regierungssitzung in Krakau mit sehr deutlichen Worten: „Mit den Juden – das will ich Ihnen auch ganz offen sagen – muss so oder so Schluss gemacht werden. Mitleid wollen wir grundsätzlich nur mit dem deutschen Volke haben, sonst mit niemanden auf der Welt. Die anderen haben auch kein Mitleid mit uns gehabt.
Ich muss auch als alter Nationalsozialist sagen: Wenn die Judensippschaft den Krieg in Europa überleben würde, wir aber unser bestes Blut für die Erhaltung Europas geopfert hätten, dann würde dieser Krieg doch nur einen Teilerfolg darstellen. Ich werde daher den Juden gegenüber grundsätzlich nur von der Erwartung ausgehen, dass sie verschwinden. Sie müssen weg.
Ein Motiv für den Propagandafeldzug: „König Hans“ Frank begegnet Mädchen in ukrainischer Tracht.
Übersiedlung ins Ghetto: Möbel und Hausrat werden auf Leiterwagen verladen.
Meine Herren, ich muss Sie bitten, sich gegen alle Mitleidserwägungen zu wappnen: Wir müssen die Juden vernichten, wo immer wir sie treffen und wo es irgend möglich ist, um das Gesamtgefüge des Reiches hier aufrecht zu erhalten.
Die Juden sind auch für uns außergewöhnlich schädliche Fresser. Die 3,5 Millionen Juden können wir nicht erschießen, wir können sie nicht vergiften, werden aber doch Eingriffe vornehmen können, die irgendwie zu einem Vernichtungserfolg führen, und zwar im Zusammenhang mit den vom Reich her zu besprechenden großen Maßnahmen. Das Generalgouvernement muss genau so judenfrei werden, wie es das Reich ist.“
Die Planungen zum Mord an den Juden sind offenbar weiter fortgeschritten. Bereits einen Monat vor der Wannsee-Konferenz stimmt Hans Frank seine Mitarbeiter auf das Blutbad ein – in den Köpfen ist man bereit für die große „Aktion“. Das Generalgouvernement will sich als Musterschüler zeigen, der die Aufgabe bereits angeht, bevor sie noch offiziell ausgesprochen ist – diesen Rahmen für die „Endlösung“ steckt dann die berüchtigte Wannsee-Konferenz vom 20. Jänner 1942 ab – der Massenmord an den europäischen Juden ist beschlossene Sache …
Die Deportationen
Am 28. Mai 1942 umstellen Einheiten der SS, der Waffen-SS und der Sicherheitspolizei das Krakauer Ghetto. Die Schergen der „Endlösung“ beginnen ihre mörderische „Selektionen“: Bis 8. Juni werden drei Todeszüge mit 7.000 Juden „abgefertigt“; Ziel der „Transporte“: das Vernichtungslager Bełżec im Distrikt Lublin.
Vorbereitet wird die „Aktion“ durch eine weitere Schikane der Nazi-Bürokratie: den „Blauen Schein“. Die Kennkarte bietet ab nun den Bewohnern des Ghettos nicht mehr ausreichend Schutz vor Deportation, auch nicht dann, wenn sie mit dem Stempel einer offiziellen Arbeitserlaubnis versehen ist. Der Blaue Schein, den ebenfalls nur arbeitende Juden erhalten, teilt die Ghettobewohner auf bürokratischem Weg, er „selektiert“ für die „Endlösung“ vor: in jene, die arbeiten und vorläufig leben dürfen, und in jene, die bereits jetzt zum Tode verurteilt sind – vorgesehen für den Abtransport in eine der Todesfabriken im Osten.
