Der Henker. Johannes Sachslehner
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Название: Der Henker

Автор: Johannes Sachslehner

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783990401729

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СКАЧАТЬ eine Freundin ihrer Schwester Bronia versucht einen SS-Mann zu bestechen. Der SS-Scherge nimmt zwar seelenruhig das Geld, schiebt sie dann aber mit dem Gewehrlauf ebenso entschlossen zurück zu den Todgeweihten. Helen setzt jetzt alles auf eine Karte: Sie bemerkt, dass ein Mann Milchkannen auf einen Pferdewagen lädt, die für das Lager Płaszów bestimmt sind: Als der Mann sich wieder zu einer Kanne umdreht, springt sie geistesgegenwärtig auf den Wagen, versteckt sich unter der Plache, mit der die Milchkannen zugedeckt sind, und gelangt auf diese Weise nach Płaszów.

      Ihre Schwester Bronia hält sich inzwischen im Keller des Hauses verborgen, in dem die Familie gewohnt hat. Lieber will sie sterben, als den Todeszug nach Bełżec besteigen. Als sie versucht ins Nebenhaus zu wechseln, wird sie von einigen SS-Leuten entdeckt, die sie jedoch entkommen lassen. „Lass sie leben. Sie ist noch jung!“, meint einer von ihnen. Im Nebenhaus ist die Lage nicht besser, bereits zwanzig Menschen halten sich hier verborgen. Doch Bronia hat Glück: Nach dem Ende der „Aktion“ ist es ein jüdischer OD-Mann, der sie herausholt und nach Płaszów bringt.

      Am Sonntag, dem 14. März, ist Ghetto B das Ziel Göths und seiner Männer. Auch hier haben die Menschen von Julian Scherner den Befehl bekommen, sich für die „Aussiedlung“ bereitzuhalten. Am Zgodyplatz „selektioniert“ Göth unter den älteren Männern 150 für die Arbeit in Płaszów aus; Obersturmbannführer Haase ist gegen diese Zahl und befiehlt 75 der ausgewählten Männer sofort zu erschießen. Die überlebenden 75 müssen den Getöteten die Kleider ausziehen und sie auf die Kastenwägen für den Transport nach Płaszów laden.

      Ziel der Mörder am 14. März ist nicht zuletzt das jüdische Hauptkrankenhaus in der Józefińskastraße, in dem zahlreiche Patienten in ihren Betten getötet werden. SS-Oberscharführer Albert Hujar leitet die „Aktion“: Menschen werden aus den Fenstern im dritten Stock in den Tod gestürzt, einige Ärzte zusammen mit den Kranken erschossen. Die Häuser werden durchkämmt, wer gefunden wird, auf der Stelle getötet oder zum Zgodyplatz gebracht und dort ermordet.

      Die Opferbilanz der Ghetto-„Liquidierung“: Etwa 1.000 Menschen werden nur an diesen zwei Tagen ermordet, 4.000 deportiert, die Hälfte davon in das Vernichtungslager Auschwitz.

      Am Montag, dem 15. März, erhalten schließlich 40 Mitarbeiter des jüdischen Gesundheitsdienstes den Befehl, die medizinischen Einrichtungen des Ghettospitals nach Płaszów zu übersiedeln. Auf den Röntgenapparat, dem er zuvor noch die Behandlung seiner Fußgeschwüre anvertrauen wollte, glaubt Göth nun allerdings verzichten zu können – er wird beschlagnahmt, abgebaut und ins „Reich“ geschickt. Eine Woche lang werden die Geräte unter SS-Bewachung in die beiden Spitalsbaracken übersiedelt, in denen jeweils 45 Betten aufgestellt werden.

      Leiter des Krankenreviers wird Dr. Leon Gross, ein junger jüdischer Arzt, der in Schlesien deutsche Schulen besucht und sein Medizinstudium in Italien absolviert hat. Gross ist zusammen mit zwei anderen Ärzten bereits seit Dezember 1942 in Płaszów, und obwohl es streng verboten ist, dass jüdische Ärzte „arische“ Patienten behandeln, fasst Göth bald Vertrauen zu dem jungen Mann und überträgt ihm die medizinische Betreuung der deutschen und ukrainischen SS-Wachmannschaften. Ja, er selbst findet nichts dabei, von Gross berührt oder untersucht zu werden – wenn es um seine eigene kostbare Gesundheit geht, spielt der Rassenwahn plötzlich keine so große Rolle mehr. So lässt er einige Schutzimpfungen durch ihn an sich durchführen und später auch seine Diabetes von ihm behandeln. Dafür wird Gross mit Privilegien ausgestattet: Er darf die Uniform eines OD-Mann tragen und sich in ihr frei im Lager bewegen; glaubt man Zeugen wie Jehuda L. Stein, der am 25. Mai 1943 aus dem kleinen Lager Czarny Dunajec nach Płaszów kommt, so entpuppt sich Gross bald als Kollaborateur der schlimmsten Sorte: Er schikaniert seine Ärztekollegen, bereichert sich an den Patienten der „Lagerprominenz“ und arbeitet Göth nur allzu bereitwillig in die Hände. Eine Haltung, die er nach dem Krieg mit dem Leben bezahlen wird: Im Sommer 1945 wird Dr. Leon Gross von den polnischen Polizeibehörden verhaftet, zum Tode verurteilt und hingerichtet.

      Es war eine vorbildliche Umsiedlungsaktion, sollte Gerald Reitlinger später in seinem Buch über die „Endlösung“ schreiben.

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