Die Melodie des Mörders. Miriam Rademacher
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Название: Die Melodie des Mörders

Автор: Miriam Rademacher

Издательство: Автор

Жанр: Ужасы и Мистика

Серия:

isbn: 9783943709315

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СКАЧАТЬ Der Mann ist tot! Und das ist alles, was du von einem Mord in deiner Kirche mitbekommen hast? Dass sein Abgang disharmonisch war?« Dieber schien fassungslos.

      »Wie hätte ich das denn ahnen sollen? Ich war unten im Kirchraum. Von dort ist der Orgelboden nicht einsehbar. Die Orgel steht wie eine Wand zwischen dem Organisten und dem Pfarrer.«

      »Und wie läuft das während des Gottesdienstes ab? Muss man da nicht mal kurz Rücksprache halten und sei es nur per Blickkontakt? Wie fand Clifford den richtigen Moment für seinen Einsatz?«, fragte Colin.

      Jasper wies mit dem Finger auf einen Monitor, der schräg neben der Orgel an der Wand hing. Colin hatte das kleine Objekt bis zu diesem Moment glatt übersehen.

      »In der Kirche befindet sich eine Kamera. Clifford konnte mich sehen, ich ihn aber nicht. Für gewöhnlich reichte ein Nicken meinerseits und Clifford wusste, was er zu tun hatte. Er verfolgte den Gottesdienst immer sehr aufmerksam«, erklärte Jasper. »Die Kamera lässt sich von hier aus anschalten.« Er machte Anstalten, den Anwesenden das Wunderwerk der Technik vorzuführen, doch Mike hielt ihn zurück.

      »Nichts anfassen. Das hier ist ein Tatort.«

      »Aber meine Fingerabdrücke werden sich so oder so an diesem Tatort finden«, protestierte Jasper.

      »Das ist noch lange kein Grund, die des Täters zu verwischen«, widersprach Dieber.

      »Die würde ich an deiner Stelle auf der Orgelpfeife suchen«, sagte Colin. »Wenn du deine Ausbeute dann mit allen Fingerabdrücken der Schauspieler vergleichst, könnte das zu einem schnellen Erfolg führen.«

      »Und falls nicht, werden wir Amateure den Mörder von Clifford finden. Das bin ich ihm schuldig«, stellte Jasper fest.

      »Macht, was ihr wollt. Ich mache jetzt Meldung«, sagte Dieber und zückte sein Handy.

      Eine knappe Viertelstunde später schnaufte ein schlechtgelaunter Inspector Hoffer die Treppe zum Orgelboden herauf.

      Jasper, der die letzten Minuten wieder und wieder die Ereignisse der Theaterprobe geschildert hatte, während sich sowohl Mike als auch Colin gewissenhaft alle Namen der Darsteller notierten, sah ihm mit erschöpftem Gesichtsausdruck entgegen. »Ich habe Ihrem Sergeant bereits alles gesagt, was ich weiß. Habe ich eine Chance auf eine kleine Pause, während Sie den Tatort inspizieren? Jetzt, wo der Adrenalinpegel wieder sinkt, fühle ich mich etwas zittrig.«

      »Wenn Sie mir und meinen Leuten in dieser Pause einen Kaffee kochen, dann dürfen Sie sich entfernen. Aber kommen Sie zurück, so schnell Sie können. Ich trinke meinen Kaffee mit viel Milch und Zucker«, sagte Hoffer. Hinter ihm trabten zwei Gestalten in weißen Schutzanzügen heran und öffneten geschäftig Koffer und Taschen. Während Jasper die erstbeste Gelegenheit zur Flucht nutzte, wandte sich Hoffer Colin zu: »Nun, erzählen Sie mal, Mr Duffot. Wie haben Sie den Toten entdeckt?«

      »Ich war es diesmal gar nicht«, erwiderte Colin und konnte nicht umhin, fröhlich zu klingen. »Jasper hat ihn gefunden.«

      »Der Pfarrer? Sie machen Witze.«

      »Nein, ganz im Ernst. Ich habe brav im Gemeindesaal meinen Tanzabend geleitet. Dafür gibt es übrigens eine Tanzfläche voller Zeugen.«

      »Und was machen Sie dann hier?«

      »Ihnen Konkurrenz.«

      »Ach ja. Das Messingschild an Mrs Greys Gartenzaun, ich vergaß. Unter diesem Gesichtspunkt hätte ich den Pfarrer lieber nicht gehen lassen, sondern Sie die Treppe runterschubsen sollen.«

      »Ich überlasse Ihnen nur zu gern das Feld. Es ist ja nicht so, dass ich nicht noch anderes zu tun hätte. Im Gemeindehaus dudelt immer noch Musik, und Ruth Dimbridge wartet darauf, von mir nach Hause gefahren zu werden.«

      »Dann sehen Sie zu, dass Sie Land gewinnen, Duffot. Wenn ich Fragen an Sie habe, melde ich mich.«

      Colin nickte folgsam, winkte zum Abschied und verließ den Orgelboden. Im Kirchraum traf er auf einen müde wirkenden und sehr alten Mann mit schwarzem Koffer.