Zahlreiche Juden werden von der SS noch im Ghetto erschossen; in wenigen Tagen fordert die Menschenjagd an die 600 Opfer. Höhepunkt des Massakers ist der 4. Juni 1942, der „Blutige Donnerstag“: Unter den Ermordeten dieses Tages sind auch der Dichter Mordechai Gebirtig, der Maler Abraham Neumann und Arthur Rosenzweig, der Vorsitzende des Judenrates. Etwa 12.000 Menschen bleiben noch im Ghetto zurück. Das Schicksal der noch lebenden Juden entscheidet sich Anfang Juni 1942: Hans Frank hat den Machtkampf mit Himmler um die Befugnisse in der Siedlungs- und Judenpolitik endgültig verloren; für die „Judenangelegenheiten“ ist nun der Höhere SS- und Polizeiführer Friedrich-Wilhelm Krüger zuständig. Krüger, daran lässt der von kaltem Ehrgeiz zerfressene Mann aus Straßburg keinen Zweifel, ist für den Massenmord: Mitte Juni verhandelt er bereits mit den führenden Verwaltungsbeamten der einzelnen Distrikte über die Ausdehnung der Massentötung auf das gesamte Generalgouvernement. Die zivilen Verwaltungsstellen stellen sich der „Herausforderung“ bereitwillig, sie sehen darin „eine harte Notwendigkeit“, die man im Interesse des „Endsiegs“ zu akzeptieren hat. Und so werden auch die Bewohner des Krakauer Ghettos unerbittlich weiter gequält: Am 20. Juni 1942 verkleinert man das Ghetto um den Streifen zwischen der Tarnowskastraße (heute Limanowskiegostraße) und Krzemionki; die nächste Verkleinerung erfolgt am 1. November 1942 mit der Abtrennung der so genannten „Ukraine“: Der Bereich Janowa-Wola-Straße, die Dąbrówkistraße und die linke Seite der Lembergstraße werden vom Ghetto abgelöst.
Deportation in den Tod: „selektionierte“ Opfer auf dem Marsch zu den Zügen am Krakauer Hauptbahnhof
Nach einer kurzzeitigen Unterbrechung fahren ab Mitte Juli 1942 wieder zwei Deportationszüge pro Woche aus dem Distrikt Krakau zum Vernichtungslager Bełżec. Die Aktion Reinhardt steuert ihrem Höhepunkt zu: Am 18. und 19. Juli 1942 ist Heinrich Himmler in Lublin; neben Bełżec sind jetzt auch die Vernichtungslager in Sobibór und Treblinka „einsatzbereit“, die „Reduzierung der überflüssigen Juden“ wird in fieberhaftem Tempo fortgesetzt. Bald erreicht der Massenmord unvorstellbare Dimensionen: Ab dem 22. Juli 1942 sterben in den Vernichtungslagern durch fast zehn Wochen hindurch jeden Tag bis zu 25.000 polnische Juden. Ende 1942 werden von den einst zwei Millionen Juden im Generalgouvernement nur mehr 300.000 leben.
Hans Frank, Chef des Gangster Gaus, der am 1. August auf einer Großkundgebung in der ostgalizischen Metropole Lemberg spricht, ist daher bestens aufgelegt. So kann er es sich nicht verkneifen, die laufenden Mordaktionen zumindest anzudeuten: „[M]it diesen Juden werden wir auch noch fertig. (…) Es soll doch in dieser Stadt einmal Tausende und Abertausende von diesen Plattfußindianern gegeben haben – es war keiner mehr zu sehen. Ihr werdet doch am Ende mit denen nicht böse umgegangen sein? (Das Protokoll verzeichnet „Große Heiterkeit“.)
(…) Wir haben das Glück, daß wir hier mit den Juden so umgehen können, wie sie mit dem deutschen Volk umgegangen sind. (…) Der Jude ist in diesem Land kein Problem mehr, sondern höchstens geeignet, uns artgemäß zu interessieren.“
Nach den ersten Wochen des Mordens zieht auch der Reichsführer-SS ein zufriedenes Zwischenresümee. In einem Brief an Odilo Globocnik vom 13. August 1943 schreibt Himmler: „Arbeiten Sie weiter so tatkräftig wie bisher und ich glaube sicher, daß Sie in dieser schönen Arbeit Befriedigung finden.“ Während Göth bei der „Aktion Reinhardt“ seine Erfahrungen mit dem Judenmord sammelt, holt das SS-Personalhauptamt offiziell nach, was de facto schon Realität ist: Am 13. August 1942 wird er für die Dauer seines Einsatzes beim Höheren СКАЧАТЬ