      »Wo ist denn das Opfer?«

      »Oben auf dem Orgelboden, Doktor«, riet Colin aufs Geratewohl. »Und ja, der Mann ist tot, und nein, es war kein Unfall.«

      »Das festzustellen dürfen Sie gerne mir überlassen, ich werde dafür bezahlt.« Mit diesen Worten schob sich der fast kahlköpfige Mann, den Colin auf knapp unter hundert schätzte, an ihm vorbei und erklomm die Stufen zum Tatort. Colin fragte sich, ob man auf die Schnelle keinen jüngeren Mediziner hatte bekommen können und dachte dann ein bisschen wehmütig an die Kriminalromane seiner Kindheit zurück. In denen war der Detektiv von den Ermittlern geradezu hofiert worden. Er konnte von Glück sagen, wenn man ihn nicht die Treppe hinunterstieß, wie Hoffer ihn gerade hatte wissen lassen. Beim Verlassen der Kirche zog Colin die Tür hinter sich zu und stand einen Moment auf dem gepflasterten Kirchhof. Nebel war aufgezogen und ließ die erleuchteten Fenster des Gemeindesaals und des nahen Pfarrhauses wie Postkartenmotive aussehen. Das Weihnachtsfest nahte und von Friede auf Erden war mal wieder keine Spur. An diesem Ort war soeben gemordet worden.

      Fröstelnd schlug Colin den Weg zum Gemeindesaal ein. Kein Mensch war zu sehen. Jasper ließ sich vermutlich, statt Kaffee zu kochen, von seiner Haushälterin mit einem Glas Grog aufpäppeln. Hoffer würde dieser Pause schnell ein Ende machen und Colin würde dem Freund nicht beistehen können. Er konnte Ruth unmöglich noch länger warten lassen.

      Tatsächlich traf er im Inneren des Gemeindehauses nur noch Ruth an, die schweigend leere Flaschen in eine Getränkekiste stellte, die sie auf ihrem Schoß spazieren fuhr. Mit einem Anflug schlechten Gewissens half Colin ihr rasch bei den letzten Handgriffen, wischte mit einem feuchten Lappen über Tische, rückte Stühle und löschte Kerzen. Ganz zum Schluss schaltete er die Musik aus, raffte seine CDs und die tragbare Musikanlage zusammen und verließ gemeinsam mit Ruth das Haus.

      Das Geräusch der Rollstuhlräder auf den nassen Steinen begleitete sie zu Mrs Greys Wagen, einem betagten Seat, den Colin leihweise für seine Zwecke nutzen durfte. Er half der kräftigen Frau auf den Beifahrersitz, verstaute Rolli und Unterrichtsmaterial im Kofferraum und setzte sich ans Steuer.

      Erst auf der Dorfstraße fiel das erste Wort zwischen ihnen.

      »Ist jemand gestorben?«, fragte Ruth und faltete ihre kräftigen Hände in ihrem Schoß.

      Colin hatte nicht vor, um den heißen Brei herumzureden. Nicht bei Ruth. Sie war ihm in der Vergangenheit schon oft eine Hilfe gewesen. Sie verfügte nicht nur über ein beeindruckendes Hintergrundwissen, wenn es um die Dorfbewohner ging, sie hatte auch einen scharfen Verstand und eine Gabe, die Dinge von allen Seiten zu betrachten.

      »Clifford St. Clare ist tot. Jemand hat ihm eine ausgemusterte Orgelpfeife über den Kopf gezogen. Jasper möchte, dass ich den Mörder seines Freundes und Organisten finde.«

      »Natürlich möchte er das. Nicht zuletzt, weil er dann ebenfalls wieder Detektiv spielen darf. Jasper ist so leicht zu durchschauen. Auch wenn der Tod Cliffords ihn wirklich getroffen haben wird. Die beiden mochten einander.« Ruth strich sich über ihren Bürstenschnitt, der ihr ein maskulines Aussehen verlieh, und fuhr fort, bevor Colin etwas sagen konnte. »Clifford war Jaspers Freund. Aber es war eine Freundschaft, in der eine gewisse Distanz gewahrt wurde. Jeder im Dorf versuchte, eine gewisse Distanz zu Clifford zu wahren. Aus Selbstschutz. Clifford war ein einsamer Mensch, der unter dieser Einsamkeit litt. Er nutzte jede Chance, um die Abende nicht СКАЧАТЬ